Vegan in Italien – Von neuen und bekannten Schlemmereien

Man könnte schnell glauben, dass vegane Ernährung und Einkaufen in Ländern, deren Spezialitäten und kulinarische Traditionen auf tierischen Produkten basieren, schwierig ist. Ob dem so ist und wie wir überlebt haben, erfährst Du natürlich in diesem Beitrag. Da wir viel selbst kochen, beziehen wir uns hier hauptsächlich auf Supermärkte. Am Ende findest Du aber auch ein paar Informationen und Gedanken zu Restaurants, sowie unsere Top 5 Lebensmittel. Und jetzt viel Spaß und gute Unterhaltung 🙂

Vegan Essen in Italien

Das Hörnchen an der Tankstelle

Wir verlassen die Autobahn, um eine kurze Pause zu machen. Mal die Beine in der Sonne vertreten. Der erste Besuch in der Tankstelle hinter der Grenze macht unmissverständlich klar, wo hier der Fokus liegt. Frisch im Ofen gebacken, präsentiert sich eine Kombination aus Brot, Fleisch und Käse in allen denkbaren Formen und Farben in der zehn Meter langen Theke. Irgendwas ohne Fleisch? Wenig. Irgendwas ohne Käse? Fehlanzeige. Doch Moment, was ist das? Vollkorn-Croissants! Sogar als vegan gekennzeichnet. Breit grinsend mampfen wir das noch warme, äußerst delikate Hörnchen. Aus Neugier schauen wir, wie der Fastfood-Riese mit dem „M“ ausgestattet ist. Fehlanzeige. Außer Fritten natürlich. In Spanien war es genau so. Interessant, wenn man bedenkt, dass das Fastfood-Restaurant mit dem gruseligen Clown einst in Deutschland der Vorreiter mit einem veganen Burger war. Wir dachten immer, dass Deutschland kulturell wahnsinnig auf Tierprodukte eingefahren ist, doch mit einiger Überraschung stellen wir fest, dass die Länder im Süden hier bedeutend weniger vielfältig in Sachen Essen zu sein scheinen. Die Unternehmensstrategie so manches internationalen Konzerns wird doch noch sehr stark regional geprägt.

Supermarkt „Eurospin“ – Versteckte Schätze

Den kannten wir aus Deutschland nicht. Der erste Markt, den wir in der Nähe der Geisterstadt besuchen, hat ein recht altmodisches Discounter-Ambiente und auf den ersten Blick kaum pflanzenbasierte Ersatzprodukte. In der Obstabteilung entdecken wir aber schon zwei Highlights. Eine 1 kg Packung riesige Medjool Datteln für um die neun Euro. In Deutschland kosten meist 200 g schon 3-4 Euro. Außerdem gibt es Datteln im Schokomantel. Zufällig vegan, da die Datteln genug Süße mitbringen, um sie in dunkle Schokolade hüllen zu können. Brotaufstriche gibt es hier nicht wirklich. Eine recht teure Bio Guacamole ist vorhanden, Hummus finden wir nicht. Es gibt Pflanzendrinks. Eine Schoko-Variante probieren wir und sind begeistert. Reich an Kakao und vollmundig im Geschmack sind wir beide nach einer Tasse pappsatt 🙂 Im Angebot gibt es tatsächlich als vegetarisch gekennzeichnete Bratwürste. Wir finden aber keine tierischen Zutaten darin. Also ab in den Wagen. Später stellt sich heraus, dass die Dinger besser schmecken als die meisten in Deutschland. Im „frisch gebacken“ Regal liegen neben vielen Broten auch leckere Pizzastücke mit fruchtiger Tomate. Für Nala holen wir gerne mal Zwieback, der enthält allerdings normalerweise Milchpulver (Süßmolkenpulver und Kondensmagermilch). Wir finden einen, der vegan ist und auch noch schmeckt wie aus unseren Kindheitserinnerungen. Tja Nala, ab jetzt wird geteilt! Der absolute Wahnsinn kommt zum Schluss. Im gekühlten Frischebereich finden wir eine Focaccia. Auffällig nur mit großen, saftigen Tomatenstücken, Oliven und Kräutern. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät uns, dass wir unser Abendessen in den Händen halten. Kein Schnäppchen, aber wir essen zweimal davon. Um es in den Kühlschrank zu bekommen, müssen wir es falten. Was ein Ballermann! Kurz in der Pfanne aufgewärmt schmeckt der Apparat wie der Himmel auf Erden.

Leider haben wir dieses Angebot so nur in einer Filiale wahrgenommen. Wir können also nicht davon ausgehen, dass grundsätzlich so tolle Sachen im Eurospin auf uns warten. Ein Hochgenuss war es trotzdem 🙂

Supermarkt „Conad“ – Wo Brotträume wahr werden

Ähnlich wie im Eurospin gibt es kaum etwas im Angebot, das wir Deutschen auf Brot essen würden. Eine merkwürdige grün-türkise Guacamole mit gefühlten 30 Zutaten finden wir. Die schmeckt sogar überraschend gut. Eine gigantische Auswahl an Nudeln schüchtert uns ein und teilweise können wir optisch keinen Unterschied zwischen Nummer 45 und 46 ausmachen. Auffällig war schon im vorherigen Supermarkt, dass es kaum pflanzlichen Joghurt gibt. Und wenn, dann ist dieser klein portioniert und unglaublich stark gesüßt. Wir erkennen hier ein Muster. In Italien scheint Naturjoghurt keine große Rolle zu spielen. Oder vielleicht kauft man ihn nicht im Supermarkt. Jetzt zum absoluten Banger: Dunkles Brot. Graubrot. Frisch. Krustig. Da fliegt dem Deutschen vor Freude das Blech aus dem Ofen. Zutaten: Mehl, Wasser, Hefe, Salz. Das Brot ist vorgeschnitten und abgepackt, aber unglaublich frisch und günstig. Beim Gemüse finden wir lächerlich große, eingelegte Oliven mit Knoblauch, Kräutern und Chili, die geschmacklich einfach nur als Delikatesse einzuordnen sind. Bisher war Spanien für uns das Olivenland, aber Italien hat uns wirklich raffiniert verführt (Lass’ das bloß nicht Spanien hören!). Im Kühlregal finden wir auch ein paar vegane Eissorten, die nicht wie in Deutschland zu drei Stück verpackt, sondern durch zwei teilbar sind. Da haben wir gar keinen Nährboden für Streit mehr. Worüber regen sich die Italiener denn dann bloß immer so auf? Natürlich haben wir auch Tomatensoßen unter die Lupe genommen. Selbst die günstigeren Angebote werben mit „Made in Italy“ und schmecken uns hervorragend. Zu guter Letzt nehmen wir noch Salzgebäckstangen mit. Diese sind nicht per se rein pflanzlich, wir finden aber welche zum Knabbern für unterwegs. Sehr trocken, sehr sättigend, aber lecker. Dieses Bäckereierzeugnis scheint in Italien auch sehr traditionell und viel genutzt zu sein. Weißt Du mehr als wir? Hilf uns in den Kommentaren auf Sprünge 🙂

LIDL – Eine verlässliche Institution für pflanzliche Alternativen

Was sollen wir sagen? LIDL macht einen guten Job in Sachen Sortiment. Wir finden viele Sachen aus der Heimat wieder. So auch im Kühlregal. Der pflanzliche Feta und der Scheibenkäse sind für uns beide ungeschlagen lecker, das haben uns auch schon Freunde auf der Reise bestätigt, die auch tierische Erzeugnisse essen. Mit etwas Tomaten und Oliven hat man mit dem Feta ein feines Essen, das einem nur schwer langweilig wird. Es gibt Sandwiches, Joghurt, dreierlei Aufschnitt, Guacamole, Hummus und eine Auswahl an Dingen zum Braten wie z.B. Burger Patties. Ein leckerer Blaubeer-Joghurt findet seinen Weg in unseren Kühlschrank. Es ist nicht wirklich überraschend, dass auch dieser sehr stark gesüßt ist. Zu unserer Verwunderung gibt es nicht überall Burgerbrötchen, wie wir das aus Deutschland kennen. Also greifen wir so, als sich die Chance bietet.

Vegan in Restaurants

Wie schon erwähnt, bietet der eine Fastfood-Riese nicht wirklich etwas an. So ist es aber durchaus erfreulich, dass es in den meisten Eisdielen und Snack-Bistros etwas für uns Vegitarösen gibt. Beim Stadtbummel haben wir Paninis gefunden. Dummerweise direkt nach dem Frühstück, sodass wir diese nicht mehr probiert haben. Wir haben es nicht in viele Städte geschafft, nach unserer Recherche können wir aber mit Sicherheit sagen, dass analog zu Deutschland auch in den Großstädten Italiens die Zahl der veganen Restaurants mittlerweile sehr hoch ist und z.B. in Neapel sogar einige vegane Pizzerias existieren.

Unsere Top 5 veganen Highlights in Italien

Natürlich handelt es sich hierbei nicht ausschließlich um Spezialitäten des Landes. Es ist vielmehr eine Skala von dem, was uns in den knapp fünf Wochen Italien Roadtrip so richtig Freude bereitet hat 🙂

  1. Focaccia zum Aufwärmen (Eurospin)
  2. Frisches Graubrot (Conad)
  3. Riesenoliven mit Knoblauch und Chilli (Conad)
  4. Zwieback (Conad) 
  5. Feta (Lidl)

Fazit: Eine Reise wert

In Supermärkten findet man mittlerweile in Italien einiges an pflanzenbasierten Alternativen, jedoch haben wir realisiert, dass Deutschland einen sehr großen Vorsprung in Sachen Vielfalt hat. Das Angebot der Supermärkte variiert natürlich stark und es lohnt sich, auch nicht explizit gekennzeichnete Produkte auf Zutaten zu prüfen. Sonst hätten wir die unglaublich leckere Focaccia nicht entdeckt 🙂 Pflanzliche Milchalternativen gibt es nahezu überall. Aufschnitt wie Fleischwurst oder Salami sucht man vergebens, und auch Naturjoghurt ist ein seltenes Gut. LIDL war bisher für uns auf Reisen eine erfreuliche und planbare Anlaufstelle zum Einkaufen. In Italien wie auch in Spanien gibt es bei LIDL viele vegane Produkte und manchmal sogar regionale Spezialitäten wie die Tortilla in Spanien. Wir lieben es, auch in Supermärkten Neues (und Bekanntes) zu entdecken.

Wir hoffen, wir konnten Dich ein wenig unterhalten, und vielleicht findest Du bei Deinem nächsten Italientrip ja auch ein paar Schätze, die Du mit uns teilen kannst 🙂

Frohes Abenteuern,
A & O

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