Auszeit – Das hat für uns alles verändert

Von außen betrachtet sah unser Einzug ins Vollzeit Nomaden Leben vielleicht einfach aus. Das der Weg dorthin über Jahre aber voller Unsicherheiten, Erschöpfung und Schmerz verbunden war, ist vielleicht gar nicht so ersichtlich. In diesem Beitrag nehmen wir Dich also mit auf eine kleine Zeitreise. Was wir durchgemacht haben und welche tragende Rolle unsere zweitmonatige Auszeit in Spanien bei unserer Entscheidung gespielt hat, erfährst Du in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Erster Vanausbau

Aber fangen wir ganz vorne an. Im Jahr 2020 haben wir unsere Wohnung gekauft und zeitgleich einen leeren Van. Nachdem die Wohnung fertig war, haben wir „Harvey“ selbst ausgebaut. Einen detaillierten Beitrag dazu findest Du hier. Wir machen also Urlaube, fahren über Wochenenden weg und genießen das minimalistische Leben so oft es geht. Die Komplettsanierung der Wohnung während der Corona-Pandemie, der Vanausbau in jeder freien Sekunde neben den Vollzeitjobs und die immer wieder verschobene Hochzeit haben ihre Spuren hinterlassen. Irgendwas ist passiert, so richtig wohl fühlen wir uns nicht. Wir beide haben durch ungünstige Verhältnisse innerhalb unserer Beschäftigungen zusätzlichen Stress. Schon komisch, so könnte man meinen, dass man mit zwei Autos, einem Van und einer luxuriösen, modernen 120 m2 Wohnung und doppeltem Einkommen total glücklich sein müsste. Olli hat schon seit Jahren das Gefühl, er müsse mal ausbrechen. Der „normale“ Alltag fühlt sich schon lange nicht mehr richtig an. Die Immobilienpreise steigen, und 2022 schlägt er Anika vor, die Wohnung zu verkaufen, um in Van zu leben. Das versteht Anika, kann sich aber nicht mit dem Gedanken anfreunden, schließlich haben wir so viel Arbeit in die Wohnung gesteckt. Für Olli ist es auch kein einfacher Gedanke, aber anstatt den Verzicht oder Verlust zu sehen, kann er klar sehen, was er dafür bekommt – Eine gewisse Zeit Unabhängigkeit, um die Karten neu zu mischen.

Wir machen es möglich

Wir behalten die Wohnung. Weil wir aber schon seit unserem ersten Spanienurlaub 2021 das Ziel haben, mal länger als drei Wochen unterwegs zu sein und immer nur gesagt haben „irgendwann machen wir das mal“ machen wir jetzt Nägel mit Köpfen. Wir setzen uns zusammen und überlegen, wie wir das realisieren können. Sabbaticals bieten unsere damaligen Arbeitgeber nicht an. Im Laufe der Zeit erfahren wir durch Gespräche und Recherche, dass im Grunde jeder das Recht auf unbezahlten Urlaub hat; natürlich muss das mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden. Olli bekommt das hin, nicht zuletzt wegen einer vorbildlichen Vorgesetzten, und sammelt seinen Jahresurlaub an und verbindet dieses mit knapp einem Monat unbezahlten Urlaub. Anika hat die Möglichkeit, durch lange angesammelte Überstunden freizunehmen und kombiniert das mit dem Jahresurlaub. Mit fast einem Jahr Planung im Vorfeld können wir ganz einfach ein ausgefallenes Gehalt durch Sparen kompensieren.

Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird

Zweiter Vanausbau. Unsere Bedürfnisse an den Van haben sich im Laufe der Zeit geändert. Zwei Monate darin leben ist auch etwas anderes als 2-3 Wochen. Also bauen wir den Van wieder in jeder freien Sekunde um. Das Projekt Umbau wird größer als ursprünglich geplant. Um den großen Wassertank überhaupt einbauen zu können, muss alles raus. Also krempeln wir alles auf links. Spoiler-Alarm: Das hat sich durchaus gelohnt. Wir finden gar keine Ruhe mehr, es kommen viele Dinge zusammen. Allergie, Stress, mangelnde Freizeit, weil wir den Urlaub ja aufgespart haben, die Situation auf der Arbeit. Als wir endlich losfahren, sind wir total fertig und oft nicht besonders nett zueinander. Vielleicht haben wir uns über all die Jahre zu viel zugemutet und die falschen Dinge priorisiert. Wir haben uns als Paar irgendwie voneinander entfernt. Diese Auszeit hat einen hohen Preis.

Ein paar Schritte Richtung Klarheit?

Nach dem ganzen Wahnsinn geht es endlich los. Wir können es kaum glauben. Wir sind jetzt wirklich zwei Monate unterwegs. Einfach mal auf Pause drücken. Aber was wäre ein Abenteuer ohne Startschwierigkeiten? AdBlue im Dieseltank. Ab in die Werkstatt. Auspumpen. Ein unbequemes Bett. Ein total überfülltes Nordspanien. Wir überwinden all das und fahren kurzerhand in den Süden und verbringen in aller Ruhe ungeplant fast sieben Wochen mit Freunden, die bereits einige Jahre im Van leben. Wir haben einfach eine traumhafte Zeit in der Natur und genießen das Leben in vollen Zügen. Doch es gibt auch Tränen, ernste Gespräche und Frust. Irgendwann holen einen die aufgeschobenen Gespräche und das „Runterschlucken“ von Problemen ein. Jetzt ist Raum dafür da. Es ist teilweise alles andere als angenehm, aber am Ende heilsam. In vielen Gesprächen merkt Anika, dass sie sich ein Leben im Van schon vorstellen kann, aber sie immer eine Blockade und Angst spürt. Mit der Zeit geht sie dem auf den Grund und beleuchtet den Ursprung der Sorgen und Zweifel. Wir reden viel darüber, auch mit unseren Freunden, und stellen fest, dass die beiden in der gleichen Situation waren, die gleichen Ängste hatten und im Nachhinein nur noch darüber lächeln. Die nächsten 30 oder 40 Jahre so weiter machen wie bisher fühlen wir gar nicht. Uns geht es insgesamt ja nicht schlecht, aber es erfüllt uns auch nicht. Es fühlt sich schon ein wenig so an, als würden wir jeden Tag den gleichen Tag wiederholen. Das kommt uns etwas trist vor. Und langsam fangen wir an, zu überlegen, wie wir uns ein Leben im Van ermöglichen könnten. Wenn wir eins als Paar gelernt haben, dann, dass wir mit genug Zeit und Geduld unsere Träume wahr machen können. Wir merken, dass wir uns als kreative Menschen in Festanstellungen nicht so richtig austoben können. Wir genießen zwar die Menschen, die Projekte und auch das Lösen von Problemen, haben aber das Gefühl, den Fokus verloren zu haben und aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein. Vielleicht ist es wieder Zeit für Selbstständigkeit. Wir sind unschlüssig, ob wir die Wohnung verkaufen oder vermieten würden. Mit groben Ideen verlassen wir Spanien, sind aber irgendwie immer noch tief in uns drin aufgewühlt und haben mehr Fragen als Antworten.

Kataklysmus oder Katalysator?

Kann es noch schlimmer werden? Na Logo. Es ist uns klar, dass wir uns nach zwei Monaten „Urlaub“ erst einmal wieder ins 40-Stunden-Arbeitsleben eingrooven müssen. Nach wenigen Tagen wird uns aber bewusst, dass uns das gar nicht mehr guttut. Wir denken schon lange über unsere persönlichen Werte nach und haben zunehmend ein Problem mit dem gedankenlosen Konsum, den wir selbst betreiben, sich z.B. mit online Bestellungen zu belohnen, am Ende aber einfach immer mehr Krempel kaufen, denn wir nicht wirklich brauchen. Die Wegwerfgesellschaft ist uns irgendwie zu wieder, unser Umgang mit begrenzten Ressourcen auch und wir zweifeln am Kapitalismus und fragen uns, wie nachhaltig unsere aktuellen Lebensumstände sind. Während wir Möglichkeiten abwägen, unser Leben besser nach unseren Werten auszurichten, wird Olli krank und bekommt stetig schlimmer werdende Magenprobleme. Das hat er so noch nicht erlebt. Die Erschöpfung und das Gefühl der Sinnlosigkeit werden immer stärker. Anika ist derweilen in einer neuen Beschäftigung und genießt den Tapetenwechsel und die kreative Arbeit in vollen Zügen. Nach ein paar Monaten gibt es auf Anikas Arbeitsstelle eine unvorhergesehene Umstrukturierung, sodass ihre Position in Gefahr ist. Das war der Moment, an dem wir schlussendlich die Entscheidung getroffen haben und mutig genug wurden, um unseren jahrelangen Traum zu leben. Wir nutzen all unsere Lebens- und Berufserfahrungen, um etwas Wundervolles, Eigenes zu schaffen. Wir haben uns mittlerweile entschieden, die Wohnung zu inserieren und zu schauen, was passiert. Überraschend schnell melden sich potenzielle Interessenten. Nachdem Ollis Arzt von dem Vorhaben erfährt, sagt er mit gruseliger Sicherheit, dass die monatelangen Magenbeschwerden an dem Tag verschwunden sein werden, wenn wir in den Van ziehen. Er sollte damit recht behalten.

Ein Fazit

Wir haben nach vielen Jahren gemerkt, dass wir ein Leben gelebt haben, das gar nicht unbedingt unseres war. Viele Dinge taten wir, weil wir einfach glaubten, es müsse so sein. Dass wir im Grunde nie bewusst eine Wahl getroffen haben, merkten wir erst spät. Irgendwie haben wir im Autopilot gelebt, auch weil wir glaubten, dass irgendjemand das so von uns erwartet. Wenn dieser Zustand länger anhält, dann sollte man vielleicht wirklich, wie wir mit der Auszeit, einen sicheren Abstand ermöglichen, um sich die Chance zu geben, durch Distanz Klarheit zu erlangen. Wir sind dankbar, diesen Schritt nicht schon vor Jahren als Kurzschlusshandlung gemacht zu haben. Wir haben irgendwo die Stärke hergenommen, das alles gemeinsam zu durchleben. Auch wenn wir dadurch Zeugen von viel Leid und Schmerz wurden, so hat das alles für uns Klarheit gebracht. Schließlich haben wir schon einiges zusammen erlebt. Wir waren selbständig, hatten kaum Geld, ein Gehalt und auch zwei ganz gute Gehälter mit dreizehntem Monatsgehalt. Große Wohnung, kleine Wohnung. Ein Auto, drei Autos. Wir haben genug erlebt, um für uns zu wissen, dass die Lebensumstände für uns keine große Rolle spielen. Oder eben nicht die Größte. Natürlich möchten wir nicht in Zwangsarmut leben, aber davon sind wir auch weit entfernt. Körperliche und geistige Gesundheit haben für uns neben Selbstbestimmtheit Priorität, denn ohne dieses Fundament stürzt jedes noch so schöne Haus irgendwann ein. Die wichtigen Dinge in unserem Leben sind wir, jeder für sich selbst und auch als Paar. Wir leben jetzt mehr im Einklang mit unseren Werten wie z.B. Nachhaltigkeit und können die Dinge priorisieren, die für uns wichtig sind. Dadurch, dass wir reduzierter und selbstbestimmter leben und auch nicht zwingend 40 Stunden pro Woche arbeiten müssen, haben wir mehr Raum, um uns über Dinge klar zu werden und an uns zu arbeiten. Dafür braucht man kein Vanlife oder permanentes Reisen. Das wollen wir ganz deutlich klarmachen. Vanlife alleine löst keine Probleme, dazu werden wir aber einen separaten Beitrag veröffentlichen, da wir zunehmend merken, dass Menschen dies scheinbar für die Lösung aller Probleme halten und dann furchtbar enttäuscht sind, dass es nicht so ist. Vanlife ist für uns die Kirsche auf der Sahne. Wir sind ja auch Fotografen und gerne in der Natur und hatten den Van nun mal schon. Wir glauben übrigens nicht, dass wir bis zum Ende unserer Tage im Van leben werden. Aber jetzt gerade fühlt es sich richtig an und tut uns einfach nur gut. Wir müssen auch nicht Entscheidungen für die nächsten 40 Jahre treffen. Wir haben gelernt, immer etwas Raum für Magie zu lassen. Und weil wir nicht so gebunden an Ort und Zeit sind, haben wir viel eher die Chance, spontane Gelegenheiten wahrzunehmen, um einzigartige Abenteuer zu erleben. Wir bereuen keine Sekunde, diesen Schritt gegangen zu sein und fühlen uns lebendiger, wacher und irgendwie erfüllter.

Wir hoffen, dass wir durch diesen Blog und unsere Abenteuer Menschen dazu inspirieren können, ihre eigenen Werte zu finden, bewusstere Entscheidungen zu treffen, um im besten Fall am Ende ein erfüllteres Leben führen zu können.

Frohes Abenteuern,
A&O

#012 Skandinavien Teil 5 – Lofoten Vanlife

In diesem Lofoten Vanlife Abenteuer lernen wir die atemberaubenden Lofoten kennen und schlittern spontan in ein Vanlifer treffen. Neben dem üblichen Alltag stehen diesmal sogar etwas Sightseeing und eine Wanderung auf dem Programm. Ob die Lebensmittelpreise in Norwegen wirklich so hoch sind und ob wir uns mit den anderen Vanlifern vertragen, erfährst Du in diesem Beitrag. Gute Unterhaltung 🙂

Hochpreisige Versorgungstour

Nachdem wir unsere persönlichen Akkus wieder aufgeladen haben, verlassen wir den schönen Ort, der uns so viel gegeben hat. Dass wir Adler und Nerze sehen konnten, war für uns etwas ganz Besonderes. Es wird wieder Zeit für die übliche Versorgungstour: Einkaufen, Abwasser, Frischwasser. Wir finden ein Gewerbegebiet, in dem sich mehrere Supermärkte befinden. Auch ein geräumiger Parkplatz mit kostenpflichtiger Versorgungsstation ist vorhanden. Nachdem wir die Wassersituation schnell erledigt haben, geht’s ab zum Einkaufen. Scheinbar sind wir in einem Tourismushotspot gelandet, überall Leihwagen, Biker und Wanderer. Alle wuseln herum und versorgen sich für ihre bevorstehenden Abenteuer. Die Preise sind astronomisch und wir finden relativ wenig Veganes. Obst und Gemüse sind auch recht teuer, aber da kommen wir nicht drumherum. Lofoten Vanlife hat seinen Preis. Wir verzichten aber auf unsere heißgeliebte Cola, da die Preise echt schmerzen und das wirklich nicht lebensnotwendig ist. Wer von uns den Cola-Konflikt am Ende überlebt und mit wie vielen gebrochenen Knochen, erfährst du im nächsten Beitrag. Scherz beiseite, wir haben eh zu viel davon getrunken. 

Tagestrip in die Zivilisation

Sightseeing ist für uns ja echt untypisch. Aber es gibt nun mal ein paar Spots, die uns auch wirklich begeistern. Und obwohl wir überhaupt gar keine Lust auf Menschenmengen haben, springen wir hinein ins kalte Abenteuerwasser. Unser erstes Ziel ist Henningsvaer, hier gibt es den berühmten Fußballplatz auf einer Insel. Der Weg dorthin ist wunderschön, die Sonne knallt, es ist warm. Auf der sich durch und über Inseln schlängelnden Straße gibt es immer wieder kleine Parkplätze und Haltebuchten, die alle randvoll geparkt sind. Die Straße verengt sich öfter, aber im Grunde funktioniert die Einigung und trotz der Fülle an Fahrzeugen gelingt das Miteinander auf der Straße. Wir landen auf einem großen Parkplatz, bezahlen wieder per App und gehen nach einer kleinen Brotzeit auf den Stadtbummel. Anders als die Straßen ist der Ort sehr angenehm besucht und wir saugen das Flair des Ortes und der Insel auf. Am Fussballfeld angekommen, müssen wir natürlich den obligatorischen Dronenshot machen. 

Wir schlendern mit Nala noch ein bisschen durch die Gegend und fahren dann weiter zu einer bezaubernden Kirche, direkt am Wasser. Die weiße Kirche mit eigenem Strand wirkt etwas surreal, das türkise Wasser rundet das karibische Flair ab. Allerdings ist das Nordmeerwasser nicht ganz so warm wie in der Karibik, wie Olli später feststellt. Aber erfrischend und vitalisierend ist es in jedem Fall. Wir gehen auf Stellplatzsuche und sind schon nicht mehr überrascht, dass alles voll ist. Aber da die Geduldigen belohnt werden (und die Menschen, die sich nicht nur auf die Stellplatz-Apps verlassen), finden wir einen richtig coolen Parkplatz für die Nacht in der Natur und erleben eine der schönsten Abendstimmungen überhaupt. Durch die nicht vorhandene Dunkelheit sind wir immer länger wach und schlafen auch entsprechend lange. Wir werden am nächsten Morgen durch mangelnden Sauerstoff und drückende Wärme wach. Aber wer wird sich hier beschweren? Wir bekommen langsam Sommer und haben tagsüber regelmäßig 20 Grad.

Wanderung von Strand zu Strand

Wir sparen uns ab jetzt, dir zu beschreiben, wie voll alles ist. Ok, einmal noch: Es ist überall richtig voll. An den ohnehin schon engen Straßen reihen sich die Autos wie an einer Perlenkette auf. Teilweise so weit im Straßengraben geparkt, dass wir stark zweifeln, ob die Besitzer die Fahrzeuge da aus eigener Kraft wieder herausbekommen. Würden wir gerne abwarten und zusehen, aber wir können halt nirgends parken. Wir erreichen einen großen kostenpflichtigen Parkplatz, an dem wir auch übernachten können. Hier gibt es auch Wasser und WCs. Und Schafe. Die sind überall und residieren sofort nach dem Parken an unserem Van. Das aber eigentlich besondere hier: Man kann über ca. 3 km am Fuße des Bergs entlang am Meer, von Strand zu Strand, wandern. Wir warten bis nach dem Abendessen und schlendern gemütlich den Weg entlang. Einfach traumhaft. Wir begegnen unterwegs nur einer Handvoll Menschen, was bizarr ist, da beide Strände auch nachts voller Menschen sind, die hier übernachten.

Spontanes Vanlifer Treffen

Genug Campingplatz Vibes getankt. Nicht weit weg spotten wir einen Stellplatz, der nur teilweise in den Apps verzeichnet ist. Wir parken in einer kleinen Bucht im Gebüsch und sind erst einmal froh, dass wir nicht sofort von 15 Leuten angeglotzt werden, wenn wir das Fahrzeug verlassen. Dann stellen wir fest, dass wir in der Ferne einige Vans sehen, die uns durch Instagram irgendwie bekannt vorkommen. Und es wird noch geiler: Mit einigen sind wir schon seit geraumer Zeit in Kontakt und schreiben hin und her, wo auf den Lofoten wir gerade sind. Wir erholen uns nochmal eine Nacht im Gebüsch und leisten dem Vanlifer Treffen Gesellschaft. Wir gehen direkt mal eine Gassirunde mit Meilo, Marian und Tia von vanlife_marti. Keine Ahnung, ob es an den vielen Gemeinsamkeiten liegt, die man so hat, wenn man im Van lebt. Aber es sind wirklich alle ausnahmslos sympathisch und wir haben auch in dieser Gruppe das Gefühl, als würde man sich schon lange kennen. Es herrscht Akzeptanz für jeden, und wir reden über ernste Themen und sind gelegentlich auch mal total albern. Abends stellen wir unsere Tische zusammen und essen wie eine große Familie zu Abend und unterhalten uns stundenlang. Fast alle haben Hunde, auch das Thema und die Erziehung selbst sind Thema und Mensch und Hund können viel voneinander lernen. 

Mehr Infos zu dem Treffen und den wunderbaren Menschen sowie einem Vorfall mit einer gehörigen Portion Wut und Hass findest Du hier den ausführlichen Beitrag zum Thema „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Vanlife“.

Für noch mehr Eindrücke und tagesaktuelle Stories schau‘ doch mal auf unserem Instagram Profil vorbei 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

#011 Skandinavien Teil 4 – Die Magie der Mitternachtssonne

In diesem Skandinavien Vanlife Abenteuer: Nationalpark, Tierarzt, Polarkreis, Mitternachtssonne – Wir reisen durch Nordschweden und überqueren endlich die Grenze nach Norwegen. Wir erleben so viele Eindrücke an verschiedensten Orten und werden Zeugen atemberaubender Naturschauspiele. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Fulufjället Nationalpark

Auf dem Weg nach Norwegen möchten wir den Fulufjället Nationalpark besuchen. Anika lässt mal wieder ihrem Talent für Stellplätze freien Lauf und wir übernachten an einem Wendekreis in einem Wald nahe am Nationalpark. Natürlich sind auch hier die netten Kriebelmücken. Mittlerweile juckt es uns überall. Nach einer ansonsten ruhigen Nacht fahren wir morgens in den Nationalpark, um eine kleinere Wanderung zum Wasserfall zu machen. Es gibt hier sogar deklarierte Zonen, an denen Wanderer und Wohnmobile innerhalb des Parks übernachten können. Die Wanderung ist absolut traumhaft, es ist gut besucht, aber nicht überlaufen. Danach gönnen wir uns noch ein Eis und fahren wieder aus dem Park raus, um an einem Fluss in der Nähe zu übernachten. Die bekannten Plätze sind alle recht voll, wir finden aber natürlich wieder einen Platz für die Nacht. Fun Fact: Kriebelmücken sind anders als normale Mücken vorzugsweise an fließenden Gewässern zu finden. Abends entdecken wir dann, dass Nala am ganzen Körper große, rote Flecken hat. Zumindest überall dort, wo ihr Fell etwas dünner ist. Genau. Mückenstiche. Da sie das im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu jucken scheint, sind wir erstmal entspannt. 

Tierarzt & Parkplatzromantik

Da wir für den Besuch in Norwegen eine frische Wurmkur unseres Hundes nachweisen müssen, finden wir eine Bezirkstierklinik, die rund um die Uhr offen hat. Wir sind die Einzigen dort und die Damen und Herren sind unglaublich hilfsbereit, freundlich und nehmen sich richtig Zeit für uns. Wir sprechen die Mückenstiche an, die Ärztin ist unserer Meinung. Wenn der Hund da nicht permanenten Juckreiz hat, dann lassen wir erst einmal die Finger davon. Später bestätigt sich das, da die Stiche schnell verschwunden sind. Wir bekommen für den Notfall noch ein Mückenspray für Mensch, Tier und Textilen, welches innerhalb der Ärzte ausgiebig erprobt und für wirksam empfunden wurde. Wir fahren weiter und stocken unsere Vorräte an einem ICA Max auf. Wie in Kanada kann man hier sogar eine Nacht auf dem Parkplatz verbringen. Dankend nehmen wir das Angebot an, da hier bedeutend weniger Mücken sind. Wer hätte gedacht, dass wir mal gerne auf ’nem Parkplatz stehen? Zum Abendessen gönnen wir uns noch einen Burger mit Pommes einer schwedischen Fastfoodkette und atmen erstmal auf. Der Supermarkt hat täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet, bis dahin drehen auch Jugendliche mit ihren aufgepimpten Autos ihre Runden. Da der Führerschein in Schweden ab 15 zu bekommen ist, sind da natürlich eine ganze Menge Hormone bei der Arbeit. Allerdings dürfen die Fahrzeuge nur auf 30 km/h gedrosselt gefahren werden. Was an Geschwindigkeit fehlt, wird mit Auspuff, Musikanlage und sonstigen „Verschönerungen“ wieder ausgeglichen. Nach 23 Uhr sind dann alle brav im Bettchen und wir können in Ruhe schlafen.

Goodbye Schweden

Alles erinnert uns immer mehr an Kanada. Wir fahren an diesem Tag nur noch durch Wälder, kreuzen vielleicht drei Orte, die aussehen wie Kleinstädte in Alaska. Breite Straßen, großzügige Abstände zwischen den flachen Häusern. Tankstelle, Baumarkt, Fastfood und Supermarkt immer gebündelt irgendwo am Straßenrand. Hier und da ein Wohnmobil oder LKW auf geräumigen Parkplätzen. Was hier wohl los ist, wenn der Winter einbricht? Überall Schilder, die Schneemobile zeigen. Wir können uns nicht vorstellen, wie die ganzen Menschen hier im Outback den Winter verbringen. Sind aber ernsthaft neugierig, wie das wohl so läuft. Die Gegend ist atemberaubend. Warnschilder mit Elchen säumen die Straßen. Stundenlang geradeaus durch die Natur. Wir fahren den ganzen Tag und übernachten an einem traumhaften See. Dieser Stellplatz wird von der Kommune freiwillig gepflegt und man kann eine Spende in einem Briefkasten hinterlassen. Es gibt Toiletten, eine Schutzhütte mit Feuerstelle, ein paar Bücher und Mülleimer. Beim Spazieren finden wir unzählige Hinterlassenschaften von Elchen. Bisher haben sich aber alle vor uns versteckt. Achso, Mücken gibt es natürlich auch in vortrefflicher Vielzahl. 

Halb erfroren & Polarkreiszentrum Norwegen

Am nächsten Morgen springt Olli in den See, empfindet diesen als kalt und hat danach aber das Gefühl, dass es recht warm ist und entscheidet sich, im T-Shirt zu fahren. Kalt ist ihm nicht, aber er stellt irgendwann fest, dass er seine Zehen nicht mehr spüren kann. Das Wasser war wohl doch frischer als gedacht. Also erstmal aufwärmen, Gymnastikprogramm und Gefühl wiederherstellen. Dann sind wir endlich in Norwegen. Die gelbe Fahrbahnmarkierung und die schneebedeckten Bergspitzen lassen noch mehr Kanada-Feeling in uns aufblühen. Welch unfassbare Schönheit der europäische Kontinent bietet. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir frech auf dem Parkplatz am Polarkreiszentrum, um uns von der ganzen Fahrerei etwas zu erholen und um ein wenig Arbeit nachzuholen. Es sind tagsüber 12 Grad. Absolutes Flip-Flop Wetter. Wir vermuten, dass wir sommerliche Temperaturen dieses Jahr kaum noch erleben werden. Lustig, wenn man bedenkt, dass wir zu Beginn unserer Reise eigentlich ins Warme wollten 🙂 

Campingplatz am Fjord und erste Fährfahrt

Die Strecke nach dem Polarkreiszentrum ist der Wahnsinn. Ein Aussichtspunkt auf eindrucksvolle Berge jagt den nächsten. Überall Birkenwälder – das haben wir so auch noch nie gesehen. Wir kaufen unterwegs ein paar Kleinigkeiten in einem absoluten Outback-Supermarkt ein. Wieder totales Alaska bzw. Kanada Feeling. Was machen wir, wenn wir auf einen Campingplatz fahren? Richtig. Als erstes Wäsche waschen und duschen. Wir bleiben eine Nacht und fahren ein paar Stunden weiter. Unsere erste Fährfahrt ist total entspannt, ca. 30 Minuten, wir können im Fahrzeug bleiben. Gegen Nachmittag kommen wir an einem versteckten Platz nahe an einer großen Brücke an und übernachten hier. Natürlich gesellen sich im Laufe des Abends noch zwei andere Vans dazu, mit denen wir aber außer einem freundlichen Lächeln keinen wirklichen Kontakt haben. Es sind überall so viele Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs, dass wir eigentlich auch gar nicht mehr erwarten, irgendwo mal alleine zu sein. 

Gedankenloser Tourismus auf den Lofoten

Wir bekommen durch Instagram und andere Kanäle natürlich mit, wie voll die Gegend der Lofoten aktuell ist. Wir finden aber einen Platz, der hauptsächlich für Fahrradreisende zu sein scheint und bleiben am Ende ganze sechs Nächte. Was uns hier etwas aufwühlt, ist das Verhalten einiger Wohnmobilisten. Jeder, der an diesem Ort wenige Minuten die urige Schutzhütte oder das süße Architektenhaus zum Verweilen begutachtet, müsste anhand diverser Schilder schnallen, dass hier einige Fahrradfahrer ankommen. Leider parken viele ihre WoMos auf der Wiese, um einen tollen Platz am Meer zu haben und lassen den geräumigen Schotterparkplatz links liegen. Das Problem daran ist, dass es sich um eine Zeltwiese handelt, das aber bedauerlicherweise nicht ausgeschildert ist. Wir bekommen diverse Streitigkeiten mit, und ein deutscher Landsmann gibt zum Besten „Das ist ein freier Platz, ich kann parken, wo ich will.“ Das lassen wir einfach mal so wirken. Alles wird gnadenlos und ohne Rücksicht auf andere zugeparkt. Wir haben das schon öfter miterlebt; irgendwann werden diese Plätze aufgrund genau solchen Verhaltens geschlossen oder eben zum Übernachten für Reisende mit Fahrzeug unzugänglich gemacht. Unser Highlight war am Ende ein lustig grinsender, alkoholisierter Mann am Mittag, der uns mitteilte, dass seine Weinflasche schon wieder leer sei und diese prompt in die Schutzhütte gestellt hat, anstatt diese einfach mitzunehmen. Da kann man wirklich nur klatschen. 

Portionierte Ruhe, Wildtiere und Mitternachtssonne

Der Platz ist grundsätzlich voll. Wir sind umso überraschter, dass wir an zwei Morgen dann doch nochmal alleine hier sind. Natürlich genießen wir das so richtig, essen draußen und lassen Nala so richtig herumtoben. So ist es während unseres Aufenthaltes hier mittags ruhig und gegen Nachmittag wiederholt sich der Wahnsinn. Eines Morgens sehen wir in der Ferne zwei riesengroße Adler. Wir können es nicht glauben und uns gelingen sogar ein paar Bilder, allerdings nur aus der Ferne. Während eines Spaziergangs mit Nala entdecken wir dann auch noch sechs quirlige Nerze, die irgendwo zwischen Neugier und Fluchtinstinkt durch die vielen Felsen am Meer klettern. Wieder finden wir Elchbonbons auf einem Pfad, sehen aber keinen einzigen. Ein Einheimischer bestätigt uns, dass hier in der Gegend ca. 7 Elche wohnen und gewissen Routinen nachgehen, also auch regelmäßig diese Wege laufen. Wir überlegen, ob wir das langsam persönlich nehmen. Das mit Abstand krasseste Naturhighlight ist aber vermutlich die Mitternachtsonne. Wir dachten, es wird einfach irgendwie nicht ganz dunkel, dass aber an wolkenfreien Tagen die ganze Nacht die Sonne ballert, hätten wir nicht gedacht. Die Sonne steht tief und taucht alles in goldenen Glanz. Das Meer sieht aus, als würde es aus eigener Kraft leuchten. 

Frohes Abenteuern,
A&O

#010 Skandinavien Teil 3 – Roadtrip Richtung Norwegen

Nach den traumhaften Tagen an der Schärenküste geht das Skandinavien Abenteuer nun weiter. Vermissen werden wir die Abende mit Max und wie sich später herausstellt, auch das draußen sitzen. Welcher Schock uns mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hat, und ob wir wieder einmal Glück hatten und tolle Menschen kennengelernt haben, erfährst Du in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Versorgungstour Richtung Inland

Also feiern wir schnell unser dreimonatiges Jubiläum und weiter geht das Skandinavien Abenteuer. Nochmal Wasser Ver- und Entsorgung, Tanken und ab auf die Straße. Unterwegs steuern wir einen großen Supermarkt mit deutschen Wurzeln an und versorgen uns wieder für ca. eine Woche. Wir sind neugierig und gehen auch in den gigantischen ICA Max nebenan. Hier gibt es eine schier wahnsinnige Menge an Fleischalternativen, Aufschnitt, frischem Tofu, Käse und sogar eine pflanzliche Nuss-Nougat-Creme. Wir sind im siebten Himmel, denn Letztere ist schon seit Wochen leer. Mit ziemlicher Sicherheit gibt es dazu nochmal einen extra Beitrag. Wir fühlen uns wie in Nordamerika. In jedem Hof steht mindestens ein amerikanischer Oldtimer. Alle sehen aus, wie soeben vom Band gerollt. Das scheint in Skandinavien, speziell aber in Schweden, ein absoluter Trend zu sein. Besonders auf dem Land. Wirklich – Man könnte meinen, dass hier mehr Classic Cars stehen als in den USA.

Natur zu schön, um wahr zu sein.

Wir biegen von der Hauptstraße ab. Breite, geschotterte Forstwege führen uns durch endlose Wälder und wir begegnen keiner Menschenseele. Wir fahren an der Grenze eines Nationalparks immer wieder an Seen vorbei, die so schön sind, dass man es kaum in Worte fassen kann. So etwas haben wir noch nie gesehen. Auf den idyllischen Seen sind kleine Inseln, blühende Seerosen schwimmen auf der Wasseroberfläche. Umringt von hohen, dunklen Wäldern und gelegentlich Schilf sieht das Ganze aus wie ein Gemälde. Alles wirkt, als hätte es jemand gestaltet und platziert, so perfekt ist es. Ein See nach dem Anderen. Natürlich machen wir kein einziges Foto, da wir mit Staunen beschäftigt sind. Der von uns anvisierte Platz gefällt uns nicht so sehr, er ist recht klein und wir würden Wanderern hier zwei Parkplätze wegnehmen. Außerdem steht hier schon ein Pärchen mit Dachzelt, und wir beschließen, ihnen die Romantik zu lassen und fahren wieder ein paar Kilometer zurück. Denn in der Gegend gibt es wirklich genug ruhige Orte. Lustigerweise stellen wir fest, dass dieser Parkplatz an einem unserer Lieblingsorte von unserer Wohnwagenreise in 2019 war. Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm.

Buschsafari auf Schwedisch

Nach kurzem Studium der Karte fällt uns etwas Interessantes auf. Wir sind an einer Zufahrt eines Wanderparkplatzes an der Grenze des Naturschutzgebietes vorbeigefahren, dieser ist aber nicht auf der Karte zu sehen. Auf keiner Karte. Die Zufahrt ist etwas verwildert und es sieht aus, als wäre hier schon länger keiner mehr durchgefahren. Also rein ins Abenteuer. Langsam fahren wir über Stock und Stein den buschigen Weg entlang. Links und rechts kratzt gelegentlich ein Ast ein Andenken in den Lack. Das schmerzt etwas, aber wir wissen bereits aus Erfahrung, dass oft die schönsten Abenteuer so beginnen. Hoffentlich können wir im Zweifel wenigstens noch wenden. Am Ende finden wir tatsächlich einen Parkplatz mit improvisierter Feuerstelle, der ebenfalls etwas verwildert ist. Nach einem Rundgang bestätigen uns die Schilder, dass wir tatsächlich zwei Meter neben dem Nationalpark stehen und damit das Übernachten erlaubt ist. Von hier geht ein Wanderweg ab, der auch nicht so aussieht, als wäre in letzter Zeit jemand hier gewesen. Ein bisschen was Gruseliges hat dieser Ort, aber eben auch eine gewisse Schönheit.

Nächtliche Wiederbelebungsversuche durch Geflügel

Wir gönnen uns eine deftige Brotzeit und lassen den Abend mit einer Serie und Chips im Bett ausklingen. Es wird schon seit Dänemark nicht mehr so richtig dunkel, was uns immer noch etwas verstört. Zum Glück lässt sich der Van komplett verdunkeln, also alles kein Problem. Als wir gegen 23:00 Uhr den Schlaf einleiten wollen, starten mehrere Waldkauze ein imposantes Konzert. Es ist, als würden Sie uns anschreien. Als wir uns nach schätzungsweise einer halben Stunde an die Geräuschkulisse gewöhnt haben und so langsam einschlummern, knallt es ohrenbetäubend, als irgendetwas auf unser Fahrzeug kracht. Total perplex schrecken wir hoch; für einen kurzen Moment ziehen wir Verteidigung in Erwägung. Dann wird uns klar, dass ein oder zwei Eulen entweder gekämpft haben und abgestürzt sind, oder tatsächlich nicht mit dem geparkten Fahrzeug einverstanden waren. Es kehrt wieder Ruhe ein. Also jenseits des immer noch stattfindenden Eulen Orchesters in den Bäumen natürlich. Nachdem sich unsere Herzfrequenz wieder von Presslufthammer zum tropfenden Wasserhahn normalisiert hat, können wir wieder einschlafen. Glaubst Du selber nicht. Es rummelt in der Ferne. Gewitter. Durch die Dachluke holt Olli die Antenne rein, den Solarhauptschalter unterm Bett machen wir auch sicherheitshalber aus.  Am Ende also eine ganz normale, ruhige Nacht im Wald.

Erschöpfte Stellplatzsuche

Das Wetter ist kühl mit gelegentlichem Regen. Wie am Vortag auch, machen wir ordentlich Strecke. Leider sind einige kleine Plätze an einem See dermaßen ungünstig mit wenigen Autos beparkt, dass wir uns auch hier nicht mehr dazustellen können oder wollen. Wir bummeln in der Gegend hin und her, bergauf und bergab durch große Wälder. Plätze wären genug hier, aber überall finden wir Markierungen für die Jagd. Wir bekommen nicht wirklich heraus, wann hier gejagt wird, nur dass im Grunde die gesamte Sommerzeit Jagdsaison ist. Da unser Interesse an nächtlicher Unterhaltung erst einmal gedeckt ist, verlassen wir schweren Herzens die Wälder und entscheiden uns, obwohl wir ziemlich erschöpft sind, noch etwas weiterzufahren. Auch das ist Teil eines nomadischen Lebens im Van. Die Frage ist nicht ob, sondern wann es passiert. Während der Fahrt findet Anika spontan ganz in der Nähe einen Ort auf der Karte, der aussieht, als könne man dort stehen. Dieser Spot am See ist nicht in den Apps verzeichnet. Jackpot. Wir verbringen schlussendlich zwei Nächte hier und laden unsere Akkus wieder auf. Eine Handvoll Angler und ein süßes, älteres Pärchen, die im Kofferraum picknicken – Das war’s an Verkehr hier in zwei Tagen. Nala rennt hier auch freudig rum und wir haben Zeit für Trainingseinheiten.

Seelenverwandte & der Mückenwahnsinn beginnt

Da unser nächstes Ziel Norwegen ist, geht also die Reise weiter. Es wird auch mal wieder Zeit für Wäsche. Wir finden einen kleinen Self-Service-Campingplatz, der uns zwar rund 30,00 € pro Nacht kostet, aber dafür einiges zu bieten hat. So ist die Nutzung von Waschmaschine und Trockner inklusive, das haben wir noch nie erlebt. Auch moderne Sanitäranlagen, Strom, Schwimmbad, Sauna, Duschen, Spielplatz, Tennisplatz, Mountainbike Trail und Fitnesspark gehört dazu. Da kann man nicht meckern. An der Waschmaschinen Front lernt Anika Fabienne aus der Schweiz kennen. Es stellt sich heraus, dass sie und Stefan auch seit einiger Zeit Vollzeit im Van leben und reisen und wir so einiges gemeinsam haben. Gegen Abend überfällt uns ein Schwarm von Kriebelmücken. Diese kleinen Biester kommen durch herkömmliche Moskitonetze hindurch, weil sie so winzig sind. Der Biss schmerzt ziemlich und wir sind jedes Mal, nachdem wir rausgehen, damit beschäftigt, hunderte davon wieder loszuwerden. Eine Sekunde Tür auf, direkt ist die Bude voll. Wir haben Vorhänge und geben unser Bestes, eine Taktik auszuarbeiten, um ein zu großes Eindringen der winzigen Monster zu verhindern. Es bleibt aber anstrengend. Als wir am nächsten Tag abreisen, verquatschen wir uns noch mit Fabienne und Stefan und bedauern sehr, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht haben. Wir haben eine ganz ähnliche Vergangenheit, Motivation und Erfahrungshistorie. Wir tauschen Nummern aus und können es kaum abwarten, die beiden wiederzusehen. Hier trennen sich aber unsere Wege vorerst, da wir gegensätzliche Reisepläne haben. 

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Frohes Abenteuern,
A&O

Jubiläum – Die ersten drei Monate Vollzeit Vanlife

Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung. Das ist eines unserer Lieblingszitate von Heraklit 🙂 Und wenn man genau darüber nachdenkt, gibt es wenige schlaue Sätze, die so uneingeschränkt wahr sind. Es sind schon drei Monate Vollzeit Vanlife vergangen, wir waren in Italien und Skandinavien und haben so einiges erlebt. Das nehmen wir nun zum Anlass, in regelmäßigen Abständen zu reflektieren, wie sich der alternative Lebensstil für uns anfühlt, welche Veränderungen wir erleben und was uns überrascht. 

Alltag – Weniger tun und mehr erleben

Hört sich paradox an, oder? Aber jedes Mal, wenn wieder eine Woche Vollzeit Vanlife hinter uns liegt und wir für unser Reisetagebuch reflektieren, was passiert ist, stellen wir fest, dass wir eine ganze Menge erlebt haben. Und das, obwohl wir teilweise kaum oder gar nicht den Ort gewechselt haben oder auf irgendwelchen Sightseeing-Marathons waren. Wir nehmen Dinge bewusster wahr. Erleben diese und rennen nicht den Großteil des Tages auf Autopilot durch die Gegend, wie es früher mal der Fall war. Wir genießen es, andere Menschen und vor allen Dingen Gleichgesinnte zu treffen. Manchmal bestimmen die Umstände den Tag. So kommen wir zum Beispiel nachmittags an einen Waschsalon und waschen bis in die Nacht Wäsche. Auch das Wetter oder auch winzig kleine Mücken können den Tag stark beeinflussen und das ist irgendwie schön. Das Leben fließt und wir sind Teil davon. Widerstand ist zwecklos 🙂 Darwin wird übrigens oft falsch zitiert. Er sagte nicht, dass nur der Stärkste überlebt, sondern der Anpassungsfähigste. Und auch, wenn wir weit entfernt von irgendwelchen Survival-Spielchen leben, so spüren wir, dass es in unserer Natur liegt, mit allem fertig zu werden. Einer der größten Schlüssel dafür ist sicherlich das Annehmen der Situation, die Akzeptanz. Wir machen uns mittlerweile lustig über schwierige Situationen, nicht nur nachher, sondern währenddessen. Dass wir so manches Mal mit Humor auf eine Situation antworten konnten, hat uns selbst überrascht.

Erwartungen & Gefühlslage – Ins warme Wasser gesprungen

Man könnte meinen, dass es eine ganz schöne Umstellung ist, von über 100m2 in einen Van zu ziehen. Von „sicheren“ Angestelltenverhältnissen in die Selbstständigkeit. Da wir in den letzten Jahren aber viele Erfahrungen sammeln konnten und zuletzt im Jahr 2023 eine zweimonatige Auszeit genommen haben, wussten wir ja ziemlich genau, was uns erwartet. Der Umstieg erfolgte erstaunlich reibungslos und irgendwie diffus. Wir haben monatelang Dinge verkauft, eingelagert, die Wohnung leergeräumt und dann ist es so weit. Es fühlt sich für uns immer noch so nach Urlaub an, als würde das irgendwie bald enden. Schwer in Worte zu fassen. Nicht wirklich Urlaub im Sinne von „Füße hochlegen und Cocktails schlürfen“, sondern mehr, dass wir etwas ganz Besonderes erleben. Für uns hat sich der allgemein akzeptierte 40-Stunden-Job-Alltag mit allem, was dazu gehört, schon lange nicht mehr richtig angefühlt. Alles, was wir erleben, bestätigt uns in unserer Entscheidung, einen alternativen Lebensstil zu führen. Wir fühlen uns mehr als gut, wir haben etwas ganz Eigenes geschaffen, das nur uns gehört und wir beide lieben es. Wir sind so dankbar und feiern beinahe jeden Tag, dass es möglich ist, aus Sonnenstrahlen Strom zu machen. Die Nähe zur Natur und die Ruhe tun uns einfach gut und wir haben das Gefühl, schon lange nicht mehr so erfüllt und produktiv gewesen zu sein.

Ängste – Man gewöhnt sich an alles

Das Freistehen, oft abseits der Zivilisation, hat sich schnell eingependelt. Anfänglich ist das natürlich ungewohnt, auch immer noch, wenn man mal drei Wochen bei der Familie gestanden hat. Durch unsere abendlichen Routinen können wir aber mittlerweile recht schnell abschalten. Wenn einem nicht gerade mitten in der Nacht eine Eule aufs Dach knallt – dann geht’s. Obwohl, wie kann man sich beschweren? Das ist ja gratis Herzmuskeltraining mitten in der Nacht. Nach wie vor ist neben dem gesunden Menschenverstand auch unser Bauchgefühl ein guter Leitfaden für die Platzwahl. So sollte man mal auf den Wetterbericht schauen, wenn man in einem unendlich großen Wald an der Grenze zu einem Naturschutzgebiet steht, die Zufahrt mehrere Kilometer fast zugewachsen ist und man umgeben von toten Bäumen ist. Wenn hier Wind oder Starkregen angesagt ist, bleibt man vielleicht besser mal auf ’nem Parkplatz. Der häufige Umgang damit schult uns und lässt uns mittlerweile recht entspannt alles Nötige tun.

Reisen mit Hund – Vanlife Kläffer

Etwas mehr Raum für alles zu haben, hat uns auch mehr Bewusstheit für Nala geschenkt. Wir verstehen ihre Bedürfnisse etwas besser und versuchen, ihren Arbeitswillen durch Training gerecht zu werden. Während der Fahrt ist sie eh immer super entspannt. Angekommen an neuen Orten, ist sie immer total aufgeregt und möchte natürlich erst einmal den Zinken in jedes Gebüsch stecken und die Gegend erkunden. Mit der Zeit ist sie insgesamt entspannter geworden. Das zeigt sich im Verhalten zu anderen Hunden, aber auch zu Menschen. Jeder, der Nala persönlich kennt, weiß, dass sie mit Männern, besonders wenn diese ein selbstsicheres Auftreten mitbringen, eher skeptisch ist. So hat es uns sehr verwundert, dass sie beim Erstkontakt einige Männer freudig begrüßt hat. Andere Hunde werden nur zurechtgewiesen, sobald sie den Chef markieren (das geht nicht, denn Nala ist ja schon der Chef) oder sie mit dem Blick fixieren. Sie nutzt wieder vermehrt einige ihrer Kauspielzeuge, die sie im Van meistens links liegen ließ. Man merkt, dass Sie sich wohler fühlt und natürlich auch das draußen sein genießt. Sie ist etwas angespannter, wenn einer von uns fehlt, aber auch das ist vor dem Hintergrund des Hütehundes und unseres kuscheligen Lebensstils logisch 🙂 Tierarztbesuche im Ausland waren bisher angenehm und erfolgreich. In drei Monaten schon zwei Mal, in Italien wurde uns mit einer großen Portion Humor schnell mit Nalas Blasenentzündung geholfen; in Skandinavien bekamen wir eine für den Grenzübertritt nötige Wurmkur und tolle Tipps und Mittel gegen Mücken.

Menschen – Magnetische Anziehung

Schon komisch. Wir haben in nur drei Monaten unglaublich tolle Menschen kennengelernt, mit denen wir total räsonieren. Nicht selten hatten wir das Gefühl, dass wir uns schon ewig kennen. Und wir reden nicht nur von Leuten, die Vollzeit im Van leben, sondern ganz allgemein. Menschen aller Couleur und Herkunft. Alleinreisende im Urlaub. Familien in Elternzeit. Natürlich auch mal seltene Vollzeit Vanlife Kollegen. Irgendwie spürt man, wenn Menschen eine gewisse Naturverbundenheit oder Einstellung zum Leben haben. Wir stehen mit den meisten in regem Austausch per Telefon und über soziale Medien. Kaum zu glauben, aber wir haben das Gefühl, echte Freunde gefunden zu haben. Erfahrungsgemäß lebt man sich mit Freundeskreisen im „normalen“ Alltag über lange Zeit eher auseinander. Wir haben im Moment das Gefühl, dass wir an Freunden und Erfahrungen immer mehr dazugewinnen. Und das führt uns auch schon zur Erkenntnis, dass es wirklich nicht viel braucht, um erfüllt und glücklich zu sein. Draußen sitzen, mit netten Menschen, im besten Fall einigermaßen warm oder sogar mit Lagerfeuer und eine Kleinigkeit zu essen.

Herausforderungen – Lasst die Spiele beginnen!

Die meisten Herausforderungen erleben wir eher im Vanlife Alltag als bei fundamentalen Fragen des Lebens. Wir sind einigermaßen gesund und fit und dankbar dafür 🙂 In jedem Land ist die Wasserversorgung unterschiedlich. In Südspanien gibt es an manchen Tankstellen oft kostenpflichtige Ver- und Entsorgungsstationen. In Dänemark so gut wie an jeder Tankstelle und das kostenlos. In Schweden schon seltener, da muss man etwas mehr suchen und in die Planung miteinbeziehen. Das Gleiche gilt für Müllentsorgung. Man glaubt es kaum, aber jedes Land ist anders aufgestellt. Auch wie und wo man Wäsche macht, ist etwas umfangreicher als in einer Wohnung, aber auch jedes Mal aufs neue ein Erfolgserlebnis, wenn es dann erledigt ist. Die Stellplatzsuche ist natürlich ein Thema für sich, in Skandinavien aber eher gar kein großes Thema. In Schweden machen wir die Erfahrung, dass man im Grunde für eine Nacht überall stehen kann. Die großen Wälder bieten viel Ruhe und selbst auf manchen Parkplätzen von Einkaufszentren kann man übernachten. Eigentlich purer Luxus 🙂

Beziehung – Wo Liebe ist, ist auch Leben

Wir reden mehr miteinander und haben intensivere Gespräche. Ist ja auch irgendwie klar, wenn man auf kleinem Raum zusammenlebt. Uns ist aufgefallen, dass wir Dinge direkt ansprechen und uns schneller abkühlen, wenn doch mal etwas quer sitzt. Unserer Meinung nach ist in jeder Beziehung wichtig, auf die Bedürfnisse des Partners einzugehen und diese zu respektieren. Auch diesen Punkt nehmen wir bewusster wahr. Universell gesehen ist Kommunikation eines der wichtigsten Themen überhaupt, und auch eines, aus deren Qualität in der Ausführung die meisten Probleme entstehen können. Neben dem ein oder anderen Podcast hören wir auf längeren Fahrten das Buch oder besser die Reihe „Miteinander reden“, welche wie der Name schon sagt sehr intensiv auf das Thema Kommunikation eingeht und auch tiefer in Bereiche der Psychologie eintaucht. Wir werden davon jedenfalls nicht dümmer und investieren auf diese Art nicht nur in uns selbst, sondern auch in unsere Beziehung.

Zukunft – Klarer Sternenhimmel mit ein paar Wolken

Wir können uns vorstellen, eines Tages in einem Tinyhouse zu leben. Was aber paradoxerweise nicht vorstellbar für uns ist: Lange Zeit am gleichen Ort zu verbringen. Neues zu entdecken, eine neue Umgebung zu erkunden, macht uns allen Spaß. Wir haben in Schweden so viele tolle Häuser und Grundstücke gesehen, die zum Träumen einladen. Irgendwie spricht der Gedanke an ein Leben auf dem Land ein „haben wollen“ in uns an, aber wirklich dort zu leben fühlen wird nicht. Anschauen, Aufsaugen und Genießen – das ist meistens alles, was nötig ist. Wir wollen in Zukunft noch langsamer reisen. Auch wurde uns im Laufe der Zeit klarer, was wir auf Instagram zeigen wollen. Vanlife ist ein großer Oberbegriff, und so sehr wir es lieben, im Grunde ist es für uns nur Mittel zum Zweck. Ewig und drei Tage über Technik und Ausbau fachsimpeln und Hab und Gut zur Schau stellen – das überlassen wir anderen. So gerne wir solche Inhalte auch ansehen, diese zu machen fühlt sich für uns nicht richtig an. Stattdessen darfst Du gespannt bleiben, wo die Reise hingeht. Vielen Dank fürs Lesen 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

#009 Skandinavien Teil 2 -Vanlife & Schweden Romantik

Im zweiten Teil unseres Skandinavien Vanlife Reiseblogs lernen wir einmal mehr, dass man nicht immer viel Reisen muss, um tolle Momente zu erleben. Wir entdecken einen traumhaften Platz an der Schärenküste und verbringen fast eine Woche an einem ruhigen Fjord inklusive Lagerfeuer und Stockbrot. Absolute Schweden Romantik eben 🙂 Wir wünschen gute Unterhaltung!

Goodbye Kopenhagen

Heiß Duschen und Wäschewaschen auf dem Campingplatz in Kopenhagen hat gutgetan. Aber wir sind froh, wieder etwas weniger Menschen um uns herum zu haben. Schließlich suchen wir in Schweden Natur und Ruhe. Der Campingplatz ist wirklich groß. Das Personal war nett und hilfsbereit, so haben wir uns ein Stromkabel leihen können und die nette Dame im Shop hat extra für uns nochmal im Lager nach Eis geschaut und ist fündig geworden. Neben dem Gelände befindet sich eine gigantische Hundewiese mit ein paar Hindernissen. Ein gefundenes Fressen für Nala. Wir waren jedes Mal alleine und Nala konnte so richtig Gas geben. Insgesamt behalten wir den Platz in positiver Erinnerung, wenn auch 45 Euro pro Nacht für uns vollkommen überzogen ist. Das ist allerdings mittlerweile der gängige Kurs, daher keine unmittelbare Kritik am Platz, sondern eher generell.

Ab in die Natur

Wir verlassen also wieder das Luxusleben und fahren ein paar hundert Kilometer in einen Küstenort in Westschweden, den wir aus 2019 kennen. Damals waren wir mit Wohnwagen auf einem Campingplatz direkt am Meer und haben uns in die Schärenkuste verliebt. Freistehen mit dem Van ist hier nicht wirklich möglich, also fahren wir noch eine kurze Strecke und finden unser Glück auf einem versteckten Forstweg nahe einer Autobahn. Wir verbringen den Nachmittag und die Nacht hier und sind mutterseelenallein. Die Autobahn ist kaum hörbar und wir werden mit einem unglaublich schönen und unendlich langen Sonnenuntergang belohnt, der nicht der Letzte seiner Art bleiben sollte.

Paradiesischer Fjord an der Schärenküste

Am nächsten Tag geht es weiter und wir finden nach etwas Suchen eine Tankstelle, an der wir uns mit Frischwasser versorgen können. Das scheint hier in Schweden nicht ganz so einfach wie in Dänemark zu sein, zumindest was die Wasserentsorgung angeht. Wir bummeln ein wenig durchs Land, bis wir einen absolut traumhaften Ort erreichen. Der Ort ist auf einer Landzunge und bietet Platz für wirklich viele Fahrzeuge direkt am Meer. Wir stellen uns etwas abseits zwischen Bäumen an eine der unzähligen Feuerstellen. Wir können es nicht glauben. Es sieht aus, als wären hier einmal mehrere Bootsanleger gewesen. Das Wasser ist aber, den sumpfigen Wiesen in der Umgebung nach zu urteilen, etwas zurückgegangen und damit zu flach zum Boote ins Wasser lassen. Nun bietet der Platz mit urigem Wäldchen und zerklüfteten Steinen einen Abenteuerspielplatz für Jung und Alt. 

Abenteuer mit Max

Am zweiten Tag parkt ein Van neben uns, der so richtig nach Abenteuer aussieht. Ein sympathischer junger Kerl fragt uns, ob es für uns okay sei, wenn er Drohnenaufnahmen macht. Spoiler: Die Drohnenfotos in diesem Beitrag sind  von ihm 🙂 Wir verquatschen uns ein wenig und das Eis ist gebrochen. Wir machen zwei Wanderungen zusammen und entdecken einen uralten Steinbruch mit gigantischen Quadern aus Granit und klettern darin herum. Wir finden Werkzeugspuren und stellen Vermutungen an, wie das wohl alles mal funktioniert hat. Abenteuer pur. Der Weg führt weiter über ein steiniges Plateau mit idyllischer Natur und mündet nach einiger Zeit in einer kleinen Bucht mit Sandstrand, wo zwar das Übernachten verboten ist, aber vorhandene Feuerstellen mit Grillrost zum Grillen einladen. Wir machen hier aber nur Pause und springen ins klare, kalte Wasser. In der Bucht ankern eine Handvoll Segelschiffe, die teilweise mit ihren Beibooten an den Strand gefahren sind. Würden wir auch so machen. 

Lagerfeuer, Stockbrot und Reisepläne

Wir haben seit Tagen überhaupt kein konkretes Reiseziel. Nur Richtung Norwegen soll es gehen. Der Ort ist aber so traumhaft, dass wir insgesamt fast eine Woche bleiben. Das tut mal richtig gut anzukommen und verschafft uns Klarheit. Wir sind immer noch dankbar für unseren Van und die Möglichkeit, tagelang mit allen Annehmlichkeiten autark in der Natur zu verbringen. Weil uns das Brot ausgeht, backen wir einfach selber noch ein leckeres Weißbrot. Max schwärmt in unseren Lagerfeuergesprächen von Mittelschweden und wir profitieren von einigen seiner Erfahrungen. So langsam festigt sich die Route in unseren Köpfen. An Max‘ letztem Abend machen wir zum Abschied gemeinsam Chili sin Carne, Stockbrot am Lagerfeuer und zum Dessert einen Vanillepudding. Max steuert noch neben ein paar Zutaten zum Chili noch richtig gutes Feuerholz zum Abend bei. An dem Abend ist es richtig windstill, sodass wir zum ersten Mal von Mücken belästigt werden, als das Feuer langsam ausgeht. Am nächsten Morgen tritt Max seine Reise Richtung Heimat an. Wir sind wieder einmal sprachlos, welches Glück wir haben, immer wieder auf so tolle Menschen wie Max zu treffen. Für uns wird es Zeit, die Karten zu studieren und so langsam weiter Richtung Norwegen zu fahren. 

Wir merken, dass wir gerade gerne länger an so schönen Orten bleiben wollen, und planen das für die nächsten Wochen mit ein. Ob wir das so hinbekommen, wirst Du dann wohl im nächsten Beitrag erfahren 🙂 Wir freuen uns immer über den Austausch mit Menschen, vielleicht hast Du ja Lust, uns ein paar Zeilen dazulassen oder bei Instagram vorbeizuschauen. Dialog ist immer cooler als Monolog 🙂 

Frohes Abenteuern,
A&O

#008 Skandinavien Teil 1 – Dänemark, der Wüstenplanet

Wir sind erst ein paar Tage in Dänemark und haben schon so viele positive Überraschungen erlebt. Wer hätte Sandwüsten und Palmenstrände erwartet? Wir haben immer noch nicht das Gefühl, dass der Sommer da ist, aber das ist hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit, oder? Tauche mit uns ein in den ersten Teil unserer Skandinavienreise. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Voller Kalender in der Heimat

Die Zeit bei Familie und Freunden ist intensiv und vergeht wie im Flug. Verkehrte Welt. Wenn wir unterwegs sind, haben wir das Gefühl, mehr Zeit zu haben. In Deutschland haben wir Termine, verbringen viel Zeit mit den Liebsten und kommen kaum zum Arbeiten. Wir haben uns die Zeit unter anderem mit einem Hochzeitswochenende, einem Kindergeburtstag, Arztterminen und House- und Catsitting vertrieben. Das war sehr schön, aber wir sind auch irgendwie froh, wieder unterwegs zu sein. Also: Ab geht die Post nach Skandinavien.

Tschüss Deutschland, Hallo Dänemark

Nach ein paar Stunden Fahrt übernachten wir auf einem Parkplatz an einem größeren Waldgebiet. Ursprünglich wollen wir einen anderen Platz anfahren, in unmittelbarer Nähe findet allerdings eine große Hochzeitsfeier statt und wir ahnen, dass wir hier kein Auge zudrücken werden. Auf der Fahrt haben wir kurz vorher einen unscheinbaren Parkplatz hinter einer Hecke entdeckt. Hier stehen wir nicht nur perfekt gerade, sondern schlafen wie die Murmeltiere. Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich und Olli erkundet den Wald mit einer Laufeinheit. Kalte Dusche hinterm Van und ab geht die wilde Fahrt. Bald überqueren wir die Grenze zu Dänemark. Wir haben über eine App einen Übernachtungsplatz an einer Autobahn gefunden. Das hört sich erstmal ungemütlich an. Daher ist die Überraschung umso größer, als wir diesen Ort erreichen. Wir fahren an der Tankstelle vorbei über den großen LKW-Parkplatz und landen an einem kleinen See, an dem, recht abgelegen, für jeden Parkplatz ein Tisch mit Bänken und Mülleimer vorhanden ist. Es hat scheinbar viel geregnet, alles ist recht schlammig. Wir parken mit dem Heck im Schlamm, was mit Frontantrieb aller Wahrscheinlichkeit nach keine Probleme verursacht. Zwei Nächte verbringen wir hier, holen Arbeit nach und genießen die Ruhe.

Palmenstrand und Wüste

Man glaubt es kaum, aber in Dänemark gibt es einen Palmenstrand. Natürlich sind die Palmen hier nicht heimisch, aber eine lustige Atmosphäre entsteht dadurch trotzdem. Uns fällt auf, dass es überall verdammt sauber ist. Insgesamt gibt es sehr viele Mülleimer, anders als in unserem Italien Abenteuer. Theoretisch kann man hier stehen, eine Übernachtungsparkgebühr von 22 € schreckt uns aber ab. Der Platz ist traumhaft, wenn man mal in so schönem Ambiente aufwachen will, das kriegen wir aber auch für Noppes hin, wenn auch vermutlich ohne Palmen. Also fahren wir nach einem Spaziergang weiter Richtung Wanderdüne in der Nähe von Skagen. Alles ist unglaublich sauber und nahezu an jeder Autobahnraststätte finden Ver- und Entsorgungsstationen für Wohnmobile. Ein Traum, wenn man das spanische und italienische Outback gewohnt ist. Alles wirkt sehr gepflegt und lädt zum Verweilen ein. In der Nähe der Wanderdüne finden wir ein tolles Plätzchen und übernachten drei Nächte. Dieser Ort ist magisch und riesig. An einigen Stellen haben wir eine rundum Aussicht auf Sand und bekommen das Gefühl, mitten in der Wüste zu sein. Es ist windig und dadurch recht kalt, aber dieser surreale Wüstenort lässt uns das immer wieder vergessen. Am Parkplatz gibt es sogar sehr gepflegte Toilettenhäuschen, mitten im Naturschutzgebiet. Abends läuft ein quirliger Fuchs durch die Gegend und sucht an den Mülltonnen nach etwas Essbarem.

Vereinigung der Meere in Skagen

Weil es nicht mehr weit ist, fahren wir nach Skagen. Der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes! Hier treffen Nord- und Ostsee spektakulär aufeinander. Auffällig ist, dass es hier nirgends hohe Häuser gibt. Dadurch wirkt alles recht entspannt und man kann auf den ersten Blick Wohngebiet nicht von Gewerbegebiet trennen. Wir parken am Bunkermuseum, zahlen das Parkticket bequem per App und wandern mit Nala zu der berühmten Zunge, wo die Meere sich küssen. Ein Zungenkuss quasi. Natürlich ist es sau windig. Das schreckt die Touristen nicht ab, aber wir vermuten, dass dennoch für gewöhnlich mehr Menschen hier ihr Unwesen treiben. Wir begucken also in Touristenmanier intensivst das Wasser mit Stilaugen und wandern wieder zurück. Diesmal mit ordentlichem Gegenwind, sodass wir den Sand richtig schmecken können. Hach, watt schön. Auf dem Rückweg halten wir noch im Hafen von Skagen und genießen einen unglaublich deliziösen Burger mit Pommes. Die Leute sind unverschämt nett und umgänglich. Auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Es ist überall sehr sauber. Uns fällt auf, dass der Sprit auf den Autobahnen nicht wirklich teurer ist als außerhalb.

Wald, Meer und Campingplatz in Kopenhagen

Wir bummeln durchs Land und die Sonne begleitet uns. Tolle Dörfer, es sieht aus, als hätten sich die Menschen in ganz Dänemark abgestimmt und Rasen gemäht. Natürlich kann das auch an den Midsommar Vorbereitungen liegen. Es sind sehr viele Häuser zu verkaufen. Das ist uns selbst in der Gegend um Skagen direkt am Meer aufgefallen. Wir können uns das nicht erklären, denn die Orte sind teilweise traumhaft schön und idyllisch. Vielleicht weißt Du mehr? Wir finden einen kleinen Parkplatz für WoMos an einem schönen See und wie soll es anders sein? Mülleimer und Trinkwasser gratis. Zum ersten Mal haben wir hier etwas Schwierigkeiten mit dem Satelliteninternet, stehen aber auch komplett unter Bäumen. Am See sind Schutzhütten zum Schlafen, Feuerstellen, Grills und sogar Feuerholz. Alles kostenfrei für alle. Das wirkt schon fast unglaubwürdig auf uns, aber unglaublich schön. Wir entscheiden uns, langsam mal Richtung Schweden und Norwegen zu fahren und finden einen schönen Platz am Meer. Wir waschen etwas Wäsche per Hand,  sind so gut wie allein und bleiben wieder drei Nächte. Olli musiziert in sonnigen Phasen am Strand mit der Handtrommel. Das Wetter ist immer noch durchwachsen, wir machen das Beste daraus. Wir fahren nach Kopenhagen auf einen Campingplatz und nutzen ausgiebig die Waschmaschine, um auch die Bettdecken und größere Sachen zu waschen. Auch Nalas siebter Geburtstag wird hier angemessen mit Festmahl, Massage und Turnübungen gefeiert. Wir haben beide richtig Lust auf Norwegen, könnte also passieren, dass wir da schneller landen als gedacht.

Übrigens: Noch mehr Bilder, Videos und täglichen Content unserer Abenteuer findest du auf unserem Instagram-Profil. Schau doch mal vorbei 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

#007 Nächster Halt: Vanlife Skandinavien

Skandinavien boomt. Ob Vanlife in Norwegen oder (Tiny-) Haus in Schweden. Nicht nur die Instagram- und YouTube-Influencer strömen scheinbar momentan nach Skandinavien, sondern auch dieser Nachbar mit den Socken in den Adiletten. Wir sind gespannt, was sich seit unserem letzten Roadtrip 2019 verändert hat, wo wir zu Midsommar sein werden und natürlich auf Dänemark und Norwegen. Hier findest Du wie gewohnt ein paar Gedanken und Erwartungen zu unserem nächsten Abenteuer. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Damals in Schweden

2019 waren wir mit unserem Wohnwagen in Skandinavien. Schweden, um genau zu sein. Natürlich auf Campingplätzen. Wir sind ein bisschen die Westküste entlang gebummelt und haben uns in ein paar Orte richtig verliebt. Damals hatten wir den üblichen Drei-Wochen-Zeitrahmen, jetzt sind es fast drei Monate. Was erwarten wir also von dem Skandinavien Abenteuer 2024? Wir beobachten jedenfalls in den letzten Jahren einen zunehmenden Skandinavien-Boom und hoffen mal, dass wir irgendwo noch Ruhe finden und nicht überall deutsche Rentner, mit Socken in den Adiletten, Bratwurst grillen. Nichts gegen deutsche Rentner, Socken oder Adiletten, hier darf man aber immer nur zwei von vier Dingen gleichzeitig wählen. Manche Kombinationen passen einfach nicht, Darling. Ich glaub‘ wir verrennen uns hier ins falsche Thema.

Skandinavien + Vanlife = ?

Zunächst mal haben wir null Zeitdruck. Wir versuchen also nicht, wie früher, möglichst schnell irgendwo anzukommen. Also setzen wir auch nicht mit der Fähre von Fehmarn über, sondern tuckern wie es sich gehört durch Dänemark nach Schweden und Norwegen. Der Weg ist das Ziel. In Norwegen waren wir noch nie, Dänemark war damals eher Transitland. Wir haben in den letzten Jahren über Bekannte und das Internet viel über Norwegen gelernt und würden schon gerne bis zu den Lofoten kommen. Der Kontrast aus Bergen direkt am Meer macht Norwegen aus Naturliebhaber-Sicht schon sehr attraktiv. Olli liebt Trailrunning und kann sich dort austoben. Auch unsere Hündin Nala steht auf Wanderabenteuer und gemeinsame Entdeckungen. Wir erhoffen uns durch das „Jedermannsrecht“ eine etwas entspanntere Stellplatzkultur. Wir werden sehen, ob die Realität von den Erwartungen abweicht 🙂

Neue Länder, neue Abenteuer, neue Supermärkte

In unserem letzten Italien-Abenteuer haben wir schon wieder gemerkt, dass wir noch länger an schönen Orten bleiben sollten oder könnten. Dadurch, dass wir mehr oder weniger zeitliche Freiheit haben, kann man schöne Orte einfach mehr genießen anstelle von ständiger Herumfahrerei. Vielleicht bekommen wir ein bisschen was von Midsommar Festivitäten in Schweden mit. Wir sind gespannt, wie sich der Sommer in Skandinavien generell anfühlt. Wir sind neugierig, wie wir Vanlife im Norden erleben. Welche Schätze warten wohl in den Supermärkten darauf, von uns entdeckt zu werden? Damals haben wir in Schweden Zimtschnecken mit Kardamom inhaliert, als ob es kein Morgen gäbe. Schweden war schon 2019 relativ weit mit pflanzlichen Alternativen. So gab es sogar eine traditionell vegane Pastete als Brotaufstrich. Ohje, da wird man ja ganz nostalgisch. Und hungrig.. Jedenfalls freuen wir uns auch hier auf altbekanntes und neues.

Reiseziel: Sommer, Abenteuer, Natur

Eine konkrete Route? Fehlanzeige. Sonne und Sommer wär’ schon geil. Wir haben auch kein festes Ziel wie die Abruzzen in unserem Italien Abenteuer. Während wir unterwegs sind, werden wir hier und da etwas recherchieren, was für uns interessant sein könnte. Aber wie immer haben Wetter, Stellplätze und Bauchgefühl auch ein Wörtchen mitzureden. Ein bisschen mehr Raum zum Arbeiten und Schreiben wäre gut. Natürlich ist die Devise auch in diesem Abenteuer: Möglichst kein Geld zum Parken ausgeben. 

Und jetzt kommst Du ins Spiel! Lass‘ uns doch in den Kommentaren oder bei Instagram wissen, was wir unbedingt sehen sollten oder einfach nur, was Dich total begeistert hat oder wo Du gerne mal hinmöchtest 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

#006 Himmelfahrt nach Ligurien

In diesem Beitrag nehmen wir Dich mit auf die letzte Italien-Etappe (nach Ligurien) und geben Dir einen Einblick in die manchmal aufreibende Stellplatzsuche, denn wie versprochen gibt es bei uns nicht nur Vanlife-Romantik, sondern Alltag in allen Facetten. Geplatzte Träume, zwielichtige Typen und ein Happy End inklusive. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Eine Nacht am Hafen

Das ist es nun, das letzte Kapitel Italien. Fürs Erste. Nach der tollen Zeit mit Leslie und Felix fahren wir nur ins Dorf hinein und bleiben eine Nacht am Hafen. Olli hat den Ort beim Laufen erkundet und es gibt mehrere Parkplätze, Mülleimer, Wasser und eine endlos lange, tolle Promenade. Wir arbeiten die meiste Zeit. Besonders abends tauchen auf dem Parkplatz wieder einige einsame Männer in Autos auf, die Löcher in die Luft starren. 

Glotzende Gauner und der Enttäuschungsmarathon

Neuer Tag, neues Glück. Wir recherchieren nach Plätzen und finden quasi an der Route Richtung Heimat ein paar schöne Orte. Wir wollen nicht super viel fahren, also schauen wir an der Küste entlang und finden knapp 200 km entfernt einen geräumigen Parkplatz am Meer zum Übernachten. Unterwegs finden wir auf der Autobahn eine Versorgungsstation für WoMos, die nicht ausgeschildert war. Das ist uns in Italien auf den Mautstraßen, aber auch oft abseits, schon oft positiv aufgefallen. Also Abwassertank leeren, Frischwasser auffüllen und weiter. Moment, ist das ein Hundeplatz mit Hindernissen und Attraktionen für Hunde? Ok. Hund auspowern und weiter. Als wir die Autobahn verlassen, fahren wir längere Zeit durch unbewohnte Natur und sumpfartige Gebiete. Leider ist der schöne Parkplatz in den Dünen aktuell gesperrt. Aber an Parkplätzen mangelt es hier nicht. Wir parken, bezahlen wieder mit der praktischen App und gehen uns mal kurz die Gegend angucken. Als wir zurückgekommen, fummeln zwei Typen an einem deutschen Auto herum und werden sofort vom ankommenden Eigentümer erwischt. Zu diesem Vorfall werden wir schon bald ausführlicher berichten. So richtig wohl fühlen wir uns nach der Sache hier nicht und fahren weiter.

Die Gegend am großen Parkplatz in der Nähe von Pisa entpuppt sich als absolute Strandtourismushochburg. So weit das Auge reicht, Schirme und Liegen. Kilometerweit Strandbuden. Da es noch nicht wirklich Saison ist, wirkt es etwas trostlos. Wir sind etwas müde, buchen das Parkticket per App. Nach einer kurzen Rast erkunden wir auch hier die Gegend und sehen hier und da wieder ein paar komische, sehr ungepflegte Menschen, die scheinbar willkürlich in der Gegend herumsitzen und alles auschecken. Ein großer Seufzer. Zehn Minuten innerer Widerstand und fokussiertes Quengeln, dann entscheiden wir weiterzufahren. Eigentlich haben wir keine Lust mehr, aber hier zu bleiben, fühlt sich nicht richtig an.

Grüne Überraschung in Ligurien

Anika findet bei der weiteren Recherche ein paar Diamanten. Besonders einer in Ligurien macht uns neugierig, denn er wird beschrieben als großer Platz in der Natur mit mehreren Plateaus. Zwar weit weg vom Strand, aber was soll’s. Die Bilder sehen toll aus. Also fahren wir los. Ohne große Umwege. Na ja, wenn man in die Karte herangezoomt hätte, dann wäre einem aufgefallen, dass man das letzte Stück nochmal schön eine Stunde Berge und Serpentinen hochfährt. So kommt es dann, dass wir unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und nach einem langen Tag fahren, kurz vor Sonnenuntergang, irgendwo im Nirgendwo durch die Berge kraxeln. Wenigstens sind die Straßen leer. Natürlich knacken wir auch hier die 1000-m-Marke und fahren irgendwann wieder durch Wolken. Oder vielleicht nur Nebel. Aber Wolken klingt romantischer. Warte mal. Liegt da Schnee am Straßenrand?

Der Platz befindet sich hoch oben und die Aussicht ist in allen Richtungen der Hammer. Einige Feuerstellen und wirklich viele Möglichkeiten, auch versteckt zu stehen. Wir sind alleine hier, pünktlich zum Sonnenuntergang. Temperatur? Nur für wirklich eiserne Nudisten. Für uns erstmal Pulli, Heizung, Bettdecke und Wärmeflasche. Sternenklarer Himmel, absolute Ruhe. Der Internetempfang ist wie gewohnt super. Über unser zusätzliches, faltbares Solarpanel bekommen wir tagsüber genug Strom, um bis abends unsere Batterien vollzuladen. Zum Wochenende wird es wie gewohnt voller. Olli läuft zum nächstgelegenen Gipfel hoch und föhnt sich ordentlich die Frisur. Wahnsinnsaussicht. Ein Kommentar zu diesem Ort war sowas wie „Für Langzeitreisende ein toller Ort zum Durchatmen“ – und genau das haben wir hier auch gemacht. Nach drei Nächten geht es für uns weiter. Dieses wunderbare Gebiet entpuppt sich als weitläufiges Naturschutzgebiet mit vielen Wandermöglichkeiten und sogar Mülltonnen. Wir kommen wieder! Wir brettern durch die Schweiz, Olli geht an einer sehr gepflegten Tankstelle duschen und wir freuen uns riesig, für zwei Burger mit Pommes knapp vierzig Euro zu bezahlen. Möglicherweise handelt es sich bei zuvor geschilderter Situation in Teilen um eine geschönte Aussage, die gegebenenfalls von der Realität abweicht. Wir erreichen Deutschland und übernachten hinter der Grenze an einem Weingut welches netterweise kostenlose Parkplätze anbietet.

Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer

Damit endet unser Italien Abenteuer und damit die ersten knappen zwei Monate Vollzeit Vanlife. Wir sind immer noch verliebt in alle Ups and Downs. Im Moment erfüllt uns der alternative Lebensstil da draußen und wir müssen uns immer noch täglich angrinsen, weil wir es nicht glauben können. Wir haben die Zeit sehr genossen und ein paar echt unvergessliche Momente erlebt. Von den Bergen bis zum Meer. Wieder zurück und dreimal im Kreis gedreht. Klar, wir waren etwas blauäugig, was das Wetter angeht, und dachten, es würde wärmer werden. Dennoch haben wir durch die ganzen Eindrücke und Kontraste, und vor allen Dingen den tollen Menschen, eine sehr schöne Zeit gehabt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrages haben wir ein paar erfüllende und gesellige Tage bei Familie und Freunden verbracht und ziehen weiter 🙂

Nächster Halt: Skandinavien
Kommst Du mit? 🙂

Frohes Abenteuern,
A & O

Vegan in Italien – Von neuen und bekannten Schlemmereien

Man könnte schnell glauben, dass vegane Ernährung und Einkaufen in Ländern, deren Spezialitäten und kulinarische Traditionen auf tierischen Produkten basieren, schwierig ist. Ob dem so ist und wie wir überlebt haben, erfährst Du natürlich in diesem Beitrag. Da wir viel selbst kochen, beziehen wir uns hier hauptsächlich auf Supermärkte. Am Ende findest Du aber auch ein paar Informationen und Gedanken zu Restaurants, sowie unsere Top 5 Lebensmittel. Und jetzt viel Spaß und gute Unterhaltung 🙂

Das Hörnchen an der Tankstelle

Wir verlassen die Autobahn, um eine kurze Pause zu machen. Mal die Beine in der Sonne vertreten. Der erste Besuch in der Tankstelle hinter der Grenze macht unmissverständlich klar, wo hier der Fokus liegt. Frisch im Ofen gebacken, präsentiert sich eine Kombination aus Brot, Fleisch und Käse in allen denkbaren Formen und Farben in der zehn Meter langen Theke. Irgendwas ohne Fleisch? Wenig. Irgendwas ohne Käse? Fehlanzeige. Doch Moment, was ist das? Vollkorn-Croissants! Sogar als vegan gekennzeichnet. Breit grinsend mampfen wir das noch warme, äußerst delikate Hörnchen. Aus Neugier schauen wir, wie der Fastfood-Riese mit dem „M“ ausgestattet ist. Fehlanzeige. Außer Fritten natürlich. In Spanien war es genau so. Interessant, wenn man bedenkt, dass das Fastfood-Restaurant mit dem gruseligen Clown einst in Deutschland der Vorreiter mit einem veganen Burger war. Wir dachten immer, dass Deutschland kulturell wahnsinnig auf Tierprodukte eingefahren ist, doch mit einiger Überraschung stellen wir fest, dass die Länder im Süden hier bedeutend weniger vielfältig in Sachen Essen zu sein scheinen. Die Unternehmensstrategie so manches internationalen Konzerns wird doch noch sehr stark regional geprägt.

Supermarkt „Eurospin“ – Versteckte Schätze

Den kannten wir aus Deutschland nicht. Der erste Markt, den wir in der Nähe der Geisterstadt besuchen, hat ein recht altmodisches Discounter-Ambiente und auf den ersten Blick kaum pflanzenbasierte Ersatzprodukte. In der Obstabteilung entdecken wir aber schon zwei Highlights. Eine 1 kg Packung riesige Medjool Datteln für um die neun Euro. In Deutschland kosten meist 200 g schon 3-4 Euro. Außerdem gibt es Datteln im Schokomantel. Zufällig vegan, da die Datteln genug Süße mitbringen, um sie in dunkle Schokolade hüllen zu können. Brotaufstriche gibt es hier nicht wirklich. Eine recht teure Bio Guacamole ist vorhanden, Hummus finden wir nicht. Es gibt Pflanzendrinks. Eine Schoko-Variante probieren wir und sind begeistert. Reich an Kakao und vollmundig im Geschmack sind wir beide nach einer Tasse pappsatt 🙂 Im Angebot gibt es tatsächlich als vegetarisch gekennzeichnete Bratwürste. Wir finden aber keine tierischen Zutaten darin. Also ab in den Wagen. Später stellt sich heraus, dass die Dinger besser schmecken als die meisten in Deutschland. Im „frisch gebacken“ Regal liegen neben vielen Broten auch leckere Pizzastücke mit fruchtiger Tomate. Für Nala holen wir gerne mal Zwieback, der enthält allerdings normalerweise Milchpulver (Süßmolkenpulver und Kondensmagermilch). Wir finden einen, der vegan ist und auch noch schmeckt wie aus unseren Kindheitserinnerungen. Tja Nala, ab jetzt wird geteilt! Der absolute Wahnsinn kommt zum Schluss. Im gekühlten Frischebereich finden wir eine Focaccia. Auffällig nur mit großen, saftigen Tomatenstücken, Oliven und Kräutern. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät uns, dass wir unser Abendessen in den Händen halten. Kein Schnäppchen, aber wir essen zweimal davon. Um es in den Kühlschrank zu bekommen, müssen wir es falten. Was ein Ballermann! Kurz in der Pfanne aufgewärmt schmeckt der Apparat wie der Himmel auf Erden.

Leider haben wir dieses Angebot so nur in einer Filiale wahrgenommen. Wir können also nicht davon ausgehen, dass grundsätzlich so tolle Sachen im Eurospin auf uns warten. Ein Hochgenuss war es trotzdem 🙂

Supermarkt „Conad“ – Wo Brotträume wahr werden

Ähnlich wie im Eurospin gibt es kaum etwas im Angebot, das wir Deutschen auf Brot essen würden. Eine merkwürdige grün-türkise Guacamole mit gefühlten 30 Zutaten finden wir. Die schmeckt sogar überraschend gut. Eine gigantische Auswahl an Nudeln schüchtert uns ein und teilweise können wir optisch keinen Unterschied zwischen Nummer 45 und 46 ausmachen. Auffällig war schon im vorherigen Supermarkt, dass es kaum pflanzlichen Joghurt gibt. Und wenn, dann ist dieser klein portioniert und unglaublich stark gesüßt. Wir erkennen hier ein Muster. In Italien scheint Naturjoghurt keine große Rolle zu spielen. Oder vielleicht kauft man ihn nicht im Supermarkt. Jetzt zum absoluten Banger: Dunkles Brot. Graubrot. Frisch. Krustig. Da fliegt dem Deutschen vor Freude das Blech aus dem Ofen. Zutaten: Mehl, Wasser, Hefe, Salz. Das Brot ist vorgeschnitten und abgepackt, aber unglaublich frisch und günstig. Beim Gemüse finden wir lächerlich große, eingelegte Oliven mit Knoblauch, Kräutern und Chili, die geschmacklich einfach nur als Delikatesse einzuordnen sind. Bisher war Spanien für uns das Olivenland, aber Italien hat uns wirklich raffiniert verführt (Lass’ das bloß nicht Spanien hören!). Im Kühlregal finden wir auch ein paar vegane Eissorten, die nicht wie in Deutschland zu drei Stück verpackt, sondern durch zwei teilbar sind. Da haben wir gar keinen Nährboden für Streit mehr. Worüber regen sich die Italiener denn dann bloß immer so auf? Natürlich haben wir auch Tomatensoßen unter die Lupe genommen. Selbst die günstigeren Angebote werben mit „Made in Italy“ und schmecken uns hervorragend. Zu guter Letzt nehmen wir noch Salzgebäckstangen mit. Diese sind nicht per se rein pflanzlich, wir finden aber welche zum Knabbern für unterwegs. Sehr trocken, sehr sättigend, aber lecker. Dieses Bäckereierzeugnis scheint in Italien auch sehr traditionell und viel genutzt zu sein. Weißt Du mehr als wir? Hilf uns in den Kommentaren auf Sprünge 🙂

LIDL – Eine verlässliche Institution für pflanzliche Alternativen

Was sollen wir sagen? LIDL macht einen guten Job in Sachen Sortiment. Wir finden viele Sachen aus der Heimat wieder. So auch im Kühlregal. Der pflanzliche Feta und der Scheibenkäse sind für uns beide ungeschlagen lecker, das haben uns auch schon Freunde auf der Reise bestätigt, die auch tierische Erzeugnisse essen. Mit etwas Tomaten und Oliven hat man mit dem Feta ein feines Essen, das einem nur schwer langweilig wird. Es gibt Sandwiches, Joghurt, dreierlei Aufschnitt, Guacamole, Hummus und eine Auswahl an Dingen zum Braten wie z.B. Burger Patties. Ein leckerer Blaubeer-Joghurt findet seinen Weg in unseren Kühlschrank. Es ist nicht wirklich überraschend, dass auch dieser sehr stark gesüßt ist. Zu unserer Verwunderung gibt es nicht überall Burgerbrötchen, wie wir das aus Deutschland kennen. Also greifen wir so, als sich die Chance bietet.

Vegan in Restaurants

Wie schon erwähnt, bietet der eine Fastfood-Riese nicht wirklich etwas an. So ist es aber durchaus erfreulich, dass es in den meisten Eisdielen und Snack-Bistros etwas für uns Vegitarösen gibt. Beim Stadtbummel haben wir Paninis gefunden. Dummerweise direkt nach dem Frühstück, sodass wir diese nicht mehr probiert haben. Wir haben es nicht in viele Städte geschafft, nach unserer Recherche können wir aber mit Sicherheit sagen, dass analog zu Deutschland auch in den Großstädten Italiens die Zahl der veganen Restaurants mittlerweile sehr hoch ist und z.B. in Neapel sogar einige vegane Pizzerias existieren.

Unsere Top 5 veganen Highlights in Italien

Natürlich handelt es sich hierbei nicht ausschließlich um Spezialitäten des Landes. Es ist vielmehr eine Skala von dem, was uns in den knapp fünf Wochen Italien Roadtrip so richtig Freude bereitet hat 🙂

  1. Focaccia zum Aufwärmen (Eurospin)
  2. Frisches Graubrot (Conad)
  3. Riesenoliven mit Knoblauch und Chilli (Conad)
  4. Zwieback (Conad) 
  5. Feta (Lidl)

Fazit: Eine Reise wert

In Supermärkten findet man mittlerweile in Italien einiges an pflanzenbasierten Alternativen, jedoch haben wir realisiert, dass Deutschland einen sehr großen Vorsprung in Sachen Vielfalt hat. Das Angebot der Supermärkte variiert natürlich stark und es lohnt sich, auch nicht explizit gekennzeichnete Produkte auf Zutaten zu prüfen. Sonst hätten wir die unglaublich leckere Focaccia nicht entdeckt 🙂 Pflanzliche Milchalternativen gibt es nahezu überall. Aufschnitt wie Fleischwurst oder Salami sucht man vergebens, und auch Naturjoghurt ist ein seltenes Gut. LIDL war bisher für uns auf Reisen eine erfreuliche und planbare Anlaufstelle zum Einkaufen. In Italien wie auch in Spanien gibt es bei LIDL viele vegane Produkte und manchmal sogar regionale Spezialitäten wie die Tortilla in Spanien. Wir lieben es, auch in Supermärkten Neues (und Bekanntes) zu entdecken.

Wir hoffen, wir konnten Dich ein wenig unterhalten, und vielleicht findest Du bei Deinem nächsten Italientrip ja auch ein paar Schätze, die Du mit uns teilen kannst 🙂

Frohes Abenteuern,
A & O

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