Vegan in Italien – Von neuen und bekannten Schlemmereien

Man könnte schnell glauben, dass vegane Ernährung und Einkaufen in Ländern, deren Spezialitäten und kulinarische Traditionen auf tierischen Produkten basieren, schwierig ist. Ob dem so ist und wie wir überlebt haben, erfährst Du natürlich in diesem Beitrag. Da wir viel selbst kochen, beziehen wir uns hier hauptsächlich auf Supermärkte. Am Ende findest Du aber auch ein paar Informationen und Gedanken zu Restaurants, sowie unsere Top 5 Lebensmittel. Und jetzt viel Spaß und gute Unterhaltung 🙂

Das Hörnchen an der Tankstelle

Wir verlassen die Autobahn, um eine kurze Pause zu machen. Mal die Beine in der Sonne vertreten. Der erste Besuch in der Tankstelle hinter der Grenze macht unmissverständlich klar, wo hier der Fokus liegt. Frisch im Ofen gebacken, präsentiert sich eine Kombination aus Brot, Fleisch und Käse in allen denkbaren Formen und Farben in der zehn Meter langen Theke. Irgendwas ohne Fleisch? Wenig. Irgendwas ohne Käse? Fehlanzeige. Doch Moment, was ist das? Vollkorn-Croissants! Sogar als vegan gekennzeichnet. Breit grinsend mampfen wir das noch warme, äußerst delikate Hörnchen. Aus Neugier schauen wir, wie der Fastfood-Riese mit dem „M“ ausgestattet ist. Fehlanzeige. Außer Fritten natürlich. In Spanien war es genau so. Interessant, wenn man bedenkt, dass das Fastfood-Restaurant mit dem gruseligen Clown einst in Deutschland der Vorreiter mit einem veganen Burger war. Wir dachten immer, dass Deutschland kulturell wahnsinnig auf Tierprodukte eingefahren ist, doch mit einiger Überraschung stellen wir fest, dass die Länder im Süden hier bedeutend weniger vielfältig in Sachen Essen zu sein scheinen. Die Unternehmensstrategie so manches internationalen Konzerns wird doch noch sehr stark regional geprägt.

Supermarkt „Eurospin“ – Versteckte Schätze

Den kannten wir aus Deutschland nicht. Der erste Markt, den wir in der Nähe der Geisterstadt besuchen, hat ein recht altmodisches Discounter-Ambiente und auf den ersten Blick kaum pflanzenbasierte Ersatzprodukte. In der Obstabteilung entdecken wir aber schon zwei Highlights. Eine 1 kg Packung riesige Medjool Datteln für um die neun Euro. In Deutschland kosten meist 200 g schon 3-4 Euro. Außerdem gibt es Datteln im Schokomantel. Zufällig vegan, da die Datteln genug Süße mitbringen, um sie in dunkle Schokolade hüllen zu können. Brotaufstriche gibt es hier nicht wirklich. Eine recht teure Bio Guacamole ist vorhanden, Hummus finden wir nicht. Es gibt Pflanzendrinks. Eine Schoko-Variante probieren wir und sind begeistert. Reich an Kakao und vollmundig im Geschmack sind wir beide nach einer Tasse pappsatt 🙂 Im Angebot gibt es tatsächlich als vegetarisch gekennzeichnete Bratwürste. Wir finden aber keine tierischen Zutaten darin. Also ab in den Wagen. Später stellt sich heraus, dass die Dinger besser schmecken als die meisten in Deutschland. Im „frisch gebacken“ Regal liegen neben vielen Broten auch leckere Pizzastücke mit fruchtiger Tomate. Für Nala holen wir gerne mal Zwieback, der enthält allerdings normalerweise Milchpulver (Süßmolkenpulver und Kondensmagermilch). Wir finden einen, der vegan ist und auch noch schmeckt wie aus unseren Kindheitserinnerungen. Tja Nala, ab jetzt wird geteilt! Der absolute Wahnsinn kommt zum Schluss. Im gekühlten Frischebereich finden wir eine Focaccia. Auffällig nur mit großen, saftigen Tomatenstücken, Oliven und Kräutern. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät uns, dass wir unser Abendessen in den Händen halten. Kein Schnäppchen, aber wir essen zweimal davon. Um es in den Kühlschrank zu bekommen, müssen wir es falten. Was ein Ballermann! Kurz in der Pfanne aufgewärmt schmeckt der Apparat wie der Himmel auf Erden.

Leider haben wir dieses Angebot so nur in einer Filiale wahrgenommen. Wir können also nicht davon ausgehen, dass grundsätzlich so tolle Sachen im Eurospin auf uns warten. Ein Hochgenuss war es trotzdem 🙂

Supermarkt „Conad“ – Wo Brotträume wahr werden

Ähnlich wie im Eurospin gibt es kaum etwas im Angebot, das wir Deutschen auf Brot essen würden. Eine merkwürdige grün-türkise Guacamole mit gefühlten 30 Zutaten finden wir. Die schmeckt sogar überraschend gut. Eine gigantische Auswahl an Nudeln schüchtert uns ein und teilweise können wir optisch keinen Unterschied zwischen Nummer 45 und 46 ausmachen. Auffällig war schon im vorherigen Supermarkt, dass es kaum pflanzlichen Joghurt gibt. Und wenn, dann ist dieser klein portioniert und unglaublich stark gesüßt. Wir erkennen hier ein Muster. In Italien scheint Naturjoghurt keine große Rolle zu spielen. Oder vielleicht kauft man ihn nicht im Supermarkt. Jetzt zum absoluten Banger: Dunkles Brot. Graubrot. Frisch. Krustig. Da fliegt dem Deutschen vor Freude das Blech aus dem Ofen. Zutaten: Mehl, Wasser, Hefe, Salz. Das Brot ist vorgeschnitten und abgepackt, aber unglaublich frisch und günstig. Beim Gemüse finden wir lächerlich große, eingelegte Oliven mit Knoblauch, Kräutern und Chili, die geschmacklich einfach nur als Delikatesse einzuordnen sind. Bisher war Spanien für uns das Olivenland, aber Italien hat uns wirklich raffiniert verführt (Lass’ das bloß nicht Spanien hören!). Im Kühlregal finden wir auch ein paar vegane Eissorten, die nicht wie in Deutschland zu drei Stück verpackt, sondern durch zwei teilbar sind. Da haben wir gar keinen Nährboden für Streit mehr. Worüber regen sich die Italiener denn dann bloß immer so auf? Natürlich haben wir auch Tomatensoßen unter die Lupe genommen. Selbst die günstigeren Angebote werben mit „Made in Italy“ und schmecken uns hervorragend. Zu guter Letzt nehmen wir noch Salzgebäckstangen mit. Diese sind nicht per se rein pflanzlich, wir finden aber welche zum Knabbern für unterwegs. Sehr trocken, sehr sättigend, aber lecker. Dieses Bäckereierzeugnis scheint in Italien auch sehr traditionell und viel genutzt zu sein. Weißt Du mehr als wir? Hilf uns in den Kommentaren auf Sprünge 🙂

LIDL – Eine verlässliche Institution für pflanzliche Alternativen

Was sollen wir sagen? LIDL macht einen guten Job in Sachen Sortiment. Wir finden viele Sachen aus der Heimat wieder. So auch im Kühlregal. Der pflanzliche Feta und der Scheibenkäse sind für uns beide ungeschlagen lecker, das haben uns auch schon Freunde auf der Reise bestätigt, die auch tierische Erzeugnisse essen. Mit etwas Tomaten und Oliven hat man mit dem Feta ein feines Essen, das einem nur schwer langweilig wird. Es gibt Sandwiches, Joghurt, dreierlei Aufschnitt, Guacamole, Hummus und eine Auswahl an Dingen zum Braten wie z.B. Burger Patties. Ein leckerer Blaubeer-Joghurt findet seinen Weg in unseren Kühlschrank. Es ist nicht wirklich überraschend, dass auch dieser sehr stark gesüßt ist. Zu unserer Verwunderung gibt es nicht überall Burgerbrötchen, wie wir das aus Deutschland kennen. Also greifen wir so, als sich die Chance bietet.

Vegan in Restaurants

Wie schon erwähnt, bietet der eine Fastfood-Riese nicht wirklich etwas an. So ist es aber durchaus erfreulich, dass es in den meisten Eisdielen und Snack-Bistros etwas für uns Vegitarösen gibt. Beim Stadtbummel haben wir Paninis gefunden. Dummerweise direkt nach dem Frühstück, sodass wir diese nicht mehr probiert haben. Wir haben es nicht in viele Städte geschafft, nach unserer Recherche können wir aber mit Sicherheit sagen, dass analog zu Deutschland auch in den Großstädten Italiens die Zahl der veganen Restaurants mittlerweile sehr hoch ist und z.B. in Neapel sogar einige vegane Pizzerias existieren.

Unsere Top 5 veganen Highlights in Italien

Natürlich handelt es sich hierbei nicht ausschließlich um Spezialitäten des Landes. Es ist vielmehr eine Skala von dem, was uns in den knapp fünf Wochen Italien Roadtrip so richtig Freude bereitet hat 🙂

  1. Focaccia zum Aufwärmen (Eurospin)
  2. Frisches Graubrot (Conad)
  3. Riesenoliven mit Knoblauch und Chilli (Conad)
  4. Zwieback (Conad) 
  5. Feta (Lidl)

Fazit: Eine Reise wert

In Supermärkten findet man mittlerweile in Italien einiges an pflanzenbasierten Alternativen, jedoch haben wir realisiert, dass Deutschland einen sehr großen Vorsprung in Sachen Vielfalt hat. Das Angebot der Supermärkte variiert natürlich stark und es lohnt sich, auch nicht explizit gekennzeichnete Produkte auf Zutaten zu prüfen. Sonst hätten wir die unglaublich leckere Focaccia nicht entdeckt 🙂 Pflanzliche Milchalternativen gibt es nahezu überall. Aufschnitt wie Fleischwurst oder Salami sucht man vergebens, und auch Naturjoghurt ist ein seltenes Gut. LIDL war bisher für uns auf Reisen eine erfreuliche und planbare Anlaufstelle zum Einkaufen. In Italien wie auch in Spanien gibt es bei LIDL viele vegane Produkte und manchmal sogar regionale Spezialitäten wie die Tortilla in Spanien. Wir lieben es, auch in Supermärkten Neues (und Bekanntes) zu entdecken.

Wir hoffen, wir konnten Dich ein wenig unterhalten, und vielleicht findest Du bei Deinem nächsten Italientrip ja auch ein paar Schätze, die Du mit uns teilen kannst 🙂

Frohes Abenteuern,
A & O

#005 Geheimtipp: Europas „Little Tibet“ in den Abruzzen

Randvoll gepackt geht’s endlich vom sonnigen Strand in die windige Höhen der Abruzzen. Unser Zielgebiet, Little Tibet, wie so mancher sagt, liegt auf 1.500 m Höhe. Ob es da noch warm ist und ob man dort wirklich noch Einsamkeit und Natur genießen kann, erfährst Du in diesem Beitrag 🙂

Von Bergen & Meer

Auf dem Weg zum „Little Tibet Europas“ in den Abruzzen lassen wir die blaue Adriaküste hinter uns. Es war doch gerade so schön warm. Endlich hatten wir ein paar Tage Sommerwetter. Aber das Abenteuer ruft und der Wetterbericht verheißt großräumig auch nichts Erstrebenswertes. Wir sind super neugierig. Schließlich wollten wir ursprünglich zuerst in die Berge, und haben unsere Route dann dem Wetter angepasst. Wenn Du neu hier bist, kannst Du hier den Start unserer Italienreise nachlesen.

Abenteuerfeeling beim Hochschlängeln der Serpentinen. Relativ breite Straßen, wir sehen irgendwann gar keine Autos mehr. Süße kleine Bergdörfer mit einer Handvoll Häusern thronen an den Hängen. Die Einwohner hier haben jeden Tag eine atemberaubende Aussicht. Hier und da liegt ein großer Hund am Straßenrand und schaut uns müde an. Wir fahren immer weiter hoch und irgendwann gibt es keine Dörfer mehr. Auch nicht wirklich Bäume. Das Gefühl der Hochebene wird präsenter. Wir kommen immer wieder ins Staunen, sehen immer mehr wirklich große Berge, deren Spitzen und Hänge schneebedeckt sind. Wir sind schon verdammt weit oben. Das müssen Giganten sein. Wir erreichen unseren Zielort. Unsere Erwartungen werden mehr als erfüllt. Wir stehen auf einer großen Wiese, Bergpanorama in allen Himmelsrichtungen. Natürlich ist es windig. Der Wetterbericht sagt uns, dass es nachts unter 10 Grad sein wird, tagsüber auch nicht viel wärmer. Wir sind auf alles vorbereitet und machen es uns gemütlich. Schließlich steht ja auch noch Arbeit an.

Wir genießen die Ruhe der Abruzzen

Wir nutzen die Zeit und die Einsamkeit, und spielen oft draußen mit Nala. Hier kann sie sich richtig austoben. Außer ein paar Vögeln begegnen wir hier keinen Tieren. Hier ist im Grunde auch nichts außer Wiese und Steinen 🙂 Wir machen eine kleine Wanderung, als es mal nicht ganz so windig ist. Wie zu Beginn der Italien-Reise in Deutschland freuen wir uns morgens immer wieder aufs Neue über unsere Heizung. Abends machen wir es uns unter dicken Decken im Bett so richtig gemütlich und schauen uns irgendeinen Kokolores beim Streaminganbieter an und vernichten so richtig fettige Chips. Wir bleiben zwei Nächte und fahren weiter, da wir neugierig sind, was uns noch so erwartet. Weil der Platz so schön ist, könnten wir uns vorstellen, einfach nochmal wiederzukommen, wenn wir unterwegs nichts finden. Also fahren wir weiter hoch und was sich uns offenbart, ist der schiere Wahnsinn.

Endlich wieder Blut & hoch in den Wolken

Beim Fangen der Drohne erwischt ein Rotor Olli’s Finger und reißt eine schöne Kerbe durch Fingerkuppe und Nagel. Erstmal Druckverband und das Kunstwerk einpacken. Wir genießen die windige Aussicht auf dieser riesigen Hochebene und die atemberaubenden Berge. Weiter geht’s zum Hotel Campo Imperatore auf 2130 m. An den Straßenrändern liegt noch Schnee und es ist super nebelig. Wir frieren uns das Gesäß ab und können neben dem Hotel kurz einen 1000 m tiefen Blick ins Tal auf der anderen Seite des Berges erhaschen, bevor der Nebel und die Sicht wieder komplett versperrt. Leider können wir heute von hier aus nicht auf die Hochebene blicken.

Wir fahren die Sackgasse also wieder herunter und bummeln ca. 15 Kilometer durch das große Nichts. Geröllfelder, Sand, steile Felswände und wahnsinnig breite Flussbetten säumen in den unendlichen Weiten unseren Weg. Sowas haben wir noch nicht gesehen und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Einmal sehen wir vor einem Berg in der Ferne ein winzig kleines Haus, welches sich später als vierstöckig herausstellt. Wie groß hier alles ist, kann man ohne solche Fixpunkte gar nicht mehr begreifen. Wir finden einen Parkplatz, der genau vor der Grenze des Nationalparks liegt, und übernachten hier.

Am nächsten Morgen streift ein siebenköpfiges Rudel aus Hütehunden durch den großen Canyon und checkt uns nebenbei auch nochmal aus. Was ein epischer Morgenspaziergang. Dieser Ort ist nicht zuletzt durch einen Bud Spencer und Terence Hill Film bekannt geworden. Wir wandern nach dem Frühstück in aller Einsamkeit (es lebe die Nebensaison) durch die Schluchten und das Staunen geht weiter. Nala freut sich auch immer über große, leere Flächen und rennt freudig umher. Olli geht später durch den erkundeten Teil laufen. Der Wind lässt einem die Augen trocknen und man merkt die Höhe deutlich, aber die malerischen Schluchten und Berge lassen das schnell vergessen. Auch hier ist der Internetempfang per Satellit hervorragend und wir arbeiten fleißig mit schönster Aussicht aus allen Fenstern.

Am Strand vorbei Richtung Heimat

Das richtige Wildlife bleibt uns verborgen, dafür müssten wir vermutlich tiefer in die Nationalparks. So schön es auch ist, uns geht die Kälte und der Wind nach ein paar Tagen auf den Keks. Also was? Genau. Ab zum Strand 🙂 Durch unsere Dachbox ist unser Fahrzeug 2,92 m hoch. Bisher hatten wir keine Probleme, aber das sollte sich nun ändern. Parallel zum Strand verlaufen Gleise, und die Unterführungen haben in der Regel nur eine Höhe von atemberaubenden zwei Metern. Nach ein paar Runden in dem gar nicht so schönen Ort finden wir aber eine Unterführung mit drei Metern (was haben wir geschwitzt!) und parken an einem echt schönen Plätzchen direkt am Strand. Es ist innerhalb der Woche, daher ist der Platz wie leer gefegt. Am nächsten Tag stoßen die bezaubernden Leslie und Felix zu uns, die quasi auf Jungfernfahrt mit ihrem Selbstausbau sind, und wir verbringen sehr entspannt und unterhaltsam ein paar Tage zusammen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. Die Stranddusche ganz in der Nähe funktioniert bereits und ist schweinekalt 🙂 Der Platz wird zum Wochenende voller, die Sonne knallt und es ist richtig schön warm. Wir bekommen etwas Farbe und müssen gelegentlich sogar den Schatten suchen. So haben wir uns das vorgestellt. Es gesellt sich ein weiteres deutsches Pärchen mit Baby und Hund zu uns. Ebenfalls Selbstausbau, ebenfalls sympathisch 🙂 Bei Abreise erstehen wir von einem mobilen Verkäufer ein riesengroßes, frisches Brot welches wir später so richtig genießen. So langsam geht es wieder Richtung Heimat und wir freuen uns auf die Zeit mit Familie und Freunden.

Frohes Abenteuern,
A&O

#003 Ruhelos und gesegnet in Apulien Teil 1

Dieser Apulien Reisebericht ist natürlich wie gewohnt prall gefüllt mit Abenteuer 🙂 Aber wir erleben auch die Herausforderungen, die Reisende mit Hund unterwegs so haben und werden vor mehr als einer harten Prüfung gestellt. Viel Spaß beim Lesen und lass’ uns doch ein Kommentar da, wenn es Dir gefallen hat 🙂

Bergplatz mit Meerblick

Nach unserer Zeit mit Ioanna und Miguel fahren wir weiter Richtung Süden – Apulien, um genau zu sein. Wir kraxeln durch einspurige Serpentinen und ein kleines Dorf einen Berg an der Küste hoch und überleben nur knapp. Spaß beiseite, das war ein Abenteuer, aber die Gegend ist so abgelegen, dass man nicht mit viel Gegenverkehr rechnen muss. Außer mit Kühen, Ziegen und Hunden. Die wohnen nämlich alle da oben. Nichts ist wirklich eben an diesem tollen Ort mit Meerblick. Wir freuen uns aber über ein paar große Steine und unser einstellbares Luftfahrwerk an der Hinterachse. Einen perfekt geraden Stand bekommen wir zwar nicht hin, aber es reicht.

Diese kleine Stelle auf dem Hügel ist traumhaft, ruhig, die Aussicht ist atemberaubend. Bei der nächtlichen Gassirunde mit Nala entdeckt Olli an mehreren Büschen feuchte Stellen wie Markierungen von Tieren. Sehr frisch. Am nächsten Tag stellen wir fest, dass die Hütehunde der Ziegen und Kühe Freigang haben und die Gegend regelmäßig abchecken. Das sorgt natürlich dafür, dass wir etwas vorsichtiger sind. Das Gelände ist nicht wirklich überschaubar. Mit uns hat zwar eine der Damen liebevoll gekuschelt, die anderen beiden waren aber eher auf Distanz. Wie sie auf Nala reagieren, müssen wir nicht unbedingt herausfinden. Hätten wir uns mal einen Goldfisch gekauft.

Man sieht sich immer zweimal

Gegen Abend kommen dann nicht ganz unangemeldet die 2idiotsontour an. Wir haben tagsüber miteinander geschrieben. Die beiden waren so beeindruckt von dem Platz, dass sie den halben Tag zu uns herübergefahren sind. Unser erstes Gesprächsthema gleich nach dem Aussteigen ist der abenteuerlich steile Weg herauf. Wir kochen Nudeln in Pilzsoße für alle und die beiden freuen sich, nach der langen Fahrt nicht noch kochen zu müssen. Auch für sie gibt es keine Ausnahme an diesem herausforderndem Ort und sie verbringen die Nacht mit etwas Schießstand. So richtig entspannt sind wir wegen den 80kg Hunden immer noch nicht und fahren am nächsten Tag weiter, mit einem ganz exotischen Ziel: Campingplatz! Ioanna und Miguel bleiben noch. Über unsere Geburtstage, die recht nah aneinander liegen, gönnen wir uns ein wenig Auszeit und alle Annehmlichkeiten auf einem günstigen Campingplatz. (Warum wir als passionierte Vanlife Sparfüchse gelegentlich doch mal auf Campingplätzen stehen, kannst Du etwas ausführlicher hier nachlesen).

Schlemmereien, Ruinen und halbnackte Überraschungen

Der Campingplatz befindet sich auf einem Olivenhain mit direktem Meereszugang. Alles ist sehr einfach gehalten. Wir lieben es. Es ist ruhig und man kann auf einem kleinen Berg wandern oder wie in Ollis Fall joggen und die gesamte Bucht von hoch oben überblicken. Der Anstieg ist steil und hat alpinen Charakter. Oben gibt es Spuren einer uralten Bevölkerung namens Daunier, die dort bereits eine Million Jahre vor unserer Zeitrechnung Spuren hinterließen. Ein paar jüngere Ruinen und eine Nekropole befinden sich ebenfalls dort oben. An seinem Geburtstag springt Olli nach dem morgendlichen Yoga ins erfrischende Meer. Er sonnt sich noch einen Augenblick und bummelt am nahezu leeren Strand der Bucht zurück. Aus einiger Distanz hört er unerwartet vor sich jemanden rufen: „Wenn das nicht der einzig Wahre ist!“. Auf Deutsch?! Und dann wird Olli klar, wer da gerade sein Strandhandtuch ausbreitet: Es sind Ioanna und Miguel. Von allen Buchten in der Region kommen Sie ausgerechnet hierhin. Wir freuen uns und lachen uns über diesen Zufall kaputt. Später essen wir noch gesellig den Apfelkuchen, den Anika gebacken hat, und verabschieden die zwei, diesmal endgültig. Für Erste. Versprochen 🙂 Natürlich sind wir nicht komplett faul und arbeiten gelegentlich, waschen Wäsche und so weiter. Das Übliche eben. Anikas Geburtstag ist aufgrund eines ausgewachsenen Gewitters eher sparsam ausgefallen, allerdings gipfelte der Tag dann noch in einer original italienischen Pizza als Überraschung. Der Besitzer des Platzes hat sie netterweise in geheimer Mission organisiert.

Fleischfrei in Italien & kranker Wuff 

Nach ein paar Tagen freuen wir uns, weiterzufahren und gehen unterwegs noch einmal fürstlich Lebensmittel einkaufen. Für uns sind die Supermärkte in Ländern außerhalb Deutschlands immer ein Highlight, da wir die veganen Lebensmittel und Ersatzprodukte auskundschaften. In diesem Supermarkt waren wir noch nie. Wir finden unter anderem Datteln im Schokomantel, Pizza, eine riesengroße Focaccia, Haselnussschokolade und tatsächlich eine Art Bratwurst. Jeder Supermarkt und vor allen Dingen jedes Land sind anders ausgestattet. So findet man selten Dinge wie Wurst als Brotbelag in südländischen Ländern. Dazu werden wir beizeiten noch einen ganz eigenen Beitrag verfassen 🙂

Als wir zurück in den Van steigen, ist Nala ungewöhnlich nervös und unser Verdacht, dass es ihr nicht gut geht, bestätigt sich, als sie unvermittelt in den Van pinkelt. Wir vermuten, dass sie eine Blasenentzündung hat, da sie im Anschluss sehr häufig muss und sehr lange braucht. Es ist schon nachmittags. Wir fahren weiter und halten alle 10 Minuten an. Wir müssen einen Tierarzt finden. Die Zeit rennt uns davon. Wieder Gewitter. Während wir fahren. Nala hechelt wie wild und ist permanent in Bewegung. Dass sie Angst vor lautem Knallen hat, hilft da jetzt echt nicht weiter. Dass wir Hunger haben und müde sind, auch nicht.

Wie das Abenteuer weitergeht erfährst Du in „Ruhelos und gesegnet in Apulien Teil 2“. Abonniere unseren Newsletter oder folge uns bei Instagram, um keinen Beitrag mehr zu verpassen 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

#002 Paradies auf Umwegen – Überraschung an der Adriaküste

Die erste Woche Roadtrip in Italien könnte kontrastreicher nicht sein. Altstädte, Geisterstädte, gemischte Gefühle, menschenleere Strände und kaltes Meerwasser an der Adriaküste.

Kaltstart

Plötzlich kommt blitzschnell Anikas Hand unter der kuschelig warmen Decke hervor und drückt auf den Knopf der Heizung. Die Nacht auf dem Parkplatz war ruhig. Morgens 2 Grad Außentemperatur, aber in wenigen Minuten ist es warm im Van. Fertigmachen, Hunderunde, Kaffee, Frühstück, Einkaufen und ab gehts durch die Berge. Alle Gipfel verschneit. Wir fühlen uns ein wenig wie damals in Kanada. Ein Highlight vor dem Brennerpass ist eine Abfahrt mit 16 % Gefälle. Das haben wir noch nie erlebt. Wir fragen uns, wann die Bremsen versagen, kommen aber gut und ohne qualmende Bremsen unten an. Wir genießen bei der Fahrt weiter die Aussicht, fahren entspannt im Tempo der LKW, da fast überall Baustellen sind. Uns beschleicht das Gefühl, den dunklen, fast schwarzen Wolken davonzufahren. Vor uns blauer Himmel. Die kleine Temperaturanzeige im Armaturenbrett steigt langsam aber sicher. Hin und wieder regnet es. Wir machen eine Pause an einer Tankstelle. Als wir losfahren, fängt es an, Golfbälle zu hageln. Wir sehen Blitze in der Ferne. 

Bella Italia – Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?

Angekommen an unserem ersten Stellplatz in Italien, ein riesengroßer Schotterplatz an einem Schwimmbad, steigen wir aus und spüren die warmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut. Fast 20 Grad, direkt hinter den Alpen. So haben wir uns das vorgestellt. Auf dem Parkplatz fährt gelegentlich Personal mit einem Golfcaddy entlang und leert bei Bedarf die vielen Mülleimer. Über den Bergen sehen wir die schwarze Front am Himmel, die scheinbar näher kommt. Wir stellen uns auf das Schlimmste ein. Doch wir sollten verschont bleiben. Später ist es bewölkt, sodass die Solarpaneele unsere Batterien über den Tag nicht wieder voll bekommen, aber das ist nicht schlimm, wir haben ja etwas Puffer.

All Inclusive alleine macht nicht glücklich

Nach zwei Nächten fahren wir weiter Richtung Süden, da zumindest der Wetterbericht nicht die gleichen Ziele hat wie wir. Angekommen an einem kostenlosen Stellplatz inklusive aller nötigen Versorgung, d.h. Frischwasser, Abwasserentsorgung und sogar Strom, erfreuen wir uns an dem schönen Platz und erkunden mit Nala die Gegend. Die Altstadt  am Berg, umgeben von Stadtmauern, ist sehr besonders, denn sie hat sich seit ca. 1300 n. Chr. nicht stark verändert (Okay, damals gab es da vermutlich kein Sushi). Es ist eine der wenigen uralten Städte, die nicht in irgendeinem Krieg zerstört wurden. 

Das Wetter will nicht so recht und der Platz wurde übers Wochenende brechend voll, nach zwei Nächten sind wir etwas ratlos und irgendwie knatschig und grübeln den ganzen, langen, nervigen, grauen Tag lang, was wir machen sollen. Wir wollen in die Berge, aber überall ist das Wetter in den kommenden Tagen bis Wochen eher doof, hoch oben in den Bergen vermutlich nicht besser. Da wir auch Bildmaterial produzieren wollen, ist das ungünstig. Wir erwägen kurz, einfach nach Spanien zu fahren, aber das wäre zu einfach. Die Lösung: Wir haben ja Zeit. Also fahren wir doch erst einmal am Meer entlang so weit nach Süden wie wir können und wollen, und fahren dann eben auf dem Rückweg in die Berge. Anika findet durch die einschlägigen Apps und Kartenmaterial einen Spot am Meer, an dem vermutlich jetzt in der Nebensaison nichts los ist. Das sollte sich später noch auf gruselige Art bewahrheiten. Wir schlafen noch eine Nacht, Entsorgen Wasser, Füllen Frischwasser auf, Tanken. Dann halten wir an einem Waschsalon, der sogar sonntags aufhat und Waschen und Trocknen eine riesige Ladung Wäsche. Währenddessen Frühstücken wir, Putzen den Van, Reparieren und warten ein paar Kleinigkeiten und kommen erst gegen frühen Nachmittag auf die Straße. Gar nicht schlimm, denn die Mautstraße ist am Sonntag wie leergefegt und wir fahren stundenlang mit Tempomat entspannte 95 km/h bis zum Ziel, ohne wirklich jemals bremsen zu müssen. Der Meerblick auf die italienische Adriaküste zaubert uns mehr als einmal ein Lächeln auf die Lippen.

Anika vor einem Waschsalon

Verloren in der Geisterstadt

Unser Weg führt uns durch breite, leere Straßen, die von dickem Bambus und hohem Schilf gesäumt sind. Fast ein bisschen wie in Thailand. An vielen Stellen haben Menschen Müll oder Bauschutt einfach in die Natur gekippt. Wir fahren durch ein kleines Dorf, es wirkt alles sehr konstruiert und geradlinig, irgendwie gepflegt, aber wie leer gefegt. Wir sehen und hören keinen einzigen Menschen und kein Auto auf den sehr breiten Straßen. Irgendwie postapokalyptisch. Weiter durch den Bambuswald kommen wir an einem großen Platz am Meer an. Nur eine Familie mit 3 Kindern steht in ihrem Wohnmobil hier. Sonst sind wir alleine. 50 m bis zum monströsen Strand, die türkise Adria immer in Sichtweite. Endlich freistehen. Gelegentlich kommen Autos und drehen sofort wieder um. Da hier weit und breit nichts ist, kommen vermutlich viele Leute hier her, um alleine zu sein oder um ungestört Zärtlichkeiten auszutauschen. Latexhaltige Spuren davon haben wir schon öfter an abgelegenen Orten gefunden. Der Strand ist kilometerweit wie leergefegt. Am zweiten Tag ist es so windig, dass draußen sein irgendwann stresst. Nach einem Spaziergang durch die Geisterstadt wissen wir nicht, ob wir bleiben sollen, weil das irgendwie selbst für Olli grenzwertig gruselig ist. Aber nach einiger Recherche stellen wir fest, dass die meisten Häuser und Wohnungen Ferienwohnungen sind und die leeren Bars am Strand Vorbereitungen für die wärmere Saison treffen. Über den Winter wird hier aber scheinbar alles verbarrikadiert. Wir kennen die Nebensaison aus Spanien, dass aber ganze Dörfer komplett leer stehen, haben wir so noch nicht erlebt. Am dritten Tag ist es kaum windig, es sind zwar nur 15 Grad, aber die Sonne knallt richtig, sodass wir uns endlich, neben Schreiben, Kochen, Hundebespaßung und diverser Planung in die Sonnenstühle setzen und die lang ersehnte Sonne so richtig genießen. Das komische Gefühl ist weg. Wir können loslassen und fühlen uns angekommen. 

Wir bleiben noch zwei Nächte und lernen Ioanna und Miguel von 2idiots_ontour kennen. Die beiden sind in einem Geländewagen unterwegs und kriegen das Ganze auf engstem Raum hin.  Zusammen verbringen wir draußen bei Eiseskälte die Abende bis in die Dunkelheit und lachen sehr viel. Olli war barfuß am Strand laufen und hat sich mehrfach ins 15 Grad kalte Wasser geschmissen. Vitalisierend 🙂 Als wir uns morgens verabschieden, wird der Platz voller und voller, was vermutlich am Wetter und am nahenden Wochende liegt. Auch das Meer ist bedeutend ruhiger als zuvor. Schade, dass sich unsere Wege hier schon trennen, aber für uns alle fühlt es sich richtig an. Die beiden müssen bald eine Fähre erwischen, und unser Abenteuer muss eben auch weitergehen.

Wir wünschen Euch gute Fahrt, frostfreie Nächte und unvergessliche Momente!

Frohes Abenteuern 🙂

Der Startschuss – Digitales Nomadentum 2024

Als in unserem Umfeld bekannt wurde, dass wir unsere Wohnung aufgeben um Vollzeit als digitale Nomaden zu leben, fragten uns immer mehr Freunde und Bekannte, ob Sie uns irgendwo außerhalb von Instagram begleiten könnten.

Was wird das hier???

Einen klassischen Reiseblog wollten wir als digitale Nomaden allerdings nie machen, da wir wenig Sightseeing machen, kaum Städte besuchen oder Restaurants testen. Auch das klassische Vanlife-Clickbait-Drama-Theater wollen wir uns und Dir ersparen. Du darfst also gespannt sein, was hieraus wird – Das wissen wir nämlich selbst noch nicht so genau. 🙂

Abenteuer! Und Du kannst dabei sein

Fakt ist, wir wollen unser Abenteuer mit allen Interessierten teilen. Wir haben bisher so viele fantastische Dinge erlebt. Atemberaubenden Sternenhimmel in abgelegenen Canyons beguckt, tagelang den Alltag von Chamäleons studiert, Oktopusse und fliegende Fische waren beim Schnorcheln zum Anfassen nahe, Abendessen bei traumhaften Sonnenuntergängen in warmen Sommernächten mit Freunden.

Aber eben auch Unerwartetes. Wie man Spinnen bei Nacht draußen findet. Wie man einen Van aus einem Kiesloch rettet, wie Salzwasser und Sandstürme Dein Auto und das gesamte Inventar verkrusten und eine rostende Pampe, selbst auf Kunststoffen, bildet. Wie man mit einem kranken Hund im Ausland klarkommt. Eben alles, was ein Abenteuer ausmacht.

Was uns und Dich erwartet

Wie ist es, Vollzeit im Van zu leben? Nicht mehr irgendwann irgendwo sein zu müssen? Wo führt uns unsere Reise hin? Wir freuen uns, wenn Du dabei bist. Und vielleicht hast Du ja sogar Lust und Zeit, uns ein paar Zeilen dazulassen 🙂 Oder schau mal bei http://instagram.com/beiunsshepherds vorbei.

Fröhliches Abenteuern,
Ani, Olli & Nala 

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