Vegan in Skandinavien – Erfahrungsbericht und Tipps

Einfach mal ins kalte Wasser gesprungen. Das gilt nicht nur für das europäische Nordmeer, sondern auch für das Angebot in den Supermärkten. Ob es in Skandinavien ein gutes veganes Angebot gibt, ob die Preise wirklich so hoch sind und welche Highlights wir unterwegs in den Supermärkten für uns entdeckt haben, erfährst Du in diesem Beitrag. Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung. Viel Spaß und gute Unterhaltung 🙂

In Tradition an unseren „Veganes Essen in Italien“ Beitrag möchten wir hier unsere Erfahrungen, hauptsächlich mit Supermärkten in Skandinavien, mit Dir teilen. Da wir von Dänemark bis Norwegen sehr unterschiedliche Erfahrungen in Sachen Angebot und Preis gemacht haben, werden wir in diesem Beitrag das pflanzenbasierte Angebot in jedem Land behandeln, also Dänemark, Schweden und Norwegen, und unsere Top 5 veganen Lebensmittel am Ende vorstellen. Wir waren natürlich nicht in allen Supermärkten, und das Angebot variiert ja bekanntlich auch regional. Das ist also nicht als repräsentativer Beitrag fürs ganze Land zu verstehen, sondern eben unsere Erfahrung. Wenn du das ganze Skandinavien Abenteuer verpasst hast, oder einfach mal reinstöbern möchtest, kannst Du das hier tun.

Dänemark – Alles wie in Deutschland

Fangen wir direkt mal beim Offensichtlichen an: LIDL. Wie auch schon im Italien Abenteuer haben wir hier überraschend viele Produkte gefunden. Vor allen Dingen für Brotzeiten. Das ist in deutschen Nachbarländern nicht unbedingt Standard. Es gab einen Fetakäse, Gouda, zwei, drei Schnittwurstoptionen, Burgerpatties zum Braten und sogar fertig belegte Sandwiches in zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen. Klar, darüber brauchen wir nicht zu streiten, fertige Toastsandwiches sind immer fragwürdig. Aber in der Not, oder auf langer Reise, frisst der Teufel auch mal ein veganes Fertig-Sandwich. Aber nicht nur Anika mag die Pesto-Stulle, sondern auch Olli hält das Teil für genießbar. Ansonsten fanden wir natürlich Joghurt, in dem Fall Kokos, dunkle Schokolade und pflanzliche Milchsorten aller Couleur. Seit Italien haben wir einen gesunden Schokomilch-Fetisch entwickelt. Auch vorzügliche Schoko-Kekse adoptieren wir in den Einkaufswagen. In der Kühlung an der Kasse haben wir dann noch zwei verschiedene Sorten Eis im Hörnchen gefunden. Was ein Luxusleben.

Die Preise waren relativ nah bis identisch zu Deutschland, zumindest hatten wir bei unserem Wocheneinkauf an der Kasse keine Panikattacke. Wir waren ergänzend nur noch in einem kleineren Coop, das war aber ziemlich enttäuschend. Es gab nur Burgerpatties und pflanzliche Milch. Wir hätten gerne mehr Supermärkte auskundschaftet, aber wir haben uns leider nicht allzu lange in Dänemark aufgehalten. Ein absolutes Highlight war der vegane Burger im Skagener Hafen. Das war vermutlich, wenn auch etwas teurer, ein vollkommenes Meisterwerk und einzigartig im Geschmack. Auf dem Campingplatz in Kopenhagen gab es veganes Eis am Stiel von Magnum, das haben wir auch in Schweden so gut wie überall gefunden. Übrigens: In Dänemark haben die meisten Supermärkte auch sonntags ganz regulär geöffnet. Ein Paradies für alle Dauerreisenden oder Roadtrip-Fans.

Schweden – Schlaraffenland des Nordens

Das Thema LIDL war hier relativ identisch. Wir werden nicht von denen gesponsert oder bezahlt, aber seit wir im Van leben und durch Europa reisen, wissen wir den deutschen Discounter als zuverlässigen Versorger sehr zu schätzen. Und jetzt tauchen wir ab in den absoluten Wahnsinn. Shrimpkäse, Blauschimmelkäse, Parmesan, Tofu in allen Qualitätsstufen, eine lächerlich große Auswahl an Aufschnitt, Mayonnaise, Aioli… und das alles vegan?! Der ICA Max macht es möglich. Ein gigantischer Supermarkt, der nicht selten allein für pflanzliche Fleisch- und Käsealternativen meterlange Kühlregale bietet. Wir fanden einen geräucherten Salami-Snack und eine Haselnusscreme, die stark an Giotto erinnert. Diverse Weingummi-Mischungen, unter anderem mit Lakritz, haben auch den Weg in unseren Einkaufskorb gefunden. Bei diesem Angebot mussten wir uns schon echt bremsen. Preislich gesehen war das alles für uns relativ normal. Natürlich ist es kein Schnäppchen mehr, wenn man sich den ganzen Einkaufswagen voll knallt.  Gut, dass das Angebot an Obst und Gemüse ebenfalls himmlisch ist.

Wie in Dänemark haben die Geschäfte meistens auch sonntags geöffnet. Perfekt, wenn man die köstlichen Zimtschnecken mit Kardamom vergessen hat. Als große Burger-Fans haben wir auf der Durchreise auch mal im großen Burger Grill Franchise vorbeigeschaut und waren erstaunt, dass das Angebot hier preislich etwas günstiger war als in Deutschland. Beim Thema Burger dürfen wir die heimische Kette Sibylla nicht unerwähnt lassen. Wir haben zwar das Gefühl, dass wir in 2019 hier ein größeres veganes Angebot gesehen haben, aber es gibt dennoch einen Burger mit pflanzenbasiertem Patty. Man kann Käse und Soße abbestellen. Die Soße wurde uns netterweise mit Sriracha ersetzt, die meistens grundlegend vegan ist. Über die Touchscreens war die Bestellung etwas kompliziert, daher empfehlen wir Dir, das gegebenenfalls einfach an der Kasse persönlich zu erledigen. Englisch haben eigentlich immer alle gesprochen.

Norwegen – Ernüchterndes Angebot, hohe Preise aber gute Qualität

Norwegen war für uns eine eher unangenehme Überraschung. Fairerweise müssen wir erwähnen, dass wir natürlich weit im Hinterland unterwegs waren und auf Inseln, also den Lofoten, und wir nicht ganz sicher sind, wie repräsentativ das für Norwegen im Durchschnitt ist. Aber eines ist sicher: Die Preise in Norwegen sind anders. Wir waren in mehreren Supermärkten, sehr selten haben wir etwas Veganes zum Braten gefunden. Sogar Joghurt war schwierig zu bekommen und vegane Schokolade, also auch dunkle Schokolade, so gut wie nicht existent oder für 5 Euro pro Tafel. Über Wochen machten wir einen regelrechten Schokoladen- und Nusscreme-Entzug durch. Wir lagen lethargisch auf der Erde, schwitzten und schrien immer wieder schmerzerfüllt nach Schokolade, doch die Einheimischen entgegneten uns nur mit Spott und schallendem Gelächter. Naja, ganz so schlimm war’s dann doch nicht. Wenn man dann doch mal eine Nussnougat-Creme im Zwergentöpfchen für 5 Euro findet, überlegt man immer noch lange, aber schlussendlich muss auch das mal sein. Ein paar Tomaten kosten 5-8 euro.

Unsere Einkäufe waren in der Regel um 30-50 % teurer als in Deutschland. An der Fähre haben wir tatsächlich einen veganen Burrito mit Fritten gegönnt. Davon hätten wir aber auch tanken können. Pflanzliche Burgerpatties fanden wir eigentlich nur als Tiefkühlware. Das TK-Angebot ist aber generell ganz okay. Selbst in einem kleinen Supermarkt konnten wir etwas in der TK-Truhe finden. Den hohen Preisen zum Trotz ist uns eines aufgefallen: die Qualität. Wir hatten immer das Gefühl, dass die Lebensmittel allesamt unglaublich hochwertig waren. Die Burgerbrötchen waren bedeutend schwerer als in Deutschland und auch im Geschmack hätte man diese einfach ohne Belag essen können. Dann können wir Norwegen jetzt ja mit dem Thema Burger abschließen, wo wir schonmal da sind. Ein absolutes Highlight, welches man an vielen Tankstellen im Bistro frisch zubereitet bekommt: der Naturli Burger. Einmal konnten wir einen mit Preiselbeersoße genießen, die uns in den siebten Himmel befördert hat. Ein Meisterwerk in Biss und Saftigkeit.

Unsere Top 5 – Vegane Highlights in Skandinavien

Die Auswahl fiel uns sehr schwer. Und das ist ein gutes Zeichen 🙂 Wir haben so viel leckeres Zeug gefunden, darunter Eis und Gebäck. Die folgenden Top 5 repräsentieren Dinge, auf die wir mehrmals auf dem Skandinavien-Abenteuer zurückgreifen konnten, und uns daher immer wieder den Tag versüßt oder verherzhaft haben.

  1. Zimtschnecken mit Kardamom (ICA MAX, Schweden)
  2. Pepperoni Aufschnitt (ICA MAX, Schweden)
  3. Naturli Burger (In Bistros diverser Tankstellen, Norwegen)
  4. Aioli (ICA MAX, Schweden)
  5. Chorizo Würstchen zum Braten (ICA MAX, Schweden)

Fazit: Schweden gewinnt und.. Deutschland?!

Der Sieger ist natürlich Schweden, wenn Angebot und Preis-Leistung in die Waagschale wirft. Nach Norwegen bringt man, ob vegan oder nicht, besser Süßigkeiten wie Schokolade mit und überlegt sich vorher, ob man ein paar haltbare Dinge einpackt. Oder man spart ein bisschen extra für Lebensmittel. Dennoch sei eines erwähnt: Wem der Preis nicht so wichtig ist, der wird so manches Mal von einer Qualität belohnt, die man in Deutschland so nicht als selbstverständlich kennt. Dänemark und Schweden haben ein tolles veganes Angebot und der Fakt, dass man auch sonntags ganz normal in den Supermarkt gehen kann, ist für alle Reisenden und Roadtrip-Menschen ein absolutes Paradies. Das Skandinavien Abenteuer hat uns gezeigt, dass wir in Deutschland in Sachen pflanzliche Alternativen und vegane Lebensmittel sehr gut aufgestellt sind und dass Deutschland definitiv zu den günstigeren Ländern in Sachen Lebensmittel gehört.

Vielleicht bist Du jetzt etwas schlauer und kannst von unseren Erfahrungen profitieren. Wenn dem so ist, oder wenn Du noch etwas zum Thema „Roadtrip vegan in Skandinavien“ zu sagen hast, lass‘ es uns doch in den Kommentaren wissen! 

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Frohes Abenteuern,
A&O

#013 Skandinavien Teil 6 – Traumhafte Lofoten

Über die Lofoten braucht man nicht mehr viel zu sagen. Wanderungen, weiße Strände, traumhafte Inseln, Fährenüberfahrten und Übernachten auf einer Landebahn. Dieser Beitrag ist vollgepackt mit Abenteuern, tollen Menschen und sagenhafter Natur. Obwohl die Lofoten aktuell sehr beliebt sind, haben wir es immer wieder geschafft, ein wenig Ruhe zu genießen und konnten viele magische Momente in Bildern festhalten. Gute Unterhaltung mit diesem Vanlife Beitrag aus Norwegen 🙂

Weiße Strände und türkisfarbenes Wasser

Nach dem Vorfall ziehen wir alle weiter. Versorgungstour steht an, mit Einkaufen, Wasser und Müllentsorgung. Relativ schnell können wir alles erledigen, da sich ein Supermarkt und eine Tankstelle gemeinsam in einem Gewerbegebiet befinden. Der Einkauf ist wieder recht teuer, so etwas wie Tofu findet man hier nicht. Mit Christine von thepawfectmix haben wir einen Treffpunkt verabredet und wir kommen fast zeitgleich an. Genug Platz und absolut traumhafte Aussicht auf ein paar Lofoten Hotspots, so zum Beispiel Uttakleiv Beach. Wir sind etwas abseits, daher wird es hier nicht übertrieben voll und selbst wenn die Parkplätze belegt sind, ist an den Stränden wahnsinnig viel Platz. Am zweiten Tag trifft nach und nach die ganze Gang vom Treffen wieder ein, und wir verbringen gemeinsam noch etwas Zeit am Strand, gehen ins Wasser und quatschen. Gegen Abend brechen die meisten wieder auf, denn die Wanderungen in Norwegen sind aufgrund der Mitternachtssonne, der atemberaubenden Aussichten und weniger Tourismusverkehr abends oder „nachts“ am schönsten. Wir werden noch Zeuge vom ersten Sonnenuntergang nach Wochen, aber hell bleibt es trotzdem, da die Sonne nur knapp unterm Horizont verschwindet. Was für eine Mogelpackung.

Wanderung zum Offersøykammen

Christine und Andreas reisen abends ab, wir bleiben noch eine Nacht und machen am nächsten Tag ganz gemütlich. Es ist Montag, also weniger Trubel. So frühstücken wir draußen, Olli kühlt sich nochmal schnell ab. Mittagessen gibt es auch in der Sonne und ab gehts zum Offersøykammen Trailhead, wo wir auf Vanlife_Marti, Tinyhub, Linasreisen und Malilogs treffen. Natürlich quatschen wir etwas und gehen dann alleine nach dem Abendessen auf die Wanderung. Die Aussicht ist, wie scheinbar fast überall auf den Lofoten, nach wenigen Metern beeindruckend. Es sind nicht viele Leute unterwegs und die Wege sind total machbar. Etwas weiter oben sehen wir dann, dass sich ringsum alles zuzieht, auf dem Meer regnet es. Es ist kein Regen angesagt. Dann kommen wir zur steilsten Passage mit viel Geröll und loser Erde. Sicherlich der anstrengendste Teil. Nala hat immer richtig Spaß, wenn wir über Stock und Stein klettern. Auf der Hälfte entscheiden wir, dass wir umkehren, wenn der Regen näher kommt, da wir nicht wissen, ob man noch runterkommt, wenn hier alles nass ist. Nur noch ein paar Meter, dann haben wir den Steilhang geschafft. Dann sehen wir, dass die Inseln, die wir ein paar Minuten zuvor noch sehen konnten, verschwunden sind. Nach kurzem Hin und Her steigen wir ab. Das ist sehr schade, da wir so kurz vor dem Gipfel waren, aber unsere Entscheidung sollte uns recht geben. Es fängt an zu regnen, noch während wir auf dem Steilhang sind und das Ganze wird zur Rutschpartie. Wir navigieren Nala durch andere Menschen, Hunde und Schlamm und setzen uns ein paar Mal auf den Allerwertesten. Sie lässt sich nochmal schnell das Abendessen durch den Kopf gehen, mitten auf einem schmalen Pfad. Man gönnt sich ja sonst nichts. Wir kommen heil unten an und sind doch happy, da wir so tolle Aussichten genossen haben und das kleine Abenteuer mit Nala super viel Spaß gemacht hat. Wir bleiben eine Nacht auf dem Parkplatz, weil es hier relativ leer ist.

Lofoten Beach Camp

Und es ist mal wieder so weit: Die Wäsche ist fällig, und das heißt Campingplatz. So etwas Luxuriöses wie die SB-Waschsalons in Spanien oder Italien sind in Norwegen scheinbar nicht vorhanden. Und die Waschmaschinen auf den Campingplätzen sind heiß begehrt. Uns ist schon zu Ohren gekommen, dass man nicht selten ein paar Stunden anstehen muss. Wir erwarten also das Schlimmste, haben aber Glück und treffen zwei leere Maschinen an. Bei der Dritten kann es eine Frau kaum abwarten und fragt, ob wir den Trockner nicht schon vorher ausmachen könnten. Sobald jemand Neues dazu kommt, macht jeder erstmal belehrend klar, welche Maschine seine oder ihre ist. Absoluter Krieg. Es regnet den ganzen Tag, die großen Bettbezüge werden nicht mehr richtig trocken, aber wir haben natürlich Ersatz. Wir kriegen an diesem Tag arbeitstechnisch noch einiges geschafft und ziehen am nächsten Morgen weiter. Frisch gewaschen und versorgt, fehlt jetzt noch ein kleiner Einkauf. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir im Baumarkt ganz spontan das letzte Mückenabwehrgerät, das funktioniert, ergattern. In Schweden waren die Dinger ausverkauft. Auf Christines Empfehlung hin finden wir doch tatsächlich einen abgelegenen Spot und stehen die Nacht alleine hier. Scheinbar haben wir ähnliche Interessen, was Stellplätze angeht 🙂

Mit der Fähre nach Værøy

Jetzt heißt es Fährenüberfahrt. Obwohl die Überfahrt erst abends ist, fahren wir schon mittags zur Fähre, weil wir den Ansturm nicht einschätzen können und Online-Reservierungen nicht mehr möglich sind. Wir stehen ganz vorne und kommen mit einem Mann ins Gespräch, der schockiert ist, weil wir ja jetzt so lange warten müssen. Wir kochen und arbeiten den ganzen Tag in aller Ruhe, von Warten kann hier keine Rede sein. Marian, Tia und Meilo von Vanlife_Marti kommen auch dazu, uns stehen ein paar Autos weiter hinter uns. Die Fähre wird vollgeladen mit Autos und WoMos; Menschen dürfen eigentlich nicht im Laderaum bleiben, da Hunde aber auch eigentlich außerhalb der Autos unerwünscht sind, bleibt Olli zunächst in geheimer Mission im Van. Wir können Nala nicht alleine lassen, bei all den lauten Geräuschen und dem Seegang. Schnell wird aber klar, dass sich niemand daran hält und das Deck kunterbunt von Hunden besucht wird. Also verbringen wir die Zeit gemeinsam an Deck und genießen die Aussicht. Nala ist total entspannt und bleibt brav an Meilos Seite. Sogar das Bordpersonal ist freundlich und hat scheinbar nichts gegen die Hunde. 

Schlafen auf der Landebahn

Schonmal auf der Landebahn eines Flughafens geschlafen? Links steile Felswände und rechts Meer? Wir auch nicht. Bis jetzt, denn das war für uns ein verlockendes Highlight. Das war eine Empfehlung von Fabienne und Stefan, die wir in Schweden kennengelernt haben. Die beiden haben sogar Orcas sehen können. Nach einer knappen Stunde mit der Fähre kommen wir also auf der kleinen Insel an und begeben uns direkt auf die andere Seite zum stillgelegten Flughafen. Der wurde in den Neunzigern aufgrund der gefährlichen Windverhältnisse geschlossen. Kurz vor unserer Ankunft hat ein neuer Pächter die Landebahn zu einem Campingplatz gemacht. Dementsprechend kostet die Nacht jetzt 18 Euro pro Nacht. Was für bisherige norwegische Verhältnisse recht günstig ist. Wie sich herausstellt, ist der Pächter Deutscher und super umgänglich. Wir verbringen knapp anderthalb Tage mit Marian, Tia und Meilo, gehen spazieren, springen ins Wasser und quatschen viel. Nala und Meilo kommen super klar, nicht zuletzt, weil Meilo ein Rüde ist und sich relativ unbeeindruckt von Nalas aufdringlichem Verhalten ist. Bei dem Vanlifer Treffen haben die beiden sich ja bereits ausgiebig beschnuppert. Am nächsten Abend verlassen die drei die Insel wieder, doch es sollte nicht lange dauern, bis wir den nächsten wunderbaren Menschen treffen.

Wanderung Haen Radarstation

Es wird mal wieder Zeit zum Wandern. Eines Abends gehen wir einkaufen und begeben uns im Anschluss auf die, natürlich steile, Wanderung ca. 438 Meter nach oben zur alten NATO-Radarstation. Warum abends? Na, es wird ja nicht dunkel und der Verkehr ist erfahrungsgemäß etwas geringer. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass es nicht anstrengend ist. Allerdings hat man die Möglichkeit, die alte, gesperrte Straße zu nutzen und dadurch ist der Weg weniger technisch anspruchsvoll. Letzteres kann man aber natürlich links und rechts der Straße immer wieder wählen. Auf dem Weg nach oben tun wir das auch und laufen gefährlich nahe an den nahezu geraden Abgründen entlang. Sind nur drei-vierhundert Meter. Standard in Norwegen. Im türkisen Wasser ankert eine große Luxussegelyacht mutterseelenallein in einer Bucht. Bei dieser Idylle vergessen wir kurz die lähmende Höhenangst. Oben angekommen. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Wir sehen Adler zum ersten Mal von oben und haben das Gefühl, die ganze Insel überblicken zu können. Über den Kamm gehen wir zurück und genießen den Abend.

Abschied & ein neuer Freund

Wir bleiben insgesamt ganze fünf Nächte, weil der Ort uns so verzaubert und wir verglichen zum Rest der Lofoten hier etwas mehr Ruhe haben. Hier wohnen einige Adler und wir sehen sogar eine Robbe (oder einen Seehund). Die unendlich langen Sonnenuntergänge sind hier unbeschreiblich. Olli spricht den Parkplatznachbarn an, nachdem er sieht, wie er mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken Richtung Berge wandert. Ein Paraglider namens Anders. Olli erzählt von dem Film, den wir letztes Jahr gedreht haben, und die beiden kommen so ins Gespräch. Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen und stellen fest, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Besonders die beiden Herren beschäftigen sich mit Gesellschaftswandel, Nachhaltigkeit und Spiritualität. Anders ist ein ganz ruhiger, toller Mensch, lebt seit kurzem auch im Van und führt zusammen mit seinem Bruder ein Unternehmen, das sich auf gesunde Bio Lebensmittel und Superfoods spezialisiert haben. Olli und Anders meditieren gemeinsam an dem kleinen, pittoresken See vor der Felswand, und beide saugen die Schönheit des Ortes in sich auf. Wieder einmal haben wir einen unglaublich herzlichen und intelligenten Menschen getroffen, mit dem wir uns so verbunden fühlen. Unsere Fähre zum Festland geht um 20:45 Uhr, wir sind aber ein paar Stunden vorher da und arbeiten und kochen wie schon bei der Hinfahrt in der Warteschlange. Nala ist diesmal scheinbar der einzige Hund an Board, wir haben aber keine Probleme und die Crew lächelt uns wieder freundlich zu. 

Auf der Fähre zum Festland schauen wir zurück auf die Insel, die wir für immer in unser Herz geschlossen haben. Die schroffen Felswände werden langsam zur schwarzen Silhouette und die Sonne hinter den Bergen der Insel macht für uns diesen Abschied unvergesslich.

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Frohes Abenteuern,
A&O

#012 Skandinavien Teil 5 – Lofoten Vanlife

In diesem Lofoten Vanlife Abenteuer lernen wir die atemberaubenden Lofoten kennen und schlittern spontan in ein Vanlifer treffen. Neben dem üblichen Alltag stehen diesmal sogar etwas Sightseeing und eine Wanderung auf dem Programm. Ob die Lebensmittelpreise in Norwegen wirklich so hoch sind und ob wir uns mit den anderen Vanlifern vertragen, erfährst Du in diesem Beitrag. Gute Unterhaltung 🙂

Hochpreisige Versorgungstour

Nachdem wir unsere persönlichen Akkus wieder aufgeladen haben, verlassen wir den schönen Ort, der uns so viel gegeben hat. Dass wir Adler und Nerze sehen konnten, war für uns etwas ganz Besonderes. Es wird wieder Zeit für die übliche Versorgungstour: Einkaufen, Abwasser, Frischwasser. Wir finden ein Gewerbegebiet, in dem sich mehrere Supermärkte befinden. Auch ein geräumiger Parkplatz mit kostenpflichtiger Versorgungsstation ist vorhanden. Nachdem wir die Wassersituation schnell erledigt haben, geht’s ab zum Einkaufen. Scheinbar sind wir in einem Tourismushotspot gelandet, überall Leihwagen, Biker und Wanderer. Alle wuseln herum und versorgen sich für ihre bevorstehenden Abenteuer. Die Preise sind astronomisch und wir finden relativ wenig Veganes. Obst und Gemüse sind auch recht teuer, aber da kommen wir nicht drumherum. Lofoten Vanlife hat seinen Preis. Wir verzichten aber auf unsere heißgeliebte Cola, da die Preise echt schmerzen und das wirklich nicht lebensnotwendig ist. Wer von uns den Cola-Konflikt am Ende überlebt und mit wie vielen gebrochenen Knochen, erfährst du im nächsten Beitrag. Scherz beiseite, wir haben eh zu viel davon getrunken. 

Tagestrip in die Zivilisation

Sightseeing ist für uns ja echt untypisch. Aber es gibt nun mal ein paar Spots, die uns auch wirklich begeistern. Und obwohl wir überhaupt gar keine Lust auf Menschenmengen haben, springen wir hinein ins kalte Abenteuerwasser. Unser erstes Ziel ist Henningsvaer, hier gibt es den berühmten Fußballplatz auf einer Insel. Der Weg dorthin ist wunderschön, die Sonne knallt, es ist warm. Auf der sich durch und über Inseln schlängelnden Straße gibt es immer wieder kleine Parkplätze und Haltebuchten, die alle randvoll geparkt sind. Die Straße verengt sich öfter, aber im Grunde funktioniert die Einigung und trotz der Fülle an Fahrzeugen gelingt das Miteinander auf der Straße. Wir landen auf einem großen Parkplatz, bezahlen wieder per App und gehen nach einer kleinen Brotzeit auf den Stadtbummel. Anders als die Straßen ist der Ort sehr angenehm besucht und wir saugen das Flair des Ortes und der Insel auf. Am Fussballfeld angekommen, müssen wir natürlich den obligatorischen Dronenshot machen. 

Wir schlendern mit Nala noch ein bisschen durch die Gegend und fahren dann weiter zu einer bezaubernden Kirche, direkt am Wasser. Die weiße Kirche mit eigenem Strand wirkt etwas surreal, das türkise Wasser rundet das karibische Flair ab. Allerdings ist das Nordmeerwasser nicht ganz so warm wie in der Karibik, wie Olli später feststellt. Aber erfrischend und vitalisierend ist es in jedem Fall. Wir gehen auf Stellplatzsuche und sind schon nicht mehr überrascht, dass alles voll ist. Aber da die Geduldigen belohnt werden (und die Menschen, die sich nicht nur auf die Stellplatz-Apps verlassen), finden wir einen richtig coolen Parkplatz für die Nacht in der Natur und erleben eine der schönsten Abendstimmungen überhaupt. Durch die nicht vorhandene Dunkelheit sind wir immer länger wach und schlafen auch entsprechend lange. Wir werden am nächsten Morgen durch mangelnden Sauerstoff und drückende Wärme wach. Aber wer wird sich hier beschweren? Wir bekommen langsam Sommer und haben tagsüber regelmäßig 20 Grad.

Wanderung von Strand zu Strand

Wir sparen uns ab jetzt, dir zu beschreiben, wie voll alles ist. Ok, einmal noch: Es ist überall richtig voll. An den ohnehin schon engen Straßen reihen sich die Autos wie an einer Perlenkette auf. Teilweise so weit im Straßengraben geparkt, dass wir stark zweifeln, ob die Besitzer die Fahrzeuge da aus eigener Kraft wieder herausbekommen. Würden wir gerne abwarten und zusehen, aber wir können halt nirgends parken. Wir erreichen einen großen kostenpflichtigen Parkplatz, an dem wir auch übernachten können. Hier gibt es auch Wasser und WCs. Und Schafe. Die sind überall und residieren sofort nach dem Parken an unserem Van. Das aber eigentlich besondere hier: Man kann über ca. 3 km am Fuße des Bergs entlang am Meer, von Strand zu Strand, wandern. Wir warten bis nach dem Abendessen und schlendern gemütlich den Weg entlang. Einfach traumhaft. Wir begegnen unterwegs nur einer Handvoll Menschen, was bizarr ist, da beide Strände auch nachts voller Menschen sind, die hier übernachten.

Spontanes Vanlifer Treffen

Genug Campingplatz Vibes getankt. Nicht weit weg spotten wir einen Stellplatz, der nur teilweise in den Apps verzeichnet ist. Wir parken in einer kleinen Bucht im Gebüsch und sind erst einmal froh, dass wir nicht sofort von 15 Leuten angeglotzt werden, wenn wir das Fahrzeug verlassen. Dann stellen wir fest, dass wir in der Ferne einige Vans sehen, die uns durch Instagram irgendwie bekannt vorkommen. Und es wird noch geiler: Mit einigen sind wir schon seit geraumer Zeit in Kontakt und schreiben hin und her, wo auf den Lofoten wir gerade sind. Wir erholen uns nochmal eine Nacht im Gebüsch und leisten dem Vanlifer Treffen Gesellschaft. Wir gehen direkt mal eine Gassirunde mit Meilo, Marian und Tia von vanlife_marti. Keine Ahnung, ob es an den vielen Gemeinsamkeiten liegt, die man so hat, wenn man im Van lebt. Aber es sind wirklich alle ausnahmslos sympathisch und wir haben auch in dieser Gruppe das Gefühl, als würde man sich schon lange kennen. Es herrscht Akzeptanz für jeden, und wir reden über ernste Themen und sind gelegentlich auch mal total albern. Abends stellen wir unsere Tische zusammen und essen wie eine große Familie zu Abend und unterhalten uns stundenlang. Fast alle haben Hunde, auch das Thema und die Erziehung selbst sind Thema und Mensch und Hund können viel voneinander lernen. 

Mehr Infos zu dem Treffen und den wunderbaren Menschen sowie einem Vorfall mit einer gehörigen Portion Wut und Hass findest Du hier den ausführlichen Beitrag zum Thema „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Vanlife“.

Für noch mehr Eindrücke und tagesaktuelle Stories schau‘ doch mal auf unserem Instagram Profil vorbei 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

Fremdenfeindlichkeit & Rassismus im Vanlife

Dieser Beitrag ist vorgezogen, da uns das Thema Rassismus sehr am Herzen liegt, und findet nach den Ereignissen statt, die Du am 26.07.24 im regulären Reisetagebuch nachlesen kannst. Heute liest Du mal etwas ganz Anderes von uns. Um das von Anfang an klarzustellen: Wir haben bisher mit Menschen im Ausland durchweg positive Erfahrungen gemacht. Der Vorfall aus diesem Artikel stellt bisher eine Ausnahme dar und auch im Rest von Skandinavien haben wir so etwas noch nicht erlebt. Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung. Gute Unterhaltung 🙂

Spontanes Vanlifer Treffen

Dass wir in diesen traumhaften Tagen mit tollen Menschen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus begegnen, hätten wir uns nicht träumen lassen. Wir leisten einem spontanen Vanlifer-Treffen auf den Lofoten Gesellschaft. Da wir noch nicht viele Vollzeit-Vanlifer oder Influencer persönlich kennen, sind wir unsicher, ob wir da reinpassen. Die Sorgen sind aber von der ersten Sekunde wie weggeblasen. Ausnahmslos alle sind freundlich und herzlich, man hat das Gefühl, dass einem auch zugehört wird, und nicht alle schon darauf warten, über sich zu reden. Niemand rennt die ganze Zeit mit dem Smartphone rum – eher im Gegenteil. Wir kannten viele von ihren Instagram-Profilen oder Blogs, weil sie uns sympathisch waren. In Wirklichkeit war das sogar noch viel intensiver. Wenn man so viele tolle Menschen trifft, dann trifft man natürlich zwangsläufig auch mal Menschen, die einen dazu benutzen, um mal so richtig Dampf abzulassen. 

„Ihr scheiß dummen Deutschen habt den Krieg verloren!“

Folgendes Szenario: Wir stehen mit sechs Vans an einem abgelegenen Ort, der durchaus nicht unbedingt einfach zu finden oder zu erreichen ist. Der Platz selbst ist dadurch voll, es gibt aber viele andere Möglichkeiten rings rum um zu parken oder um alleine zu sein. Oft, und so auch hier, werden solche Plätze vorwiegend von Anglern genutzt. Eines Morgens wendet dann ein norwegisches Auto an unseren Vans, die Frau auf dem Beifahrersitz regiert auf Lisis Lächeln mit einem Mittelfinger. Wir, einige von uns, die draußen stehen, sind verblüfft über die nette Geste und dann hält das Auto an. Der Fahrer steigt aus, ein Mann vermutlich um die 60, und fragt uns sehr laut und aufgebracht, ob wir denn eine Genehmigung hätten und erzählt uns, dass die gesamten Lofoten ja Privatbesitz seinen. Wir erwidern, dass wir da alle anders informiert sind, und er sagt „Ihr Deutschen müsst scheiße dämlich sein“. Und das, was wir hier tun, illegal sei. Wir fragen ihn, ob jemandem den Mittelfinger zu zeigen in Norwegen auch eine Straftat ist; in Deutschland wäre das nämlich so. Fand er irgendwie nicht lustig. War natürlich auch nicht besonders deeskalativ von uns, geben wir zu. Aber das mit dem Stinkefinger muss ja nicht sein, wir lassen ja über alles mit uns reden und sehen in Summe auch nicht besonders gefährlich oder abschreckend aus, würden wir behaupten. Er sagt dann, dass wir scheiß Deutschen ja den Krieg verloren hätten. Da klinkt sich Olli Beifall klatschend aus dem Gespräch aus. Spätestens ab hier kann man ja keinen produktiven Dialog mehr unterhalten. Dann steigt seine Frau aus dem Auto. Jetzt denkst Du, dass sie ihn beruhigen will. Dachten wir auch. Aber nein: Mit weit aufgerissenen Augen schreit sie hemmungslos aus tiefster Seele, dass ihr Bruder Polizist sei und nochmal irgendwas mit scheiß Deutschen. Langsam erkennen wir hier ein Muster. Wir haben wirklich Angst, dass ihre Augen aus den Augenhöhlen fallen oder gar platzen. Wir sind kurz selbst geneigt, die Polizei dazu zu holen, müssen diesen Wahnsinn aber auch nicht weiter am Leben erhalten. Wir sollen zur Hölle fahren, sagt der umgängliche Süßbert, steigt in sein Auto und fährt weg.

Das eigentliche Problem

Erschreckend ist die Situation im Gesamtbild schon, denn wir haben niemandem etwas getan und die beiden Schätzchen haben dermaßen die Kontrolle verloren, als hätten wir weiß Gott was getan. Es ist natürlich offensichtlich, dass nicht wir das Problem waren, und die beiden vermutlich einen ganzen Sack an Problemen mit sich trugen, als sie bei uns ankamen. Die vorgefundene Situation hat wahrscheinlich nicht ihren Erwartungen entsprochen und das Fass dann zum Überlaufen gebracht. Lina meinte noch treffend, dass die beiden vielleicht einfach mal eine Umarmung brauchen. Alle von uns haben Verständnis dafür, wenn jemand ein Problem mit parkenden Vans hat. Gerade auf den Lofoten gibt es oft nur kleine Parkbuchten; wenn da drei Vans ungünstig parken, dann nimmt man vielen Einheimischen und Autofahrern die Möglichkeit, die Plätze zu erkunden. Das war an diesem Ort aber nicht der Fall. Deswegen waren wir da. Wir sind uns alle bewusst über die generelle Parksituation und sind immer bemüht, für alle eine Lösung zu finden, und fahren meistens weiter, wenn wir das Gefühl haben, dass irgendwo schon zu viele Vans stehen. Und manchmal geht es eben einfach nicht anders. Wir sind auch nicht die Schuldigen für den Tourismus im Gesamten oder für die mangelnden Parkplätze, die geografisch bedingt nun mal so sind, wie sie sind. Am Ende ist es auch egal, wer da parkt oder wie viele. Wenn der Parkplatz voll ist, ist er voll. Da hilft nur Akzeptanz der Situation, alles andere ist im wahrsten Sinne des Wortes Wahnsinn.

Auflösung der Situation

Irgendwie fühlen wir uns schlecht, unfair behandelt, ungehört und ausgeschlossen. Und so beschäftigt uns dieser unglaublich fremdenfeindliche Akt der Selbstoffenbarung noch ein paar Stunden danach. Denn das Aggressionsniveau und Kontrollverlust der beiden sowie die wiederholten Statements gegen Deutsche waren irgendwie schon schwer zu verdauen. Wir sind froh, dass wir insgesamt eine sehr ruhige und entspannte Truppe waren und dadurch die Grundstimmung während und nach dem Vorfall nicht kippte. Man könnte jetzt sagen, „der Klügere gibt nach“, aber wir glauben nicht, dass Intelligenz hier unbedingt ein entscheidender Faktor ist und möchten auch nicht weiter spalten. Wir waren sowieso im Begriff zu fahren, das heißt, die meistens von uns. Wir, Anika und Olli, wollten eigentlich noch eine Nacht alleine an diesem Ort bleiben. Nach dem vortrefflichen Plausch mit den herzlichen Einheimischen war aber dann ein Platzwechsel plötzlich total attraktiv. 

Was kann man besser machen?

Wir wünschen uns im Nachhinein, wir hätten die Ruhe gefunden, um die Menschen auf ein Getränk einzuladen, um mit Ihnen zu sprechen. Wir hätten so gerne gewusst, was Sie dazu bewegt hat, so auszuflippen. Vielleicht hat es wirklich etwas mit dem Fehlverhalten von Deutschen oder insgesamt Touristen zu tun. Vielleicht war es ja nur ein kultureller Unterschied, eine Kleinigkeit, ein blinder Fleck, durch dessen Erkenntnis wir unser Verhalten hätten ändern können. Ob das für das Paar in diesem Moment möglich gewesen wäre, sich von diesen starken Emotionen zu lösen, wissen wir aber nicht. Keiner von uns ist laut geworden oder hat gebrüllt, während die beiden sich vergessen haben; wir haben also im Grunde durch unser Verhalten vermittelt, dass wir fähig sind, darüber zu reden. Am Ende muss jeder bei sich selbst anfangen, seine Schwächen erkennen, daran arbeiten und lernen, wie man Konflikte miteinander lösen kann.

Ein Licht in der Dunkelheit

Das Ganze ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig offene, respektvolle Kommunikation ist und dass sich durch Aggression und Hass kein Problem lösen lässt. Jeder Einzelne aus der Vanlifer Truppe ist offen und respektvoll zu anderen, und alle geben ihr Bestes, nicht einfach mal schnell über andere Menschen zu urteilen. Es ist schon witzig, wie stark der Kontrast zwischen dem Image der „Im Auto Lebenden Hippie Fake Influencer“ oder „Aussteiger mit gescheitertem Leben“ und der Realität sein kann. In den meisten Fällen treffen wir auf unseren Abenteuern Menschen, die nicht selten bedeutend jünger sind als wir und uns reifer und bewusster erscheinen, als so manche Gleichaltrigen, die wir so kennen. Das gibt uns so viel Kraft und Hoffnung in die Entwicklung unserer Gesellschaft, die man durchaus mal verlieren kann, wenn man blind den Medien folgt oder von fremdenfeindlichen Zuckerschnecken mal so richtig angebrüllt wird. Wir sind unendlich stolz, Teil dieser Gruppe gewesen zu sein und haben in dieser kurzen Zeit echte Freundschaften geschlossen. Wir möchten aber nicht vermitteln, dass alle Menschen, die im Van leben, cooler sind als andere. Im Gegenteil, wir glauben, dass alle Menschen gleich sind. Wie schonmal im Italien Abenteuer mit Tier in Not erwähnt, hilft uns das Internet und die verfluchten sozialen Medien in Kontakt zu bleiben, uns auszutauschen und uns wiederzusehen. Wir sind wieder einmal dankbar für den Segen der Technologie. Aber bitte verantwortungsvoll genießen 🙂

Schlussplädoyer

Können wir damit aufhören, in „Wir“ und „die Anderen“ zu denken? Kein Mensch ist mehr wert als der andere. Kein Geburtsland der Welt gibt einem das Recht, sich über andere zu erheben. Wir sind alle auf der Erde zu Gast. Lasst uns miteinander etwas Schönes schaffen. Gemeinsam Dinge verändern und miteinander reden. Andere Meinungen und Standpunkte akzeptieren und offen bleiben. Nicht darauf warten, dass irgendjemand anders etwas tut. Und wenn die Schritte noch so klein erscheinen, irgendwo müssen wir anfangen. Vielleicht ist es eine Entschuldigung. Vielleicht nehme ich mich selbst im nächsten Gespräch einfach etwas zurück und gebe meinem Partner Raum. Oder ich nehme einfach mal jemanden in den Arm (dabei darauf achten, wie weit die Augen aus den Augenhöhlen getreten sind –  Stilaugen sind oft ein Warnzeichen und ein natürlicher Abstandshalter). Wir möchten mit einem Zitat von Tupoka Ogette abschließen:

Wir alle können nichts für die Welt, in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mitgestalten.

Tupoka Ogette

Tolle Menschen

Wenn Du neugierig bist, kannst Du all die tollen Menschen aus unserem Abenteuer auch auf Instagram besuchen; von den besonders umgänglichen einheimischen Ausnahmetalenten haben wir den Kontakt aber leider nicht bekommen: 

Frohes Abenteuern,
A&O

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