Vom Freistehen, Campingplätzen und Pommes

Einsame Strände, weite Canyons und unendliche Weiten zwischen Bergen und Meer. Die Sonne lacht, zwei braun gebrannte Menschen stehen leicht bekleidet einsam mit ihrem Van, irgendwo im Nirgendwo und haben ganz unbekümmert die Zeit ihres Lebens. Das ist Vanlife Romantik und Freistehen. Und auch wenn wir diese Momente kennen und lieben – sie sind nur ein kleiner Teil davon, was das Leben hier draußen ausmacht. Einen etwas tieferen Einblick unserer Perspektive möchten wir hier mit Dir teilen.

Sonnenuntergang an einsamen Strand mit zwei Vans in Almeria

Bewusstsein für begrenzte Ressourcen

Unsere Ressourcen sind begrenzt. Das gilt nicht nur für Menschen im Van oder Wohnmobil, sondern ja eigentlich für alle. Das vergisst man nur sehr schnell, wenn man nie eine Knappheit und die Auswirkungen auf das eigene, tägliche Leben spürt. Anders ist es, wenn man einen traumhaften Ort gefunden hat, und an eben jenem so lange wie möglich Freistehen möchte. Man kommt schnell ins Grübeln, wie man Dinge anders machen kann, wie man möglichst viel Wasser spart. Denn manchmal heißt ein leerer Wassertank (oder eben ein voller Abwassertank), dass man einen beschwerlichen Weg oder gar ein kleines Offroad-Abenteuer in Kauf nehmen muss, um sich wieder zu versorgen.

Diese Erfahrung haben wir intensiv in unserer zweimonatigen Auszeit im Jahr 2023 gemacht und sind sehr dankbar dafür. Unser Frisch- und Trinkwasser sowie das Volumen des Abwassertanks sind begrenzt, und auch wenn wir meistens genug Strom haben, nutzen wir ihn bewusster und gezielter. Wie im detaillierteren Beitrag zu unserem Eigenbau Campervan erwähnt, kommen wir mit Wasser ungefähr eine Woche aus. Wenn man einmal richtig verliebt in einen Ort ist und vielleicht sogar neue Leute kennengelernt hat, fängt der Sparfuchs in einem ganz von alleine an, die Kontrolle zu übernehmen. Denn man möchte die Schönheit des Momentes natürlich ausdehnen. So wirkt sich diese Sparsamkeit auf viele Dinge aus. Wie man spült, wäscht, welche Gerichte man kocht oder wie man sie kocht (es gibt nicht jeden Tag Nudeln oder Kartoffeln, die in literweise Wasser gekocht werden). Wir nutzen gelegentlich einen Schnellkochtopf, um Wasser und Strom zu sparen. Und das ist immer noch ein laufender Prozess, wir werden ja mit der Zeit meistens nicht dümmer 🙂 All diese Dinge sind taktische Entscheidungen, und wir lieben es 🙂 Wer weiß schon, wie viel Wasser er oder sie für Körperhygiene verwendet oder benötigt?

Es kann nicht jeden Tag Pommes geben

Um es ganz deutlich zu sagen: Wir übertreten niemals das Gesetz. Wir campen nicht illegal in Nationalparks oder an Orten, wo ein ausdrückliches Übernachtungsverbot herrscht. Und da kommen wir  zum Eingangs angesprochenen Punkt der „Vanlife Romantik“. Wie eine weise Person einst sagte: „Es kann nicht jeden Tag Pommes geben.“ Es kommt vor, dass wir auf Parkplätzen oder in lauter Umgebung übernachten müssen. Die moderne Technologie und die damit einhergehenden, bekannten Apps machen das Finden toller Orte zwar leichter, sorgt aber auch für mehr Bekanntheit im Allgemeinen. Aus mit der Einsamkeit und dem Hippie-Leben? Nein 🙂 Nicht alles findet man im Internet. Es ist immer noch eine Kunst, tolle Orte zu finden und man lernt durch das Kartenstudium etwas über die Geografie und über das Land. Und was nutzen Dir alle Apps der Welt, wenn die Plätze voll sind? Deswegen ist auch Timing eine oft übersehene Zutat in der magischen Suppe des Nomadenlebens. Unser Geheimrezept ist es, einfach loszufahren, die Gegend zu entdecken (das kann man auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad) und ein bisschen Abenteuer und Entdeckerfeeling zu genießen. Sich nicht zu viel vorzunehmen. Sich widerstandslos auf die Situation einlassen und einfach hinnehmen, was auch immer kommen mag. Das macht die Reise und das Abenteuer nicht nur kontrastreich, sondern einen selbst auch dankbarer.

Vanlife auf dem Campingplatz ???

Warum nicht auch mal das? 🙂 Wie schon angesprochen, stehen wir nicht illegal irgendwo herum. Wenn man in einem Gebiet mit hoher Dichte an Naturschutzgebieten unterwegs ist, bleibt einem nicht mehr viel Handlungsspielraum. Entweder Campingplatz oder weiterfahren. Auch wenn unsere geheime Mission ist, möglichst kostenlos zu stehen, so haben wir ein paar Taler für kostenpflichtige Plätze in unserem Budget eingeplant. Und dann nutzen wir natürlich die Strom- und Wasserversorgung, die Waschhäuser und alle Annehmlichkeiten aus. Wir schauen meistens nach günstigen Alternativen. Auch nutzen wir gelegentlich kostenpflichtige Angebote, wenn wir wissen, dass ein mehrtägiger Job ansteht oder wir aus anderen Gründen zeitlich limitiert sind. Oder einfach nur, weil man mal keine Kraft hat, zu suchen oder ein Bedürfnis nach Sicherheit hat. Es gibt auch Orte, an denen sich trotz idyllischer Natur selbst nach mehreren Tagen irgendwie nicht so richtig ein wohliges Gefühl einstellen will. Manchmal ist es das Wetter, manchmal die Leute, manchmal steht man so schräg, dass man für eine Skisprungschanze gehalten werden könnte und manchmal kann man es nicht wirklich greifen. Da tut es ab und zu gut, ein paar Tage ins Campingleben einzusteigen, um seine Abenteuer-Akkus wieder aufzuladen 🙂

Vanlife und Nachhaltigkeit

Jetzt hören wir jemanden sagen „Ihr Vanlife Clowns redet von Ressourcen und verballert ohne Ende Diesel!“. Das ist natürlich erstmal relativ, so ganz von Clown zu Clown 🙂 Wir fahren nicht täglich. Wir reisen zwar auch mal in die Ferne, vor Ort bewegen wir uns aber oft kaum noch. Man könnte sagen, im Schneckentempo. Vermutlich ist unsere Bilanz am Ende des Jahres ähnlich oder sogar besser als die eines durchschnittlichen Angestellten, der mit dem Auto zur Arbeit fährt. Ernährung und Konsum mal außen vor gelassen. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass wir insgesamt sparsam leben, durch die hauptsächliche Nutzung von Solarenergie keinen Strom aus Kraftwerken nutzen, kein weiteres Auto nutzen und auch keine Wohnung mit Gas heizen müssen, sieht es doch am Ende gar nicht mehr so schlecht aus, oder? 🙂

Wenn Du noch nicht genug hast, kannst Du hier einen detailierten Beitrag zu unserem Ansatz der Sparsamkeit im Vanlife lesen.

Fröhliches Abenteuern,
A & O

6 Gedanken zu „Vom Freistehen, Campingplätzen und Pommes“

  1. Hi Ihr Lieben, da habt ihr ein wichtiges Thema aufgegriffen, das Haushalten mit den Ressourcen 👍 Und ihr erlebt und lebt das auch. Tolle Berichte. Hut ab. Bleibt gesund und neugierig auf die Welt 😘 Wir drücken euch ganz fest. R. u. R.

  2. Hallo Annika
    Ich finde es sehr mutig und toll von euch, dass ihr euer Zuhause für ein Leben im Van eingetauscht habt? Habt ihr euch eine Auszeit gegönnt oder arbeitet ihr von unterwegs? Falls ja wie klappt das mit dem Internet unterwegs?
    Liebe Grüße Regina

  3. Euer Bericht war wieder sehr interessant. Bin schon jetzt auf den nächsten gespannt.
    Bleib gesund und neugierig.

    LG

    Reinhard

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