#011 Skandinavien Teil 4 – Die Magie der Mitternachtssonne

In diesem Skandinavien Vanlife Abenteuer: Nationalpark, Tierarzt, Polarkreis, Mitternachtssonne – Wir reisen durch Nordschweden und überqueren endlich die Grenze nach Norwegen. Wir erleben so viele Eindrücke an verschiedensten Orten und werden Zeugen atemberaubender Naturschauspiele. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Magische Mitternachtssonne Norwegen

Fulufjället Nationalpark

Auf dem Weg nach Norwegen möchten wir den Fulufjället Nationalpark besuchen. Anika lässt mal wieder ihrem Talent für Stellplätze freien Lauf und wir übernachten an einem Wendekreis in einem Wald nahe am Nationalpark. Natürlich sind auch hier die netten Kriebelmücken. Mittlerweile juckt es uns überall. Nach einer ansonsten ruhigen Nacht fahren wir morgens in den Nationalpark, um eine kleinere Wanderung zum Wasserfall zu machen. Es gibt hier sogar deklarierte Zonen, an denen Wanderer und Wohnmobile innerhalb des Parks übernachten können. Die Wanderung ist absolut traumhaft, es ist gut besucht, aber nicht überlaufen. Danach gönnen wir uns noch ein Eis und fahren wieder aus dem Park raus, um an einem Fluss in der Nähe zu übernachten. Die bekannten Plätze sind alle recht voll, wir finden aber natürlich wieder einen Platz für die Nacht. Fun Fact: Kriebelmücken sind anders als normale Mücken vorzugsweise an fließenden Gewässern zu finden. Abends entdecken wir dann, dass Nala am ganzen Körper große, rote Flecken hat. Zumindest überall dort, wo ihr Fell etwas dünner ist. Genau. Mückenstiche. Da sie das im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu jucken scheint, sind wir erstmal entspannt. 

Tierarzt & Parkplatzromantik

Da wir für den Besuch in Norwegen eine frische Wurmkur unseres Hundes nachweisen müssen, finden wir eine Bezirkstierklinik, die rund um die Uhr offen hat. Wir sind die Einzigen dort und die Damen und Herren sind unglaublich hilfsbereit, freundlich und nehmen sich richtig Zeit für uns. Wir sprechen die Mückenstiche an, die Ärztin ist unserer Meinung. Wenn der Hund da nicht permanenten Juckreiz hat, dann lassen wir erst einmal die Finger davon. Später bestätigt sich das, da die Stiche schnell verschwunden sind. Wir bekommen für den Notfall noch ein Mückenspray für Mensch, Tier und Textilen, welches innerhalb der Ärzte ausgiebig erprobt und für wirksam empfunden wurde. Wir fahren weiter und stocken unsere Vorräte an einem ICA Max auf. Wie in Kanada kann man hier sogar eine Nacht auf dem Parkplatz verbringen. Dankend nehmen wir das Angebot an, da hier bedeutend weniger Mücken sind. Wer hätte gedacht, dass wir mal gerne auf ’nem Parkplatz stehen? Zum Abendessen gönnen wir uns noch einen Burger mit Pommes einer schwedischen Fastfoodkette und atmen erstmal auf. Der Supermarkt hat täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet, bis dahin drehen auch Jugendliche mit ihren aufgepimpten Autos ihre Runden. Da der Führerschein in Schweden ab 15 zu bekommen ist, sind da natürlich eine ganze Menge Hormone bei der Arbeit. Allerdings dürfen die Fahrzeuge nur auf 30 km/h gedrosselt gefahren werden. Was an Geschwindigkeit fehlt, wird mit Auspuff, Musikanlage und sonstigen „Verschönerungen“ wieder ausgeglichen. Nach 23 Uhr sind dann alle brav im Bettchen und wir können in Ruhe schlafen.

Goodbye Schweden

Alles erinnert uns immer mehr an Kanada. Wir fahren an diesem Tag nur noch durch Wälder, kreuzen vielleicht drei Orte, die aussehen wie Kleinstädte in Alaska. Breite Straßen, großzügige Abstände zwischen den flachen Häusern. Tankstelle, Baumarkt, Fastfood und Supermarkt immer gebündelt irgendwo am Straßenrand. Hier und da ein Wohnmobil oder LKW auf geräumigen Parkplätzen. Was hier wohl los ist, wenn der Winter einbricht? Überall Schilder, die Schneemobile zeigen. Wir können uns nicht vorstellen, wie die ganzen Menschen hier im Outback den Winter verbringen. Sind aber ernsthaft neugierig, wie das wohl so läuft. Die Gegend ist atemberaubend. Warnschilder mit Elchen säumen die Straßen. Stundenlang geradeaus durch die Natur. Wir fahren den ganzen Tag und übernachten an einem traumhaften See. Dieser Stellplatz wird von der Kommune freiwillig gepflegt und man kann eine Spende in einem Briefkasten hinterlassen. Es gibt Toiletten, eine Schutzhütte mit Feuerstelle, ein paar Bücher und Mülleimer. Beim Spazieren finden wir unzählige Hinterlassenschaften von Elchen. Bisher haben sich aber alle vor uns versteckt. Achso, Mücken gibt es natürlich auch in vortrefflicher Vielzahl. 

Halb erfroren & Polarkreiszentrum Norwegen

Am nächsten Morgen springt Olli in den See, empfindet diesen als kalt und hat danach aber das Gefühl, dass es recht warm ist und entscheidet sich, im T-Shirt zu fahren. Kalt ist ihm nicht, aber er stellt irgendwann fest, dass er seine Zehen nicht mehr spüren kann. Das Wasser war wohl doch frischer als gedacht. Also erstmal aufwärmen, Gymnastikprogramm und Gefühl wiederherstellen. Dann sind wir endlich in Norwegen. Die gelbe Fahrbahnmarkierung und die schneebedeckten Bergspitzen lassen noch mehr Kanada-Feeling in uns aufblühen. Welch unfassbare Schönheit der europäische Kontinent bietet. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir frech auf dem Parkplatz am Polarkreiszentrum, um uns von der ganzen Fahrerei etwas zu erholen und um ein wenig Arbeit nachzuholen. Es sind tagsüber 12 Grad. Absolutes Flip-Flop Wetter. Wir vermuten, dass wir sommerliche Temperaturen dieses Jahr kaum noch erleben werden. Lustig, wenn man bedenkt, dass wir zu Beginn unserer Reise eigentlich ins Warme wollten 🙂 

Campingplatz am Fjord und erste Fährfahrt

Die Strecke nach dem Polarkreiszentrum ist der Wahnsinn. Ein Aussichtspunkt auf eindrucksvolle Berge jagt den nächsten. Überall Birkenwälder – das haben wir so auch noch nie gesehen. Wir kaufen unterwegs ein paar Kleinigkeiten in einem absoluten Outback-Supermarkt ein. Wieder totales Alaska bzw. Kanada Feeling. Was machen wir, wenn wir auf einen Campingplatz fahren? Richtig. Als erstes Wäsche waschen und duschen. Wir bleiben eine Nacht und fahren ein paar Stunden weiter. Unsere erste Fährfahrt ist total entspannt, ca. 30 Minuten, wir können im Fahrzeug bleiben. Gegen Nachmittag kommen wir an einem versteckten Platz nahe an einer großen Brücke an und übernachten hier. Natürlich gesellen sich im Laufe des Abends noch zwei andere Vans dazu, mit denen wir aber außer einem freundlichen Lächeln keinen wirklichen Kontakt haben. Es sind überall so viele Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs, dass wir eigentlich auch gar nicht mehr erwarten, irgendwo mal alleine zu sein. 

Gedankenloser Tourismus auf den Lofoten

Wir bekommen durch Instagram und andere Kanäle natürlich mit, wie voll die Gegend der Lofoten aktuell ist. Wir finden aber einen Platz, der hauptsächlich für Fahrradreisende zu sein scheint und bleiben am Ende ganze sechs Nächte. Was uns hier etwas aufwühlt, ist das Verhalten einiger Wohnmobilisten. Jeder, der an diesem Ort wenige Minuten die urige Schutzhütte oder das süße Architektenhaus zum Verweilen begutachtet, müsste anhand diverser Schilder schnallen, dass hier einige Fahrradfahrer ankommen. Leider parken viele ihre WoMos auf der Wiese, um einen tollen Platz am Meer zu haben und lassen den geräumigen Schotterparkplatz links liegen. Das Problem daran ist, dass es sich um eine Zeltwiese handelt, das aber bedauerlicherweise nicht ausgeschildert ist. Wir bekommen diverse Streitigkeiten mit, und ein deutscher Landsmann gibt zum Besten „Das ist ein freier Platz, ich kann parken, wo ich will.“ Das lassen wir einfach mal so wirken. Alles wird gnadenlos und ohne Rücksicht auf andere zugeparkt. Wir haben das schon öfter miterlebt; irgendwann werden diese Plätze aufgrund genau solchen Verhaltens geschlossen oder eben zum Übernachten für Reisende mit Fahrzeug unzugänglich gemacht. Unser Highlight war am Ende ein lustig grinsender, alkoholisierter Mann am Mittag, der uns mitteilte, dass seine Weinflasche schon wieder leer sei und diese prompt in die Schutzhütte gestellt hat, anstatt diese einfach mitzunehmen. Da kann man wirklich nur klatschen. 

Portionierte Ruhe, Wildtiere und Mitternachtssonne

Der Platz ist grundsätzlich voll. Wir sind umso überraschter, dass wir an zwei Morgen dann doch nochmal alleine hier sind. Natürlich genießen wir das so richtig, essen draußen und lassen Nala so richtig herumtoben. So ist es während unseres Aufenthaltes hier mittags ruhig und gegen Nachmittag wiederholt sich der Wahnsinn. Eines Morgens sehen wir in der Ferne zwei riesengroße Adler. Wir können es nicht glauben und uns gelingen sogar ein paar Bilder, allerdings nur aus der Ferne. Während eines Spaziergangs mit Nala entdecken wir dann auch noch sechs quirlige Nerze, die irgendwo zwischen Neugier und Fluchtinstinkt durch die vielen Felsen am Meer klettern. Wieder finden wir Elchbonbons auf einem Pfad, sehen aber keinen einzigen. Ein Einheimischer bestätigt uns, dass hier in der Gegend ca. 7 Elche wohnen und gewissen Routinen nachgehen, also auch regelmäßig diese Wege laufen. Wir überlegen, ob wir das langsam persönlich nehmen. Das mit Abstand krasseste Naturhighlight ist aber vermutlich die Mitternachtsonne. Wir dachten, es wird einfach irgendwie nicht ganz dunkel, dass aber an wolkenfreien Tagen die ganze Nacht die Sonne ballert, hätten wir nicht gedacht. Die Sonne steht tief und taucht alles in goldenen Glanz. Das Meer sieht aus, als würde es aus eigener Kraft leuchten. 

Frohes Abenteuern,
A&O

Ein Gedanke zu „#011 Skandinavien Teil 4 – Die Magie der Mitternachtssonne“

  1. Ihr Lieben, schon wieder so ein schöner Artikel. Was ihr alles erlebt…
    Nur die Mücken und die Vollpfosten braucht kein Mensch.
    An einigen Stellen habe ich laut gelacht.
    „Hormone bei der Arbeit“ / „Flip Flop Wetter“ 😂
    Wünsche euch weiterhin eine schöne Zeit.
    LG Reinhard

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