Jubiläum – 6 Monate Vollzeit Vanlife

Sechs Monate Vollzeit Vanlife sind vergangen und wir haben so viel erlebt. Die Erinnerungen an Italien aus April fühlen sich unglaublich weit entfernt an. Die Zeit auf den Lofoten wie ein wunderschöner Traum aus der Vergangenheit. Wir reisen in den nächsten Monaten bedeutend langsamer. Aber keine Angst, das heißt nicht, dass es weniger Abenteuer gibt. Was sich verändert hat, wie es uns damit geht und ob wir weiter im Van leben möchten, erfährst Du in diesem Beitrag. Wir wünschen gute Unterhaltung 😊

Alltag

Irgendetwas in uns wartet immer noch darauf, anzukommen. Das ist schwer in Worte zu fassen. Es ist kein Verlangen oder Wunsch. Wir sind es so gewohnt, dass man irgendwann wieder „nach Hause“ fährt, wenn man reist, dass irgendetwas im Hinterkopf darauf wartet. Jeder Ort, an dem wir bleiben, bietet andere Vorzüge und Hindernisse. An einsamen Orten können wir ganz unbeschwert draußen sein. Nala kann frei die Gegend erkunden.  Vollere Orte in Stadtnähe bieten bessere Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Dafür verbringen wir dann meistens mehr Zeit im Van. Wir sind ständig im Wandel und das ist es, was dieses Abenteuer ausmacht und was wir lieben. Wir versuchen, selbst eine gewisse Balance zu schaffen. Das können wir mit dem Haus auf vier Rädern ja glücklicherweise selbst beeinflussen 😁 Wir haben gewisse Routinen etabliert. So machen wir uns morgens erstmal frisch, einer geht mit dem Hund raus und der andere wandelt das Bett zur Sitzbank um. Dann gibt es Kaffee und wir arbeiten ein paar Stunden. Wir frühstücken spät und geben uns alle Mühe, das immer draußen zu tun. Wir können und müssen im Van mehr Ordnung halten als in der Wohnung. Der Platz ist begrenzt, nach dem Kochen räumen wir direkt auf. Es macht uns glücklich, dass der Van die meiste Zeit dadurch sauber und aufgeräumt ist und das macht auch irgendwie mehr Spaß als in der Wohnung.

Erwartungen & Gefühlslage

2024 war ganz schön aufregend. In Spanien angekommen, hatten wir noch große Pläne. Wie bei unserer Auszeit letztes Jahr, wollten wir durch Nordspanien und Portugal in den Süden zu fahren. FoMo (Fear of missing out) – also die Angst etwas zu verpassen hat richtig gekickt (wie Christine von thepawfectmix zu sagen pflegt ❤️). Dann sind wir mal tief in uns gegangen. Wir haben unsere Wohnung leergeräumt und verkauft und sind in den Van gezogen. Wir waren wochenlang in Italien. Zwei Monate in Skandinavien. Zuletzt in Frankreich und sind jetzt endlich im halbwegs sommerlichen Spanien angekommen. Während dieser ganzen Zeit haben wir Businesspläne geschrieben und Unternehmen gegründet. Das war viel unbekanntes Gewässer. Das erleben die meisten Menschen in ein paar Jahren nicht.

Sosehr wir Abenteuer auch lieben, es ist kein Verbrechen, wenn wir so langsam für dieses Jahr mal irgendwo zur Ruhe kommen. Wir sind mittlerweile ja auch Vollzeit selbstständig und mal länger irgendwo zu bleiben entzerrt den Alltag für uns etwas. Zumal wir auch nie ewig und viel reisen wollen. Unser Fokus liegt ja mehr auf dem Leben draußen als ständig woanders zu sein. Die neugewonnene Freiheit haben wir dieses Jahr ausgiebig genutzt, und jetzt wird es wieder ein wenig besinnlich.

Ängste & Sorgen

Nach 6 Monaten sind wir noch entspannter, was das Freistehen angeht. In Ländern, in denen wir noch nie waren, sind wir aber dennoch irgendwie wachsamer. In Skandinavien haben wir uns insgesamt sehr gut und sicher gefühlt. Wir sind inzwischen auch an Plätze in Spanien gefahren, bei denen wir vor Jahren total einsam in den Bergen standen und uns etwas mulmig war, mittlerweile genießen wir die Einsamkeit, auch nachts, total. Wobei es in einer komplett geräuschlosen, rabenschwarzen Nacht schon etwas merkwürdig sein kann. Aber eben auch sehr besonders. Und weil wir unsere Komfortzone so oft verlassen, erleben wir viele tolle Sachen. Und dafür sind wir dankbar. Wir haben es für möglich gehalten, irgendwann die Wohnung zu vermissen. Oder irgendwas von unserem Krempel. Schließlich haben wir sehr viel abgegeben und eingelagert. Der Platz im Van ist nun mal sehr begrenzt. Aber uns fehlt gar nichts. Wir arrangieren uns mit den Dingen, die wir haben und das ist ein gutes Gefühl.

Reisen mit Hund

Nala ist immer noch sehr wählerisch, was Freunde angeht. Aber wir haben das Gefühl, sie wird ein ganz kleines bisschen ruhiger. In der Normandie hat sie sogar Meilo von vanlife_marti in unserem Van akzeptiert. Nala freut sich scheinbar auf jeden neuen Ort und möchte sofort die Umgebung erkunden. Auch wenn wir in der Heimat gemerkt haben, dass ihr ein Garten und viel selbstbestimmtes Herumturnen guttut, so genießt sie eben auch das Herumklettern, neue Leute, die Gerüche in der Natur und unser abendliches Bettritual. Die Herausforderungen sind bei dem ganzen Reisen eher mal lange Spaziergänge. Manchmal stehen wir an Orten, wo das gar nicht so einfach ist. Wir kompensieren das mit Training oder gemeinsamem Spielen. Sobald wir irgendwie halbwegs ruhig stehen, kann sie auch mal herumstrolchen. Leider haben wir immer mal wieder Situationen an Orten, wo Menschen ihre Hunde doch recht unbeaufsichtigt auf großen Flächen frei laufen lassen und meisten kein Verständnis für andere Menschen oder Tiere aufbringen. „Der tut ja nichts“ hilft einem ängstlichen Hund an der Leine auch nicht weiter, der sich einfach von mehreren Hunden, die viel zu nah kommen, bedroht fühlt. Deswegen meiden wir solche Orte in der Regel. Man kann alleine auch nicht auf seinen Hund an der Leine achten und drei andere abwehren. 

Menschen

Als wir in der Wohnung gelebt haben, war das Leben recht eintönig und nach der Arbeit war nicht wirklich Motivation da, neue Menschen kennenzulernen. In unserem 3 Monate Rückblick haben wir ja schon festgestellt, dass wir viele tolle Menschen mit den verschiedensten Motivationen kennengelernt haben. Und das ist nach wie vor der Fall. Besonders in Norwegen haben wir so viele nette und inspirierende Menschen kennengelernt. Und zu den meisten pflegen wir immer noch Kontakt. Es ist schon aufregend, wenn man per Videoanruf aus dem warmen Spanien mit Freunden im kalten, fast 5.000 km entfernten Norwegen ein Dinner Date hat.

Herausforderungen

Die Duschsituation ist besonders für Anika manchmal eine Herausforderung. Lange Haare zu waschen, ohne Dusche, ist ein bisschen komplizierter. Wenn man auf kleinem Raum lebt, dann dauert eben alles ein bisschen länger. Aus Platzgründen haben wir uns bewusst gegen eine feste Dusche bzw. Duschkabine entschieden. Wenn wir nochmal einen Van ausbauen, würden wir eine Dusche auf kreative Art mit einbeziehen. In Spanien ist draußen duschen, egal ob Stranddusche oder unsere mobile Campingdusche, eher kein Problem. Wenn man aber richtig viel reist und an belebten Orten in kalten Ländern unterwegs ist, dann kann es manchmal nerven. Aber wir bleiben stark und haben bisher noch für alles eine Lösung gefunden. Ansonsten kann die Versorgung manchmal nervig sein. Je nachdem, wo man ist, muss man erstmal Frischwasser und Abwasserentsorgung suchen. Aber das lässt sich neben der Stellplatzsuche in die Kategorie „klassische Vanlife Probleme“ einsortieren.

Beziehung

In der Vergangenheit haben uns immer wieder Menschen gesagt, dass sie es sich nicht vorstellen können, mit ihrem Partner zu arbeiten. Wir selbst haben da aber nie wirklich Probleme mit gehabt. Als wir als Fotografen täglich zusammengearbeitet haben, hatte jeder seine Stärken und dem haben wir Raum gegeben. Natürlich muss man ein paar Dinge lernen, aber mit der Zeit hat sich das gefügt. Wir geben uns gegenseitig Kraft und Inspiration. So entwickeln wir unsere Projekte stetig weiter und durch unsere verschiedenen Fähigkeiten und Erfahrungen aus den letzten Jahren Fotografie, Marketing und Medienproduktion ist das schon fast die logische Konsequenz.

Wir treiben Ideen voran und genießen den kreativen Prozess auf alle Ebenen. Ausbaufähig ist auf jeden Fall der Raum für Me-time, aber auch einfach für uns beide als Paar. Wir können Nala nicht einfach mal abgeben, daher sind die Momente, in denen wir vielleicht auch mal ins Restaurant gehen, sehr besonders. 

Zukunft

Die Lust am Leben draußen und unterwegs ist ungebrochen. Relativ passiv informieren wir uns gelegentlich hier und da über lokale Grundstückspreise oder Immobilienangebote. Wie bei dem 3-monatigen Jubiläum angekündigt, wäre irgendwann mal ein Tiny House interessant. Aber auch ein Grundstück, das ein wenig Platz bietet für Vans und eine Hütte wäre eine Idee. In uns schlummern schon viele Ideen, wie das aussehen könnte. Ein kleiner, eigener sicherer Hafen irgendwo, wo wir uns wohlfühlen. Wir lassen das einfach mal auf uns zukommen. Beruflich bauen wir weiter unsere Unternehmungen und Projekte aus und freuen uns auf die Zukunft.

Fazit

Uns geht es blendend 😁 Wir tanzen zum Rhythmus unserer eigenen Musik und sind motivierter und produktiver als je zuvor. Dieses Leben inspiriert uns und gibt uns Raum, unserer Neugier zu folgen. Alles selbst in der Hand zu haben ist manchmal komisch, aber auch ein unglaublich gutes Gefühl. Selbstbestimmtes Leben und Arbeiten, seiner Neugier folgen zu können und sich dort weiterzubilden, wo man gerade Lust oder Bedarf hat, ist für uns das größte Geschenk. Für das Vanlife ist also kein Ende in Sicht. Wir genießen es nach wie vor, mit allen Höhen und Tiefen, und freuen uns auf die nächsten Abenteuer.

Danke, dass Du bis hierhin gelesen hast ❤️❤️ Wir freuen uns wie immer über jeden Kommentar, einen Like und ein Newsletter Abo, damit wir wissen, dass wir hier nicht alleine sind 😂

Frohes Abenteuern,
A&O

Vegan in Skandinavien – Erfahrungsbericht und Tipps

Einfach mal ins kalte Wasser gesprungen. Das gilt nicht nur für das europäische Nordmeer, sondern auch für das Angebot in den Supermärkten. Ob es in Skandinavien ein gutes veganes Angebot gibt, ob die Preise wirklich so hoch sind und welche Highlights wir unterwegs in den Supermärkten für uns entdeckt haben, erfährst Du in diesem Beitrag. Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung. Viel Spaß und gute Unterhaltung 🙂

In Tradition an unseren „Veganes Essen in Italien“ Beitrag möchten wir hier unsere Erfahrungen, hauptsächlich mit Supermärkten in Skandinavien, mit Dir teilen. Da wir von Dänemark bis Norwegen sehr unterschiedliche Erfahrungen in Sachen Angebot und Preis gemacht haben, werden wir in diesem Beitrag das pflanzenbasierte Angebot in jedem Land behandeln, also Dänemark, Schweden und Norwegen, und unsere Top 5 veganen Lebensmittel am Ende vorstellen. Wir waren natürlich nicht in allen Supermärkten, und das Angebot variiert ja bekanntlich auch regional. Das ist also nicht als repräsentativer Beitrag fürs ganze Land zu verstehen, sondern eben unsere Erfahrung. Wenn du das ganze Skandinavien Abenteuer verpasst hast, oder einfach mal reinstöbern möchtest, kannst Du das hier tun.

Dänemark – Alles wie in Deutschland

Fangen wir direkt mal beim Offensichtlichen an: LIDL. Wie auch schon im Italien Abenteuer haben wir hier überraschend viele Produkte gefunden. Vor allen Dingen für Brotzeiten. Das ist in deutschen Nachbarländern nicht unbedingt Standard. Es gab einen Fetakäse, Gouda, zwei, drei Schnittwurstoptionen, Burgerpatties zum Braten und sogar fertig belegte Sandwiches in zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen. Klar, darüber brauchen wir nicht zu streiten, fertige Toastsandwiches sind immer fragwürdig. Aber in der Not, oder auf langer Reise, frisst der Teufel auch mal ein veganes Fertig-Sandwich. Aber nicht nur Anika mag die Pesto-Stulle, sondern auch Olli hält das Teil für genießbar. Ansonsten fanden wir natürlich Joghurt, in dem Fall Kokos, dunkle Schokolade und pflanzliche Milchsorten aller Couleur. Seit Italien haben wir einen gesunden Schokomilch-Fetisch entwickelt. Auch vorzügliche Schoko-Kekse adoptieren wir in den Einkaufswagen. In der Kühlung an der Kasse haben wir dann noch zwei verschiedene Sorten Eis im Hörnchen gefunden. Was ein Luxusleben.

Die Preise waren relativ nah bis identisch zu Deutschland, zumindest hatten wir bei unserem Wocheneinkauf an der Kasse keine Panikattacke. Wir waren ergänzend nur noch in einem kleineren Coop, das war aber ziemlich enttäuschend. Es gab nur Burgerpatties und pflanzliche Milch. Wir hätten gerne mehr Supermärkte auskundschaftet, aber wir haben uns leider nicht allzu lange in Dänemark aufgehalten. Ein absolutes Highlight war der vegane Burger im Skagener Hafen. Das war vermutlich, wenn auch etwas teurer, ein vollkommenes Meisterwerk und einzigartig im Geschmack. Auf dem Campingplatz in Kopenhagen gab es veganes Eis am Stiel von Magnum, das haben wir auch in Schweden so gut wie überall gefunden. Übrigens: In Dänemark haben die meisten Supermärkte auch sonntags ganz regulär geöffnet. Ein Paradies für alle Dauerreisenden oder Roadtrip-Fans.

Schweden – Schlaraffenland des Nordens

Das Thema LIDL war hier relativ identisch. Wir werden nicht von denen gesponsert oder bezahlt, aber seit wir im Van leben und durch Europa reisen, wissen wir den deutschen Discounter als zuverlässigen Versorger sehr zu schätzen. Und jetzt tauchen wir ab in den absoluten Wahnsinn. Shrimpkäse, Blauschimmelkäse, Parmesan, Tofu in allen Qualitätsstufen, eine lächerlich große Auswahl an Aufschnitt, Mayonnaise, Aioli… und das alles vegan?! Der ICA Max macht es möglich. Ein gigantischer Supermarkt, der nicht selten allein für pflanzliche Fleisch- und Käsealternativen meterlange Kühlregale bietet. Wir fanden einen geräucherten Salami-Snack und eine Haselnusscreme, die stark an Giotto erinnert. Diverse Weingummi-Mischungen, unter anderem mit Lakritz, haben auch den Weg in unseren Einkaufskorb gefunden. Bei diesem Angebot mussten wir uns schon echt bremsen. Preislich gesehen war das alles für uns relativ normal. Natürlich ist es kein Schnäppchen mehr, wenn man sich den ganzen Einkaufswagen voll knallt.  Gut, dass das Angebot an Obst und Gemüse ebenfalls himmlisch ist.

Wie in Dänemark haben die Geschäfte meistens auch sonntags geöffnet. Perfekt, wenn man die köstlichen Zimtschnecken mit Kardamom vergessen hat. Als große Burger-Fans haben wir auf der Durchreise auch mal im großen Burger Grill Franchise vorbeigeschaut und waren erstaunt, dass das Angebot hier preislich etwas günstiger war als in Deutschland. Beim Thema Burger dürfen wir die heimische Kette Sibylla nicht unerwähnt lassen. Wir haben zwar das Gefühl, dass wir in 2019 hier ein größeres veganes Angebot gesehen haben, aber es gibt dennoch einen Burger mit pflanzenbasiertem Patty. Man kann Käse und Soße abbestellen. Die Soße wurde uns netterweise mit Sriracha ersetzt, die meistens grundlegend vegan ist. Über die Touchscreens war die Bestellung etwas kompliziert, daher empfehlen wir Dir, das gegebenenfalls einfach an der Kasse persönlich zu erledigen. Englisch haben eigentlich immer alle gesprochen.

Norwegen – Ernüchterndes Angebot, hohe Preise aber gute Qualität

Norwegen war für uns eine eher unangenehme Überraschung. Fairerweise müssen wir erwähnen, dass wir natürlich weit im Hinterland unterwegs waren und auf Inseln, also den Lofoten, und wir nicht ganz sicher sind, wie repräsentativ das für Norwegen im Durchschnitt ist. Aber eines ist sicher: Die Preise in Norwegen sind anders. Wir waren in mehreren Supermärkten, sehr selten haben wir etwas Veganes zum Braten gefunden. Sogar Joghurt war schwierig zu bekommen und vegane Schokolade, also auch dunkle Schokolade, so gut wie nicht existent oder für 5 Euro pro Tafel. Über Wochen machten wir einen regelrechten Schokoladen- und Nusscreme-Entzug durch. Wir lagen lethargisch auf der Erde, schwitzten und schrien immer wieder schmerzerfüllt nach Schokolade, doch die Einheimischen entgegneten uns nur mit Spott und schallendem Gelächter. Naja, ganz so schlimm war’s dann doch nicht. Wenn man dann doch mal eine Nussnougat-Creme im Zwergentöpfchen für 5 Euro findet, überlegt man immer noch lange, aber schlussendlich muss auch das mal sein. Ein paar Tomaten kosten 5-8 euro.

Unsere Einkäufe waren in der Regel um 30-50 % teurer als in Deutschland. An der Fähre haben wir tatsächlich einen veganen Burrito mit Fritten gegönnt. Davon hätten wir aber auch tanken können. Pflanzliche Burgerpatties fanden wir eigentlich nur als Tiefkühlware. Das TK-Angebot ist aber generell ganz okay. Selbst in einem kleinen Supermarkt konnten wir etwas in der TK-Truhe finden. Den hohen Preisen zum Trotz ist uns eines aufgefallen: die Qualität. Wir hatten immer das Gefühl, dass die Lebensmittel allesamt unglaublich hochwertig waren. Die Burgerbrötchen waren bedeutend schwerer als in Deutschland und auch im Geschmack hätte man diese einfach ohne Belag essen können. Dann können wir Norwegen jetzt ja mit dem Thema Burger abschließen, wo wir schonmal da sind. Ein absolutes Highlight, welches man an vielen Tankstellen im Bistro frisch zubereitet bekommt: der Naturli Burger. Einmal konnten wir einen mit Preiselbeersoße genießen, die uns in den siebten Himmel befördert hat. Ein Meisterwerk in Biss und Saftigkeit.

Unsere Top 5 – Vegane Highlights in Skandinavien

Die Auswahl fiel uns sehr schwer. Und das ist ein gutes Zeichen 🙂 Wir haben so viel leckeres Zeug gefunden, darunter Eis und Gebäck. Die folgenden Top 5 repräsentieren Dinge, auf die wir mehrmals auf dem Skandinavien-Abenteuer zurückgreifen konnten, und uns daher immer wieder den Tag versüßt oder verherzhaft haben.

  1. Zimtschnecken mit Kardamom (ICA MAX, Schweden)
  2. Pepperoni Aufschnitt (ICA MAX, Schweden)
  3. Naturli Burger (In Bistros diverser Tankstellen, Norwegen)
  4. Aioli (ICA MAX, Schweden)
  5. Chorizo Würstchen zum Braten (ICA MAX, Schweden)

Fazit: Schweden gewinnt und.. Deutschland?!

Der Sieger ist natürlich Schweden, wenn Angebot und Preis-Leistung in die Waagschale wirft. Nach Norwegen bringt man, ob vegan oder nicht, besser Süßigkeiten wie Schokolade mit und überlegt sich vorher, ob man ein paar haltbare Dinge einpackt. Oder man spart ein bisschen extra für Lebensmittel. Dennoch sei eines erwähnt: Wem der Preis nicht so wichtig ist, der wird so manches Mal von einer Qualität belohnt, die man in Deutschland so nicht als selbstverständlich kennt. Dänemark und Schweden haben ein tolles veganes Angebot und der Fakt, dass man auch sonntags ganz normal in den Supermarkt gehen kann, ist für alle Reisenden und Roadtrip-Menschen ein absolutes Paradies. Das Skandinavien Abenteuer hat uns gezeigt, dass wir in Deutschland in Sachen pflanzliche Alternativen und vegane Lebensmittel sehr gut aufgestellt sind und dass Deutschland definitiv zu den günstigeren Ländern in Sachen Lebensmittel gehört.

Vielleicht bist Du jetzt etwas schlauer und kannst von unseren Erfahrungen profitieren. Wenn dem so ist, oder wenn Du noch etwas zum Thema „Roadtrip vegan in Skandinavien“ zu sagen hast, lass‘ es uns doch in den Kommentaren wissen! 

Wenn Du auf Reiseberichte und Vanlife Content stehst, schau doch mal in unserer Beitragsübersicht vorbei. Inspiration rund um das Thema Natur, Roadtrip und Reisen findest Du auf unserem Instagram Profil.

Frohes Abenteuern,
A&O

#014 Skandinavien Teil 7 – Roadtrip zurück in die Heimat

Das hat schon fast Roadtrip-Charakter: Im letzten Teil unseres Skandinavien-Abenteuers fahren wir von aus Norwegen durch Schweden, Dänemark und landen schon wieder in Deutschland. Unterwegs feiern wir eine Filmpremiere, alte Freunde und einen neuen Kühlschrank. Ob wir es noch schaffen, einen Elch zu sehen und wie man seinen Kühlschrank besser nicht enteisen sollte, erfährst Du in diesem Beitrag. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Zurück auf dem Festland

Wir fahren ca. vier Stunden mit der Fähre, das Meer gibt uns zwar gelegentlich einen lustigen Schwank, aber die Fahrt ist in Summe ganz entspannt. Wir nutzen die Gelegenheit, sortieren und bearbeiten Fotos und reden ausnahmsweise mal miteinander. Viele Menschen auf der Fähre schlafen in den unmöglichsten Positionen und sogar der Boardimbiss schließt irgendwann. Wir sind auch müde, aber sind durch den Dunkelheitsentzug inzwischen lange wach bleiben gewohnt. Nachdem wir die Fähre verlassen, fahren wir noch zwanzig Minuten auf einen riesengroßen Schotterparkplatz. Diesen nennen wir zwei Nächte unser Zuhause. Das Wetter ist nicht so prickelnd, kommt uns aber gelegen, denn wir haben einiges zu tun. Ein Hoch auf das Satelliteninternet.

Ein paar Tage Wildnis

Wir reißen einiges an Kilometern ab und kommen langsam Richtung Nordschweden. Auf der Fahrt sieht Olli im letzten Moment einen Elch im Augenwinkel. Der Erste. Anika hat uns zu einem versteckten Platz gelotst, an dem eine riesige, gruselige Höhle mitten im Wald so macht, was Höhlen halt so machen. Sie ist versperrt, vermutlich war das mal eine Miene. Der Eingang ist mindestens sechs Meter hoch. Überall Elchkot. Und Elchknochen. Anika findet nach Recherchen heraus, dass es hier durchaus Bären gibt. Wenigstens sind wir ganz alleine. War ja schön hier, aber am nächsten Morgen geht’s etwas weiter. Wir finden ein Plätzchen an einem riesigen See und werden zwei Tage lang von der Sonne verwöhnt. Auch hier sind kaum Menschen. Olli nutzt die Gelegenheit, um endlich mal die Glühbirnen in den Scheinwerfern zu tauschen. Unterwegs haben wir auch schon einen Schluck Öl nachgegossen, alles natürlich zu norwegischen Schnäppchenpreisen eingekauft. 

Nahtlos in Nordschweden

Wenn man die endlosen Straßen durch die ganzen Wälder so entlangfährt, merkt man gar nicht, dass man schon wieder in Schweden ist. Also, wenn die Schilder nicht wären. Wir finden unseren Lieblingssupermarkt und kaufen Lebensmittel, was das Zeug hält. In Norwegen war die vegane Auswahl in Supermärkten auf unserer Route spärlich bis nicht vorhanden. Hier gibt es wieder Schokolade, Aioli, Aufschnitt und Co zu einigermaßen normalen Preisen. Wir halten auf einem Campingplatz und buchen drei Maschinen und Trockner für die Wäsche. Natürlich machen wir auch Gebrauch von den heißen Duschen. Die Eigentümer sind überraschenderweise Deutsche. Die Waschmaschinen werden persönlich verwaltet, um dem Wahnsinn, der an solchen Orten manchmal einkehrt, vorzubeugen. Du erinnerst Dich an das Lofoten Beach Camp? Der Platz ist super schön und die Leute sind einfach nett. Es gibt sogar einen Brötchenservice, den wir nicht nutzen können, weil wir aus Versehen im Kaufrausch eine doppelte Menge an Brot gekauft haben. Das muss jetzt erstmal weg.  Es ist auch wieder Zeit, die Wasserfilter in unserem System zu wechseln. Und das lohnt sich. Plötzlich haben wir eine derart hohe Durchflussmenge, dass wir die Pumpe getrost mittels Drehzahlregel (ja, da haben wir uns was ausgetüftelt 😉 ) nochmal ein wenig herunterstellen können. Jetzt ist sie noch viel leiser. Man hört sie fast gar nicht mehr. 

Viel Einsamkeit und mutwillige Zerstörung

In den nächsten Tagen steht für uns beide viel Maloche an. Wir arbeiten an der Veröffentlichung unseres Films CALM (Hier findest du einen ausführlichen Beitrag dazu) und haben auch individuell volle Terminkalender. Wir sind einige Nächte komplett alleine auf etwas, das aussieht wie ein ehemaliges Industriegelände. Eine riesige, leere Ebene im Wald. Jedenfalls kommt hier drei Tage lang niemand her. Außer scheinbar Elche, denn überall finden wir ihre Hinterlassenschaften. Wir machen in den nächsten Tagen mehr Strecke, da wir ja so langsam wieder Richtung Deutschland unterwegs sind. Eines Abends, nach langer Fahrt und wenig Schlaf in den Vortagen, entscheidet sich Olli, den Kühlschrank zu enteisen. Mit einem Stechbeitel und einem Hammer geht das total super. Problematisch ist, wenn in dem hauchdünnen Teil, das man für ein Alufach hält, Kühlmittelleitungen verlaufen. Es zischt. Nach vier Sekunden ist das Kühlmittel durch ein winziges Loch entwichen. Wir freuen uns ganz viel, schalten den Kühlschrank aus und holen das doofe Eis da raus. Ersatz gibt es erst in Deutschland. Wir sind aber so erschöpft, dass das irgendwann auch egal ist. Die Tüte Chips muss her und Füße hochlegen ist angesagt.

Alte Freunde, neuer Kühlschrank 

Wir holen alle 1-2 Tage einen Sack Eis und verbrauchen systematisch alles, was irgendwie nicht mehr ganz so lange haltbar ist. Margarine ist ein hervorragender Temperaturanzeiger. Irgendwie sind wir mental so langsam auf Heimat eingestellt und machen wieder ordentlich Kilometer. Wir finden in den kommenden Tagen immer super schöne, grüne Spots zum Übernachten. Einen sogar, wieder mitten im Wald, an einem Naturschutzgebiet. Hier feiern wir die CALM Film Premiere (Hier geht es direkt zum Film) mit ein paar Leuten im YouTube Livechat. In den nachfolgenden Tagen sollte der Film organisch tatsächlich eine beachtliche Reichweite erzielen. Wir freuen uns sehr und feiern auf unserer Reise jeden Tag die neuen Aufrufe. In der Nähe von Stockholm bleiben wir eine Nacht bei Freunden, essen gemeinsam und quatschen viel bei Lagerfeuer und Stockbrot. Tolle Menschen, tolle Gegend, richtiges Schwedenflair. Am nächsten Morgen besorgen wir uns noch Eis für den Kühlschrank und fahren weiter. 

Von Kopenhagen bis Kassel

Die Nacht verbringen wir in der Nähe vom Flughafen Kopenhagen am Meer, die Flieger setzen im Minutentakt über unseren Köpfen zur Landung an. Die Nacht ist ruhig und wir fahren ganze 850 km bis nach Kassel, um am nächsten Morgen unseren neuen Kühlschrank abzuholen. Geiles Teil. Der neue hat Licht, eine Verrieglung und lässt sich im Innenraum viel besser konfigurieren. So hat er ein komplett entfernbares, echtes Gefrierfach. Das heißt in Zukunft: Eis-Alarm! Für uns purer Luxus. Wir treffen noch schnell René von tortuga.trip den wir seit 2021 aus Spanien kennen. Er baut grade seinen neuen alten Banktransporter aus und wohnt in der Nähe. Das können wir uns nicht entgehen lassen und freuen uns, René wiederzusehen und sein neues Projekt zu begucken. Wir trauern immer noch um den alten DüDo, das neue Zuhause auf sechs Rädern wird ihm aber in nichts nachstehen. René hat viel Erfahrung und wir sind sicher, das Ergebnis wird der Hammer. Auf Instagram dokumentiert er fast täglich seinen Ausbau. Schau‘ doch mal rein 🙂

Und hier endet unser Skandinavien Abenteuer auch schon. Die nächsten Wochen werden wir Reparaturen, Familie und Ausmisten widmen. Wir hoffen, dass wir Dich unterhalten konnten und versprechen, dass das nächste Abenteuer nicht lange auf sich warten lässt. Falls Du Dich noch nicht für den Newsletter angemeldet hast, wäre das jetzt Deine Chance, um nichts mehr zu verpassen 🙂 Aktuellere Storys und Blödsinn findest Du wie gewohnt auf Instagram.

Frohes Abenteuern,
A&O

#013 Skandinavien Teil 6 – Traumhafte Lofoten

Über die Lofoten braucht man nicht mehr viel zu sagen. Wanderungen, weiße Strände, traumhafte Inseln, Fährenüberfahrten und Übernachten auf einer Landebahn. Dieser Beitrag ist vollgepackt mit Abenteuern, tollen Menschen und sagenhafter Natur. Obwohl die Lofoten aktuell sehr beliebt sind, haben wir es immer wieder geschafft, ein wenig Ruhe zu genießen und konnten viele magische Momente in Bildern festhalten. Gute Unterhaltung mit diesem Vanlife Beitrag aus Norwegen 🙂

Weiße Strände und türkisfarbenes Wasser

Nach dem Vorfall ziehen wir alle weiter. Versorgungstour steht an, mit Einkaufen, Wasser und Müllentsorgung. Relativ schnell können wir alles erledigen, da sich ein Supermarkt und eine Tankstelle gemeinsam in einem Gewerbegebiet befinden. Der Einkauf ist wieder recht teuer, so etwas wie Tofu findet man hier nicht. Mit Christine von thepawfectmix haben wir einen Treffpunkt verabredet und wir kommen fast zeitgleich an. Genug Platz und absolut traumhafte Aussicht auf ein paar Lofoten Hotspots, so zum Beispiel Uttakleiv Beach. Wir sind etwas abseits, daher wird es hier nicht übertrieben voll und selbst wenn die Parkplätze belegt sind, ist an den Stränden wahnsinnig viel Platz. Am zweiten Tag trifft nach und nach die ganze Gang vom Treffen wieder ein, und wir verbringen gemeinsam noch etwas Zeit am Strand, gehen ins Wasser und quatschen. Gegen Abend brechen die meisten wieder auf, denn die Wanderungen in Norwegen sind aufgrund der Mitternachtssonne, der atemberaubenden Aussichten und weniger Tourismusverkehr abends oder „nachts“ am schönsten. Wir werden noch Zeuge vom ersten Sonnenuntergang nach Wochen, aber hell bleibt es trotzdem, da die Sonne nur knapp unterm Horizont verschwindet. Was für eine Mogelpackung.

Wanderung zum Offersøykammen

Christine und Andreas reisen abends ab, wir bleiben noch eine Nacht und machen am nächsten Tag ganz gemütlich. Es ist Montag, also weniger Trubel. So frühstücken wir draußen, Olli kühlt sich nochmal schnell ab. Mittagessen gibt es auch in der Sonne und ab gehts zum Offersøykammen Trailhead, wo wir auf Vanlife_Marti, Tinyhub, Linasreisen und Malilogs treffen. Natürlich quatschen wir etwas und gehen dann alleine nach dem Abendessen auf die Wanderung. Die Aussicht ist, wie scheinbar fast überall auf den Lofoten, nach wenigen Metern beeindruckend. Es sind nicht viele Leute unterwegs und die Wege sind total machbar. Etwas weiter oben sehen wir dann, dass sich ringsum alles zuzieht, auf dem Meer regnet es. Es ist kein Regen angesagt. Dann kommen wir zur steilsten Passage mit viel Geröll und loser Erde. Sicherlich der anstrengendste Teil. Nala hat immer richtig Spaß, wenn wir über Stock und Stein klettern. Auf der Hälfte entscheiden wir, dass wir umkehren, wenn der Regen näher kommt, da wir nicht wissen, ob man noch runterkommt, wenn hier alles nass ist. Nur noch ein paar Meter, dann haben wir den Steilhang geschafft. Dann sehen wir, dass die Inseln, die wir ein paar Minuten zuvor noch sehen konnten, verschwunden sind. Nach kurzem Hin und Her steigen wir ab. Das ist sehr schade, da wir so kurz vor dem Gipfel waren, aber unsere Entscheidung sollte uns recht geben. Es fängt an zu regnen, noch während wir auf dem Steilhang sind und das Ganze wird zur Rutschpartie. Wir navigieren Nala durch andere Menschen, Hunde und Schlamm und setzen uns ein paar Mal auf den Allerwertesten. Sie lässt sich nochmal schnell das Abendessen durch den Kopf gehen, mitten auf einem schmalen Pfad. Man gönnt sich ja sonst nichts. Wir kommen heil unten an und sind doch happy, da wir so tolle Aussichten genossen haben und das kleine Abenteuer mit Nala super viel Spaß gemacht hat. Wir bleiben eine Nacht auf dem Parkplatz, weil es hier relativ leer ist.

Lofoten Beach Camp

Und es ist mal wieder so weit: Die Wäsche ist fällig, und das heißt Campingplatz. So etwas Luxuriöses wie die SB-Waschsalons in Spanien oder Italien sind in Norwegen scheinbar nicht vorhanden. Und die Waschmaschinen auf den Campingplätzen sind heiß begehrt. Uns ist schon zu Ohren gekommen, dass man nicht selten ein paar Stunden anstehen muss. Wir erwarten also das Schlimmste, haben aber Glück und treffen zwei leere Maschinen an. Bei der Dritten kann es eine Frau kaum abwarten und fragt, ob wir den Trockner nicht schon vorher ausmachen könnten. Sobald jemand Neues dazu kommt, macht jeder erstmal belehrend klar, welche Maschine seine oder ihre ist. Absoluter Krieg. Es regnet den ganzen Tag, die großen Bettbezüge werden nicht mehr richtig trocken, aber wir haben natürlich Ersatz. Wir kriegen an diesem Tag arbeitstechnisch noch einiges geschafft und ziehen am nächsten Morgen weiter. Frisch gewaschen und versorgt, fehlt jetzt noch ein kleiner Einkauf. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir im Baumarkt ganz spontan das letzte Mückenabwehrgerät, das funktioniert, ergattern. In Schweden waren die Dinger ausverkauft. Auf Christines Empfehlung hin finden wir doch tatsächlich einen abgelegenen Spot und stehen die Nacht alleine hier. Scheinbar haben wir ähnliche Interessen, was Stellplätze angeht 🙂

Mit der Fähre nach Værøy

Jetzt heißt es Fährenüberfahrt. Obwohl die Überfahrt erst abends ist, fahren wir schon mittags zur Fähre, weil wir den Ansturm nicht einschätzen können und Online-Reservierungen nicht mehr möglich sind. Wir stehen ganz vorne und kommen mit einem Mann ins Gespräch, der schockiert ist, weil wir ja jetzt so lange warten müssen. Wir kochen und arbeiten den ganzen Tag in aller Ruhe, von Warten kann hier keine Rede sein. Marian, Tia und Meilo von Vanlife_Marti kommen auch dazu, uns stehen ein paar Autos weiter hinter uns. Die Fähre wird vollgeladen mit Autos und WoMos; Menschen dürfen eigentlich nicht im Laderaum bleiben, da Hunde aber auch eigentlich außerhalb der Autos unerwünscht sind, bleibt Olli zunächst in geheimer Mission im Van. Wir können Nala nicht alleine lassen, bei all den lauten Geräuschen und dem Seegang. Schnell wird aber klar, dass sich niemand daran hält und das Deck kunterbunt von Hunden besucht wird. Also verbringen wir die Zeit gemeinsam an Deck und genießen die Aussicht. Nala ist total entspannt und bleibt brav an Meilos Seite. Sogar das Bordpersonal ist freundlich und hat scheinbar nichts gegen die Hunde. 

Schlafen auf der Landebahn

Schonmal auf der Landebahn eines Flughafens geschlafen? Links steile Felswände und rechts Meer? Wir auch nicht. Bis jetzt, denn das war für uns ein verlockendes Highlight. Das war eine Empfehlung von Fabienne und Stefan, die wir in Schweden kennengelernt haben. Die beiden haben sogar Orcas sehen können. Nach einer knappen Stunde mit der Fähre kommen wir also auf der kleinen Insel an und begeben uns direkt auf die andere Seite zum stillgelegten Flughafen. Der wurde in den Neunzigern aufgrund der gefährlichen Windverhältnisse geschlossen. Kurz vor unserer Ankunft hat ein neuer Pächter die Landebahn zu einem Campingplatz gemacht. Dementsprechend kostet die Nacht jetzt 18 Euro pro Nacht. Was für bisherige norwegische Verhältnisse recht günstig ist. Wie sich herausstellt, ist der Pächter Deutscher und super umgänglich. Wir verbringen knapp anderthalb Tage mit Marian, Tia und Meilo, gehen spazieren, springen ins Wasser und quatschen viel. Nala und Meilo kommen super klar, nicht zuletzt, weil Meilo ein Rüde ist und sich relativ unbeeindruckt von Nalas aufdringlichem Verhalten ist. Bei dem Vanlifer Treffen haben die beiden sich ja bereits ausgiebig beschnuppert. Am nächsten Abend verlassen die drei die Insel wieder, doch es sollte nicht lange dauern, bis wir den nächsten wunderbaren Menschen treffen.

Wanderung Haen Radarstation

Es wird mal wieder Zeit zum Wandern. Eines Abends gehen wir einkaufen und begeben uns im Anschluss auf die, natürlich steile, Wanderung ca. 438 Meter nach oben zur alten NATO-Radarstation. Warum abends? Na, es wird ja nicht dunkel und der Verkehr ist erfahrungsgemäß etwas geringer. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass es nicht anstrengend ist. Allerdings hat man die Möglichkeit, die alte, gesperrte Straße zu nutzen und dadurch ist der Weg weniger technisch anspruchsvoll. Letzteres kann man aber natürlich links und rechts der Straße immer wieder wählen. Auf dem Weg nach oben tun wir das auch und laufen gefährlich nahe an den nahezu geraden Abgründen entlang. Sind nur drei-vierhundert Meter. Standard in Norwegen. Im türkisen Wasser ankert eine große Luxussegelyacht mutterseelenallein in einer Bucht. Bei dieser Idylle vergessen wir kurz die lähmende Höhenangst. Oben angekommen. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Wir sehen Adler zum ersten Mal von oben und haben das Gefühl, die ganze Insel überblicken zu können. Über den Kamm gehen wir zurück und genießen den Abend.

Abschied & ein neuer Freund

Wir bleiben insgesamt ganze fünf Nächte, weil der Ort uns so verzaubert und wir verglichen zum Rest der Lofoten hier etwas mehr Ruhe haben. Hier wohnen einige Adler und wir sehen sogar eine Robbe (oder einen Seehund). Die unendlich langen Sonnenuntergänge sind hier unbeschreiblich. Olli spricht den Parkplatznachbarn an, nachdem er sieht, wie er mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken Richtung Berge wandert. Ein Paraglider namens Anders. Olli erzählt von dem Film, den wir letztes Jahr gedreht haben, und die beiden kommen so ins Gespräch. Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen und stellen fest, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Besonders die beiden Herren beschäftigen sich mit Gesellschaftswandel, Nachhaltigkeit und Spiritualität. Anders ist ein ganz ruhiger, toller Mensch, lebt seit kurzem auch im Van und führt zusammen mit seinem Bruder ein Unternehmen, das sich auf gesunde Bio Lebensmittel und Superfoods spezialisiert haben. Olli und Anders meditieren gemeinsam an dem kleinen, pittoresken See vor der Felswand, und beide saugen die Schönheit des Ortes in sich auf. Wieder einmal haben wir einen unglaublich herzlichen und intelligenten Menschen getroffen, mit dem wir uns so verbunden fühlen. Unsere Fähre zum Festland geht um 20:45 Uhr, wir sind aber ein paar Stunden vorher da und arbeiten und kochen wie schon bei der Hinfahrt in der Warteschlange. Nala ist diesmal scheinbar der einzige Hund an Board, wir haben aber keine Probleme und die Crew lächelt uns wieder freundlich zu. 

Auf der Fähre zum Festland schauen wir zurück auf die Insel, die wir für immer in unser Herz geschlossen haben. Die schroffen Felswände werden langsam zur schwarzen Silhouette und die Sonne hinter den Bergen der Insel macht für uns diesen Abschied unvergesslich.

Wenn Du unseren Content magst, kannst Du uns unterstützen, indem Du hier oder auf Instagram die Beiträge likest, kommentierst und teilst. Wir freuen uns über jeden Leser und Supporter und sind immer neugierig, wie Du über unsere Abenteuer und Perspektiven denkst und ob Du vielleicht ähnliche Erfahrungen oder Gedanken hast. Wir stehen auf Dialog 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

#012 Skandinavien Teil 5 – Lofoten Vanlife

In diesem Lofoten Vanlife Abenteuer lernen wir die atemberaubenden Lofoten kennen und schlittern spontan in ein Vanlifer treffen. Neben dem üblichen Alltag stehen diesmal sogar etwas Sightseeing und eine Wanderung auf dem Programm. Ob die Lebensmittelpreise in Norwegen wirklich so hoch sind und ob wir uns mit den anderen Vanlifern vertragen, erfährst Du in diesem Beitrag. Gute Unterhaltung 🙂

Hochpreisige Versorgungstour

Nachdem wir unsere persönlichen Akkus wieder aufgeladen haben, verlassen wir den schönen Ort, der uns so viel gegeben hat. Dass wir Adler und Nerze sehen konnten, war für uns etwas ganz Besonderes. Es wird wieder Zeit für die übliche Versorgungstour: Einkaufen, Abwasser, Frischwasser. Wir finden ein Gewerbegebiet, in dem sich mehrere Supermärkte befinden. Auch ein geräumiger Parkplatz mit kostenpflichtiger Versorgungsstation ist vorhanden. Nachdem wir die Wassersituation schnell erledigt haben, geht’s ab zum Einkaufen. Scheinbar sind wir in einem Tourismushotspot gelandet, überall Leihwagen, Biker und Wanderer. Alle wuseln herum und versorgen sich für ihre bevorstehenden Abenteuer. Die Preise sind astronomisch und wir finden relativ wenig Veganes. Obst und Gemüse sind auch recht teuer, aber da kommen wir nicht drumherum. Lofoten Vanlife hat seinen Preis. Wir verzichten aber auf unsere heißgeliebte Cola, da die Preise echt schmerzen und das wirklich nicht lebensnotwendig ist. Wer von uns den Cola-Konflikt am Ende überlebt und mit wie vielen gebrochenen Knochen, erfährst du im nächsten Beitrag. Scherz beiseite, wir haben eh zu viel davon getrunken. 

Tagestrip in die Zivilisation

Sightseeing ist für uns ja echt untypisch. Aber es gibt nun mal ein paar Spots, die uns auch wirklich begeistern. Und obwohl wir überhaupt gar keine Lust auf Menschenmengen haben, springen wir hinein ins kalte Abenteuerwasser. Unser erstes Ziel ist Henningsvaer, hier gibt es den berühmten Fußballplatz auf einer Insel. Der Weg dorthin ist wunderschön, die Sonne knallt, es ist warm. Auf der sich durch und über Inseln schlängelnden Straße gibt es immer wieder kleine Parkplätze und Haltebuchten, die alle randvoll geparkt sind. Die Straße verengt sich öfter, aber im Grunde funktioniert die Einigung und trotz der Fülle an Fahrzeugen gelingt das Miteinander auf der Straße. Wir landen auf einem großen Parkplatz, bezahlen wieder per App und gehen nach einer kleinen Brotzeit auf den Stadtbummel. Anders als die Straßen ist der Ort sehr angenehm besucht und wir saugen das Flair des Ortes und der Insel auf. Am Fussballfeld angekommen, müssen wir natürlich den obligatorischen Dronenshot machen. 

Wir schlendern mit Nala noch ein bisschen durch die Gegend und fahren dann weiter zu einer bezaubernden Kirche, direkt am Wasser. Die weiße Kirche mit eigenem Strand wirkt etwas surreal, das türkise Wasser rundet das karibische Flair ab. Allerdings ist das Nordmeerwasser nicht ganz so warm wie in der Karibik, wie Olli später feststellt. Aber erfrischend und vitalisierend ist es in jedem Fall. Wir gehen auf Stellplatzsuche und sind schon nicht mehr überrascht, dass alles voll ist. Aber da die Geduldigen belohnt werden (und die Menschen, die sich nicht nur auf die Stellplatz-Apps verlassen), finden wir einen richtig coolen Parkplatz für die Nacht in der Natur und erleben eine der schönsten Abendstimmungen überhaupt. Durch die nicht vorhandene Dunkelheit sind wir immer länger wach und schlafen auch entsprechend lange. Wir werden am nächsten Morgen durch mangelnden Sauerstoff und drückende Wärme wach. Aber wer wird sich hier beschweren? Wir bekommen langsam Sommer und haben tagsüber regelmäßig 20 Grad.

Wanderung von Strand zu Strand

Wir sparen uns ab jetzt, dir zu beschreiben, wie voll alles ist. Ok, einmal noch: Es ist überall richtig voll. An den ohnehin schon engen Straßen reihen sich die Autos wie an einer Perlenkette auf. Teilweise so weit im Straßengraben geparkt, dass wir stark zweifeln, ob die Besitzer die Fahrzeuge da aus eigener Kraft wieder herausbekommen. Würden wir gerne abwarten und zusehen, aber wir können halt nirgends parken. Wir erreichen einen großen kostenpflichtigen Parkplatz, an dem wir auch übernachten können. Hier gibt es auch Wasser und WCs. Und Schafe. Die sind überall und residieren sofort nach dem Parken an unserem Van. Das aber eigentlich besondere hier: Man kann über ca. 3 km am Fuße des Bergs entlang am Meer, von Strand zu Strand, wandern. Wir warten bis nach dem Abendessen und schlendern gemütlich den Weg entlang. Einfach traumhaft. Wir begegnen unterwegs nur einer Handvoll Menschen, was bizarr ist, da beide Strände auch nachts voller Menschen sind, die hier übernachten.

Spontanes Vanlifer Treffen

Genug Campingplatz Vibes getankt. Nicht weit weg spotten wir einen Stellplatz, der nur teilweise in den Apps verzeichnet ist. Wir parken in einer kleinen Bucht im Gebüsch und sind erst einmal froh, dass wir nicht sofort von 15 Leuten angeglotzt werden, wenn wir das Fahrzeug verlassen. Dann stellen wir fest, dass wir in der Ferne einige Vans sehen, die uns durch Instagram irgendwie bekannt vorkommen. Und es wird noch geiler: Mit einigen sind wir schon seit geraumer Zeit in Kontakt und schreiben hin und her, wo auf den Lofoten wir gerade sind. Wir erholen uns nochmal eine Nacht im Gebüsch und leisten dem Vanlifer Treffen Gesellschaft. Wir gehen direkt mal eine Gassirunde mit Meilo, Marian und Tia von vanlife_marti. Keine Ahnung, ob es an den vielen Gemeinsamkeiten liegt, die man so hat, wenn man im Van lebt. Aber es sind wirklich alle ausnahmslos sympathisch und wir haben auch in dieser Gruppe das Gefühl, als würde man sich schon lange kennen. Es herrscht Akzeptanz für jeden, und wir reden über ernste Themen und sind gelegentlich auch mal total albern. Abends stellen wir unsere Tische zusammen und essen wie eine große Familie zu Abend und unterhalten uns stundenlang. Fast alle haben Hunde, auch das Thema und die Erziehung selbst sind Thema und Mensch und Hund können viel voneinander lernen. 

Mehr Infos zu dem Treffen und den wunderbaren Menschen sowie einem Vorfall mit einer gehörigen Portion Wut und Hass findest Du hier den ausführlichen Beitrag zum Thema „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Vanlife“.

Für noch mehr Eindrücke und tagesaktuelle Stories schau‘ doch mal auf unserem Instagram Profil vorbei 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

Fremdenfeindlichkeit & Rassismus im Vanlife

Dieser Beitrag ist vorgezogen, da uns das Thema Rassismus sehr am Herzen liegt, und findet nach den Ereignissen statt, die Du am 26.07.24 im regulären Reisetagebuch nachlesen kannst. Heute liest Du mal etwas ganz Anderes von uns. Um das von Anfang an klarzustellen: Wir haben bisher mit Menschen im Ausland durchweg positive Erfahrungen gemacht. Der Vorfall aus diesem Artikel stellt bisher eine Ausnahme dar und auch im Rest von Skandinavien haben wir so etwas noch nicht erlebt. Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung. Gute Unterhaltung 🙂

Spontanes Vanlifer Treffen

Dass wir in diesen traumhaften Tagen mit tollen Menschen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus begegnen, hätten wir uns nicht träumen lassen. Wir leisten einem spontanen Vanlifer-Treffen auf den Lofoten Gesellschaft. Da wir noch nicht viele Vollzeit-Vanlifer oder Influencer persönlich kennen, sind wir unsicher, ob wir da reinpassen. Die Sorgen sind aber von der ersten Sekunde wie weggeblasen. Ausnahmslos alle sind freundlich und herzlich, man hat das Gefühl, dass einem auch zugehört wird, und nicht alle schon darauf warten, über sich zu reden. Niemand rennt die ganze Zeit mit dem Smartphone rum – eher im Gegenteil. Wir kannten viele von ihren Instagram-Profilen oder Blogs, weil sie uns sympathisch waren. In Wirklichkeit war das sogar noch viel intensiver. Wenn man so viele tolle Menschen trifft, dann trifft man natürlich zwangsläufig auch mal Menschen, die einen dazu benutzen, um mal so richtig Dampf abzulassen. 

„Ihr scheiß dummen Deutschen habt den Krieg verloren!“

Folgendes Szenario: Wir stehen mit sechs Vans an einem abgelegenen Ort, der durchaus nicht unbedingt einfach zu finden oder zu erreichen ist. Der Platz selbst ist dadurch voll, es gibt aber viele andere Möglichkeiten rings rum um zu parken oder um alleine zu sein. Oft, und so auch hier, werden solche Plätze vorwiegend von Anglern genutzt. Eines Morgens wendet dann ein norwegisches Auto an unseren Vans, die Frau auf dem Beifahrersitz regiert auf Lisis Lächeln mit einem Mittelfinger. Wir, einige von uns, die draußen stehen, sind verblüfft über die nette Geste und dann hält das Auto an. Der Fahrer steigt aus, ein Mann vermutlich um die 60, und fragt uns sehr laut und aufgebracht, ob wir denn eine Genehmigung hätten und erzählt uns, dass die gesamten Lofoten ja Privatbesitz seinen. Wir erwidern, dass wir da alle anders informiert sind, und er sagt „Ihr Deutschen müsst scheiße dämlich sein“. Und das, was wir hier tun, illegal sei. Wir fragen ihn, ob jemandem den Mittelfinger zu zeigen in Norwegen auch eine Straftat ist; in Deutschland wäre das nämlich so. Fand er irgendwie nicht lustig. War natürlich auch nicht besonders deeskalativ von uns, geben wir zu. Aber das mit dem Stinkefinger muss ja nicht sein, wir lassen ja über alles mit uns reden und sehen in Summe auch nicht besonders gefährlich oder abschreckend aus, würden wir behaupten. Er sagt dann, dass wir scheiß Deutschen ja den Krieg verloren hätten. Da klinkt sich Olli Beifall klatschend aus dem Gespräch aus. Spätestens ab hier kann man ja keinen produktiven Dialog mehr unterhalten. Dann steigt seine Frau aus dem Auto. Jetzt denkst Du, dass sie ihn beruhigen will. Dachten wir auch. Aber nein: Mit weit aufgerissenen Augen schreit sie hemmungslos aus tiefster Seele, dass ihr Bruder Polizist sei und nochmal irgendwas mit scheiß Deutschen. Langsam erkennen wir hier ein Muster. Wir haben wirklich Angst, dass ihre Augen aus den Augenhöhlen fallen oder gar platzen. Wir sind kurz selbst geneigt, die Polizei dazu zu holen, müssen diesen Wahnsinn aber auch nicht weiter am Leben erhalten. Wir sollen zur Hölle fahren, sagt der umgängliche Süßbert, steigt in sein Auto und fährt weg.

Das eigentliche Problem

Erschreckend ist die Situation im Gesamtbild schon, denn wir haben niemandem etwas getan und die beiden Schätzchen haben dermaßen die Kontrolle verloren, als hätten wir weiß Gott was getan. Es ist natürlich offensichtlich, dass nicht wir das Problem waren, und die beiden vermutlich einen ganzen Sack an Problemen mit sich trugen, als sie bei uns ankamen. Die vorgefundene Situation hat wahrscheinlich nicht ihren Erwartungen entsprochen und das Fass dann zum Überlaufen gebracht. Lina meinte noch treffend, dass die beiden vielleicht einfach mal eine Umarmung brauchen. Alle von uns haben Verständnis dafür, wenn jemand ein Problem mit parkenden Vans hat. Gerade auf den Lofoten gibt es oft nur kleine Parkbuchten; wenn da drei Vans ungünstig parken, dann nimmt man vielen Einheimischen und Autofahrern die Möglichkeit, die Plätze zu erkunden. Das war an diesem Ort aber nicht der Fall. Deswegen waren wir da. Wir sind uns alle bewusst über die generelle Parksituation und sind immer bemüht, für alle eine Lösung zu finden, und fahren meistens weiter, wenn wir das Gefühl haben, dass irgendwo schon zu viele Vans stehen. Und manchmal geht es eben einfach nicht anders. Wir sind auch nicht die Schuldigen für den Tourismus im Gesamten oder für die mangelnden Parkplätze, die geografisch bedingt nun mal so sind, wie sie sind. Am Ende ist es auch egal, wer da parkt oder wie viele. Wenn der Parkplatz voll ist, ist er voll. Da hilft nur Akzeptanz der Situation, alles andere ist im wahrsten Sinne des Wortes Wahnsinn.

Auflösung der Situation

Irgendwie fühlen wir uns schlecht, unfair behandelt, ungehört und ausgeschlossen. Und so beschäftigt uns dieser unglaublich fremdenfeindliche Akt der Selbstoffenbarung noch ein paar Stunden danach. Denn das Aggressionsniveau und Kontrollverlust der beiden sowie die wiederholten Statements gegen Deutsche waren irgendwie schon schwer zu verdauen. Wir sind froh, dass wir insgesamt eine sehr ruhige und entspannte Truppe waren und dadurch die Grundstimmung während und nach dem Vorfall nicht kippte. Man könnte jetzt sagen, „der Klügere gibt nach“, aber wir glauben nicht, dass Intelligenz hier unbedingt ein entscheidender Faktor ist und möchten auch nicht weiter spalten. Wir waren sowieso im Begriff zu fahren, das heißt, die meistens von uns. Wir, Anika und Olli, wollten eigentlich noch eine Nacht alleine an diesem Ort bleiben. Nach dem vortrefflichen Plausch mit den herzlichen Einheimischen war aber dann ein Platzwechsel plötzlich total attraktiv. 

Was kann man besser machen?

Wir wünschen uns im Nachhinein, wir hätten die Ruhe gefunden, um die Menschen auf ein Getränk einzuladen, um mit Ihnen zu sprechen. Wir hätten so gerne gewusst, was Sie dazu bewegt hat, so auszuflippen. Vielleicht hat es wirklich etwas mit dem Fehlverhalten von Deutschen oder insgesamt Touristen zu tun. Vielleicht war es ja nur ein kultureller Unterschied, eine Kleinigkeit, ein blinder Fleck, durch dessen Erkenntnis wir unser Verhalten hätten ändern können. Ob das für das Paar in diesem Moment möglich gewesen wäre, sich von diesen starken Emotionen zu lösen, wissen wir aber nicht. Keiner von uns ist laut geworden oder hat gebrüllt, während die beiden sich vergessen haben; wir haben also im Grunde durch unser Verhalten vermittelt, dass wir fähig sind, darüber zu reden. Am Ende muss jeder bei sich selbst anfangen, seine Schwächen erkennen, daran arbeiten und lernen, wie man Konflikte miteinander lösen kann.

Ein Licht in der Dunkelheit

Das Ganze ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig offene, respektvolle Kommunikation ist und dass sich durch Aggression und Hass kein Problem lösen lässt. Jeder Einzelne aus der Vanlifer Truppe ist offen und respektvoll zu anderen, und alle geben ihr Bestes, nicht einfach mal schnell über andere Menschen zu urteilen. Es ist schon witzig, wie stark der Kontrast zwischen dem Image der „Im Auto Lebenden Hippie Fake Influencer“ oder „Aussteiger mit gescheitertem Leben“ und der Realität sein kann. In den meisten Fällen treffen wir auf unseren Abenteuern Menschen, die nicht selten bedeutend jünger sind als wir und uns reifer und bewusster erscheinen, als so manche Gleichaltrigen, die wir so kennen. Das gibt uns so viel Kraft und Hoffnung in die Entwicklung unserer Gesellschaft, die man durchaus mal verlieren kann, wenn man blind den Medien folgt oder von fremdenfeindlichen Zuckerschnecken mal so richtig angebrüllt wird. Wir sind unendlich stolz, Teil dieser Gruppe gewesen zu sein und haben in dieser kurzen Zeit echte Freundschaften geschlossen. Wir möchten aber nicht vermitteln, dass alle Menschen, die im Van leben, cooler sind als andere. Im Gegenteil, wir glauben, dass alle Menschen gleich sind. Wie schonmal im Italien Abenteuer mit Tier in Not erwähnt, hilft uns das Internet und die verfluchten sozialen Medien in Kontakt zu bleiben, uns auszutauschen und uns wiederzusehen. Wir sind wieder einmal dankbar für den Segen der Technologie. Aber bitte verantwortungsvoll genießen 🙂

Schlussplädoyer

Können wir damit aufhören, in „Wir“ und „die Anderen“ zu denken? Kein Mensch ist mehr wert als der andere. Kein Geburtsland der Welt gibt einem das Recht, sich über andere zu erheben. Wir sind alle auf der Erde zu Gast. Lasst uns miteinander etwas Schönes schaffen. Gemeinsam Dinge verändern und miteinander reden. Andere Meinungen und Standpunkte akzeptieren und offen bleiben. Nicht darauf warten, dass irgendjemand anders etwas tut. Und wenn die Schritte noch so klein erscheinen, irgendwo müssen wir anfangen. Vielleicht ist es eine Entschuldigung. Vielleicht nehme ich mich selbst im nächsten Gespräch einfach etwas zurück und gebe meinem Partner Raum. Oder ich nehme einfach mal jemanden in den Arm (dabei darauf achten, wie weit die Augen aus den Augenhöhlen getreten sind –  Stilaugen sind oft ein Warnzeichen und ein natürlicher Abstandshalter). Wir möchten mit einem Zitat von Tupoka Ogette abschließen:

Wir alle können nichts für die Welt, in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mitgestalten.

Tupoka Ogette

Tolle Menschen

Wenn Du neugierig bist, kannst Du all die tollen Menschen aus unserem Abenteuer auch auf Instagram besuchen; von den besonders umgänglichen einheimischen Ausnahmetalenten haben wir den Kontakt aber leider nicht bekommen: 

Frohes Abenteuern,
A&O

#011 Skandinavien Teil 4 – Die Magie der Mitternachtssonne

In diesem Skandinavien Vanlife Abenteuer: Nationalpark, Tierarzt, Polarkreis, Mitternachtssonne – Wir reisen durch Nordschweden und überqueren endlich die Grenze nach Norwegen. Wir erleben so viele Eindrücke an verschiedensten Orten und werden Zeugen atemberaubender Naturschauspiele. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Fulufjället Nationalpark

Auf dem Weg nach Norwegen möchten wir den Fulufjället Nationalpark besuchen. Anika lässt mal wieder ihrem Talent für Stellplätze freien Lauf und wir übernachten an einem Wendekreis in einem Wald nahe am Nationalpark. Natürlich sind auch hier die netten Kriebelmücken. Mittlerweile juckt es uns überall. Nach einer ansonsten ruhigen Nacht fahren wir morgens in den Nationalpark, um eine kleinere Wanderung zum Wasserfall zu machen. Es gibt hier sogar deklarierte Zonen, an denen Wanderer und Wohnmobile innerhalb des Parks übernachten können. Die Wanderung ist absolut traumhaft, es ist gut besucht, aber nicht überlaufen. Danach gönnen wir uns noch ein Eis und fahren wieder aus dem Park raus, um an einem Fluss in der Nähe zu übernachten. Die bekannten Plätze sind alle recht voll, wir finden aber natürlich wieder einen Platz für die Nacht. Fun Fact: Kriebelmücken sind anders als normale Mücken vorzugsweise an fließenden Gewässern zu finden. Abends entdecken wir dann, dass Nala am ganzen Körper große, rote Flecken hat. Zumindest überall dort, wo ihr Fell etwas dünner ist. Genau. Mückenstiche. Da sie das im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu jucken scheint, sind wir erstmal entspannt. 

Tierarzt & Parkplatzromantik

Da wir für den Besuch in Norwegen eine frische Wurmkur unseres Hundes nachweisen müssen, finden wir eine Bezirkstierklinik, die rund um die Uhr offen hat. Wir sind die Einzigen dort und die Damen und Herren sind unglaublich hilfsbereit, freundlich und nehmen sich richtig Zeit für uns. Wir sprechen die Mückenstiche an, die Ärztin ist unserer Meinung. Wenn der Hund da nicht permanenten Juckreiz hat, dann lassen wir erst einmal die Finger davon. Später bestätigt sich das, da die Stiche schnell verschwunden sind. Wir bekommen für den Notfall noch ein Mückenspray für Mensch, Tier und Textilen, welches innerhalb der Ärzte ausgiebig erprobt und für wirksam empfunden wurde. Wir fahren weiter und stocken unsere Vorräte an einem ICA Max auf. Wie in Kanada kann man hier sogar eine Nacht auf dem Parkplatz verbringen. Dankend nehmen wir das Angebot an, da hier bedeutend weniger Mücken sind. Wer hätte gedacht, dass wir mal gerne auf ’nem Parkplatz stehen? Zum Abendessen gönnen wir uns noch einen Burger mit Pommes einer schwedischen Fastfoodkette und atmen erstmal auf. Der Supermarkt hat täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet, bis dahin drehen auch Jugendliche mit ihren aufgepimpten Autos ihre Runden. Da der Führerschein in Schweden ab 15 zu bekommen ist, sind da natürlich eine ganze Menge Hormone bei der Arbeit. Allerdings dürfen die Fahrzeuge nur auf 30 km/h gedrosselt gefahren werden. Was an Geschwindigkeit fehlt, wird mit Auspuff, Musikanlage und sonstigen „Verschönerungen“ wieder ausgeglichen. Nach 23 Uhr sind dann alle brav im Bettchen und wir können in Ruhe schlafen.

Goodbye Schweden

Alles erinnert uns immer mehr an Kanada. Wir fahren an diesem Tag nur noch durch Wälder, kreuzen vielleicht drei Orte, die aussehen wie Kleinstädte in Alaska. Breite Straßen, großzügige Abstände zwischen den flachen Häusern. Tankstelle, Baumarkt, Fastfood und Supermarkt immer gebündelt irgendwo am Straßenrand. Hier und da ein Wohnmobil oder LKW auf geräumigen Parkplätzen. Was hier wohl los ist, wenn der Winter einbricht? Überall Schilder, die Schneemobile zeigen. Wir können uns nicht vorstellen, wie die ganzen Menschen hier im Outback den Winter verbringen. Sind aber ernsthaft neugierig, wie das wohl so läuft. Die Gegend ist atemberaubend. Warnschilder mit Elchen säumen die Straßen. Stundenlang geradeaus durch die Natur. Wir fahren den ganzen Tag und übernachten an einem traumhaften See. Dieser Stellplatz wird von der Kommune freiwillig gepflegt und man kann eine Spende in einem Briefkasten hinterlassen. Es gibt Toiletten, eine Schutzhütte mit Feuerstelle, ein paar Bücher und Mülleimer. Beim Spazieren finden wir unzählige Hinterlassenschaften von Elchen. Bisher haben sich aber alle vor uns versteckt. Achso, Mücken gibt es natürlich auch in vortrefflicher Vielzahl. 

Halb erfroren & Polarkreiszentrum Norwegen

Am nächsten Morgen springt Olli in den See, empfindet diesen als kalt und hat danach aber das Gefühl, dass es recht warm ist und entscheidet sich, im T-Shirt zu fahren. Kalt ist ihm nicht, aber er stellt irgendwann fest, dass er seine Zehen nicht mehr spüren kann. Das Wasser war wohl doch frischer als gedacht. Also erstmal aufwärmen, Gymnastikprogramm und Gefühl wiederherstellen. Dann sind wir endlich in Norwegen. Die gelbe Fahrbahnmarkierung und die schneebedeckten Bergspitzen lassen noch mehr Kanada-Feeling in uns aufblühen. Welch unfassbare Schönheit der europäische Kontinent bietet. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir frech auf dem Parkplatz am Polarkreiszentrum, um uns von der ganzen Fahrerei etwas zu erholen und um ein wenig Arbeit nachzuholen. Es sind tagsüber 12 Grad. Absolutes Flip-Flop Wetter. Wir vermuten, dass wir sommerliche Temperaturen dieses Jahr kaum noch erleben werden. Lustig, wenn man bedenkt, dass wir zu Beginn unserer Reise eigentlich ins Warme wollten 🙂 

Campingplatz am Fjord und erste Fährfahrt

Die Strecke nach dem Polarkreiszentrum ist der Wahnsinn. Ein Aussichtspunkt auf eindrucksvolle Berge jagt den nächsten. Überall Birkenwälder – das haben wir so auch noch nie gesehen. Wir kaufen unterwegs ein paar Kleinigkeiten in einem absoluten Outback-Supermarkt ein. Wieder totales Alaska bzw. Kanada Feeling. Was machen wir, wenn wir auf einen Campingplatz fahren? Richtig. Als erstes Wäsche waschen und duschen. Wir bleiben eine Nacht und fahren ein paar Stunden weiter. Unsere erste Fährfahrt ist total entspannt, ca. 30 Minuten, wir können im Fahrzeug bleiben. Gegen Nachmittag kommen wir an einem versteckten Platz nahe an einer großen Brücke an und übernachten hier. Natürlich gesellen sich im Laufe des Abends noch zwei andere Vans dazu, mit denen wir aber außer einem freundlichen Lächeln keinen wirklichen Kontakt haben. Es sind überall so viele Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs, dass wir eigentlich auch gar nicht mehr erwarten, irgendwo mal alleine zu sein. 

Gedankenloser Tourismus auf den Lofoten

Wir bekommen durch Instagram und andere Kanäle natürlich mit, wie voll die Gegend der Lofoten aktuell ist. Wir finden aber einen Platz, der hauptsächlich für Fahrradreisende zu sein scheint und bleiben am Ende ganze sechs Nächte. Was uns hier etwas aufwühlt, ist das Verhalten einiger Wohnmobilisten. Jeder, der an diesem Ort wenige Minuten die urige Schutzhütte oder das süße Architektenhaus zum Verweilen begutachtet, müsste anhand diverser Schilder schnallen, dass hier einige Fahrradfahrer ankommen. Leider parken viele ihre WoMos auf der Wiese, um einen tollen Platz am Meer zu haben und lassen den geräumigen Schotterparkplatz links liegen. Das Problem daran ist, dass es sich um eine Zeltwiese handelt, das aber bedauerlicherweise nicht ausgeschildert ist. Wir bekommen diverse Streitigkeiten mit, und ein deutscher Landsmann gibt zum Besten „Das ist ein freier Platz, ich kann parken, wo ich will.“ Das lassen wir einfach mal so wirken. Alles wird gnadenlos und ohne Rücksicht auf andere zugeparkt. Wir haben das schon öfter miterlebt; irgendwann werden diese Plätze aufgrund genau solchen Verhaltens geschlossen oder eben zum Übernachten für Reisende mit Fahrzeug unzugänglich gemacht. Unser Highlight war am Ende ein lustig grinsender, alkoholisierter Mann am Mittag, der uns mitteilte, dass seine Weinflasche schon wieder leer sei und diese prompt in die Schutzhütte gestellt hat, anstatt diese einfach mitzunehmen. Da kann man wirklich nur klatschen. 

Portionierte Ruhe, Wildtiere und Mitternachtssonne

Der Platz ist grundsätzlich voll. Wir sind umso überraschter, dass wir an zwei Morgen dann doch nochmal alleine hier sind. Natürlich genießen wir das so richtig, essen draußen und lassen Nala so richtig herumtoben. So ist es während unseres Aufenthaltes hier mittags ruhig und gegen Nachmittag wiederholt sich der Wahnsinn. Eines Morgens sehen wir in der Ferne zwei riesengroße Adler. Wir können es nicht glauben und uns gelingen sogar ein paar Bilder, allerdings nur aus der Ferne. Während eines Spaziergangs mit Nala entdecken wir dann auch noch sechs quirlige Nerze, die irgendwo zwischen Neugier und Fluchtinstinkt durch die vielen Felsen am Meer klettern. Wieder finden wir Elchbonbons auf einem Pfad, sehen aber keinen einzigen. Ein Einheimischer bestätigt uns, dass hier in der Gegend ca. 7 Elche wohnen und gewissen Routinen nachgehen, also auch regelmäßig diese Wege laufen. Wir überlegen, ob wir das langsam persönlich nehmen. Das mit Abstand krasseste Naturhighlight ist aber vermutlich die Mitternachtsonne. Wir dachten, es wird einfach irgendwie nicht ganz dunkel, dass aber an wolkenfreien Tagen die ganze Nacht die Sonne ballert, hätten wir nicht gedacht. Die Sonne steht tief und taucht alles in goldenen Glanz. Das Meer sieht aus, als würde es aus eigener Kraft leuchten. 

Frohes Abenteuern,
A&O

#010 Skandinavien Teil 3 – Roadtrip Richtung Norwegen

Nach den traumhaften Tagen an der Schärenküste geht das Skandinavien Abenteuer nun weiter. Vermissen werden wir die Abende mit Max und wie sich später herausstellt, auch das draußen sitzen. Welcher Schock uns mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hat, und ob wir wieder einmal Glück hatten und tolle Menschen kennengelernt haben, erfährst Du in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Versorgungstour Richtung Inland

Also feiern wir schnell unser dreimonatiges Jubiläum und weiter geht das Skandinavien Abenteuer. Nochmal Wasser Ver- und Entsorgung, Tanken und ab auf die Straße. Unterwegs steuern wir einen großen Supermarkt mit deutschen Wurzeln an und versorgen uns wieder für ca. eine Woche. Wir sind neugierig und gehen auch in den gigantischen ICA Max nebenan. Hier gibt es eine schier wahnsinnige Menge an Fleischalternativen, Aufschnitt, frischem Tofu, Käse und sogar eine pflanzliche Nuss-Nougat-Creme. Wir sind im siebten Himmel, denn Letztere ist schon seit Wochen leer. Mit ziemlicher Sicherheit gibt es dazu nochmal einen extra Beitrag. Wir fühlen uns wie in Nordamerika. In jedem Hof steht mindestens ein amerikanischer Oldtimer. Alle sehen aus, wie soeben vom Band gerollt. Das scheint in Skandinavien, speziell aber in Schweden, ein absoluter Trend zu sein. Besonders auf dem Land. Wirklich – Man könnte meinen, dass hier mehr Classic Cars stehen als in den USA.

Natur zu schön, um wahr zu sein.

Wir biegen von der Hauptstraße ab. Breite, geschotterte Forstwege führen uns durch endlose Wälder und wir begegnen keiner Menschenseele. Wir fahren an der Grenze eines Nationalparks immer wieder an Seen vorbei, die so schön sind, dass man es kaum in Worte fassen kann. So etwas haben wir noch nie gesehen. Auf den idyllischen Seen sind kleine Inseln, blühende Seerosen schwimmen auf der Wasseroberfläche. Umringt von hohen, dunklen Wäldern und gelegentlich Schilf sieht das Ganze aus wie ein Gemälde. Alles wirkt, als hätte es jemand gestaltet und platziert, so perfekt ist es. Ein See nach dem Anderen. Natürlich machen wir kein einziges Foto, da wir mit Staunen beschäftigt sind. Der von uns anvisierte Platz gefällt uns nicht so sehr, er ist recht klein und wir würden Wanderern hier zwei Parkplätze wegnehmen. Außerdem steht hier schon ein Pärchen mit Dachzelt, und wir beschließen, ihnen die Romantik zu lassen und fahren wieder ein paar Kilometer zurück. Denn in der Gegend gibt es wirklich genug ruhige Orte. Lustigerweise stellen wir fest, dass dieser Parkplatz an einem unserer Lieblingsorte von unserer Wohnwagenreise in 2019 war. Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm.

Buschsafari auf Schwedisch

Nach kurzem Studium der Karte fällt uns etwas Interessantes auf. Wir sind an einer Zufahrt eines Wanderparkplatzes an der Grenze des Naturschutzgebietes vorbeigefahren, dieser ist aber nicht auf der Karte zu sehen. Auf keiner Karte. Die Zufahrt ist etwas verwildert und es sieht aus, als wäre hier schon länger keiner mehr durchgefahren. Also rein ins Abenteuer. Langsam fahren wir über Stock und Stein den buschigen Weg entlang. Links und rechts kratzt gelegentlich ein Ast ein Andenken in den Lack. Das schmerzt etwas, aber wir wissen bereits aus Erfahrung, dass oft die schönsten Abenteuer so beginnen. Hoffentlich können wir im Zweifel wenigstens noch wenden. Am Ende finden wir tatsächlich einen Parkplatz mit improvisierter Feuerstelle, der ebenfalls etwas verwildert ist. Nach einem Rundgang bestätigen uns die Schilder, dass wir tatsächlich zwei Meter neben dem Nationalpark stehen und damit das Übernachten erlaubt ist. Von hier geht ein Wanderweg ab, der auch nicht so aussieht, als wäre in letzter Zeit jemand hier gewesen. Ein bisschen was Gruseliges hat dieser Ort, aber eben auch eine gewisse Schönheit.

Nächtliche Wiederbelebungsversuche durch Geflügel

Wir gönnen uns eine deftige Brotzeit und lassen den Abend mit einer Serie und Chips im Bett ausklingen. Es wird schon seit Dänemark nicht mehr so richtig dunkel, was uns immer noch etwas verstört. Zum Glück lässt sich der Van komplett verdunkeln, also alles kein Problem. Als wir gegen 23:00 Uhr den Schlaf einleiten wollen, starten mehrere Waldkauze ein imposantes Konzert. Es ist, als würden Sie uns anschreien. Als wir uns nach schätzungsweise einer halben Stunde an die Geräuschkulisse gewöhnt haben und so langsam einschlummern, knallt es ohrenbetäubend, als irgendetwas auf unser Fahrzeug kracht. Total perplex schrecken wir hoch; für einen kurzen Moment ziehen wir Verteidigung in Erwägung. Dann wird uns klar, dass ein oder zwei Eulen entweder gekämpft haben und abgestürzt sind, oder tatsächlich nicht mit dem geparkten Fahrzeug einverstanden waren. Es kehrt wieder Ruhe ein. Also jenseits des immer noch stattfindenden Eulen Orchesters in den Bäumen natürlich. Nachdem sich unsere Herzfrequenz wieder von Presslufthammer zum tropfenden Wasserhahn normalisiert hat, können wir wieder einschlafen. Glaubst Du selber nicht. Es rummelt in der Ferne. Gewitter. Durch die Dachluke holt Olli die Antenne rein, den Solarhauptschalter unterm Bett machen wir auch sicherheitshalber aus.  Am Ende also eine ganz normale, ruhige Nacht im Wald.

Erschöpfte Stellplatzsuche

Das Wetter ist kühl mit gelegentlichem Regen. Wie am Vortag auch, machen wir ordentlich Strecke. Leider sind einige kleine Plätze an einem See dermaßen ungünstig mit wenigen Autos beparkt, dass wir uns auch hier nicht mehr dazustellen können oder wollen. Wir bummeln in der Gegend hin und her, bergauf und bergab durch große Wälder. Plätze wären genug hier, aber überall finden wir Markierungen für die Jagd. Wir bekommen nicht wirklich heraus, wann hier gejagt wird, nur dass im Grunde die gesamte Sommerzeit Jagdsaison ist. Da unser Interesse an nächtlicher Unterhaltung erst einmal gedeckt ist, verlassen wir schweren Herzens die Wälder und entscheiden uns, obwohl wir ziemlich erschöpft sind, noch etwas weiterzufahren. Auch das ist Teil eines nomadischen Lebens im Van. Die Frage ist nicht ob, sondern wann es passiert. Während der Fahrt findet Anika spontan ganz in der Nähe einen Ort auf der Karte, der aussieht, als könne man dort stehen. Dieser Spot am See ist nicht in den Apps verzeichnet. Jackpot. Wir verbringen schlussendlich zwei Nächte hier und laden unsere Akkus wieder auf. Eine Handvoll Angler und ein süßes, älteres Pärchen, die im Kofferraum picknicken – Das war’s an Verkehr hier in zwei Tagen. Nala rennt hier auch freudig rum und wir haben Zeit für Trainingseinheiten.

Seelenverwandte & der Mückenwahnsinn beginnt

Da unser nächstes Ziel Norwegen ist, geht also die Reise weiter. Es wird auch mal wieder Zeit für Wäsche. Wir finden einen kleinen Self-Service-Campingplatz, der uns zwar rund 30,00 € pro Nacht kostet, aber dafür einiges zu bieten hat. So ist die Nutzung von Waschmaschine und Trockner inklusive, das haben wir noch nie erlebt. Auch moderne Sanitäranlagen, Strom, Schwimmbad, Sauna, Duschen, Spielplatz, Tennisplatz, Mountainbike Trail und Fitnesspark gehört dazu. Da kann man nicht meckern. An der Waschmaschinen Front lernt Anika Fabienne aus der Schweiz kennen. Es stellt sich heraus, dass sie und Stefan auch seit einiger Zeit Vollzeit im Van leben und reisen und wir so einiges gemeinsam haben. Gegen Abend überfällt uns ein Schwarm von Kriebelmücken. Diese kleinen Biester kommen durch herkömmliche Moskitonetze hindurch, weil sie so winzig sind. Der Biss schmerzt ziemlich und wir sind jedes Mal, nachdem wir rausgehen, damit beschäftigt, hunderte davon wieder loszuwerden. Eine Sekunde Tür auf, direkt ist die Bude voll. Wir haben Vorhänge und geben unser Bestes, eine Taktik auszuarbeiten, um ein zu großes Eindringen der winzigen Monster zu verhindern. Es bleibt aber anstrengend. Als wir am nächsten Tag abreisen, verquatschen wir uns noch mit Fabienne und Stefan und bedauern sehr, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht haben. Wir haben eine ganz ähnliche Vergangenheit, Motivation und Erfahrungshistorie. Wir tauschen Nummern aus und können es kaum abwarten, die beiden wiederzusehen. Hier trennen sich aber unsere Wege vorerst, da wir gegensätzliche Reisepläne haben. 

Schau doch mal auf unserem Instagram Profil vobei, um tagesaktuell mit dabei zu sein 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

#007 Nächster Halt: Vanlife Skandinavien

Skandinavien boomt. Ob Vanlife in Norwegen oder (Tiny-) Haus in Schweden. Nicht nur die Instagram- und YouTube-Influencer strömen scheinbar momentan nach Skandinavien, sondern auch dieser Nachbar mit den Socken in den Adiletten. Wir sind gespannt, was sich seit unserem letzten Roadtrip 2019 verändert hat, wo wir zu Midsommar sein werden und natürlich auf Dänemark und Norwegen. Hier findest Du wie gewohnt ein paar Gedanken und Erwartungen zu unserem nächsten Abenteuer. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Damals in Schweden

2019 waren wir mit unserem Wohnwagen in Skandinavien. Schweden, um genau zu sein. Natürlich auf Campingplätzen. Wir sind ein bisschen die Westküste entlang gebummelt und haben uns in ein paar Orte richtig verliebt. Damals hatten wir den üblichen Drei-Wochen-Zeitrahmen, jetzt sind es fast drei Monate. Was erwarten wir also von dem Skandinavien Abenteuer 2024? Wir beobachten jedenfalls in den letzten Jahren einen zunehmenden Skandinavien-Boom und hoffen mal, dass wir irgendwo noch Ruhe finden und nicht überall deutsche Rentner, mit Socken in den Adiletten, Bratwurst grillen. Nichts gegen deutsche Rentner, Socken oder Adiletten, hier darf man aber immer nur zwei von vier Dingen gleichzeitig wählen. Manche Kombinationen passen einfach nicht, Darling. Ich glaub‘ wir verrennen uns hier ins falsche Thema.

Skandinavien + Vanlife = ?

Zunächst mal haben wir null Zeitdruck. Wir versuchen also nicht, wie früher, möglichst schnell irgendwo anzukommen. Also setzen wir auch nicht mit der Fähre von Fehmarn über, sondern tuckern wie es sich gehört durch Dänemark nach Schweden und Norwegen. Der Weg ist das Ziel. In Norwegen waren wir noch nie, Dänemark war damals eher Transitland. Wir haben in den letzten Jahren über Bekannte und das Internet viel über Norwegen gelernt und würden schon gerne bis zu den Lofoten kommen. Der Kontrast aus Bergen direkt am Meer macht Norwegen aus Naturliebhaber-Sicht schon sehr attraktiv. Olli liebt Trailrunning und kann sich dort austoben. Auch unsere Hündin Nala steht auf Wanderabenteuer und gemeinsame Entdeckungen. Wir erhoffen uns durch das „Jedermannsrecht“ eine etwas entspanntere Stellplatzkultur. Wir werden sehen, ob die Realität von den Erwartungen abweicht 🙂

Neue Länder, neue Abenteuer, neue Supermärkte

In unserem letzten Italien-Abenteuer haben wir schon wieder gemerkt, dass wir noch länger an schönen Orten bleiben sollten oder könnten. Dadurch, dass wir mehr oder weniger zeitliche Freiheit haben, kann man schöne Orte einfach mehr genießen anstelle von ständiger Herumfahrerei. Vielleicht bekommen wir ein bisschen was von Midsommar Festivitäten in Schweden mit. Wir sind gespannt, wie sich der Sommer in Skandinavien generell anfühlt. Wir sind neugierig, wie wir Vanlife im Norden erleben. Welche Schätze warten wohl in den Supermärkten darauf, von uns entdeckt zu werden? Damals haben wir in Schweden Zimtschnecken mit Kardamom inhaliert, als ob es kein Morgen gäbe. Schweden war schon 2019 relativ weit mit pflanzlichen Alternativen. So gab es sogar eine traditionell vegane Pastete als Brotaufstrich. Ohje, da wird man ja ganz nostalgisch. Und hungrig.. Jedenfalls freuen wir uns auch hier auf altbekanntes und neues.

Reiseziel: Sommer, Abenteuer, Natur

Eine konkrete Route? Fehlanzeige. Sonne und Sommer wär’ schon geil. Wir haben auch kein festes Ziel wie die Abruzzen in unserem Italien Abenteuer. Während wir unterwegs sind, werden wir hier und da etwas recherchieren, was für uns interessant sein könnte. Aber wie immer haben Wetter, Stellplätze und Bauchgefühl auch ein Wörtchen mitzureden. Ein bisschen mehr Raum zum Arbeiten und Schreiben wäre gut. Natürlich ist die Devise auch in diesem Abenteuer: Möglichst kein Geld zum Parken ausgeben. 

Und jetzt kommst Du ins Spiel! Lass‘ uns doch in den Kommentaren oder bei Instagram wissen, was wir unbedingt sehen sollten oder einfach nur, was Dich total begeistert hat oder wo Du gerne mal hinmöchtest 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern und um das Nutzerverhalten besser zu verstehen. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu. Auf unserer Datenschutz Seite findest du Möglichkeiten, dich von Google Tracking zu befreien.

Datenschutzerklärung
×