#018 Einsame Strände & riskante Fahrmanöver

Das Abenteuer geht weiter! Wir leben in einer menschenleeren Bucht, sammeln eine ganze Menge Müll und erleben wieder mehr Offroad Abenteuer, als und lieb ist. Das Strandleben hat uns endlich wieder und wir kommen ganz schön ins Schwitzen, denn aktuell ist es selbst für Spanien zu dieser Zeit ungewöhnlich warm. Gute Unterhaltung und viel Spaß 😁

Luxuriöse Privatbucht 

Noch eine steile Straße durch die Berge. Dann offenbart sich uns endlich das heißersehnte Meer. Von hier oben sieht es einfach unendlich groß aus. Wir fahren zu einem unserer gut gehüteten Spots abseits der Stadt. Direkt am Meer. Der letzte Abschnitt fordert ein bisschen Talent beim Fahren. Aber damit kennen wir uns ja aus. Wie wir im letzten Abenteuer auch wieder unter Beweis stellen mussten.  Die Straße ist zerklüftet, steinig und steil. Rauf und runter. Ne Menge Sand. Ist über die Jahre auch nicht besser geworden. Wir kommen in der exklusiven Privatbucht an. Wir stehen eine Woche alleine hier, nur Fahrradfahrer und Ranger von der Gemeinde fahren hier lang. Das Wasser ist warm und wir genießen die Sonne. Unsere Ressourcen werden weniger und wir werden kreativ mit dem Essen. Uns geht das Brot aus und wir backen Brötchen selbst, die einfach mal schmecken wie vom Becker. Total improvisiert. Große Freude. Wir machen auch zum ersten Mal Kartoffelsalat der unsere Gaumen beflügelt. Olli sammelt in der Mittagspause eine halbe Stunde Müll. Irgendwann hält ein Auto von der Gemeinde an. Er spricht nur Spanisch. Wird er uns wegschicken?

Abenteuer Alltag

Im Gegenteil. Er ist total überrascht und bedankt sich mit Handschlag für das Müllsammeln. Den Sack nimmt er mit. In einer steilen Kurve berauf setzt ein langes Wohnmobil mit dem Heck auf. Die beiden brauchen eine ganze Zeit, um rückwärts wieder da herauszukommen. Es ist bullenheiss, bewölkt und windstill. Unsere Akkus sind zum ersten Mal morgens auf 30 % runter. Wir schalten das Internet so oft es geht aus und lassen die Küchenschranktür vom Kühlschrank offen, um ihm ein wenig mehr frische Luft zu gönnen. Und das bringt auch ein bisschen was. Fliegen überall. Ein paar Exemplare schießen einem mit 10 m Anlauf in die Nase. Olli geht weiter auf Müllsammel-Tour und findet sehr viele Hinterlassenschaften aus Gewächshäusern und von Anglern bzw. Fischern. In der Gegend sind wahnsinnig viele Feigenbäume, leider aktuell ohne Früchte. Wieder legen wir den Müll zusammen, ein anderer Ranger kommt. Als Olli ihn anspricht, fragt er misstrauisch, ob wir das alles gesammelt hätten. Auch er bedankt sich und ist super happy.

Schwieriger Platzwechsel

Wir machen eine Versorgungstour und fahren nochmal durch die Berge zu einem Baumarkt und Elektromarkt, kaufen wieder für eine Woche ein. Es ist super heiß, einer muss immer im Auto bleiben, damit Nala genug Durchzug bekommt. Wir erkunden noch drei Plätze an der Küste, die wir noch nicht kannten. An sich ganz schöne Orte. Der eine ist allerdings vollgeschissen von Menschen und auf dem anderen geht es zu wie auf einem Campingplatz. Mit deutscher Kolonie. Das ist uns gerade etwas zu viel. Anika wünscht sich eine Stelle mit besserem Strandzugang. Ein bisschen entrüstet überlegen wir, wie es weitergeht. Im letzten Jahr haben wir ein Plateau in der Nähe von unserer „Privatbucht“ gesehen, wo Wohnmobile standen. 

Expedition ins Ungewisse

Durch das Kartenstudium finden wir eine Strecke. Das wird ein Abenteuer. Über einen rumpeligen, langen Feldweg tasten wir uns Richtung Meer. Dann kommen wir an eine Stelle mit großen Löchern und extremem Schiefstand. Wenden ist nicht drin. Der einzige Ausweg bisher bedeutet sehr weit rückwärts fahren. Anika sagt, geht nicht. Olli läuft die Strecke ab. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich. Also rein ins Abenteuer. Wir setzen kurz mit dem Auto auf, aber nichts passiert. Diese Situation wiederholt sich nochmal. Wir erreichen nach mehrmaligem Aussteigen einen Ort, der zu schön ist, um wahr zu sein. Alleine in einer riesigen Bucht mit Felsen, Höhlen und langem Strand mit feinem Kies und Sand. Das Problem: Hier ist Überflutungszone. Wenn es also in den Bergen regnet, dann steht hier alles unter Wasser. Und das Wasser reißt alles mit, was im Weg ist. Außerdem ist der Parkplatz sehr nah am Meer. Wir sind uns uneinig, wie hoch die Flut kommt. Olli geht nochmal joggen durch die zerklüfteten Buchten und Berge, um einen Platz zu finden, aber mit Wohnmobilen muss man schon richtig Lust haben, da hochzufahren. Um man steht da auf dem Präsentierteller. So schön der Ort auch ist, wir fühlen uns nicht sicher. Es ist bewölkt und wenn es wirklich regnet, kommen wir hier nicht mehr weg. Wir essen noch ein Eis an diesem traumhaften Ort und Olli kühlt sich zumindest nach dem Laufen nochmal kurz im Meer ab. 

Zurück ins Paradies

Wir entscheiden uns, nochmal zu dem Ort zu fahren, wo wir die letzten Tage verbracht haben, und hoffen, dass niemand dort ist. Der Weg zurück lässt uns nochmal kurz das Adrenalin in die Birne schießen. Denn bergauf durch den sandigen, zerklüfteten Weg heißt es: Bloß nicht stehen bleiben. Und die Löcher sind tief. Ohne Rücksicht auf Verluste müssen wir da jetzt durch. Sonst kriegen wir den Wagen da nicht mehr hoch. Ohne größere Verluste kommen wir lebendig und an einem Stück durch das Tal des Todes. Eine spätere Inspektion des Fahrzeugs lässt uns aufatmen. Alles Tuttifrutti. Der Tag war anstrengend, heiß und nervenaufreibend. Nach diesem Abenteuer sind wir unglaublich happy, dass wir wieder in der Bucht sind. Wir sammeln nochmal einen riesigen Berg Müll. Kanister mit Benzin werden am Strand angeschwemmt und natürlich sehr viel feiner Plastikmüll. Besonders Polystyrol wird als Schwimmer von Fischern benutzt und zerbröselt mit der Zeit. Das Zeug ist überall. Wenn man denkt, man steht an einem Strandabschnitt, der sauber ist, sieht man immer mehr kleine Plastikstücke, je länger man auf den Boden schaut. Das kann man im Grunde nicht mehr aufsammeln. Eines Morgens kommt wieder ein Mann von der Stadt und fotografiert den Müllberg. Auch er bedankt sich und scheint überrascht, dass wir Müll sammeln. Anika enteist noch den Kühlschrank. Ordnung muss sein. Und dieses Mal ganz sanft, ohne Löcher im Kühlschrank, wie im Skandinavien Abenteuer 🫣

Im nächsten Abenteuer geht es weiter die Küste herunter und wir sind gespannt, ob wir alte Bekannte treffen und wie es in unserer absoluten Lieblingsbucht aussieht. 

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Schön, dass Du dabei bist!

Frohes Abenteuern,
A & O

#017 Abenteuer im Süden

Endlich sind wir wieder in unserer Lieblingsgegend. Der Weg dorthin verlangt uns aber nochmal so richtig was ab und treibt uns an die Grenze des Erträglichen. Dieses Abenteuer ist vollgepackt mit Emotionen, Offroad Abenteuern, tollen Aussichten und dem üblichen Vanlife Alltag. Wir wünschen Dir gute Unterhaltung 😁

Vor uns die Sintflut

Wir verlassen also den Norden und die riesige Halbwüste. Ausgeguckt haben wir uns einen Ort an der Küste, den wir seit Jahren kennen. Ein paar hundert Kilometer Fahrt. Glücklicherweise ist das voraussichtlich das letzte Mal für einen größeren Zeitraum, dass wir so viel fahren. Kaum losgefahren, regnet es wie aus Kübeln. In der Wüstengegend. Und es hört nicht auf. Es ist zwischenzeitlich auch noch nebelig, und wir können maximal 100 m weit sehen. Scheibenwischer auf Stufe Krieg. Es wird immer heftiger. Die Autobahn steht unter Wasser. Wir fahren an einer Tankstelle raus, mampfen ungesunden Müll und schauen durch die Windschutzscheibe dabei zu, wie unglaubliche Wassermengen den Planeten verschlingen. Kalt ist es auch. Doch das sollte sich schon bald drastisch ändern.

Who let the dogs out?

Der Regen hat aufgehört, wir fahren stundenlang weiter und erreichen relativ sonnig das stille Örtchen mit direktem Strandzugang. Wie schon erwartet, sind wir hier nicht alleine. Sehr viele Hunde streunen kreuz und quer über den ganzen Platz und es sieht so aus, als hätten sich einige Großfamilien hier eingerichtet. Wir halten kurz inne. Wir sind erschöpft, hungrig und muffelig. Aber hier bleiben fühlen wir auch nicht. Nala ist nicht besonders verträglich mit anderen Hunden, und so viele Besitzer bitten, ihren Hund anzuleinen, ist auch irgendwie doof. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass hier recht viele Leute einfach sagen „Mein Hund tut nichts“ und damit ist das Thema für sie erledigt. Das ist eine einfache Lösung, löst aber nicht das gemeinschaftliche Problem, dass unser Hund, wir und vielleicht andere Menschen es einfach nicht so geil finden, wenn ständig fremde Hunde vor der Tür stehen. Meistens respektieren weder Hund noch Mensch die Grenzen anderer. Das brauchen wir heute Abend nicht mehr. Widerwillig fahren wir Richtung Inland, wo wir einen neuen Stellplatz ausfindig gemacht haben. Wir hätten gerne Meer gehabt, aber ist jetzt auch egal.

Hier für Dich noch ein paar Bilder, die den Platz aus den Vorjahren zeigen:

Auf Messers Schneide

Die Sonne geht bereits unter. Gelegentlich blitzt es in der Ferne. Die Stimmung hat einen Tiefpunkt erreicht. Wir haben keine Lust mehr. Doch das Navi hat nochmal eine ganz besondere Überraschung für uns bereit. Von der Hauptstraße biegen wir abseits auf eine Nebenstraße. Aus der Nebenstraße wird ein Feldweg. Aus dem Feldweg wird schleichend ein Albtraum. Wir können nicht drehen, da die Abfahrten links und rechts auf die Felder so steil sind, dass wir aufsetzen würden. Vor uns eine ausgespülte Erinnerung von einer Straße. Olli läuft vor und stellt fest, dass es danach wieder besser wird. Also balancieren wir den Van an einem 50 m langen Abschnitt, mit den Reifen auf der Beifahrerseite, auf einem lächerlich schmalen Grat. Doch das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Wir fahren etwas weiter und kommen an eine Stelle, an der die Straße komplett verschwunden ist. Weggespült, überwuchert, nicht mehr existent. Wir schaffen es irgendwie, an einem sandigen Hang mit Schlaglöchern, unser Haus auf vier Rädern zu wenden und haben diesmal die einzigartige Gelegenheit, den Van nun mit der Fahrerseite auf dem Grat zu balancieren. Überraschen ungewohnt. Zur zeitlichen Einordnung: die gesamte Route war mit 40 Minuten angesetzt. Insgesamt hat uns dieses Abenteuer zwei Stunden gekostet. Uns fliegen die Löcher aus dem Käse. Aber wir sind so froh, aus diesem Wahnsinn von Straße heil entkommen zu sein, dass es unseren Hunger und schlechte Laune bei weitem im Schatten stehen lässt.

Ein bisschen Entspannung

Durch sehr schmale Gassen mit lustig geparkten Autos erreichen wir endlich unser Ziel. Ein recht neu angelegter Platz mit Versorgung. Man kann bis zu 72 Stunden bleiben und der ganze Spaß kostet 4 Euro, welche am Bürgerhaus oder beim netten Platzwart verrichtet werden können, der gelegentlich auftaucht. Die kommenden Tage verbringen wir mit Arbeit an diesem ruhigen Platz mit toller Aussicht. Wir machen zum ersten Mal Hefeklöße, oder wie so mancher sagt „Dampfnudeln“ in unserem Minibackofen. Die sind zwar verbesserungswürdig, aber geschmacklich schon eine 8 von 10. Aus dem Garten nebenan hören wir immer wieder bekannte Smartphonegeräusche, aber auch ein Pfeifen und eine Vielzahl lustiger Töne. Irgendwann wird uns klar, dass es ein Vogel sein muss. Auch nachts gönnt er sich manchmal den Spaß, die Stille mit seiner Kunst zu erfüllen. Wir verbringen hier zwei Nächte. Der vom Navi vorgeschlagene Weg aus dem Dorf ist ebenfalls eine Katastrophe und führt durch eine Überflutungszone. Muchas Gracias. Diesmal nicht. Wir puzzeln uns durch mehrere, viel zu enge Gassen und entkommen dem Straßenwahnsinn.

In den Bergen

Wir fahren wenige Stunden, gehen unterwegs etwas essen und fahren schnurstracks an einen Ort in den Bergen, den wir seit unserem ersten Urlaub mit dem Van kennen. Damals gruselte es uns hier etwas, mittlerweile sind wir total entspannt. Das Thema haben wir übrigens in unserem 6 Monate Vanlife Beitrag ausführlicher behandelt. Wie auch damals sammeln wir erstmal einen Sack Müll auf und dann kann auch Nala hier herumstrolchen. Hier kommt im Grunde dreimal am Tag ein Auto vorbei. Das war’s. Traumhafte Aussicht über die Berge. Sonnenaufgänge und -untergänge. Irgendwie geht die Kaffeemühle nicht mehr.

Wir stellen fest, dass eine Schraube in Mahlwerk steckt. Die kleine Schraube war dann wohl in der Kaffeepackung. Am nächsten Tag besuchen wir Freunde und ehemalige Arbeitskollegen und verbringen den Mittag mit ihnen. Danach geht es zum Einkaufen, an die kostenlose Ver- und Entsorgungsstation und wir fahren voll ausgestattet für zwei Nächte nochmal in die Berge, weil es so schön war. Die Küste kann noch zwei Tage warten. Wir genießen die Zeit und die Sonne oben in den Bergen, nachts ist es sehr angenehm zum Schlafen. Nachdem wir die Berge verlassen, besuchen wir nochmal ein paar Freunde, die beim letzten Mal verhindert waren, tanken Diesel für 1,20 €, waschen den Van für 2 € und freuen uns auf das Meer.

Was ein Abenteuer, oder? Wir denken immer, wir erleben gar nichts. Und wenn wir dann die Woche reflektieren, staunen wir jedes Mal über die ganzen Aufs und Abs. Ganz klar ein Pluspunkt fürs Tagebuch! Nächsten Freitag geht’s weiter mit einem traumhaften Ort am Meer und einem überraschenden, ungeplanten Offroad Abenteuer, das uns fast den Abwassertank kostet. 

Bist Du wieder dabei? 

#014 Skandinavien Teil 7 – Roadtrip zurück in die Heimat

Das hat schon fast Roadtrip-Charakter: Im letzten Teil unseres Skandinavien-Abenteuers fahren wir von aus Norwegen durch Schweden, Dänemark und landen schon wieder in Deutschland. Unterwegs feiern wir eine Filmpremiere, alte Freunde und einen neuen Kühlschrank. Ob wir es noch schaffen, einen Elch zu sehen und wie man seinen Kühlschrank besser nicht enteisen sollte, erfährst Du in diesem Beitrag. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Zurück auf dem Festland

Wir fahren ca. vier Stunden mit der Fähre, das Meer gibt uns zwar gelegentlich einen lustigen Schwank, aber die Fahrt ist in Summe ganz entspannt. Wir nutzen die Gelegenheit, sortieren und bearbeiten Fotos und reden ausnahmsweise mal miteinander. Viele Menschen auf der Fähre schlafen in den unmöglichsten Positionen und sogar der Boardimbiss schließt irgendwann. Wir sind auch müde, aber sind durch den Dunkelheitsentzug inzwischen lange wach bleiben gewohnt. Nachdem wir die Fähre verlassen, fahren wir noch zwanzig Minuten auf einen riesengroßen Schotterparkplatz. Diesen nennen wir zwei Nächte unser Zuhause. Das Wetter ist nicht so prickelnd, kommt uns aber gelegen, denn wir haben einiges zu tun. Ein Hoch auf das Satelliteninternet.

Ein paar Tage Wildnis

Wir reißen einiges an Kilometern ab und kommen langsam Richtung Nordschweden. Auf der Fahrt sieht Olli im letzten Moment einen Elch im Augenwinkel. Der Erste. Anika hat uns zu einem versteckten Platz gelotst, an dem eine riesige, gruselige Höhle mitten im Wald so macht, was Höhlen halt so machen. Sie ist versperrt, vermutlich war das mal eine Miene. Der Eingang ist mindestens sechs Meter hoch. Überall Elchkot. Und Elchknochen. Anika findet nach Recherchen heraus, dass es hier durchaus Bären gibt. Wenigstens sind wir ganz alleine. War ja schön hier, aber am nächsten Morgen geht’s etwas weiter. Wir finden ein Plätzchen an einem riesigen See und werden zwei Tage lang von der Sonne verwöhnt. Auch hier sind kaum Menschen. Olli nutzt die Gelegenheit, um endlich mal die Glühbirnen in den Scheinwerfern zu tauschen. Unterwegs haben wir auch schon einen Schluck Öl nachgegossen, alles natürlich zu norwegischen Schnäppchenpreisen eingekauft. 

Nahtlos in Nordschweden

Wenn man die endlosen Straßen durch die ganzen Wälder so entlangfährt, merkt man gar nicht, dass man schon wieder in Schweden ist. Also, wenn die Schilder nicht wären. Wir finden unseren Lieblingssupermarkt und kaufen Lebensmittel, was das Zeug hält. In Norwegen war die vegane Auswahl in Supermärkten auf unserer Route spärlich bis nicht vorhanden. Hier gibt es wieder Schokolade, Aioli, Aufschnitt und Co zu einigermaßen normalen Preisen. Wir halten auf einem Campingplatz und buchen drei Maschinen und Trockner für die Wäsche. Natürlich machen wir auch Gebrauch von den heißen Duschen. Die Eigentümer sind überraschenderweise Deutsche. Die Waschmaschinen werden persönlich verwaltet, um dem Wahnsinn, der an solchen Orten manchmal einkehrt, vorzubeugen. Du erinnerst Dich an das Lofoten Beach Camp? Der Platz ist super schön und die Leute sind einfach nett. Es gibt sogar einen Brötchenservice, den wir nicht nutzen können, weil wir aus Versehen im Kaufrausch eine doppelte Menge an Brot gekauft haben. Das muss jetzt erstmal weg.  Es ist auch wieder Zeit, die Wasserfilter in unserem System zu wechseln. Und das lohnt sich. Plötzlich haben wir eine derart hohe Durchflussmenge, dass wir die Pumpe getrost mittels Drehzahlregel (ja, da haben wir uns was ausgetüftelt 😉 ) nochmal ein wenig herunterstellen können. Jetzt ist sie noch viel leiser. Man hört sie fast gar nicht mehr. 

Viel Einsamkeit und mutwillige Zerstörung

In den nächsten Tagen steht für uns beide viel Maloche an. Wir arbeiten an der Veröffentlichung unseres Films CALM (Hier findest du einen ausführlichen Beitrag dazu) und haben auch individuell volle Terminkalender. Wir sind einige Nächte komplett alleine auf etwas, das aussieht wie ein ehemaliges Industriegelände. Eine riesige, leere Ebene im Wald. Jedenfalls kommt hier drei Tage lang niemand her. Außer scheinbar Elche, denn überall finden wir ihre Hinterlassenschaften. Wir machen in den nächsten Tagen mehr Strecke, da wir ja so langsam wieder Richtung Deutschland unterwegs sind. Eines Abends, nach langer Fahrt und wenig Schlaf in den Vortagen, entscheidet sich Olli, den Kühlschrank zu enteisen. Mit einem Stechbeitel und einem Hammer geht das total super. Problematisch ist, wenn in dem hauchdünnen Teil, das man für ein Alufach hält, Kühlmittelleitungen verlaufen. Es zischt. Nach vier Sekunden ist das Kühlmittel durch ein winziges Loch entwichen. Wir freuen uns ganz viel, schalten den Kühlschrank aus und holen das doofe Eis da raus. Ersatz gibt es erst in Deutschland. Wir sind aber so erschöpft, dass das irgendwann auch egal ist. Die Tüte Chips muss her und Füße hochlegen ist angesagt.

Alte Freunde, neuer Kühlschrank 

Wir holen alle 1-2 Tage einen Sack Eis und verbrauchen systematisch alles, was irgendwie nicht mehr ganz so lange haltbar ist. Margarine ist ein hervorragender Temperaturanzeiger. Irgendwie sind wir mental so langsam auf Heimat eingestellt und machen wieder ordentlich Kilometer. Wir finden in den kommenden Tagen immer super schöne, grüne Spots zum Übernachten. Einen sogar, wieder mitten im Wald, an einem Naturschutzgebiet. Hier feiern wir die CALM Film Premiere (Hier geht es direkt zum Film) mit ein paar Leuten im YouTube Livechat. In den nachfolgenden Tagen sollte der Film organisch tatsächlich eine beachtliche Reichweite erzielen. Wir freuen uns sehr und feiern auf unserer Reise jeden Tag die neuen Aufrufe. In der Nähe von Stockholm bleiben wir eine Nacht bei Freunden, essen gemeinsam und quatschen viel bei Lagerfeuer und Stockbrot. Tolle Menschen, tolle Gegend, richtiges Schwedenflair. Am nächsten Morgen besorgen wir uns noch Eis für den Kühlschrank und fahren weiter. 

Von Kopenhagen bis Kassel

Die Nacht verbringen wir in der Nähe vom Flughafen Kopenhagen am Meer, die Flieger setzen im Minutentakt über unseren Köpfen zur Landung an. Die Nacht ist ruhig und wir fahren ganze 850 km bis nach Kassel, um am nächsten Morgen unseren neuen Kühlschrank abzuholen. Geiles Teil. Der neue hat Licht, eine Verrieglung und lässt sich im Innenraum viel besser konfigurieren. So hat er ein komplett entfernbares, echtes Gefrierfach. Das heißt in Zukunft: Eis-Alarm! Für uns purer Luxus. Wir treffen noch schnell René von tortuga.trip den wir seit 2021 aus Spanien kennen. Er baut grade seinen neuen alten Banktransporter aus und wohnt in der Nähe. Das können wir uns nicht entgehen lassen und freuen uns, René wiederzusehen und sein neues Projekt zu begucken. Wir trauern immer noch um den alten DüDo, das neue Zuhause auf sechs Rädern wird ihm aber in nichts nachstehen. René hat viel Erfahrung und wir sind sicher, das Ergebnis wird der Hammer. Auf Instagram dokumentiert er fast täglich seinen Ausbau. Schau‘ doch mal rein 🙂

Und hier endet unser Skandinavien Abenteuer auch schon. Die nächsten Wochen werden wir Reparaturen, Familie und Ausmisten widmen. Wir hoffen, dass wir Dich unterhalten konnten und versprechen, dass das nächste Abenteuer nicht lange auf sich warten lässt. Falls Du Dich noch nicht für den Newsletter angemeldet hast, wäre das jetzt Deine Chance, um nichts mehr zu verpassen 🙂 Aktuellere Storys und Blödsinn findest Du wie gewohnt auf Instagram.

Frohes Abenteuern,
A&O

#006 Himmelfahrt nach Ligurien

In diesem Beitrag nehmen wir Dich mit auf die letzte Italien-Etappe (nach Ligurien) und geben Dir einen Einblick in die manchmal aufreibende Stellplatzsuche, denn wie versprochen gibt es bei uns nicht nur Vanlife-Romantik, sondern Alltag in allen Facetten. Geplatzte Träume, zwielichtige Typen und ein Happy End inklusive. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Eine Nacht am Hafen

Das ist es nun, das letzte Kapitel Italien. Fürs Erste. Nach der tollen Zeit mit Leslie und Felix fahren wir nur ins Dorf hinein und bleiben eine Nacht am Hafen. Olli hat den Ort beim Laufen erkundet und es gibt mehrere Parkplätze, Mülleimer, Wasser und eine endlos lange, tolle Promenade. Wir arbeiten die meiste Zeit. Besonders abends tauchen auf dem Parkplatz wieder einige einsame Männer in Autos auf, die Löcher in die Luft starren. 

Glotzende Gauner und der Enttäuschungsmarathon

Neuer Tag, neues Glück. Wir recherchieren nach Plätzen und finden quasi an der Route Richtung Heimat ein paar schöne Orte. Wir wollen nicht super viel fahren, also schauen wir an der Küste entlang und finden knapp 200 km entfernt einen geräumigen Parkplatz am Meer zum Übernachten. Unterwegs finden wir auf der Autobahn eine Versorgungsstation für WoMos, die nicht ausgeschildert war. Das ist uns in Italien auf den Mautstraßen, aber auch oft abseits, schon oft positiv aufgefallen. Also Abwassertank leeren, Frischwasser auffüllen und weiter. Moment, ist das ein Hundeplatz mit Hindernissen und Attraktionen für Hunde? Ok. Hund auspowern und weiter. Als wir die Autobahn verlassen, fahren wir längere Zeit durch unbewohnte Natur und sumpfartige Gebiete. Leider ist der schöne Parkplatz in den Dünen aktuell gesperrt. Aber an Parkplätzen mangelt es hier nicht. Wir parken, bezahlen wieder mit der praktischen App und gehen uns mal kurz die Gegend angucken. Als wir zurückgekommen, fummeln zwei Typen an einem deutschen Auto herum und werden sofort vom ankommenden Eigentümer erwischt. Zu diesem Vorfall werden wir schon bald ausführlicher berichten. So richtig wohl fühlen wir uns nach der Sache hier nicht und fahren weiter.

Die Gegend am großen Parkplatz in der Nähe von Pisa entpuppt sich als absolute Strandtourismushochburg. So weit das Auge reicht, Schirme und Liegen. Kilometerweit Strandbuden. Da es noch nicht wirklich Saison ist, wirkt es etwas trostlos. Wir sind etwas müde, buchen das Parkticket per App. Nach einer kurzen Rast erkunden wir auch hier die Gegend und sehen hier und da wieder ein paar komische, sehr ungepflegte Menschen, die scheinbar willkürlich in der Gegend herumsitzen und alles auschecken. Ein großer Seufzer. Zehn Minuten innerer Widerstand und fokussiertes Quengeln, dann entscheiden wir weiterzufahren. Eigentlich haben wir keine Lust mehr, aber hier zu bleiben, fühlt sich nicht richtig an.

Grüne Überraschung in Ligurien

Anika findet bei der weiteren Recherche ein paar Diamanten. Besonders einer in Ligurien macht uns neugierig, denn er wird beschrieben als großer Platz in der Natur mit mehreren Plateaus. Zwar weit weg vom Strand, aber was soll’s. Die Bilder sehen toll aus. Also fahren wir los. Ohne große Umwege. Na ja, wenn man in die Karte herangezoomt hätte, dann wäre einem aufgefallen, dass man das letzte Stück nochmal schön eine Stunde Berge und Serpentinen hochfährt. So kommt es dann, dass wir unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und nach einem langen Tag fahren, kurz vor Sonnenuntergang, irgendwo im Nirgendwo durch die Berge kraxeln. Wenigstens sind die Straßen leer. Natürlich knacken wir auch hier die 1000-m-Marke und fahren irgendwann wieder durch Wolken. Oder vielleicht nur Nebel. Aber Wolken klingt romantischer. Warte mal. Liegt da Schnee am Straßenrand?

Der Platz befindet sich hoch oben und die Aussicht ist in allen Richtungen der Hammer. Einige Feuerstellen und wirklich viele Möglichkeiten, auch versteckt zu stehen. Wir sind alleine hier, pünktlich zum Sonnenuntergang. Temperatur? Nur für wirklich eiserne Nudisten. Für uns erstmal Pulli, Heizung, Bettdecke und Wärmeflasche. Sternenklarer Himmel, absolute Ruhe. Der Internetempfang ist wie gewohnt super. Über unser zusätzliches, faltbares Solarpanel bekommen wir tagsüber genug Strom, um bis abends unsere Batterien vollzuladen. Zum Wochenende wird es wie gewohnt voller. Olli läuft zum nächstgelegenen Gipfel hoch und föhnt sich ordentlich die Frisur. Wahnsinnsaussicht. Ein Kommentar zu diesem Ort war sowas wie „Für Langzeitreisende ein toller Ort zum Durchatmen“ – und genau das haben wir hier auch gemacht. Nach drei Nächten geht es für uns weiter. Dieses wunderbare Gebiet entpuppt sich als weitläufiges Naturschutzgebiet mit vielen Wandermöglichkeiten und sogar Mülltonnen. Wir kommen wieder! Wir brettern durch die Schweiz, Olli geht an einer sehr gepflegten Tankstelle duschen und wir freuen uns riesig, für zwei Burger mit Pommes knapp vierzig Euro zu bezahlen. Möglicherweise handelt es sich bei zuvor geschilderter Situation in Teilen um eine geschönte Aussage, die gegebenenfalls von der Realität abweicht. Wir erreichen Deutschland und übernachten hinter der Grenze an einem Weingut welches netterweise kostenlose Parkplätze anbietet.

Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer

Damit endet unser Italien Abenteuer und damit die ersten knappen zwei Monate Vollzeit Vanlife. Wir sind immer noch verliebt in alle Ups and Downs. Im Moment erfüllt uns der alternative Lebensstil da draußen und wir müssen uns immer noch täglich angrinsen, weil wir es nicht glauben können. Wir haben die Zeit sehr genossen und ein paar echt unvergessliche Momente erlebt. Von den Bergen bis zum Meer. Wieder zurück und dreimal im Kreis gedreht. Klar, wir waren etwas blauäugig, was das Wetter angeht, und dachten, es würde wärmer werden. Dennoch haben wir durch die ganzen Eindrücke und Kontraste, und vor allen Dingen den tollen Menschen, eine sehr schöne Zeit gehabt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrages haben wir ein paar erfüllende und gesellige Tage bei Familie und Freunden verbracht und ziehen weiter 🙂

Nächster Halt: Skandinavien
Kommst Du mit? 🙂

Frohes Abenteuern,
A & O

Vom Freistehen, Campingplätzen und Pommes

Einsame Strände, weite Canyons und unendliche Weiten zwischen Bergen und Meer. Die Sonne lacht, zwei braun gebrannte Menschen stehen leicht bekleidet einsam mit ihrem Van, irgendwo im Nirgendwo und haben ganz unbekümmert die Zeit ihres Lebens. Das ist Vanlife Romantik und Freistehen. Und auch wenn wir diese Momente kennen und lieben – sie sind nur ein kleiner Teil davon, was das Leben hier draußen ausmacht. Einen etwas tieferen Einblick unserer Perspektive möchten wir hier mit Dir teilen.

Bewusstsein für begrenzte Ressourcen

Unsere Ressourcen sind begrenzt. Das gilt nicht nur für Menschen im Van oder Wohnmobil, sondern ja eigentlich für alle. Das vergisst man nur sehr schnell, wenn man nie eine Knappheit und die Auswirkungen auf das eigene, tägliche Leben spürt. Anders ist es, wenn man einen traumhaften Ort gefunden hat, und an eben jenem so lange wie möglich Freistehen möchte. Man kommt schnell ins Grübeln, wie man Dinge anders machen kann, wie man möglichst viel Wasser spart. Denn manchmal heißt ein leerer Wassertank (oder eben ein voller Abwassertank), dass man einen beschwerlichen Weg oder gar ein kleines Offroad-Abenteuer in Kauf nehmen muss, um sich wieder zu versorgen.

Diese Erfahrung haben wir intensiv in unserer zweimonatigen Auszeit im Jahr 2023 gemacht und sind sehr dankbar dafür. Unser Frisch- und Trinkwasser sowie das Volumen des Abwassertanks sind begrenzt, und auch wenn wir meistens genug Strom haben, nutzen wir ihn bewusster und gezielter. Wie im detaillierteren Beitrag zu unserem Eigenbau Campervan erwähnt, kommen wir mit Wasser ungefähr eine Woche aus. Wenn man einmal richtig verliebt in einen Ort ist und vielleicht sogar neue Leute kennengelernt hat, fängt der Sparfuchs in einem ganz von alleine an, die Kontrolle zu übernehmen. Denn man möchte die Schönheit des Momentes natürlich ausdehnen. So wirkt sich diese Sparsamkeit auf viele Dinge aus. Wie man spült, wäscht, welche Gerichte man kocht oder wie man sie kocht (es gibt nicht jeden Tag Nudeln oder Kartoffeln, die in literweise Wasser gekocht werden). Wir nutzen gelegentlich einen Schnellkochtopf, um Wasser und Strom zu sparen. Und das ist immer noch ein laufender Prozess, wir werden ja mit der Zeit meistens nicht dümmer 🙂 All diese Dinge sind taktische Entscheidungen, und wir lieben es 🙂 Wer weiß schon, wie viel Wasser er oder sie für Körperhygiene verwendet oder benötigt?

Es kann nicht jeden Tag Pommes geben

Um es ganz deutlich zu sagen: Wir übertreten niemals das Gesetz. Wir campen nicht illegal in Nationalparks oder an Orten, wo ein ausdrückliches Übernachtungsverbot herrscht. Und da kommen wir  zum Eingangs angesprochenen Punkt der „Vanlife Romantik“. Wie eine weise Person einst sagte: „Es kann nicht jeden Tag Pommes geben.“ Es kommt vor, dass wir auf Parkplätzen oder in lauter Umgebung übernachten müssen. Die moderne Technologie und die damit einhergehenden, bekannten Apps machen das Finden toller Orte zwar leichter, sorgt aber auch für mehr Bekanntheit im Allgemeinen. Aus mit der Einsamkeit und dem Hippie-Leben? Nein 🙂 Nicht alles findet man im Internet. Es ist immer noch eine Kunst, tolle Orte zu finden und man lernt durch das Kartenstudium etwas über die Geografie und über das Land. Und was nutzen Dir alle Apps der Welt, wenn die Plätze voll sind? Deswegen ist auch Timing eine oft übersehene Zutat in der magischen Suppe des Nomadenlebens. Unser Geheimrezept ist es, einfach loszufahren, die Gegend zu entdecken (das kann man auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad) und ein bisschen Abenteuer und Entdeckerfeeling zu genießen. Sich nicht zu viel vorzunehmen. Sich widerstandslos auf die Situation einlassen und einfach hinnehmen, was auch immer kommen mag. Das macht die Reise und das Abenteuer nicht nur kontrastreich, sondern einen selbst auch dankbarer.

Vanlife auf dem Campingplatz ???

Warum nicht auch mal das? 🙂 Wie schon angesprochen, stehen wir nicht illegal irgendwo herum. Wenn man in einem Gebiet mit hoher Dichte an Naturschutzgebieten unterwegs ist, bleibt einem nicht mehr viel Handlungsspielraum. Entweder Campingplatz oder weiterfahren. Auch wenn unsere geheime Mission ist, möglichst kostenlos zu stehen, so haben wir ein paar Taler für kostenpflichtige Plätze in unserem Budget eingeplant. Und dann nutzen wir natürlich die Strom- und Wasserversorgung, die Waschhäuser und alle Annehmlichkeiten aus. Wir schauen meistens nach günstigen Alternativen. Auch nutzen wir gelegentlich kostenpflichtige Angebote, wenn wir wissen, dass ein mehrtägiger Job ansteht oder wir aus anderen Gründen zeitlich limitiert sind. Oder einfach nur, weil man mal keine Kraft hat, zu suchen oder ein Bedürfnis nach Sicherheit hat. Es gibt auch Orte, an denen sich trotz idyllischer Natur selbst nach mehreren Tagen irgendwie nicht so richtig ein wohliges Gefühl einstellen will. Manchmal ist es das Wetter, manchmal die Leute, manchmal steht man so schräg, dass man für eine Skisprungschanze gehalten werden könnte und manchmal kann man es nicht wirklich greifen. Da tut es ab und zu gut, ein paar Tage ins Campingleben einzusteigen, um seine Abenteuer-Akkus wieder aufzuladen 🙂

Vanlife und Nachhaltigkeit

Jetzt hören wir jemanden sagen „Ihr Vanlife Clowns redet von Ressourcen und verballert ohne Ende Diesel!“. Das ist natürlich erstmal relativ, so ganz von Clown zu Clown 🙂 Wir fahren nicht täglich. Wir reisen zwar auch mal in die Ferne, vor Ort bewegen wir uns aber oft kaum noch. Man könnte sagen, im Schneckentempo. Vermutlich ist unsere Bilanz am Ende des Jahres ähnlich oder sogar besser als die eines durchschnittlichen Angestellten, der mit dem Auto zur Arbeit fährt. Ernährung und Konsum mal außen vor gelassen. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass wir insgesamt sparsam leben, durch die hauptsächliche Nutzung von Solarenergie keinen Strom aus Kraftwerken nutzen, kein weiteres Auto nutzen und auch keine Wohnung mit Gas heizen müssen, sieht es doch am Ende gar nicht mehr so schlecht aus, oder? 🙂

Wenn Du noch nicht genug hast, kannst Du hier einen detailierten Beitrag zu unserem Ansatz der Sparsamkeit im Vanlife lesen.

Fröhliches Abenteuern,
A & O

#002 Paradies auf Umwegen – Überraschung an der Adriaküste

Die erste Woche Roadtrip in Italien könnte kontrastreicher nicht sein. Altstädte, Geisterstädte, gemischte Gefühle, menschenleere Strände und kaltes Meerwasser an der Adriaküste.

Kaltstart

Plötzlich kommt blitzschnell Anikas Hand unter der kuschelig warmen Decke hervor und drückt auf den Knopf der Heizung. Die Nacht auf dem Parkplatz war ruhig. Morgens 2 Grad Außentemperatur, aber in wenigen Minuten ist es warm im Van. Fertigmachen, Hunderunde, Kaffee, Frühstück, Einkaufen und ab gehts durch die Berge. Alle Gipfel verschneit. Wir fühlen uns ein wenig wie damals in Kanada. Ein Highlight vor dem Brennerpass ist eine Abfahrt mit 16 % Gefälle. Das haben wir noch nie erlebt. Wir fragen uns, wann die Bremsen versagen, kommen aber gut und ohne qualmende Bremsen unten an. Wir genießen bei der Fahrt weiter die Aussicht, fahren entspannt im Tempo der LKW, da fast überall Baustellen sind. Uns beschleicht das Gefühl, den dunklen, fast schwarzen Wolken davonzufahren. Vor uns blauer Himmel. Die kleine Temperaturanzeige im Armaturenbrett steigt langsam aber sicher. Hin und wieder regnet es. Wir machen eine Pause an einer Tankstelle. Als wir losfahren, fängt es an, Golfbälle zu hageln. Wir sehen Blitze in der Ferne. 

Bella Italia – Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?

Angekommen an unserem ersten Stellplatz in Italien, ein riesengroßer Schotterplatz an einem Schwimmbad, steigen wir aus und spüren die warmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut. Fast 20 Grad, direkt hinter den Alpen. So haben wir uns das vorgestellt. Auf dem Parkplatz fährt gelegentlich Personal mit einem Golfcaddy entlang und leert bei Bedarf die vielen Mülleimer. Über den Bergen sehen wir die schwarze Front am Himmel, die scheinbar näher kommt. Wir stellen uns auf das Schlimmste ein. Doch wir sollten verschont bleiben. Später ist es bewölkt, sodass die Solarpaneele unsere Batterien über den Tag nicht wieder voll bekommen, aber das ist nicht schlimm, wir haben ja etwas Puffer.

All Inclusive alleine macht nicht glücklich

Nach zwei Nächten fahren wir weiter Richtung Süden, da zumindest der Wetterbericht nicht die gleichen Ziele hat wie wir. Angekommen an einem kostenlosen Stellplatz inklusive aller nötigen Versorgung, d.h. Frischwasser, Abwasserentsorgung und sogar Strom, erfreuen wir uns an dem schönen Platz und erkunden mit Nala die Gegend. Die Altstadt  am Berg, umgeben von Stadtmauern, ist sehr besonders, denn sie hat sich seit ca. 1300 n. Chr. nicht stark verändert (Okay, damals gab es da vermutlich kein Sushi). Es ist eine der wenigen uralten Städte, die nicht in irgendeinem Krieg zerstört wurden. 

Das Wetter will nicht so recht und der Platz wurde übers Wochenende brechend voll, nach zwei Nächten sind wir etwas ratlos und irgendwie knatschig und grübeln den ganzen, langen, nervigen, grauen Tag lang, was wir machen sollen. Wir wollen in die Berge, aber überall ist das Wetter in den kommenden Tagen bis Wochen eher doof, hoch oben in den Bergen vermutlich nicht besser. Da wir auch Bildmaterial produzieren wollen, ist das ungünstig. Wir erwägen kurz, einfach nach Spanien zu fahren, aber das wäre zu einfach. Die Lösung: Wir haben ja Zeit. Also fahren wir doch erst einmal am Meer entlang so weit nach Süden wie wir können und wollen, und fahren dann eben auf dem Rückweg in die Berge. Anika findet durch die einschlägigen Apps und Kartenmaterial einen Spot am Meer, an dem vermutlich jetzt in der Nebensaison nichts los ist. Das sollte sich später noch auf gruselige Art bewahrheiten. Wir schlafen noch eine Nacht, Entsorgen Wasser, Füllen Frischwasser auf, Tanken. Dann halten wir an einem Waschsalon, der sogar sonntags aufhat und Waschen und Trocknen eine riesige Ladung Wäsche. Währenddessen Frühstücken wir, Putzen den Van, Reparieren und warten ein paar Kleinigkeiten und kommen erst gegen frühen Nachmittag auf die Straße. Gar nicht schlimm, denn die Mautstraße ist am Sonntag wie leergefegt und wir fahren stundenlang mit Tempomat entspannte 95 km/h bis zum Ziel, ohne wirklich jemals bremsen zu müssen. Der Meerblick auf die italienische Adriaküste zaubert uns mehr als einmal ein Lächeln auf die Lippen.

Anika vor einem Waschsalon

Verloren in der Geisterstadt

Unser Weg führt uns durch breite, leere Straßen, die von dickem Bambus und hohem Schilf gesäumt sind. Fast ein bisschen wie in Thailand. An vielen Stellen haben Menschen Müll oder Bauschutt einfach in die Natur gekippt. Wir fahren durch ein kleines Dorf, es wirkt alles sehr konstruiert und geradlinig, irgendwie gepflegt, aber wie leer gefegt. Wir sehen und hören keinen einzigen Menschen und kein Auto auf den sehr breiten Straßen. Irgendwie postapokalyptisch. Weiter durch den Bambuswald kommen wir an einem großen Platz am Meer an. Nur eine Familie mit 3 Kindern steht in ihrem Wohnmobil hier. Sonst sind wir alleine. 50 m bis zum monströsen Strand, die türkise Adria immer in Sichtweite. Endlich freistehen. Gelegentlich kommen Autos und drehen sofort wieder um. Da hier weit und breit nichts ist, kommen vermutlich viele Leute hier her, um alleine zu sein oder um ungestört Zärtlichkeiten auszutauschen. Latexhaltige Spuren davon haben wir schon öfter an abgelegenen Orten gefunden. Der Strand ist kilometerweit wie leergefegt. Am zweiten Tag ist es so windig, dass draußen sein irgendwann stresst. Nach einem Spaziergang durch die Geisterstadt wissen wir nicht, ob wir bleiben sollen, weil das irgendwie selbst für Olli grenzwertig gruselig ist. Aber nach einiger Recherche stellen wir fest, dass die meisten Häuser und Wohnungen Ferienwohnungen sind und die leeren Bars am Strand Vorbereitungen für die wärmere Saison treffen. Über den Winter wird hier aber scheinbar alles verbarrikadiert. Wir kennen die Nebensaison aus Spanien, dass aber ganze Dörfer komplett leer stehen, haben wir so noch nicht erlebt. Am dritten Tag ist es kaum windig, es sind zwar nur 15 Grad, aber die Sonne knallt richtig, sodass wir uns endlich, neben Schreiben, Kochen, Hundebespaßung und diverser Planung in die Sonnenstühle setzen und die lang ersehnte Sonne so richtig genießen. Das komische Gefühl ist weg. Wir können loslassen und fühlen uns angekommen. 

Wir bleiben noch zwei Nächte und lernen Ioanna und Miguel von 2idiots_ontour kennen. Die beiden sind in einem Geländewagen unterwegs und kriegen das Ganze auf engstem Raum hin.  Zusammen verbringen wir draußen bei Eiseskälte die Abende bis in die Dunkelheit und lachen sehr viel. Olli war barfuß am Strand laufen und hat sich mehrfach ins 15 Grad kalte Wasser geschmissen. Vitalisierend 🙂 Als wir uns morgens verabschieden, wird der Platz voller und voller, was vermutlich am Wetter und am nahenden Wochende liegt. Auch das Meer ist bedeutend ruhiger als zuvor. Schade, dass sich unsere Wege hier schon trennen, aber für uns alle fühlt es sich richtig an. Die beiden müssen bald eine Fähre erwischen, und unser Abenteuer muss eben auch weitergehen.

Wir wünschen Euch gute Fahrt, frostfreie Nächte und unvergessliche Momente!

Frohes Abenteuern 🙂

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