#019 Vanlife an der Küste Andalusiens

Dieser Eintrag ins Vanlife Reisetagebuch ist prall gefüllt mit Menschen, Tieren und natürlichen traumhaften Stränden 😄 Wir wurden wieder gesegnet mit nächtlichen Überraschungen, zugemüllten Plätzen und einem kleinen Sandsturm in Andalusien. Ohne Verzögerungen wünschen wir Dir jetzt viel Spaß mit diesem Beitrag!

Unterhaltung vor der Haustür

Nach dem letzten rumpeligen Vanlife Abenteuer bleiben wir nochmal fünf Nächte, weil wir uns so wohlfühlen und genießen weiter die Ruhe. Eines Morgens beehrt uns ein netter junger Mann mit einem Jeep und eröffnet das Gespräch mit einer Frage zum Satelliten Internet. Er kann den Reisetarif scheinbar nicht buchen. Wir fummeln mit den Apps herum und raten ihm schlussendlich, den Support zu kontaktieren. Wir reden noch ein wenig über unsere jeweiligen Abenteuer und Stellplätze. Später fährt tatsächlich ein Pärchen mit einem 7 Meter Wohnmobil an uns vorbei. Wir fragen uns jetzt schon, wie die heil den Weg bis hierhin gekommen sind und sind uns sicher, dass die beiden die steile Kurve im Hang nicht ohne Probleme hinaufkommen. Noch bevor wir Bescheid sagen können, setzt das Wohnmobil mit Front und Heck auf. Die beiden brauchen eine gute halbe Stunde und müssen eine ganze Strecke sehr langsam rückwärtsfahren. Hier ein Tipp an alle zukünftigen Abenteurer: Ab und zu mal aussteigen und die Straße checken, spart viel Ärger. Auch der Abschlepper kommt an solche Orte eher nicht und wenn, bekommt der eure Karre da auch nicht ohne Schaden wieder raus. 

Nächtlicher Besuch

Die Nächte sind heiß und windstill. Treue Leser werden sich an den Eulenkrieg auf unserem Dach in Schweden erinnern. Eines Nachts hören wir ein komisches Glucksen draußen vor dem Van. Olli schaut aus der Dachluke und kann erstmal nichts sehen. Wir vermuten ein Schwein. Doch dann erkennt er einen mittelgroßen schwarzen Hund, der am Van herumschleicht. Er sollte später nochmal wiederkommen, die Nacht verbuchen wir unter „Lass uns nicht mehr drüber reden“. Am nächsten Morgen geht Olli tauchen, um sich abzukühlen, und fischt direkt mal ein paar Gewichte von Anglern aus dem Meer. Eine ungewöhnlich riesige Eidechse beehrt uns noch. Kaliber Schuhkarton. Das bestätigt unsere Philosophie, dass wir immer abgefahrene Sachen entdecken, wenn wir längere Zeit in der Natur verbringen. Und auch mal in Ruhe verharren. Leider gelingt uns kein Foto von dem kleinen Freund. Der nette Mensch mit dem Satelliteninternet kommt nochmal vorbei und teilt uns freudestrahlend mit, dass der Support sein Problem schnell lösen konnte. Happy End. 

Weiter geht das Abenteuer

So langsam haben wir dann doch Lust, weiterzufahren. An einer großen Tankstelle ganz in der Nähe waschen wir Wäsche. Die Maschine will nur schleudern, dank Übersetzungsapp können wir der netten Dame das klarmachen und kriegen die Wäsche erstattet. Wir garen in unserem eigenen Saft, während wir auf die Wäsche warten. Ansonsten steht das Übliche an. Einkaufen und Versorgung. Es ist jedes Mal ein schönes Gefühl, Vorräte wieder aufzustocken. Und ein kleines Abenteuer für sich, denn wir wissen ja nie komplett, was wir so ergattern. Wir fahren an der Küste ein kleines Stück weiter zu einem Riesenplatz, den wir ebenfalls seit Jahren kennen. Auch hier ist alles unglaublich zugemüllt. Olli geht abends nochmal laufen und nutzt danach die Stranddusche. Die Nacht ist brutal stürmisch, der Van wackelt wie blöd, nachts holen wir die Antenne rein und schließen das Fenster, weil wir sonst kein Auge zudrücken. 

Alte und neue Bekannte

Am nächsten Morgen entscheiden wir spontan, doch schon weiterzufahren. Der nächste Ort auf der Karte ist für uns sehr besonders, hier haben wir in den letzten Jahren einige Menschen kennengelernt und viel Zeit verbracht. Unterwegs halten wir an einem Waschsalon, den wir aus den Vorjahren bereits gut kennen. Der Eigentümer ist ein Engländer, und er ist so nett, ein kleines Paket für uns zu empfangen. Wir fahren wieder auf eine Abenteuerstraße in unsere Lieblingsbucht und treffen direkt Hans, den wir seit 2022 kennen. Er überwintert meistens hier und seine beiden Hündinnen Frieda und Lotti, ebenfalls Australian Shepherds, sind hier auch schon richtig zu Hause. Auch ein paar andere bekannte Gesichter sind hier, die wir aber nur vom Sehen her kennen. Wir lernen auch Gorran kennen. Ein netter Kerl aus England. Er ist Musiker und hat es sich in einem Minivan gemütlich gemacht. Wir quatschen viel und können ihm abends mit heißem Wasser helfen, als im Sandsturm sein Kochfeld versagt. Wenn man in einem normalen Auto lebt, bzw. eigentlich ja nur schläft, dann ist das nochmal ein ganz anderer Film.

Als ob wir nie weg waren

Es ist schon verrückt. Alles fühlt sich so bekannt an. Wir gehen regelmäßig gemeinsam mit den drei Hündinnen spazieren und tatsächlich vertragen wir uns alle. Vor zwei Jahren hat Nala sich mit Lotti böse gestritten. Ein wahres Eifersuchtsdrama. Aber wir sind alle älter geworden und existieren nebeneinander. Richtige Spielfreunde sind wir nicht, wir sind ja schließlich alle Alpha Weibchen. Der einzige große Wermutstropfen an diesem Ort ist, dass es kaum ebene Plätze gibt. Der Parkplatz ist steil in allen Richtungen, da hilft auch unser Luftfahrwerk nur noch bedingt. Also müssen wir noch ein paar Steine zur Hilfe nehmen. Ganz normal in Spanien. Wir schaffen es, den Van etwas mehr in die Waage zu bekommen, wenn auch bei weiten nicht perfekt. Aber man muss auch die kleinen Erfolge feiern. Ein kleiner Sandsturm versüßt uns noch zwei Tage. Man kann kaum draußen sitzen und Fenster aufmachen lässt den Sand rein. Aber alles halb so wild. Olli kann im glasklaren Wasser schnorcheln und tauchen, und Anika kann endlich ausgiebig in der Sonne am Strand baden. Neben der regelrechten Fliegenplage entdecken wir doch tatsächlich eine Schildkröte. Das ist selbst für uns neu hier, bisher waren es eher Bergziegen, Eidechsen, Taranteln und Chamäleons.

Schön, dass Du bis hierher gelesen hast ❤️ Wenn Du neu hier bist, lass uns gerne einen Kommentar da oder schau mal bei Instagram vorbei, dort gibt es noch mehr Eindrücke und Inspiration ✌🏻 

Frohes Abenteuern,
A & O

#018 Einsame Strände & riskante Fahrmanöver

Das Abenteuer geht weiter! Wir leben in einer menschenleeren Bucht, sammeln eine ganze Menge Müll und erleben wieder mehr Offroad Abenteuer, als und lieb ist. Das Strandleben hat uns endlich wieder und wir kommen ganz schön ins Schwitzen, denn aktuell ist es selbst für Spanien zu dieser Zeit ungewöhnlich warm. Gute Unterhaltung und viel Spaß 😁

Luxuriöse Privatbucht 

Noch eine steile Straße durch die Berge. Dann offenbart sich uns endlich das heißersehnte Meer. Von hier oben sieht es einfach unendlich groß aus. Wir fahren zu einem unserer gut gehüteten Spots abseits der Stadt. Direkt am Meer. Der letzte Abschnitt fordert ein bisschen Talent beim Fahren. Aber damit kennen wir uns ja aus. Wie wir im letzten Abenteuer auch wieder unter Beweis stellen mussten.  Die Straße ist zerklüftet, steinig und steil. Rauf und runter. Ne Menge Sand. Ist über die Jahre auch nicht besser geworden. Wir kommen in der exklusiven Privatbucht an. Wir stehen eine Woche alleine hier, nur Fahrradfahrer und Ranger von der Gemeinde fahren hier lang. Das Wasser ist warm und wir genießen die Sonne. Unsere Ressourcen werden weniger und wir werden kreativ mit dem Essen. Uns geht das Brot aus und wir backen Brötchen selbst, die einfach mal schmecken wie vom Becker. Total improvisiert. Große Freude. Wir machen auch zum ersten Mal Kartoffelsalat der unsere Gaumen beflügelt. Olli sammelt in der Mittagspause eine halbe Stunde Müll. Irgendwann hält ein Auto von der Gemeinde an. Er spricht nur Spanisch. Wird er uns wegschicken?

Abenteuer Alltag

Im Gegenteil. Er ist total überrascht und bedankt sich mit Handschlag für das Müllsammeln. Den Sack nimmt er mit. In einer steilen Kurve berauf setzt ein langes Wohnmobil mit dem Heck auf. Die beiden brauchen eine ganze Zeit, um rückwärts wieder da herauszukommen. Es ist bullenheiss, bewölkt und windstill. Unsere Akkus sind zum ersten Mal morgens auf 30 % runter. Wir schalten das Internet so oft es geht aus und lassen die Küchenschranktür vom Kühlschrank offen, um ihm ein wenig mehr frische Luft zu gönnen. Und das bringt auch ein bisschen was. Fliegen überall. Ein paar Exemplare schießen einem mit 10 m Anlauf in die Nase. Olli geht weiter auf Müllsammel-Tour und findet sehr viele Hinterlassenschaften aus Gewächshäusern und von Anglern bzw. Fischern. In der Gegend sind wahnsinnig viele Feigenbäume, leider aktuell ohne Früchte. Wieder legen wir den Müll zusammen, ein anderer Ranger kommt. Als Olli ihn anspricht, fragt er misstrauisch, ob wir das alles gesammelt hätten. Auch er bedankt sich und ist super happy.

Schwieriger Platzwechsel

Wir machen eine Versorgungstour und fahren nochmal durch die Berge zu einem Baumarkt und Elektromarkt, kaufen wieder für eine Woche ein. Es ist super heiß, einer muss immer im Auto bleiben, damit Nala genug Durchzug bekommt. Wir erkunden noch drei Plätze an der Küste, die wir noch nicht kannten. An sich ganz schöne Orte. Der eine ist allerdings vollgeschissen von Menschen und auf dem anderen geht es zu wie auf einem Campingplatz. Mit deutscher Kolonie. Das ist uns gerade etwas zu viel. Anika wünscht sich eine Stelle mit besserem Strandzugang. Ein bisschen entrüstet überlegen wir, wie es weitergeht. Im letzten Jahr haben wir ein Plateau in der Nähe von unserer „Privatbucht“ gesehen, wo Wohnmobile standen. 

Expedition ins Ungewisse

Durch das Kartenstudium finden wir eine Strecke. Das wird ein Abenteuer. Über einen rumpeligen, langen Feldweg tasten wir uns Richtung Meer. Dann kommen wir an eine Stelle mit großen Löchern und extremem Schiefstand. Wenden ist nicht drin. Der einzige Ausweg bisher bedeutet sehr weit rückwärts fahren. Anika sagt, geht nicht. Olli läuft die Strecke ab. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich. Also rein ins Abenteuer. Wir setzen kurz mit dem Auto auf, aber nichts passiert. Diese Situation wiederholt sich nochmal. Wir erreichen nach mehrmaligem Aussteigen einen Ort, der zu schön ist, um wahr zu sein. Alleine in einer riesigen Bucht mit Felsen, Höhlen und langem Strand mit feinem Kies und Sand. Das Problem: Hier ist Überflutungszone. Wenn es also in den Bergen regnet, dann steht hier alles unter Wasser. Und das Wasser reißt alles mit, was im Weg ist. Außerdem ist der Parkplatz sehr nah am Meer. Wir sind uns uneinig, wie hoch die Flut kommt. Olli geht nochmal joggen durch die zerklüfteten Buchten und Berge, um einen Platz zu finden, aber mit Wohnmobilen muss man schon richtig Lust haben, da hochzufahren. Um man steht da auf dem Präsentierteller. So schön der Ort auch ist, wir fühlen uns nicht sicher. Es ist bewölkt und wenn es wirklich regnet, kommen wir hier nicht mehr weg. Wir essen noch ein Eis an diesem traumhaften Ort und Olli kühlt sich zumindest nach dem Laufen nochmal kurz im Meer ab. 

Zurück ins Paradies

Wir entscheiden uns, nochmal zu dem Ort zu fahren, wo wir die letzten Tage verbracht haben, und hoffen, dass niemand dort ist. Der Weg zurück lässt uns nochmal kurz das Adrenalin in die Birne schießen. Denn bergauf durch den sandigen, zerklüfteten Weg heißt es: Bloß nicht stehen bleiben. Und die Löcher sind tief. Ohne Rücksicht auf Verluste müssen wir da jetzt durch. Sonst kriegen wir den Wagen da nicht mehr hoch. Ohne größere Verluste kommen wir lebendig und an einem Stück durch das Tal des Todes. Eine spätere Inspektion des Fahrzeugs lässt uns aufatmen. Alles Tuttifrutti. Der Tag war anstrengend, heiß und nervenaufreibend. Nach diesem Abenteuer sind wir unglaublich happy, dass wir wieder in der Bucht sind. Wir sammeln nochmal einen riesigen Berg Müll. Kanister mit Benzin werden am Strand angeschwemmt und natürlich sehr viel feiner Plastikmüll. Besonders Polystyrol wird als Schwimmer von Fischern benutzt und zerbröselt mit der Zeit. Das Zeug ist überall. Wenn man denkt, man steht an einem Strandabschnitt, der sauber ist, sieht man immer mehr kleine Plastikstücke, je länger man auf den Boden schaut. Das kann man im Grunde nicht mehr aufsammeln. Eines Morgens kommt wieder ein Mann von der Stadt und fotografiert den Müllberg. Auch er bedankt sich und scheint überrascht, dass wir Müll sammeln. Anika enteist noch den Kühlschrank. Ordnung muss sein. Und dieses Mal ganz sanft, ohne Löcher im Kühlschrank, wie im Skandinavien Abenteuer 🫣

Im nächsten Abenteuer geht es weiter die Küste herunter und wir sind gespannt, ob wir alte Bekannte treffen und wie es in unserer absoluten Lieblingsbucht aussieht. 

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Schön, dass Du dabei bist!

Frohes Abenteuern,
A & O

#017 Abenteuer im Süden

Endlich sind wir wieder in unserer Lieblingsgegend. Der Weg dorthin verlangt uns aber nochmal so richtig was ab und treibt uns an die Grenze des Erträglichen. Dieses Abenteuer ist vollgepackt mit Emotionen, Offroad Abenteuern, tollen Aussichten und dem üblichen Vanlife Alltag. Wir wünschen Dir gute Unterhaltung 😁

Vor uns die Sintflut

Wir verlassen also den Norden und die riesige Halbwüste. Ausgeguckt haben wir uns einen Ort an der Küste, den wir seit Jahren kennen. Ein paar hundert Kilometer Fahrt. Glücklicherweise ist das voraussichtlich das letzte Mal für einen größeren Zeitraum, dass wir so viel fahren. Kaum losgefahren, regnet es wie aus Kübeln. In der Wüstengegend. Und es hört nicht auf. Es ist zwischenzeitlich auch noch nebelig, und wir können maximal 100 m weit sehen. Scheibenwischer auf Stufe Krieg. Es wird immer heftiger. Die Autobahn steht unter Wasser. Wir fahren an einer Tankstelle raus, mampfen ungesunden Müll und schauen durch die Windschutzscheibe dabei zu, wie unglaubliche Wassermengen den Planeten verschlingen. Kalt ist es auch. Doch das sollte sich schon bald drastisch ändern.

Who let the dogs out?

Der Regen hat aufgehört, wir fahren stundenlang weiter und erreichen relativ sonnig das stille Örtchen mit direktem Strandzugang. Wie schon erwartet, sind wir hier nicht alleine. Sehr viele Hunde streunen kreuz und quer über den ganzen Platz und es sieht so aus, als hätten sich einige Großfamilien hier eingerichtet. Wir halten kurz inne. Wir sind erschöpft, hungrig und muffelig. Aber hier bleiben fühlen wir auch nicht. Nala ist nicht besonders verträglich mit anderen Hunden, und so viele Besitzer bitten, ihren Hund anzuleinen, ist auch irgendwie doof. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass hier recht viele Leute einfach sagen „Mein Hund tut nichts“ und damit ist das Thema für sie erledigt. Das ist eine einfache Lösung, löst aber nicht das gemeinschaftliche Problem, dass unser Hund, wir und vielleicht andere Menschen es einfach nicht so geil finden, wenn ständig fremde Hunde vor der Tür stehen. Meistens respektieren weder Hund noch Mensch die Grenzen anderer. Das brauchen wir heute Abend nicht mehr. Widerwillig fahren wir Richtung Inland, wo wir einen neuen Stellplatz ausfindig gemacht haben. Wir hätten gerne Meer gehabt, aber ist jetzt auch egal.

Hier für Dich noch ein paar Bilder, die den Platz aus den Vorjahren zeigen:

Auf Messers Schneide

Die Sonne geht bereits unter. Gelegentlich blitzt es in der Ferne. Die Stimmung hat einen Tiefpunkt erreicht. Wir haben keine Lust mehr. Doch das Navi hat nochmal eine ganz besondere Überraschung für uns bereit. Von der Hauptstraße biegen wir abseits auf eine Nebenstraße. Aus der Nebenstraße wird ein Feldweg. Aus dem Feldweg wird schleichend ein Albtraum. Wir können nicht drehen, da die Abfahrten links und rechts auf die Felder so steil sind, dass wir aufsetzen würden. Vor uns eine ausgespülte Erinnerung von einer Straße. Olli läuft vor und stellt fest, dass es danach wieder besser wird. Also balancieren wir den Van an einem 50 m langen Abschnitt, mit den Reifen auf der Beifahrerseite, auf einem lächerlich schmalen Grat. Doch das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Wir fahren etwas weiter und kommen an eine Stelle, an der die Straße komplett verschwunden ist. Weggespült, überwuchert, nicht mehr existent. Wir schaffen es irgendwie, an einem sandigen Hang mit Schlaglöchern, unser Haus auf vier Rädern zu wenden und haben diesmal die einzigartige Gelegenheit, den Van nun mit der Fahrerseite auf dem Grat zu balancieren. Überraschen ungewohnt. Zur zeitlichen Einordnung: die gesamte Route war mit 40 Minuten angesetzt. Insgesamt hat uns dieses Abenteuer zwei Stunden gekostet. Uns fliegen die Löcher aus dem Käse. Aber wir sind so froh, aus diesem Wahnsinn von Straße heil entkommen zu sein, dass es unseren Hunger und schlechte Laune bei weitem im Schatten stehen lässt.

Ein bisschen Entspannung

Durch sehr schmale Gassen mit lustig geparkten Autos erreichen wir endlich unser Ziel. Ein recht neu angelegter Platz mit Versorgung. Man kann bis zu 72 Stunden bleiben und der ganze Spaß kostet 4 Euro, welche am Bürgerhaus oder beim netten Platzwart verrichtet werden können, der gelegentlich auftaucht. Die kommenden Tage verbringen wir mit Arbeit an diesem ruhigen Platz mit toller Aussicht. Wir machen zum ersten Mal Hefeklöße, oder wie so mancher sagt „Dampfnudeln“ in unserem Minibackofen. Die sind zwar verbesserungswürdig, aber geschmacklich schon eine 8 von 10. Aus dem Garten nebenan hören wir immer wieder bekannte Smartphonegeräusche, aber auch ein Pfeifen und eine Vielzahl lustiger Töne. Irgendwann wird uns klar, dass es ein Vogel sein muss. Auch nachts gönnt er sich manchmal den Spaß, die Stille mit seiner Kunst zu erfüllen. Wir verbringen hier zwei Nächte. Der vom Navi vorgeschlagene Weg aus dem Dorf ist ebenfalls eine Katastrophe und führt durch eine Überflutungszone. Muchas Gracias. Diesmal nicht. Wir puzzeln uns durch mehrere, viel zu enge Gassen und entkommen dem Straßenwahnsinn.

In den Bergen

Wir fahren wenige Stunden, gehen unterwegs etwas essen und fahren schnurstracks an einen Ort in den Bergen, den wir seit unserem ersten Urlaub mit dem Van kennen. Damals gruselte es uns hier etwas, mittlerweile sind wir total entspannt. Das Thema haben wir übrigens in unserem 6 Monate Vanlife Beitrag ausführlicher behandelt. Wie auch damals sammeln wir erstmal einen Sack Müll auf und dann kann auch Nala hier herumstrolchen. Hier kommt im Grunde dreimal am Tag ein Auto vorbei. Das war’s. Traumhafte Aussicht über die Berge. Sonnenaufgänge und -untergänge. Irgendwie geht die Kaffeemühle nicht mehr.

Wir stellen fest, dass eine Schraube in Mahlwerk steckt. Die kleine Schraube war dann wohl in der Kaffeepackung. Am nächsten Tag besuchen wir Freunde und ehemalige Arbeitskollegen und verbringen den Mittag mit ihnen. Danach geht es zum Einkaufen, an die kostenlose Ver- und Entsorgungsstation und wir fahren voll ausgestattet für zwei Nächte nochmal in die Berge, weil es so schön war. Die Küste kann noch zwei Tage warten. Wir genießen die Zeit und die Sonne oben in den Bergen, nachts ist es sehr angenehm zum Schlafen. Nachdem wir die Berge verlassen, besuchen wir nochmal ein paar Freunde, die beim letzten Mal verhindert waren, tanken Diesel für 1,20 €, waschen den Van für 2 € und freuen uns auf das Meer.

Was ein Abenteuer, oder? Wir denken immer, wir erleben gar nichts. Und wenn wir dann die Woche reflektieren, staunen wir jedes Mal über die ganzen Aufs und Abs. Ganz klar ein Pluspunkt fürs Tagebuch! Nächsten Freitag geht’s weiter mit einem traumhaften Ort am Meer und einem überraschenden, ungeplanten Offroad Abenteuer, das uns fast den Abwassertank kostet. 

Bist Du wieder dabei? 

#016 Wüsten Vanlife Bardenas Reales

Das Projekt Sommersonne ist im vollen Gange. Wir fahren durch Nordspanien in die Halbwüste Bardenas Reales, entdecken Einbruchsspuren an unserem Van und haben richtig Spaß bei einem abenteuerlichen Fotoshooting. In diesem Beitrag kehrt also endlich wieder etwas Sommer in unseren Vanlife Alltag und wir machen leicht bekleidet die Gegend unsicher. Wir wünschen gute Unterhaltung mit diesem Beitrag 🙂

Vom Friedhof in die Wüste

Nach einer totenstillen Nacht am Friedhof fahren wir nach ein paar Stunden Arbeit quasi den ganzen restlichen Tag Richtung Halbwüste. Der Weg schlängelt sich durch die Pyrenäen und offenbart uns weite Aussichten. Traumhafte Berge, unendliches Meer und Sonne. Die Zahl auf dem Thermometer steigt langsam, aber stetig. Gegen Abend erreichen wir eine Versorgungsstation mit zwei Übernachtungsoptionen. Die erste ist ein kleiner Parkplatz direkt an einem ehemaligen Höhlendorf, daneben ein großer Schotterparkplatz. Wir ergattern am Höhlendorf noch einen heiß begehrten Platz und genießen abends die wechselnde Beleuchtung der Höhlen. Bis 1960 haben hier Menschen drin gewohnt. Man kann recht frei herumlaufen, klettern und alles erkunden. Einige Bereiche sind eingestürzt. Natürlich ist es immer noch schweinewindig. Eine Fabrik nebenan schmeisst regelmäßig Paprika auf die Straße.

Bardenas Reales

Zwei Tage harren wir aus, doch der Wind lässt nicht locker. Gegen späten Nachmittag fahren wir dann in die Halbwüste Bardenas Reales. Man muss vor Sonnenuntergang den Park verlassen. Diese Regel und der blöde Wind stehen unserem geplanten Fotoshooting zum Sonnenuntergang leider im Wege. Denn es geht um Kleidung und den Wind kann man da nicht gebrauchen. Also fahren wir gemütlich den 38 km langen Hauptweg und haben das Gefühl, fast alleine auf der Welt zu sein. Schon komisch, wenn man vorher sieht, dass auf dem Schotterplatz locker 50 Wohnmobile stehen und hier in der Gegend viele weitere kostenlose Stellplätze sind. Alle haben scheinbar das Ziel, die Bardenas Reales zu besichtigen. Die Gegend ist surreal und wir halten oft an und begucken die Felsformationen. Der innere Bereich des Rundweges ist Militärgebiet. Und das darf man nicht betreten. Es gibt einige Wanderwege, die Schilder sind aber nicht mehr lesbar. Über gängige Wanderapps kommst Du wahrscheinlich zuverlässiger an Informationen, aufgrund des Wetters hatten wir kein großes Interesse an langen Wanderungen. Auch wenn unsere Drohne einiges ertragen kann, der Wind hier ist zu heftig. Etwas verspätet, aber inspiriert, verlassen wir den Park und fahren im Nachbarort zu einem recht neuen, kostenfreien Stellplatz der sogar Duschen hat.

Einbruchsversuch und gesprächiger Mann

Wir hampeln mit der App rum, die man sich laut Schild zum Registrieren aneignen soll. Der Platz, auf dem wir uns befinden, ist aber nicht in der App gelistet und eine Schranke, wie die App sagt, gibt es auch nicht. C’est la vie. Es ist spät, wir kochen noch etwas und machen es uns gemütlich. Am nächsten Morgen finden wir an der Scheibe unserer Schiebetür Abdrücke, die aussehen, als seien sie von einem Saugnapf. Wir wissen, dass sie recht frisch sein müssen, denn unser Van ist komplett sandig und die Stellen sind blitzsauber. Wir haben nichts mitbekommen und können nur mutmaßen. Später gesellt sich ein Mann im Ruhestand zu uns und Olli redet eine ganze Weile mit ihm. Er spricht Deutsch, Schweizerisch und Französisch, ist aber Spanier. Früher arbeitete er als Dreher in der Schweiz, jetzt wohnt er hier im Ort und hat geholfen, diesen Platz mit aufzubauen. So hat er erst letzte Woche ein paar Solarpaneele für Warmwasser installiert. Bis dahin waren die Duschen logischerweise kalt. 

Improvisiertes Fotoshooting

Durch eine Laufrunde und Spaziergang mit Nala haben wir die Gegend am Schotterplatz bereits etwas erkundet. Dort gibt es auch ein paar wüstenartige Kulissen, die uns bei dem Shooting sehr dienlich sein könnten. Weil die Marke, für die wir knipsen, so gut zu uns passt und inspiriert von dem Leben draußen ist, ergibt sich unser Konzept von ganz allein. Also planen wir ein paar Shots, verbringen den Tag noch mit Arbeit und Klamotten-bügeln und fahren zum Sonnenuntergang eine Schotterpiste in die einsame, bergige Landschaft. Wir waren mal ein paar Jahre als Fotografen selbstständig, aber als Model vor der Kamera zu stehen ist für uns auch recht neu. Genau wie Werbefotografie für Kleidung. Wir knipsen ungefähr zwei Stunden und wechseln einmal den Ort.

Wir haben während des Shootings viele Ideen und haben so einige lehrreiche Momente. Erwartet haben wir eine handvoll Bilder, doch wir gehen mit einer ganzen Menge mehr nach Hause. Wenn Du noch mehr Bilder aus dem Shooting sehen möchtest und neugierig bist, was es mit Kleidung auf sich hat, schau doch mal in diesem Beitrag vorbei. Dort erfährst Du auch, wie Du uns kostenlos unterstützen kannst und 15 % auf jede Bestellung sparen kannst.

Gewitter, Wind, Fäkalien

Die nächsten Tage sind etwas unruhig. Arbeit ist angesagt, einkaufen und Wäsche waschen. Die Versorgungsstation wurde scheinbar von vielen Menschen nicht verstanden. Es gibt eine extra Luke im Boden, in der man komfortabel Toiletten aller Couleur entleeren kann. Doch einige ganz besondere Exemplare haben sich dazu entschieden, ihre Toiletten einfach über einem normalen Ablaufgitter zu entleeren. Das hat natürlich zur Folge, dass alles, was flüssig ist, durchfließt und naja.. Den Rest kannst du dir denken. Also liegt die vom Körper umgewandelte Pracht hilflos in der Sonne und stinkt vor sich hin. Dumm ist auch, dass der Wasseranschluss direkt darüber ist. Hier kann man keinen Schlauch mehr anschließen. Das Faszinierende daran ist noch, dass die Situation über mehrere Tage sogar immer schlimmer wird. Das geht an alle Fans von romantischem Vanlife. Sowas passiert. Wir fahren zum spanischen LIDL und gehen in einer größeren Stadt Wäsche waschen. Da eine riesengroße Privatschule neben dem Salon ist, müssen Olli und Nala im Parkverbot im Auto warten, während Anika sich im Waschsalon austobt. Die Waschmaschinen und Trockner laufen immer nur 30 Minuten und wir können sogar Bettbezüge und Co mitwaschen. Das fühlt sich richtig gut an und wir haben uns etwas in den Waschmittel-Duft der von den Salons benutzten Produkte verliebt. Weil wir so fleißig sind, hauen wir uns unterwegs noch schnell einen Burger rein und landen auf einem weiteren, brandneuen und kostenlosen Stellplatz an einem Ortsrand.

Nach dem Abenteuer an der Atlantikküste tat es richtig gut, mal ein paar Tage in der gleichen Gegend zu bleiben. Im nächsten Vanlife Abenteuer geht es Richtung Südspanien und Mittelmeer. Hast Du schonmal Herbst oder Winter in Spanien verbracht und hast vielleicht heiße Tipps für uns? Schreib es uns doch in die Kommentare 🙂

Mehr Inspiration und Abenteuer findest Du auf unserem Instagram-Profil.

Frohes Abenteuern,
A&O

#015 Vanlife Normandie & Atlantikküste

Das Abenteuer geht weiter 🙂 Endlich fahren wir Richtung Süden. Doch dieses Mal gurken wir nicht wie gewohnt direkt nach Südspanien, sondern streifen die windige Normandie, treffen spontan Freunde und gehen sogar ausnahmsweise mal auf Sightseeing-Tour an der Steilküste. Gute Unterhaltung mit dem Vanlife Tagebucheintrag #015

Produktiv in der Heimat

Nach dem atemberaubenden Skandinavien Abenteuer kehren wir in der Heimat ein und verbringen die Zeit mit Familie, Freunden und vor allen Dingen: Organisatorischem. Wir nehmen Arzttermine wahr und erledigen kleine Reparaturen und Verschönerungen am Van. So bekommt Harvey einen neuen Außenspiegel, die Fronten der Küchenzeile werden erneuert und wir reparieren Kleinigkeiten im Innenraum. Der neue Kühlschrank befestigen wir auch ordentlich. Du erinnerst Dich? Den alten Kühlschrank hat jemand versehentlich in die ewigen Jagdgründe geschickt. Dann geht es zur Hauptuntersuchung und die hat es in sich. Der Bremsklotz hinten rechts ist nicht mehr vorhanden. Naja, das erklärt wenigstens das nervige Schleifgeräusch die letzten paar tausend Kilometer. Also neue Bremsen dran und noch ein bisschen Kleinkram. Zum Glück finden wir eine Werkstatt in der Nähe, die in wenigen Tagen einen Termin frei und Verständnis dafür hat, dass wir den Van nicht ein paar Tage vor Ort lassen möchten. Dann gibt es noch eine ordentliche Wäsche und Politur für unser Zuhause auf vier Rädern. Kino gönnen wir uns auch mal. Wir genießen die Zeit mit den Menschen in der Heimat, treffen uns hier und da zum Essen und sehen auch Menschen wieder, die wir ewig nicht gesehen haben. Die Zeit vergeht wie im Flug. Unsere To-do-Liste mit biblischem Ausmaß hakt sich quasi von alleine ab. Das fühlt sich richtig gut an. Wir bekommen dann noch kurz vor Abreise beide die Zuschüsse für unsere Unternehmungen bewilligt und sind seit dem 01.09. offiziell selbstständig. Fühlt sich auch gut an 😁

Auf geht’s nach Frankreich

Es war so schön in der Heimat. Aber was auch schön ist: Abenteuer. In Hessen machen wir noch eine Übernachtung mit geselligem Abendessen bei der Familie, das ist schon Tradition. Dann geht’s auch schon knapp über die Grenze in die Vogesen. Wir finden einen abgelegenen Spot mitten im Nirgendwo. Der Geruch des Waldes und die frische Luft sind ein Genuss. Irgendwie geht das Internet nicht. Nach einer halben Stunde fällt uns auf, dass die Sicherung durch ist. Also wird getauscht. Und wieder macht es peng. Wir prüfen nochmal Datenblätter und stellen fest, dass wir anstatt 10 Ampere nur 5 Ampere eingesetzt haben. Warum das monatelang mit 5 A lief und dann plötzlich nicht mehr, ist uns ein Rätsel. In der Nacht hören wir viele Schüsse, das macht Nala ziemlich nervös und ängstlich. Am nächsten Tag fahren wir 180 km auf einer Mautstraße und zahlen 72 Euro. Das irritiert uns, bei unseren regulären südlichen Abenteuern ist das bedeutend günstiger. Also heißt es die nächsten Tage: Mautfrei fahren. Spoiler-Alarm: Je nach Region ist das super ätzend, da ein Kreisverkehr den nächsten jagt und die Straßenbeschaffenheit mancherorts eher an Nachkriegszeit erinnert. Wir finden einen kostenlosen, brandneuen Stellplatz hinter einem Supermarkt, der eine (defekte) Versorgungsstation bietet und sogar einen Mini-Waschsalon. Wir verbringen hier zwei Nächte und erkunden die Gegend. Es ist ganz schön frisch geworden. Fast machen wir morgens mal die Heizung an, aber wir leugnen einfach die kalte Realität.

Kulinarisches Wiedersehen in der Normandie

Wir sind schnell wieder im Vanlife Groove. Es gibt in Frankreich überraschend viele kostenlose Plätze mit Versorgung. Allerdings zeichnet sich ab, dass man besser früh ankommt. Denn bei 3-5 verfügbaren Plätzen ist da um 18:00 Uhr nichts mehr zu holen. Anika hat einen Stellplatz direkt an den Kreidefelsen in der Normandie entdeckt. Als wir ankommen, ist es schweinewindig. Also so 3-Wetter-Taft-Endgegner windig. Und dieser Wind sollte uns noch viele Tage begleiten. Wir sind in Kontakt mit Tia und Marian (und Meilo) von vanlife_marti, mit denen wir schon eine sehr schöne Zeit auf den Lofoten in unserem Norwegen Abenteuer hatten. Wir freuen uns total, als die Bande uns gegen Abend Gesellschaft leistet. Während Anika und der Rest der Räuber die Gegend und die Stadt erkunden, bereitet Olli das Abendessen vor. Und das haben sich die sportlichen Damen und Herren redlich verdient, denn der Stellplatz war recht hoch gelegen, und der Ort unten am Meer. Steiler Aufstieg bei Windstärke drölf.  Wir machen es uns gemütlich und haben einen schönen Abend. Nala und Meilo sind beste Freunde geworden und Meilo wird einfach in unserem zu Hause akzeptiert. Das haben wir noch nie ausprobiert, aber Meilo, der Pionier, war mutig und wurde belohnt. Er darf immer wieder kommen, sagt Nala.

Seltenes Sightseeing

Wir haben uns auf den Zettel geschrieben, dass wir uns Étretat und die einzigartigen Felsformationen ansehen möchten. Wir arbeiten den ganzen Tag und fahren gegen späten Nachmittag in die Stadt. Nach etwas Suchen finden wir einen coolen Parkplatz direkt an der Promenade. Wie wir später von einem Bekannten erfahren, ist hier im Hochsommer die Hölle los und an Parken nicht zu denken. Jetzt sind wir sind nahezu alleine. Allerdings trocknet uns der Wind auch die Augen aus. Aber wat willse machen. Mit Rosinen in den Augenhöhlen begucken wir also die Gegend und freuen uns, dass wir so entspannt den Sonnenuntergang hier erleben können. Der Ausgleich draussen zu sein tut so gut. Natürlich ist die Stellplatzsuche zu dieser Zeit kein Zuckerschlecken. Wir sind müde und haben Hunger. Aber ein wenig entfernt von der Küste finden wir wieder einen nigelnagelneuen Stellplatz in einem kleinen Örtchen, der unser Zuhause für die Nacht wird.

Friedhof Vorgeschmack

Die nächste Nacht verbringen wir auf einem Park & Ride Parkplatz. Mitten in der Stadt. Und dann gibt es in der Nähe neben dem Autolärm sogar noch die ganze Nacht eine Veranstaltung mit 90er und 2000er-Hits die wir zwar nicht mögen, aber alle mitsingen können. Blöd, wenn man schlafen will. Auch wenn wir es hier der Unterhaltung zuliebe seltener erwähnen: Unsere Tage sind oft eintönig. Wir arbeiten im Moment meistens bis zum Nachmittag und fahren danach noch ein paar hundert Kilometer. Da müssen wir uns manchmal echt aufraffen, nochmal rauszugehen. Das zerrt irgendwann ganz schön und wir sehnen uns so langsam danach, mal wieder länger irgendwo auszuharren. Wo es nicht so windig ist. Und warm. Das motiviert uns bis zur Grenze des Wahnsinns, noch ein paar Tage so weiterzumachen. Wir knallen recht zügig in die Nähe von Bordeaux, wo wir bei unserer zweimonatigen Auszeit im Jahr 2023 mal einen tollen Ort entdeckt haben. Als wir dort ankommen, ist die Verkehrssituation aber irgendwie ungemütlich und wir entscheiden uns, ins Nachbardorf zu fahren. Hier gibt es schon wieder einen neuen Stellplatz mit Versorgungsstation. An einem Friedhof. Hört sich vielleicht gruselig an, ist aber echt schön gewesen. Und ruhig. Nur der liebliche Gesang der defekten Versorgungsstation, die im 3-Sekunden-Takt ein Piepen von sich gibt, durchbricht die Stille der sternenklaren Nacht. Im Van hören wir das aber nicht.

Im nächsten Reisetagebucheintrag kommen wir dann auch schon in Nordspanien an und erkunden eine riesige Halbwüste. Ob es dort immer noch windig ist, ob wir intakte Versorgungsstationen finden und ob es endlich warm wird, erfährst du wie gewohnt nächsten Freitag zur Mittagszeit. Abonniere unseren Newsletter, um keinen Beitrag mehr zu verpassen!

Frohes Abenteuern,
A&O

#014 Skandinavien Teil 7 – Roadtrip zurück in die Heimat

Das hat schon fast Roadtrip-Charakter: Im letzten Teil unseres Skandinavien-Abenteuers fahren wir von aus Norwegen durch Schweden, Dänemark und landen schon wieder in Deutschland. Unterwegs feiern wir eine Filmpremiere, alte Freunde und einen neuen Kühlschrank. Ob wir es noch schaffen, einen Elch zu sehen und wie man seinen Kühlschrank besser nicht enteisen sollte, erfährst Du in diesem Beitrag. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Zurück auf dem Festland

Wir fahren ca. vier Stunden mit der Fähre, das Meer gibt uns zwar gelegentlich einen lustigen Schwank, aber die Fahrt ist in Summe ganz entspannt. Wir nutzen die Gelegenheit, sortieren und bearbeiten Fotos und reden ausnahmsweise mal miteinander. Viele Menschen auf der Fähre schlafen in den unmöglichsten Positionen und sogar der Boardimbiss schließt irgendwann. Wir sind auch müde, aber sind durch den Dunkelheitsentzug inzwischen lange wach bleiben gewohnt. Nachdem wir die Fähre verlassen, fahren wir noch zwanzig Minuten auf einen riesengroßen Schotterparkplatz. Diesen nennen wir zwei Nächte unser Zuhause. Das Wetter ist nicht so prickelnd, kommt uns aber gelegen, denn wir haben einiges zu tun. Ein Hoch auf das Satelliteninternet.

Ein paar Tage Wildnis

Wir reißen einiges an Kilometern ab und kommen langsam Richtung Nordschweden. Auf der Fahrt sieht Olli im letzten Moment einen Elch im Augenwinkel. Der Erste. Anika hat uns zu einem versteckten Platz gelotst, an dem eine riesige, gruselige Höhle mitten im Wald so macht, was Höhlen halt so machen. Sie ist versperrt, vermutlich war das mal eine Miene. Der Eingang ist mindestens sechs Meter hoch. Überall Elchkot. Und Elchknochen. Anika findet nach Recherchen heraus, dass es hier durchaus Bären gibt. Wenigstens sind wir ganz alleine. War ja schön hier, aber am nächsten Morgen geht’s etwas weiter. Wir finden ein Plätzchen an einem riesigen See und werden zwei Tage lang von der Sonne verwöhnt. Auch hier sind kaum Menschen. Olli nutzt die Gelegenheit, um endlich mal die Glühbirnen in den Scheinwerfern zu tauschen. Unterwegs haben wir auch schon einen Schluck Öl nachgegossen, alles natürlich zu norwegischen Schnäppchenpreisen eingekauft. 

Nahtlos in Nordschweden

Wenn man die endlosen Straßen durch die ganzen Wälder so entlangfährt, merkt man gar nicht, dass man schon wieder in Schweden ist. Also, wenn die Schilder nicht wären. Wir finden unseren Lieblingssupermarkt und kaufen Lebensmittel, was das Zeug hält. In Norwegen war die vegane Auswahl in Supermärkten auf unserer Route spärlich bis nicht vorhanden. Hier gibt es wieder Schokolade, Aioli, Aufschnitt und Co zu einigermaßen normalen Preisen. Wir halten auf einem Campingplatz und buchen drei Maschinen und Trockner für die Wäsche. Natürlich machen wir auch Gebrauch von den heißen Duschen. Die Eigentümer sind überraschenderweise Deutsche. Die Waschmaschinen werden persönlich verwaltet, um dem Wahnsinn, der an solchen Orten manchmal einkehrt, vorzubeugen. Du erinnerst Dich an das Lofoten Beach Camp? Der Platz ist super schön und die Leute sind einfach nett. Es gibt sogar einen Brötchenservice, den wir nicht nutzen können, weil wir aus Versehen im Kaufrausch eine doppelte Menge an Brot gekauft haben. Das muss jetzt erstmal weg.  Es ist auch wieder Zeit, die Wasserfilter in unserem System zu wechseln. Und das lohnt sich. Plötzlich haben wir eine derart hohe Durchflussmenge, dass wir die Pumpe getrost mittels Drehzahlregel (ja, da haben wir uns was ausgetüftelt 😉 ) nochmal ein wenig herunterstellen können. Jetzt ist sie noch viel leiser. Man hört sie fast gar nicht mehr. 

Viel Einsamkeit und mutwillige Zerstörung

In den nächsten Tagen steht für uns beide viel Maloche an. Wir arbeiten an der Veröffentlichung unseres Films CALM (Hier findest du einen ausführlichen Beitrag dazu) und haben auch individuell volle Terminkalender. Wir sind einige Nächte komplett alleine auf etwas, das aussieht wie ein ehemaliges Industriegelände. Eine riesige, leere Ebene im Wald. Jedenfalls kommt hier drei Tage lang niemand her. Außer scheinbar Elche, denn überall finden wir ihre Hinterlassenschaften. Wir machen in den nächsten Tagen mehr Strecke, da wir ja so langsam wieder Richtung Deutschland unterwegs sind. Eines Abends, nach langer Fahrt und wenig Schlaf in den Vortagen, entscheidet sich Olli, den Kühlschrank zu enteisen. Mit einem Stechbeitel und einem Hammer geht das total super. Problematisch ist, wenn in dem hauchdünnen Teil, das man für ein Alufach hält, Kühlmittelleitungen verlaufen. Es zischt. Nach vier Sekunden ist das Kühlmittel durch ein winziges Loch entwichen. Wir freuen uns ganz viel, schalten den Kühlschrank aus und holen das doofe Eis da raus. Ersatz gibt es erst in Deutschland. Wir sind aber so erschöpft, dass das irgendwann auch egal ist. Die Tüte Chips muss her und Füße hochlegen ist angesagt.

Alte Freunde, neuer Kühlschrank 

Wir holen alle 1-2 Tage einen Sack Eis und verbrauchen systematisch alles, was irgendwie nicht mehr ganz so lange haltbar ist. Margarine ist ein hervorragender Temperaturanzeiger. Irgendwie sind wir mental so langsam auf Heimat eingestellt und machen wieder ordentlich Kilometer. Wir finden in den kommenden Tagen immer super schöne, grüne Spots zum Übernachten. Einen sogar, wieder mitten im Wald, an einem Naturschutzgebiet. Hier feiern wir die CALM Film Premiere (Hier geht es direkt zum Film) mit ein paar Leuten im YouTube Livechat. In den nachfolgenden Tagen sollte der Film organisch tatsächlich eine beachtliche Reichweite erzielen. Wir freuen uns sehr und feiern auf unserer Reise jeden Tag die neuen Aufrufe. In der Nähe von Stockholm bleiben wir eine Nacht bei Freunden, essen gemeinsam und quatschen viel bei Lagerfeuer und Stockbrot. Tolle Menschen, tolle Gegend, richtiges Schwedenflair. Am nächsten Morgen besorgen wir uns noch Eis für den Kühlschrank und fahren weiter. 

Von Kopenhagen bis Kassel

Die Nacht verbringen wir in der Nähe vom Flughafen Kopenhagen am Meer, die Flieger setzen im Minutentakt über unseren Köpfen zur Landung an. Die Nacht ist ruhig und wir fahren ganze 850 km bis nach Kassel, um am nächsten Morgen unseren neuen Kühlschrank abzuholen. Geiles Teil. Der neue hat Licht, eine Verrieglung und lässt sich im Innenraum viel besser konfigurieren. So hat er ein komplett entfernbares, echtes Gefrierfach. Das heißt in Zukunft: Eis-Alarm! Für uns purer Luxus. Wir treffen noch schnell René von tortuga.trip den wir seit 2021 aus Spanien kennen. Er baut grade seinen neuen alten Banktransporter aus und wohnt in der Nähe. Das können wir uns nicht entgehen lassen und freuen uns, René wiederzusehen und sein neues Projekt zu begucken. Wir trauern immer noch um den alten DüDo, das neue Zuhause auf sechs Rädern wird ihm aber in nichts nachstehen. René hat viel Erfahrung und wir sind sicher, das Ergebnis wird der Hammer. Auf Instagram dokumentiert er fast täglich seinen Ausbau. Schau‘ doch mal rein 🙂

Und hier endet unser Skandinavien Abenteuer auch schon. Die nächsten Wochen werden wir Reparaturen, Familie und Ausmisten widmen. Wir hoffen, dass wir Dich unterhalten konnten und versprechen, dass das nächste Abenteuer nicht lange auf sich warten lässt. Falls Du Dich noch nicht für den Newsletter angemeldet hast, wäre das jetzt Deine Chance, um nichts mehr zu verpassen 🙂 Aktuellere Storys und Blödsinn findest Du wie gewohnt auf Instagram.

Frohes Abenteuern,
A&O

#013 Skandinavien Teil 6 – Traumhafte Lofoten

Über die Lofoten braucht man nicht mehr viel zu sagen. Wanderungen, weiße Strände, traumhafte Inseln, Fährenüberfahrten und Übernachten auf einer Landebahn. Dieser Beitrag ist vollgepackt mit Abenteuern, tollen Menschen und sagenhafter Natur. Obwohl die Lofoten aktuell sehr beliebt sind, haben wir es immer wieder geschafft, ein wenig Ruhe zu genießen und konnten viele magische Momente in Bildern festhalten. Gute Unterhaltung mit diesem Vanlife Beitrag aus Norwegen 🙂

Weiße Strände und türkisfarbenes Wasser

Nach dem Vorfall ziehen wir alle weiter. Versorgungstour steht an, mit Einkaufen, Wasser und Müllentsorgung. Relativ schnell können wir alles erledigen, da sich ein Supermarkt und eine Tankstelle gemeinsam in einem Gewerbegebiet befinden. Der Einkauf ist wieder recht teuer, so etwas wie Tofu findet man hier nicht. Mit Christine von thepawfectmix haben wir einen Treffpunkt verabredet und wir kommen fast zeitgleich an. Genug Platz und absolut traumhafte Aussicht auf ein paar Lofoten Hotspots, so zum Beispiel Uttakleiv Beach. Wir sind etwas abseits, daher wird es hier nicht übertrieben voll und selbst wenn die Parkplätze belegt sind, ist an den Stränden wahnsinnig viel Platz. Am zweiten Tag trifft nach und nach die ganze Gang vom Treffen wieder ein, und wir verbringen gemeinsam noch etwas Zeit am Strand, gehen ins Wasser und quatschen. Gegen Abend brechen die meisten wieder auf, denn die Wanderungen in Norwegen sind aufgrund der Mitternachtssonne, der atemberaubenden Aussichten und weniger Tourismusverkehr abends oder „nachts“ am schönsten. Wir werden noch Zeuge vom ersten Sonnenuntergang nach Wochen, aber hell bleibt es trotzdem, da die Sonne nur knapp unterm Horizont verschwindet. Was für eine Mogelpackung.

Wanderung zum Offersøykammen

Christine und Andreas reisen abends ab, wir bleiben noch eine Nacht und machen am nächsten Tag ganz gemütlich. Es ist Montag, also weniger Trubel. So frühstücken wir draußen, Olli kühlt sich nochmal schnell ab. Mittagessen gibt es auch in der Sonne und ab gehts zum Offersøykammen Trailhead, wo wir auf Vanlife_Marti, Tinyhub, Linasreisen und Malilogs treffen. Natürlich quatschen wir etwas und gehen dann alleine nach dem Abendessen auf die Wanderung. Die Aussicht ist, wie scheinbar fast überall auf den Lofoten, nach wenigen Metern beeindruckend. Es sind nicht viele Leute unterwegs und die Wege sind total machbar. Etwas weiter oben sehen wir dann, dass sich ringsum alles zuzieht, auf dem Meer regnet es. Es ist kein Regen angesagt. Dann kommen wir zur steilsten Passage mit viel Geröll und loser Erde. Sicherlich der anstrengendste Teil. Nala hat immer richtig Spaß, wenn wir über Stock und Stein klettern. Auf der Hälfte entscheiden wir, dass wir umkehren, wenn der Regen näher kommt, da wir nicht wissen, ob man noch runterkommt, wenn hier alles nass ist. Nur noch ein paar Meter, dann haben wir den Steilhang geschafft. Dann sehen wir, dass die Inseln, die wir ein paar Minuten zuvor noch sehen konnten, verschwunden sind. Nach kurzem Hin und Her steigen wir ab. Das ist sehr schade, da wir so kurz vor dem Gipfel waren, aber unsere Entscheidung sollte uns recht geben. Es fängt an zu regnen, noch während wir auf dem Steilhang sind und das Ganze wird zur Rutschpartie. Wir navigieren Nala durch andere Menschen, Hunde und Schlamm und setzen uns ein paar Mal auf den Allerwertesten. Sie lässt sich nochmal schnell das Abendessen durch den Kopf gehen, mitten auf einem schmalen Pfad. Man gönnt sich ja sonst nichts. Wir kommen heil unten an und sind doch happy, da wir so tolle Aussichten genossen haben und das kleine Abenteuer mit Nala super viel Spaß gemacht hat. Wir bleiben eine Nacht auf dem Parkplatz, weil es hier relativ leer ist.

Lofoten Beach Camp

Und es ist mal wieder so weit: Die Wäsche ist fällig, und das heißt Campingplatz. So etwas Luxuriöses wie die SB-Waschsalons in Spanien oder Italien sind in Norwegen scheinbar nicht vorhanden. Und die Waschmaschinen auf den Campingplätzen sind heiß begehrt. Uns ist schon zu Ohren gekommen, dass man nicht selten ein paar Stunden anstehen muss. Wir erwarten also das Schlimmste, haben aber Glück und treffen zwei leere Maschinen an. Bei der Dritten kann es eine Frau kaum abwarten und fragt, ob wir den Trockner nicht schon vorher ausmachen könnten. Sobald jemand Neues dazu kommt, macht jeder erstmal belehrend klar, welche Maschine seine oder ihre ist. Absoluter Krieg. Es regnet den ganzen Tag, die großen Bettbezüge werden nicht mehr richtig trocken, aber wir haben natürlich Ersatz. Wir kriegen an diesem Tag arbeitstechnisch noch einiges geschafft und ziehen am nächsten Morgen weiter. Frisch gewaschen und versorgt, fehlt jetzt noch ein kleiner Einkauf. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir im Baumarkt ganz spontan das letzte Mückenabwehrgerät, das funktioniert, ergattern. In Schweden waren die Dinger ausverkauft. Auf Christines Empfehlung hin finden wir doch tatsächlich einen abgelegenen Spot und stehen die Nacht alleine hier. Scheinbar haben wir ähnliche Interessen, was Stellplätze angeht 🙂

Mit der Fähre nach Værøy

Jetzt heißt es Fährenüberfahrt. Obwohl die Überfahrt erst abends ist, fahren wir schon mittags zur Fähre, weil wir den Ansturm nicht einschätzen können und Online-Reservierungen nicht mehr möglich sind. Wir stehen ganz vorne und kommen mit einem Mann ins Gespräch, der schockiert ist, weil wir ja jetzt so lange warten müssen. Wir kochen und arbeiten den ganzen Tag in aller Ruhe, von Warten kann hier keine Rede sein. Marian, Tia und Meilo von Vanlife_Marti kommen auch dazu, uns stehen ein paar Autos weiter hinter uns. Die Fähre wird vollgeladen mit Autos und WoMos; Menschen dürfen eigentlich nicht im Laderaum bleiben, da Hunde aber auch eigentlich außerhalb der Autos unerwünscht sind, bleibt Olli zunächst in geheimer Mission im Van. Wir können Nala nicht alleine lassen, bei all den lauten Geräuschen und dem Seegang. Schnell wird aber klar, dass sich niemand daran hält und das Deck kunterbunt von Hunden besucht wird. Also verbringen wir die Zeit gemeinsam an Deck und genießen die Aussicht. Nala ist total entspannt und bleibt brav an Meilos Seite. Sogar das Bordpersonal ist freundlich und hat scheinbar nichts gegen die Hunde. 

Schlafen auf der Landebahn

Schonmal auf der Landebahn eines Flughafens geschlafen? Links steile Felswände und rechts Meer? Wir auch nicht. Bis jetzt, denn das war für uns ein verlockendes Highlight. Das war eine Empfehlung von Fabienne und Stefan, die wir in Schweden kennengelernt haben. Die beiden haben sogar Orcas sehen können. Nach einer knappen Stunde mit der Fähre kommen wir also auf der kleinen Insel an und begeben uns direkt auf die andere Seite zum stillgelegten Flughafen. Der wurde in den Neunzigern aufgrund der gefährlichen Windverhältnisse geschlossen. Kurz vor unserer Ankunft hat ein neuer Pächter die Landebahn zu einem Campingplatz gemacht. Dementsprechend kostet die Nacht jetzt 18 Euro pro Nacht. Was für bisherige norwegische Verhältnisse recht günstig ist. Wie sich herausstellt, ist der Pächter Deutscher und super umgänglich. Wir verbringen knapp anderthalb Tage mit Marian, Tia und Meilo, gehen spazieren, springen ins Wasser und quatschen viel. Nala und Meilo kommen super klar, nicht zuletzt, weil Meilo ein Rüde ist und sich relativ unbeeindruckt von Nalas aufdringlichem Verhalten ist. Bei dem Vanlifer Treffen haben die beiden sich ja bereits ausgiebig beschnuppert. Am nächsten Abend verlassen die drei die Insel wieder, doch es sollte nicht lange dauern, bis wir den nächsten wunderbaren Menschen treffen.

Wanderung Haen Radarstation

Es wird mal wieder Zeit zum Wandern. Eines Abends gehen wir einkaufen und begeben uns im Anschluss auf die, natürlich steile, Wanderung ca. 438 Meter nach oben zur alten NATO-Radarstation. Warum abends? Na, es wird ja nicht dunkel und der Verkehr ist erfahrungsgemäß etwas geringer. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass es nicht anstrengend ist. Allerdings hat man die Möglichkeit, die alte, gesperrte Straße zu nutzen und dadurch ist der Weg weniger technisch anspruchsvoll. Letzteres kann man aber natürlich links und rechts der Straße immer wieder wählen. Auf dem Weg nach oben tun wir das auch und laufen gefährlich nahe an den nahezu geraden Abgründen entlang. Sind nur drei-vierhundert Meter. Standard in Norwegen. Im türkisen Wasser ankert eine große Luxussegelyacht mutterseelenallein in einer Bucht. Bei dieser Idylle vergessen wir kurz die lähmende Höhenangst. Oben angekommen. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Wir sehen Adler zum ersten Mal von oben und haben das Gefühl, die ganze Insel überblicken zu können. Über den Kamm gehen wir zurück und genießen den Abend.

Abschied & ein neuer Freund

Wir bleiben insgesamt ganze fünf Nächte, weil der Ort uns so verzaubert und wir verglichen zum Rest der Lofoten hier etwas mehr Ruhe haben. Hier wohnen einige Adler und wir sehen sogar eine Robbe (oder einen Seehund). Die unendlich langen Sonnenuntergänge sind hier unbeschreiblich. Olli spricht den Parkplatznachbarn an, nachdem er sieht, wie er mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken Richtung Berge wandert. Ein Paraglider namens Anders. Olli erzählt von dem Film, den wir letztes Jahr gedreht haben, und die beiden kommen so ins Gespräch. Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen und stellen fest, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Besonders die beiden Herren beschäftigen sich mit Gesellschaftswandel, Nachhaltigkeit und Spiritualität. Anders ist ein ganz ruhiger, toller Mensch, lebt seit kurzem auch im Van und führt zusammen mit seinem Bruder ein Unternehmen, das sich auf gesunde Bio Lebensmittel und Superfoods spezialisiert haben. Olli und Anders meditieren gemeinsam an dem kleinen, pittoresken See vor der Felswand, und beide saugen die Schönheit des Ortes in sich auf. Wieder einmal haben wir einen unglaublich herzlichen und intelligenten Menschen getroffen, mit dem wir uns so verbunden fühlen. Unsere Fähre zum Festland geht um 20:45 Uhr, wir sind aber ein paar Stunden vorher da und arbeiten und kochen wie schon bei der Hinfahrt in der Warteschlange. Nala ist diesmal scheinbar der einzige Hund an Board, wir haben aber keine Probleme und die Crew lächelt uns wieder freundlich zu. 

Auf der Fähre zum Festland schauen wir zurück auf die Insel, die wir für immer in unser Herz geschlossen haben. Die schroffen Felswände werden langsam zur schwarzen Silhouette und die Sonne hinter den Bergen der Insel macht für uns diesen Abschied unvergesslich.

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Frohes Abenteuern,
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#012 Skandinavien Teil 5 – Lofoten Vanlife

In diesem Lofoten Vanlife Abenteuer lernen wir die atemberaubenden Lofoten kennen und schlittern spontan in ein Vanlifer treffen. Neben dem üblichen Alltag stehen diesmal sogar etwas Sightseeing und eine Wanderung auf dem Programm. Ob die Lebensmittelpreise in Norwegen wirklich so hoch sind und ob wir uns mit den anderen Vanlifern vertragen, erfährst Du in diesem Beitrag. Gute Unterhaltung 🙂

Hochpreisige Versorgungstour

Nachdem wir unsere persönlichen Akkus wieder aufgeladen haben, verlassen wir den schönen Ort, der uns so viel gegeben hat. Dass wir Adler und Nerze sehen konnten, war für uns etwas ganz Besonderes. Es wird wieder Zeit für die übliche Versorgungstour: Einkaufen, Abwasser, Frischwasser. Wir finden ein Gewerbegebiet, in dem sich mehrere Supermärkte befinden. Auch ein geräumiger Parkplatz mit kostenpflichtiger Versorgungsstation ist vorhanden. Nachdem wir die Wassersituation schnell erledigt haben, geht’s ab zum Einkaufen. Scheinbar sind wir in einem Tourismushotspot gelandet, überall Leihwagen, Biker und Wanderer. Alle wuseln herum und versorgen sich für ihre bevorstehenden Abenteuer. Die Preise sind astronomisch und wir finden relativ wenig Veganes. Obst und Gemüse sind auch recht teuer, aber da kommen wir nicht drumherum. Lofoten Vanlife hat seinen Preis. Wir verzichten aber auf unsere heißgeliebte Cola, da die Preise echt schmerzen und das wirklich nicht lebensnotwendig ist. Wer von uns den Cola-Konflikt am Ende überlebt und mit wie vielen gebrochenen Knochen, erfährst du im nächsten Beitrag. Scherz beiseite, wir haben eh zu viel davon getrunken. 

Tagestrip in die Zivilisation

Sightseeing ist für uns ja echt untypisch. Aber es gibt nun mal ein paar Spots, die uns auch wirklich begeistern. Und obwohl wir überhaupt gar keine Lust auf Menschenmengen haben, springen wir hinein ins kalte Abenteuerwasser. Unser erstes Ziel ist Henningsvaer, hier gibt es den berühmten Fußballplatz auf einer Insel. Der Weg dorthin ist wunderschön, die Sonne knallt, es ist warm. Auf der sich durch und über Inseln schlängelnden Straße gibt es immer wieder kleine Parkplätze und Haltebuchten, die alle randvoll geparkt sind. Die Straße verengt sich öfter, aber im Grunde funktioniert die Einigung und trotz der Fülle an Fahrzeugen gelingt das Miteinander auf der Straße. Wir landen auf einem großen Parkplatz, bezahlen wieder per App und gehen nach einer kleinen Brotzeit auf den Stadtbummel. Anders als die Straßen ist der Ort sehr angenehm besucht und wir saugen das Flair des Ortes und der Insel auf. Am Fussballfeld angekommen, müssen wir natürlich den obligatorischen Dronenshot machen. 

Wir schlendern mit Nala noch ein bisschen durch die Gegend und fahren dann weiter zu einer bezaubernden Kirche, direkt am Wasser. Die weiße Kirche mit eigenem Strand wirkt etwas surreal, das türkise Wasser rundet das karibische Flair ab. Allerdings ist das Nordmeerwasser nicht ganz so warm wie in der Karibik, wie Olli später feststellt. Aber erfrischend und vitalisierend ist es in jedem Fall. Wir gehen auf Stellplatzsuche und sind schon nicht mehr überrascht, dass alles voll ist. Aber da die Geduldigen belohnt werden (und die Menschen, die sich nicht nur auf die Stellplatz-Apps verlassen), finden wir einen richtig coolen Parkplatz für die Nacht in der Natur und erleben eine der schönsten Abendstimmungen überhaupt. Durch die nicht vorhandene Dunkelheit sind wir immer länger wach und schlafen auch entsprechend lange. Wir werden am nächsten Morgen durch mangelnden Sauerstoff und drückende Wärme wach. Aber wer wird sich hier beschweren? Wir bekommen langsam Sommer und haben tagsüber regelmäßig 20 Grad.

Wanderung von Strand zu Strand

Wir sparen uns ab jetzt, dir zu beschreiben, wie voll alles ist. Ok, einmal noch: Es ist überall richtig voll. An den ohnehin schon engen Straßen reihen sich die Autos wie an einer Perlenkette auf. Teilweise so weit im Straßengraben geparkt, dass wir stark zweifeln, ob die Besitzer die Fahrzeuge da aus eigener Kraft wieder herausbekommen. Würden wir gerne abwarten und zusehen, aber wir können halt nirgends parken. Wir erreichen einen großen kostenpflichtigen Parkplatz, an dem wir auch übernachten können. Hier gibt es auch Wasser und WCs. Und Schafe. Die sind überall und residieren sofort nach dem Parken an unserem Van. Das aber eigentlich besondere hier: Man kann über ca. 3 km am Fuße des Bergs entlang am Meer, von Strand zu Strand, wandern. Wir warten bis nach dem Abendessen und schlendern gemütlich den Weg entlang. Einfach traumhaft. Wir begegnen unterwegs nur einer Handvoll Menschen, was bizarr ist, da beide Strände auch nachts voller Menschen sind, die hier übernachten.

Spontanes Vanlifer Treffen

Genug Campingplatz Vibes getankt. Nicht weit weg spotten wir einen Stellplatz, der nur teilweise in den Apps verzeichnet ist. Wir parken in einer kleinen Bucht im Gebüsch und sind erst einmal froh, dass wir nicht sofort von 15 Leuten angeglotzt werden, wenn wir das Fahrzeug verlassen. Dann stellen wir fest, dass wir in der Ferne einige Vans sehen, die uns durch Instagram irgendwie bekannt vorkommen. Und es wird noch geiler: Mit einigen sind wir schon seit geraumer Zeit in Kontakt und schreiben hin und her, wo auf den Lofoten wir gerade sind. Wir erholen uns nochmal eine Nacht im Gebüsch und leisten dem Vanlifer Treffen Gesellschaft. Wir gehen direkt mal eine Gassirunde mit Meilo, Marian und Tia von vanlife_marti. Keine Ahnung, ob es an den vielen Gemeinsamkeiten liegt, die man so hat, wenn man im Van lebt. Aber es sind wirklich alle ausnahmslos sympathisch und wir haben auch in dieser Gruppe das Gefühl, als würde man sich schon lange kennen. Es herrscht Akzeptanz für jeden, und wir reden über ernste Themen und sind gelegentlich auch mal total albern. Abends stellen wir unsere Tische zusammen und essen wie eine große Familie zu Abend und unterhalten uns stundenlang. Fast alle haben Hunde, auch das Thema und die Erziehung selbst sind Thema und Mensch und Hund können viel voneinander lernen. 

Mehr Infos zu dem Treffen und den wunderbaren Menschen sowie einem Vorfall mit einer gehörigen Portion Wut und Hass findest Du hier den ausführlichen Beitrag zum Thema „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Vanlife“.

Für noch mehr Eindrücke und tagesaktuelle Stories schau‘ doch mal auf unserem Instagram Profil vorbei 🙂

Frohes Abenteuern,
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#011 Skandinavien Teil 4 – Die Magie der Mitternachtssonne

In diesem Skandinavien Vanlife Abenteuer: Nationalpark, Tierarzt, Polarkreis, Mitternachtssonne – Wir reisen durch Nordschweden und überqueren endlich die Grenze nach Norwegen. Wir erleben so viele Eindrücke an verschiedensten Orten und werden Zeugen atemberaubender Naturschauspiele. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Fulufjället Nationalpark

Auf dem Weg nach Norwegen möchten wir den Fulufjället Nationalpark besuchen. Anika lässt mal wieder ihrem Talent für Stellplätze freien Lauf und wir übernachten an einem Wendekreis in einem Wald nahe am Nationalpark. Natürlich sind auch hier die netten Kriebelmücken. Mittlerweile juckt es uns überall. Nach einer ansonsten ruhigen Nacht fahren wir morgens in den Nationalpark, um eine kleinere Wanderung zum Wasserfall zu machen. Es gibt hier sogar deklarierte Zonen, an denen Wanderer und Wohnmobile innerhalb des Parks übernachten können. Die Wanderung ist absolut traumhaft, es ist gut besucht, aber nicht überlaufen. Danach gönnen wir uns noch ein Eis und fahren wieder aus dem Park raus, um an einem Fluss in der Nähe zu übernachten. Die bekannten Plätze sind alle recht voll, wir finden aber natürlich wieder einen Platz für die Nacht. Fun Fact: Kriebelmücken sind anders als normale Mücken vorzugsweise an fließenden Gewässern zu finden. Abends entdecken wir dann, dass Nala am ganzen Körper große, rote Flecken hat. Zumindest überall dort, wo ihr Fell etwas dünner ist. Genau. Mückenstiche. Da sie das im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu jucken scheint, sind wir erstmal entspannt. 

Tierarzt & Parkplatzromantik

Da wir für den Besuch in Norwegen eine frische Wurmkur unseres Hundes nachweisen müssen, finden wir eine Bezirkstierklinik, die rund um die Uhr offen hat. Wir sind die Einzigen dort und die Damen und Herren sind unglaublich hilfsbereit, freundlich und nehmen sich richtig Zeit für uns. Wir sprechen die Mückenstiche an, die Ärztin ist unserer Meinung. Wenn der Hund da nicht permanenten Juckreiz hat, dann lassen wir erst einmal die Finger davon. Später bestätigt sich das, da die Stiche schnell verschwunden sind. Wir bekommen für den Notfall noch ein Mückenspray für Mensch, Tier und Textilen, welches innerhalb der Ärzte ausgiebig erprobt und für wirksam empfunden wurde. Wir fahren weiter und stocken unsere Vorräte an einem ICA Max auf. Wie in Kanada kann man hier sogar eine Nacht auf dem Parkplatz verbringen. Dankend nehmen wir das Angebot an, da hier bedeutend weniger Mücken sind. Wer hätte gedacht, dass wir mal gerne auf ’nem Parkplatz stehen? Zum Abendessen gönnen wir uns noch einen Burger mit Pommes einer schwedischen Fastfoodkette und atmen erstmal auf. Der Supermarkt hat täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet, bis dahin drehen auch Jugendliche mit ihren aufgepimpten Autos ihre Runden. Da der Führerschein in Schweden ab 15 zu bekommen ist, sind da natürlich eine ganze Menge Hormone bei der Arbeit. Allerdings dürfen die Fahrzeuge nur auf 30 km/h gedrosselt gefahren werden. Was an Geschwindigkeit fehlt, wird mit Auspuff, Musikanlage und sonstigen „Verschönerungen“ wieder ausgeglichen. Nach 23 Uhr sind dann alle brav im Bettchen und wir können in Ruhe schlafen.

Goodbye Schweden

Alles erinnert uns immer mehr an Kanada. Wir fahren an diesem Tag nur noch durch Wälder, kreuzen vielleicht drei Orte, die aussehen wie Kleinstädte in Alaska. Breite Straßen, großzügige Abstände zwischen den flachen Häusern. Tankstelle, Baumarkt, Fastfood und Supermarkt immer gebündelt irgendwo am Straßenrand. Hier und da ein Wohnmobil oder LKW auf geräumigen Parkplätzen. Was hier wohl los ist, wenn der Winter einbricht? Überall Schilder, die Schneemobile zeigen. Wir können uns nicht vorstellen, wie die ganzen Menschen hier im Outback den Winter verbringen. Sind aber ernsthaft neugierig, wie das wohl so läuft. Die Gegend ist atemberaubend. Warnschilder mit Elchen säumen die Straßen. Stundenlang geradeaus durch die Natur. Wir fahren den ganzen Tag und übernachten an einem traumhaften See. Dieser Stellplatz wird von der Kommune freiwillig gepflegt und man kann eine Spende in einem Briefkasten hinterlassen. Es gibt Toiletten, eine Schutzhütte mit Feuerstelle, ein paar Bücher und Mülleimer. Beim Spazieren finden wir unzählige Hinterlassenschaften von Elchen. Bisher haben sich aber alle vor uns versteckt. Achso, Mücken gibt es natürlich auch in vortrefflicher Vielzahl. 

Halb erfroren & Polarkreiszentrum Norwegen

Am nächsten Morgen springt Olli in den See, empfindet diesen als kalt und hat danach aber das Gefühl, dass es recht warm ist und entscheidet sich, im T-Shirt zu fahren. Kalt ist ihm nicht, aber er stellt irgendwann fest, dass er seine Zehen nicht mehr spüren kann. Das Wasser war wohl doch frischer als gedacht. Also erstmal aufwärmen, Gymnastikprogramm und Gefühl wiederherstellen. Dann sind wir endlich in Norwegen. Die gelbe Fahrbahnmarkierung und die schneebedeckten Bergspitzen lassen noch mehr Kanada-Feeling in uns aufblühen. Welch unfassbare Schönheit der europäische Kontinent bietet. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir frech auf dem Parkplatz am Polarkreiszentrum, um uns von der ganzen Fahrerei etwas zu erholen und um ein wenig Arbeit nachzuholen. Es sind tagsüber 12 Grad. Absolutes Flip-Flop Wetter. Wir vermuten, dass wir sommerliche Temperaturen dieses Jahr kaum noch erleben werden. Lustig, wenn man bedenkt, dass wir zu Beginn unserer Reise eigentlich ins Warme wollten 🙂 

Campingplatz am Fjord und erste Fährfahrt

Die Strecke nach dem Polarkreiszentrum ist der Wahnsinn. Ein Aussichtspunkt auf eindrucksvolle Berge jagt den nächsten. Überall Birkenwälder – das haben wir so auch noch nie gesehen. Wir kaufen unterwegs ein paar Kleinigkeiten in einem absoluten Outback-Supermarkt ein. Wieder totales Alaska bzw. Kanada Feeling. Was machen wir, wenn wir auf einen Campingplatz fahren? Richtig. Als erstes Wäsche waschen und duschen. Wir bleiben eine Nacht und fahren ein paar Stunden weiter. Unsere erste Fährfahrt ist total entspannt, ca. 30 Minuten, wir können im Fahrzeug bleiben. Gegen Nachmittag kommen wir an einem versteckten Platz nahe an einer großen Brücke an und übernachten hier. Natürlich gesellen sich im Laufe des Abends noch zwei andere Vans dazu, mit denen wir aber außer einem freundlichen Lächeln keinen wirklichen Kontakt haben. Es sind überall so viele Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs, dass wir eigentlich auch gar nicht mehr erwarten, irgendwo mal alleine zu sein. 

Gedankenloser Tourismus auf den Lofoten

Wir bekommen durch Instagram und andere Kanäle natürlich mit, wie voll die Gegend der Lofoten aktuell ist. Wir finden aber einen Platz, der hauptsächlich für Fahrradreisende zu sein scheint und bleiben am Ende ganze sechs Nächte. Was uns hier etwas aufwühlt, ist das Verhalten einiger Wohnmobilisten. Jeder, der an diesem Ort wenige Minuten die urige Schutzhütte oder das süße Architektenhaus zum Verweilen begutachtet, müsste anhand diverser Schilder schnallen, dass hier einige Fahrradfahrer ankommen. Leider parken viele ihre WoMos auf der Wiese, um einen tollen Platz am Meer zu haben und lassen den geräumigen Schotterparkplatz links liegen. Das Problem daran ist, dass es sich um eine Zeltwiese handelt, das aber bedauerlicherweise nicht ausgeschildert ist. Wir bekommen diverse Streitigkeiten mit, und ein deutscher Landsmann gibt zum Besten „Das ist ein freier Platz, ich kann parken, wo ich will.“ Das lassen wir einfach mal so wirken. Alles wird gnadenlos und ohne Rücksicht auf andere zugeparkt. Wir haben das schon öfter miterlebt; irgendwann werden diese Plätze aufgrund genau solchen Verhaltens geschlossen oder eben zum Übernachten für Reisende mit Fahrzeug unzugänglich gemacht. Unser Highlight war am Ende ein lustig grinsender, alkoholisierter Mann am Mittag, der uns mitteilte, dass seine Weinflasche schon wieder leer sei und diese prompt in die Schutzhütte gestellt hat, anstatt diese einfach mitzunehmen. Da kann man wirklich nur klatschen. 

Portionierte Ruhe, Wildtiere und Mitternachtssonne

Der Platz ist grundsätzlich voll. Wir sind umso überraschter, dass wir an zwei Morgen dann doch nochmal alleine hier sind. Natürlich genießen wir das so richtig, essen draußen und lassen Nala so richtig herumtoben. So ist es während unseres Aufenthaltes hier mittags ruhig und gegen Nachmittag wiederholt sich der Wahnsinn. Eines Morgens sehen wir in der Ferne zwei riesengroße Adler. Wir können es nicht glauben und uns gelingen sogar ein paar Bilder, allerdings nur aus der Ferne. Während eines Spaziergangs mit Nala entdecken wir dann auch noch sechs quirlige Nerze, die irgendwo zwischen Neugier und Fluchtinstinkt durch die vielen Felsen am Meer klettern. Wieder finden wir Elchbonbons auf einem Pfad, sehen aber keinen einzigen. Ein Einheimischer bestätigt uns, dass hier in der Gegend ca. 7 Elche wohnen und gewissen Routinen nachgehen, also auch regelmäßig diese Wege laufen. Wir überlegen, ob wir das langsam persönlich nehmen. Das mit Abstand krasseste Naturhighlight ist aber vermutlich die Mitternachtsonne. Wir dachten, es wird einfach irgendwie nicht ganz dunkel, dass aber an wolkenfreien Tagen die ganze Nacht die Sonne ballert, hätten wir nicht gedacht. Die Sonne steht tief und taucht alles in goldenen Glanz. Das Meer sieht aus, als würde es aus eigener Kraft leuchten. 

Frohes Abenteuern,
A&O

#010 Skandinavien Teil 3 – Roadtrip Richtung Norwegen

Nach den traumhaften Tagen an der Schärenküste geht das Skandinavien Abenteuer nun weiter. Vermissen werden wir die Abende mit Max und wie sich später herausstellt, auch das draußen sitzen. Welcher Schock uns mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hat, und ob wir wieder einmal Glück hatten und tolle Menschen kennengelernt haben, erfährst Du in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Versorgungstour Richtung Inland

Also feiern wir schnell unser dreimonatiges Jubiläum und weiter geht das Skandinavien Abenteuer. Nochmal Wasser Ver- und Entsorgung, Tanken und ab auf die Straße. Unterwegs steuern wir einen großen Supermarkt mit deutschen Wurzeln an und versorgen uns wieder für ca. eine Woche. Wir sind neugierig und gehen auch in den gigantischen ICA Max nebenan. Hier gibt es eine schier wahnsinnige Menge an Fleischalternativen, Aufschnitt, frischem Tofu, Käse und sogar eine pflanzliche Nuss-Nougat-Creme. Wir sind im siebten Himmel, denn Letztere ist schon seit Wochen leer. Mit ziemlicher Sicherheit gibt es dazu nochmal einen extra Beitrag. Wir fühlen uns wie in Nordamerika. In jedem Hof steht mindestens ein amerikanischer Oldtimer. Alle sehen aus, wie soeben vom Band gerollt. Das scheint in Skandinavien, speziell aber in Schweden, ein absoluter Trend zu sein. Besonders auf dem Land. Wirklich – Man könnte meinen, dass hier mehr Classic Cars stehen als in den USA.

Natur zu schön, um wahr zu sein.

Wir biegen von der Hauptstraße ab. Breite, geschotterte Forstwege führen uns durch endlose Wälder und wir begegnen keiner Menschenseele. Wir fahren an der Grenze eines Nationalparks immer wieder an Seen vorbei, die so schön sind, dass man es kaum in Worte fassen kann. So etwas haben wir noch nie gesehen. Auf den idyllischen Seen sind kleine Inseln, blühende Seerosen schwimmen auf der Wasseroberfläche. Umringt von hohen, dunklen Wäldern und gelegentlich Schilf sieht das Ganze aus wie ein Gemälde. Alles wirkt, als hätte es jemand gestaltet und platziert, so perfekt ist es. Ein See nach dem Anderen. Natürlich machen wir kein einziges Foto, da wir mit Staunen beschäftigt sind. Der von uns anvisierte Platz gefällt uns nicht so sehr, er ist recht klein und wir würden Wanderern hier zwei Parkplätze wegnehmen. Außerdem steht hier schon ein Pärchen mit Dachzelt, und wir beschließen, ihnen die Romantik zu lassen und fahren wieder ein paar Kilometer zurück. Denn in der Gegend gibt es wirklich genug ruhige Orte. Lustigerweise stellen wir fest, dass dieser Parkplatz an einem unserer Lieblingsorte von unserer Wohnwagenreise in 2019 war. Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm.

Buschsafari auf Schwedisch

Nach kurzem Studium der Karte fällt uns etwas Interessantes auf. Wir sind an einer Zufahrt eines Wanderparkplatzes an der Grenze des Naturschutzgebietes vorbeigefahren, dieser ist aber nicht auf der Karte zu sehen. Auf keiner Karte. Die Zufahrt ist etwas verwildert und es sieht aus, als wäre hier schon länger keiner mehr durchgefahren. Also rein ins Abenteuer. Langsam fahren wir über Stock und Stein den buschigen Weg entlang. Links und rechts kratzt gelegentlich ein Ast ein Andenken in den Lack. Das schmerzt etwas, aber wir wissen bereits aus Erfahrung, dass oft die schönsten Abenteuer so beginnen. Hoffentlich können wir im Zweifel wenigstens noch wenden. Am Ende finden wir tatsächlich einen Parkplatz mit improvisierter Feuerstelle, der ebenfalls etwas verwildert ist. Nach einem Rundgang bestätigen uns die Schilder, dass wir tatsächlich zwei Meter neben dem Nationalpark stehen und damit das Übernachten erlaubt ist. Von hier geht ein Wanderweg ab, der auch nicht so aussieht, als wäre in letzter Zeit jemand hier gewesen. Ein bisschen was Gruseliges hat dieser Ort, aber eben auch eine gewisse Schönheit.

Nächtliche Wiederbelebungsversuche durch Geflügel

Wir gönnen uns eine deftige Brotzeit und lassen den Abend mit einer Serie und Chips im Bett ausklingen. Es wird schon seit Dänemark nicht mehr so richtig dunkel, was uns immer noch etwas verstört. Zum Glück lässt sich der Van komplett verdunkeln, also alles kein Problem. Als wir gegen 23:00 Uhr den Schlaf einleiten wollen, starten mehrere Waldkauze ein imposantes Konzert. Es ist, als würden Sie uns anschreien. Als wir uns nach schätzungsweise einer halben Stunde an die Geräuschkulisse gewöhnt haben und so langsam einschlummern, knallt es ohrenbetäubend, als irgendetwas auf unser Fahrzeug kracht. Total perplex schrecken wir hoch; für einen kurzen Moment ziehen wir Verteidigung in Erwägung. Dann wird uns klar, dass ein oder zwei Eulen entweder gekämpft haben und abgestürzt sind, oder tatsächlich nicht mit dem geparkten Fahrzeug einverstanden waren. Es kehrt wieder Ruhe ein. Also jenseits des immer noch stattfindenden Eulen Orchesters in den Bäumen natürlich. Nachdem sich unsere Herzfrequenz wieder von Presslufthammer zum tropfenden Wasserhahn normalisiert hat, können wir wieder einschlafen. Glaubst Du selber nicht. Es rummelt in der Ferne. Gewitter. Durch die Dachluke holt Olli die Antenne rein, den Solarhauptschalter unterm Bett machen wir auch sicherheitshalber aus.  Am Ende also eine ganz normale, ruhige Nacht im Wald.

Erschöpfte Stellplatzsuche

Das Wetter ist kühl mit gelegentlichem Regen. Wie am Vortag auch, machen wir ordentlich Strecke. Leider sind einige kleine Plätze an einem See dermaßen ungünstig mit wenigen Autos beparkt, dass wir uns auch hier nicht mehr dazustellen können oder wollen. Wir bummeln in der Gegend hin und her, bergauf und bergab durch große Wälder. Plätze wären genug hier, aber überall finden wir Markierungen für die Jagd. Wir bekommen nicht wirklich heraus, wann hier gejagt wird, nur dass im Grunde die gesamte Sommerzeit Jagdsaison ist. Da unser Interesse an nächtlicher Unterhaltung erst einmal gedeckt ist, verlassen wir schweren Herzens die Wälder und entscheiden uns, obwohl wir ziemlich erschöpft sind, noch etwas weiterzufahren. Auch das ist Teil eines nomadischen Lebens im Van. Die Frage ist nicht ob, sondern wann es passiert. Während der Fahrt findet Anika spontan ganz in der Nähe einen Ort auf der Karte, der aussieht, als könne man dort stehen. Dieser Spot am See ist nicht in den Apps verzeichnet. Jackpot. Wir verbringen schlussendlich zwei Nächte hier und laden unsere Akkus wieder auf. Eine Handvoll Angler und ein süßes, älteres Pärchen, die im Kofferraum picknicken – Das war’s an Verkehr hier in zwei Tagen. Nala rennt hier auch freudig rum und wir haben Zeit für Trainingseinheiten.

Seelenverwandte & der Mückenwahnsinn beginnt

Da unser nächstes Ziel Norwegen ist, geht also die Reise weiter. Es wird auch mal wieder Zeit für Wäsche. Wir finden einen kleinen Self-Service-Campingplatz, der uns zwar rund 30,00 € pro Nacht kostet, aber dafür einiges zu bieten hat. So ist die Nutzung von Waschmaschine und Trockner inklusive, das haben wir noch nie erlebt. Auch moderne Sanitäranlagen, Strom, Schwimmbad, Sauna, Duschen, Spielplatz, Tennisplatz, Mountainbike Trail und Fitnesspark gehört dazu. Da kann man nicht meckern. An der Waschmaschinen Front lernt Anika Fabienne aus der Schweiz kennen. Es stellt sich heraus, dass sie und Stefan auch seit einiger Zeit Vollzeit im Van leben und reisen und wir so einiges gemeinsam haben. Gegen Abend überfällt uns ein Schwarm von Kriebelmücken. Diese kleinen Biester kommen durch herkömmliche Moskitonetze hindurch, weil sie so winzig sind. Der Biss schmerzt ziemlich und wir sind jedes Mal, nachdem wir rausgehen, damit beschäftigt, hunderte davon wieder loszuwerden. Eine Sekunde Tür auf, direkt ist die Bude voll. Wir haben Vorhänge und geben unser Bestes, eine Taktik auszuarbeiten, um ein zu großes Eindringen der winzigen Monster zu verhindern. Es bleibt aber anstrengend. Als wir am nächsten Tag abreisen, verquatschen wir uns noch mit Fabienne und Stefan und bedauern sehr, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht haben. Wir haben eine ganz ähnliche Vergangenheit, Motivation und Erfahrungshistorie. Wir tauschen Nummern aus und können es kaum abwarten, die beiden wiederzusehen. Hier trennen sich aber unsere Wege vorerst, da wir gegensätzliche Reisepläne haben. 

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Frohes Abenteuern,
A&O

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