Warum Dich Vanlife nicht glücklich macht

Vanlife macht genauso wenig glücklich wie mehr Geld, eine größere Wohnung, ein Luxusauto oder ein gut aussehender Partner. Die meisten von uns glauben scheinbar immer noch, dass solche Dinge erstrebenswert sind oder uns vollständig machen. Image. Statussymbole. Ego. Aber sobald wir irgendwas davon haben, brauchen wir etwas Besseres oder Größeres, und die Geschichte wiederholt sich endlos. Wir hören nicht auf, da draußen nach dem Glück zu suchen. Doch inwieweit können unsere Lebensumstände überhaupt zu Zufriedenheit und Glück beitragen?

Sorglos, frei, glücklich.

Zugegeben, es ist einfach verlockend. Du wachst morgens auf, aus dem Fenster siehst du einen weißen, einsamen Strand und türkises Wasser. Die Sonne scheint, du springst ins Meer und siehst bunte Fische. Dein Partner drückt dir einen Kaffee in die Hand, als du wieder kommst. Du tickerst ein bisschen auf dem Laptop rum, und dein Kontostand ist wieder um ein paar hundert Euro gewachsen. Dann gibt es tropische Früchte, du erkundest exklusive Orte und isst exotische einheimische Spezialitäten zu Abend. 

Der Alltag sieht anders aus.

Doch neben diesen romantischen Momenten bietet Vanlife sogar noch mehr Potenzial, unglücklich und gestresst zu sein. Man hat wenig bis keine Intimsphäre, man kann nicht einfach weg, man ist ständig auf der Suche nach Versorgung, also auch Wasser. Man muss seinen Müll irgendwo entsorgen, einen Spot mit Internet haben, im Ausland zu unbekannten Ärzten gehen, einen Job finden, der einem dieses Leben bezahlt. Man muss mit viel mehr Unsicherheiten umgehen und hat unter Umständen bedeutend weniger Routinen. Manchmal weiß man nicht, wo man abends schlafen wird. Es gibt aber auch nicht „das“eine Vanlife. Jeder lebt, wie in Wohnungen auch, anders. Wir kennen Leute, die mehrmals täglich im Van duschen und müssen alle 2-3 Tage Wasser besorgen. Wir kommen ca. eine Woche aus. In Dänemark ist das z.B. gar kein Problem, an jeder Tankstelle gibt es kostenlos Wasser in bester Trinkwasserqualität. In Südspanien ist das, unserer Erfahrung nach, ein komplett anderer Film. Nur gechlortes Wasser gegen Geld und auch lange nicht überall. Dafür muss man nicht selten auch mal 30-50 km fahren. Dann hat man noch kein Trinkwasser. Dafür braucht man entweder eine gute Wasserfilteranlage oder man muss sich Trinkwasser im Supermarkt kaufen. Wir könnten dir zum Thema Müllentsorgung und Stellplätzen vergleichbare Beispiele geben. Wir wollen keinem diesen Lebensstil madig machen, wir lieben es. Aber alles hat seinen Preis. Ein wenig Realität kann hier nicht schaden. Die meiste Zeit stehen wir nicht alleine in atemberaubender Natur. Wir sagen nicht, dass das nicht möglich wäre. Es ist aber auch in den beliebten Ländern nicht so einfach. Nur Instagram-Romantik als Entscheidungsgrundlage zu nehmen, um sein Leben auf den Kopf zu stellen, könnte etwas voreilig sein. Man hat eben auch Alltagspflichten und Probleme, nur eben anders und manchmal sehr zeitintensiv. 

Was bedeutet „Glück“ überhaupt?

Ähnlich wie beim Wort „Liebe“ gibt es so viele Definitionen von Glück, wie es Menschen gibt. Und je länger man darüber nachdenkt, desto diffuser wird es.

Glück ist nicht in den Dingen zu suchen, sondern in uns selbst.“ -Johann Wolfgang Goethe

Wir finden, das stimmt. Aber das ist auch ein altkluger Satz, mit dem die meisten wahrscheinlich nichts anfangen können. Deswegen gehen wir gleich mal etwas ins Detail. Für diesen Beitrag setzen wir Glück oder die Empfindung des Glücklich seins mit „Zufriedenheit“ gleich, damit wir alle für einen Moment mit der gleichen Definition arbeiten.

Was Du hier erwarten kannst

Das hier ist kein Leitfaden nach dem Motto „Wie werde ich für immer endlos glücklich“.  Das Thema ist bedeutend größer, als es ein einzelner Blogbeitrag jemals bedienen könnte. Wir möchten aber aus unserer Erfahrung heraus inspirieren, motivieren und zum Reflektieren anregen. Jeder Weg ist anders, wir alle haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und wurden von den verschiedensten Dingen geprägt. Die folgenden Schritte waren und sind für uns wichtig, und wir hoffen einfach, dass diese Erkenntnisse einen Mehrwert für andere darstellen. Das hier ist also keine To-do-Liste zum Glücklichsein, sondern eher eine Inspiration, ein Startpunkt, der Dir vielleicht dabei helfen kann, Deine Reise Richtung mehr Zufriedenheit ein wenig klarer zu gestalten. Dieser Beitrag richtet sich natürlich nicht nur an angehende Vanlifer 😉

Triggerwarnung: Solltest Du Dich in einer Depression befinden oder Dich mental ungewöhnlich schlecht fühlen, empfehlen wir Dir nicht weiterzulesen und mit jemandem, zum Beispiel einem Therapeuten, zu reden, da Teile dieses Beitrages belastend sein könnten.

4 Schritte zu mehr Zufriedenheit

1. In der Ruhe liegt die Kraft

Kennst Du das Gefühl, wenn einem alles zu viel wird? In einem gestressten, reiz überfluteten oder ängstlichen Zustand, indem die meisten von uns sich befinden, ohne es zu merken, sehen wir die Dinge oft nicht klar. Dann wollen wir der Situation einfach nur entkommen und können das größere Bild nicht mehr sehen. Das ist gut erforscht. Wir müssen lernen, Ruhe zu finden und unsere geistige Gesundheit zu priorisieren. Lernen, sich aktiv und vor allem geistig zu entspannen und auf Dauer eine innere Distanz zu den Geschehnissen zu bewahren. Stressmanagementkurse, Meditation, nach innen fokussierte Asanapraxis (Yoga), autogenes Training, MBSR, Tai-Chi oder Chi Gong sind ein guter Start. Irgendwas zum Kontrast unseres permanent reizüberfluteten Verstandes. Warum? Weil wir dadurch in Kontakt mit unserem Körper kommen, auf die Gefühlsebene gehen. Dadurch identifizieren wir uns nicht nur noch mit unseren Gedanken. Eine tägliche, kleine Praxis von ein paar Minuten kann uns dauerhaft dabei helfen, mehr Leichtigkeit im Leben zu haben, mehr zu fühlen und die Gedanken etwas leiser zu drehen, um mehr Raum fürs Leben zu haben. Egal was passiert, immer einen Teil seiner Aufmerksamkeit bei sich selbst zu behalten und sich nicht komplett in Dingen oder Gedanken aufzulösen. Das gibt uns eine Konstante, einen inneren Ruhepol. Nicht jedes Problem als bedrohlich einzustufen, sondern ruhig und besonnen zu handeln. Und wir glauben sogar, dass nicht nur der einzelne davon profitiert, sondern am Ende die ganze Gesellschaft. Denn wie sollen wir globale Entscheidungen für die Zukunft treffen, wenn ein Großteil von uns durch die Gegend rennt wie kopflose Hühnchen? Dieser Vorfall aus unserem Skandinavien Abenteuer ist übrigens ein gutes Beispiel für schlechtes Stressmanagement. 

2. Kenne Dich selbst

Die wohl stärksten Treiber zur Zufriedenheit und moralischer Kompass für all unsere Entscheidungen sind unsere persönlichen Werte. Sich über seine persönlichen Werte klar zu werden und zu überprüfen, ob unsere Handlungen sich damit decken, kann ein langer, aber lohnenswerter Prozess sein. Anhang von Werten können wir einfacher Prioritäten setzen und unser Leben danach ausrichten. Auf irgendetwas wird man immer verzichten müssen, Werte machen es einfacher. Wir finden eine Wohnung auch geil, aber die Kombination unserer persönlichen Werte wie z. B. Nachhaltigkeit, geistige Gesundheit und Minimalismus sind viel stärker und machen uns persönlich den „Verzicht“ auf das Leben in einer Wohnung bedeutend leichter. Geht es mir nicht gut? Woran liegt das? Was sind meine Bedürfnisse? Manchmal muss man tief gehen. Das ist eine Fähigkeit, die man lernen muss. Warum glaube ich, dass ich glücklicher bin, wenn ich im Van lebe? Welches Bedürfnis in mir macht das so attraktiv? Und warum ist mein Bedürfnis danach jetzt nicht befriedigt? Einfach nur im Van zu wohnen, ist selten die Lösung. Es kann, wie in unserem Fall auch, Jahre dauern, bis man wirklich verstanden hat, was einem nicht bekommt und was die eigenen Bedürfnisse sind. Denn in einem total gestressten Zustand können wir nicht klar sehen und geben manchmal den Umständen oder Menschen die Schuld für unser Unwohlsein, obwohl die eigentliche Ursache ganz woanders liegt. 



Noch ein ganz klassisches Beispiel: Familie gründen. Man könnte meinen, das muss man machen und alle fragen einen spätestens nach Vollendung des 30. Lebensjahres mehrmals pro Woche, was denn wohl mal mit Kindern wäre. Viele Menschen stresst der Gedanke, bald Kinder kriegen zu MÜSSEN. Wenn der Gedanke an Nachwuchs dir Angst macht – das ist ok. Es gibt Leute, die werden quasi geboren und wollen Kinder haben, und es gibt eben auch Menschen, die das nicht wollen. Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere; wichtig ist, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse überhaupt erstmal sehen können und diese nicht überschreiben. Erst recht nicht, wenn andere Lebewesen darin verstrickt sind. Und unsere Bedürfnisse können sich im Laufe der Zeit ändern, auch das ist okay.

3. Verantwortung übernehmen

Es spricht absolut nichts gegen einen 9 to 5 Job, richtig Kohle machen, Haus und Kinder, Vanlife, halbtags arbeiten, ein Leben im Kloster, Nippelpiercings. Nichts, was wir tun, ist richtig oder falsch. Solange wir uns bewusst dazu entscheiden und das nicht nur tun, weil wir glauben, eine Rolle spielen zu müssen. Oder weil wir glauben, dass wir nur dann cool sind. Oder wir werden nur dann von anderen akzeptiert oder sogar geliebt. Das ist das Dilemma sozialer Wesen. Externe Bestätigung kann oft trügerisch sein; People Pleasing bringt einen selbst selten weiter, nur andere. Klingt egoistisch? Wer von den Anderen lebt denn dein Leben? Genau. Keiner. Du entscheidest, wie Du diese verhältnismäßig kurze Zeit auf dieser Erde verbringen möchtest. Das ist Selbstbestimmung. Und ja, das ist ein Privileg. Genau wie fließendes Wasser, ein Dach über dem Kopf und der Zugang zu Medikamenten. Wenn einem diese Verantwortung bewusst wird, kann das ziemlich einschüchternd wirken. Aber das ist okay. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, darüber brauchen wir nicht lange zu weinen. Viel spannender ist doch, was machen wir jetzt?  Wir haben immer eine Wahl, keine Entscheidung treffen ist aber nun mal auch eine Entscheidung, wenn auch nicht immer eine sehr bewusste. Wenn man ein Leben im Autopilot führt und irgendwann alles nur noch zum Kotzen findet, ist man trotzdem am Ende selbst dafür verantwortlich. 

4. Gehe deinen Weg

„Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden.“ ~ Marlon Brando

Sich mit anderen zu vergleichen ist fast immer eine dumme Idee. Niemand ist Du, auch wenn wir scheinbar alle ähnliche Leben führen; jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Erfahrungsschatz, Stärken und Schwächen. Und du erinnerst dich: Bedürfnisse. Und zufrieden wird man, wenn man seine Bedürfnisse stillen kann. Wenn dein Wunsch ist, im Van zu leben, taste dich heran und ignoriere alle, die dir das ausreden wollen. Die Leute sagen dir, dass es nicht geht, weil SIE es sich nicht vorstellen können. Wir haben in unserem Leben aufgehört zu zählen, wie oft Leute unseren Vorhaben entgegenwirken wollten. Am Ende muss  keiner verstehen und für gutheißen, was du tust, außer dir selbst. Menschen, die dir nahestehen, meinen es oft nur gut und sind besorgt, daher kommt die Ablehnung. Aber es ist dein Weg und nicht ihrer. Und vielleicht hörst du auch auf, anderen Dinge auszureden und fängst an, Dich zu fragen, wie Du deine Liebsten bei ihren Vorhaben unterstützen kannst. Du musst das noch nicht mal gut finden. Das ist ja auch nicht dein Weg. Wir müssen alle selbst herausfinden, was unser Weg ist und ihn gehen. Dazu gehört auch, sich mal zu verirren. Aber Achtung: Oft wollen wir alles auf einmal, ohne zu wissen, ob das für uns etwas ist. Taste dich ran. Schlaf mal eine Nacht im Auto. Oder eine Woche. Sammle Erfahrungen, die Dich in Richtung deines Ziels bringen, so klein sie auch sein mögen. Vielleicht stellst Du in einer dieser Testphasen fest, dass du dich geirrt hast. Super! Dann ersparst Du dir viel unnötiges Leid.

Zusammenfassung

Also jetzt nochmal in aller Kürze. Ja, ok, Du hast uns erwischt. Sieht doch aus wie ’ne To-do-Liste:

  • Ruhe und geistige Entspannung
    Distanz zum Alltag oder Dingen schaffen, die Dich stressen, um klar zu sehen.
  • Selbstreflexion lernen
    Persönliche Werte, Bedürfnisse und Grenzen erforschen.
  • Bewusste Entscheidungen
    Auf Basis der Werte & Bedürfnisse treffen.
  • Gehe Deinen Weg
    In Deinem Tempo und in kleinen Schritten.

Fazit

Vielleicht kannst Du jetzt nachvollziehen, warum wir nicht glauben, dass Dich Vanlife alleine glücklich macht. Zufrieden zu sein, das beginnt im Inneren und setzt klare Sicht und bewusste Entscheidungen auf Basis unserer persönlichen Werte und Akzeptanz voraus. Besonders, wenn Dir in letzter Zeit alles zu viel wird, musst Du das verstehen: Abstand kann uns manchmal helfen, den Weg zu finden, und es gibt dafür so viele Möglichkeiten und es ist so viel einfacher als Vollzeit im Van zu leben. Ein Sabbatical, unbezahlter Urlaub, Zeit zwischen zwei Jobs. Vielleicht reicht schon ein ganz bewusster, ruhiger Urlaub oder ein Wochenende aus ohne Reizüberflutung durch Menschen, Arbeit, Smartphones, Werbung und Medienkonsum. Das ist für viele sicher merkwürdig und ungewöhnlich, aber meistens unbedingt nötig, um sich selbst mehr Raum zu geben. Niemand kommt und entführt uns in ein besseres Leben und nimmt uns all unsere Sorgen. Und das ist gut so. Denn wir haben die Kraft in uns, Verantwortung für unser eigenes Leben und Handeln zu übernehmen. Das kann erstmal Angst machen. Vielleicht müssen wir manchmal allen Mut zusammennehmen. Doch das ist unsere Superkraft. Das Leben ist eine rumpelige Straße. Je mehr wir das Lenkrad in die Hand nehmen, umso mehr können wir bestimmen, wo wir hinfahren und welches Schlagloch uns am meisten zusagt.

Vergiss nicht: Das sind alles Prozesse, nichts davon ist mal eben erledigt. Also mach Dir keinen Druck. Wir reden hier eher über Jahre, vielleicht ist das auch eine Lebensaufgabe und die vier Punkte verschwimmen nahtlos miteinander. Aber lohnt es sich nicht in jedem Fall, ein wenig Zeit in sich selbst zu investieren, wenn wir dadurch unsere Lebensqualität steigern können? 

Wir selbst möchten mit diesem Beitrag nicht vermitteln, dass wir „es geschafft“ hätten und die glücklichsten Menschen der Welt sind. Wir haben diese paar Dinge erkannt und arbeiten dran, so gut es eben geht.

Hat Dir dieser Beitrag gefallen? Vielleicht sogar geholfen? Würdest Du noch etwas ergänzen? Raus damit 🙂 Wir freuen uns über deine Perspektive, egal ob als Kommentar, Email oder als Instagram DM.

Frohes Abenteuern,

A&O


Weiterführende Buchempfehlungen

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Michael Nehls erklärt mit interessanten Fakten auf wissenschaftlicher Basis, warum unser Verhalten und Lebensstil, der in der westlichen Welt als normal gesehen wird, so gefährlich ist. Denn es scheint eines klar zu sein: Die Kapazität unseres „Hirnakkus“ kann mit dem Alter sogar zunehmen. Die Antworten auf die Fragen, warum er das nicht tut, was wir aktiv für unsere geistige Energie tun können, wie wir einer ganzen Menge Krankheiten vorbeugen können und was das mit der Zukunft unserer Gesellschaft zu tun hat, findest Du in dem Buch.
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Die westliche Interpretation des Wortes Karma klingt oft wie „Tue gutes und dir wird gutes widerfahren“ und umgekehrt. Im Grunde ist das aber eine mehr als schwache Deutung des Begriffes. Unsere Handlungen und Entscheidungen stehen im Mittelpunkt.  Karma funktioniert komplett losgelöst von religiösen Konzepten oder dem Glauben an Wiedergeburt. Sadguru erklärt, wie viele unbewusste Programme in uns ablaufen und unser Handeln bestimmen und wie wir darauf Einfluss nehmen können. Und das nicht nur auf individueller, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. Wie wir durch mehr Bewusstheit Leid für uns selbst und unser Umfeld vermeiden können, erfährst Du in diesem Buch.
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Niemand erklärt so direkt und neutral das Thema Präsenz und Achtsamkeit wie Eckhart Tolle. Er fasst in diesem Buch zusammen, was uns religiöse Schriften vermutlich seit tausenden von Jahren vermitteln wollen – ohne den Schleier von epischen Geschichten, alter Sprache oder zu viel Interpretationsspielraum. Wir identifizieren uns mit den Gedanken, doch der Verstand ist nur ein Werkzeug wie unsere Hände. Kontrollieren wir den Verstand oder der Verstand uns? Ist die Vorstellung des Himmels vielleicht realer und greifbarer, als wir denken? Auch Tolle zeigt praktische Übungen auf, die uns zu mehr Klarheit, Akzeptanz und Bewusst-sein führen.
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Auszeit – Das hat für uns alles verändert

Von außen betrachtet sah unser Einzug ins Vollzeit Nomaden Leben vielleicht einfach aus. Das der Weg dorthin über Jahre aber voller Unsicherheiten, Erschöpfung und Schmerz verbunden war, ist vielleicht gar nicht so ersichtlich. In diesem Beitrag nehmen wir Dich also mit auf eine kleine Zeitreise. Was wir durchgemacht haben und welche tragende Rolle unsere zweitmonatige Auszeit in Spanien bei unserer Entscheidung gespielt hat, erfährst Du in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Erster Vanausbau

Aber fangen wir ganz vorne an. Im Jahr 2020 haben wir unsere Wohnung gekauft und zeitgleich einen leeren Van. Nachdem die Wohnung fertig war, haben wir „Harvey“ selbst ausgebaut. Einen detaillierten Beitrag dazu findest Du hier. Wir machen also Urlaube, fahren über Wochenenden weg und genießen das minimalistische Leben so oft es geht. Die Komplettsanierung der Wohnung während der Corona-Pandemie, der Vanausbau in jeder freien Sekunde neben den Vollzeitjobs und die immer wieder verschobene Hochzeit haben ihre Spuren hinterlassen. Irgendwas ist passiert, so richtig wohl fühlen wir uns nicht. Wir beide haben durch ungünstige Verhältnisse innerhalb unserer Beschäftigungen zusätzlichen Stress. Schon komisch, so könnte man meinen, dass man mit zwei Autos, einem Van und einer luxuriösen, modernen 120 m2 Wohnung und doppeltem Einkommen total glücklich sein müsste. Olli hat schon seit Jahren das Gefühl, er müsse mal ausbrechen. Der „normale“ Alltag fühlt sich schon lange nicht mehr richtig an. Die Immobilienpreise steigen, und 2022 schlägt er Anika vor, die Wohnung zu verkaufen, um in Van zu leben. Das versteht Anika, kann sich aber nicht mit dem Gedanken anfreunden, schließlich haben wir so viel Arbeit in die Wohnung gesteckt. Für Olli ist es auch kein einfacher Gedanke, aber anstatt den Verzicht oder Verlust zu sehen, kann er klar sehen, was er dafür bekommt – Eine gewisse Zeit Unabhängigkeit, um die Karten neu zu mischen.

Wir machen es möglich

Wir behalten die Wohnung. Weil wir aber schon seit unserem ersten Spanienurlaub 2021 das Ziel haben, mal länger als drei Wochen unterwegs zu sein und immer nur gesagt haben „irgendwann machen wir das mal“ machen wir jetzt Nägel mit Köpfen. Wir setzen uns zusammen und überlegen, wie wir das realisieren können. Sabbaticals bieten unsere damaligen Arbeitgeber nicht an. Im Laufe der Zeit erfahren wir durch Gespräche und Recherche, dass im Grunde jeder das Recht auf unbezahlten Urlaub hat; natürlich muss das mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden. Olli bekommt das hin, nicht zuletzt wegen einer vorbildlichen Vorgesetzten, und sammelt seinen Jahresurlaub an und verbindet dieses mit knapp einem Monat unbezahlten Urlaub. Anika hat die Möglichkeit, durch lange angesammelte Überstunden freizunehmen und kombiniert das mit dem Jahresurlaub. Mit fast einem Jahr Planung im Vorfeld können wir ganz einfach ein ausgefallenes Gehalt durch Sparen kompensieren.

Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird

Zweiter Vanausbau. Unsere Bedürfnisse an den Van haben sich im Laufe der Zeit geändert. Zwei Monate darin leben ist auch etwas anderes als 2-3 Wochen. Also bauen wir den Van wieder in jeder freien Sekunde um. Das Projekt Umbau wird größer als ursprünglich geplant. Um den großen Wassertank überhaupt einbauen zu können, muss alles raus. Also krempeln wir alles auf links. Spoiler-Alarm: Das hat sich durchaus gelohnt. Wir finden gar keine Ruhe mehr, es kommen viele Dinge zusammen. Allergie, Stress, mangelnde Freizeit, weil wir den Urlaub ja aufgespart haben, die Situation auf der Arbeit. Als wir endlich losfahren, sind wir total fertig und oft nicht besonders nett zueinander. Vielleicht haben wir uns über all die Jahre zu viel zugemutet und die falschen Dinge priorisiert. Wir haben uns als Paar irgendwie voneinander entfernt. Diese Auszeit hat einen hohen Preis.

Ein paar Schritte Richtung Klarheit?

Nach dem ganzen Wahnsinn geht es endlich los. Wir können es kaum glauben. Wir sind jetzt wirklich zwei Monate unterwegs. Einfach mal auf Pause drücken. Aber was wäre ein Abenteuer ohne Startschwierigkeiten? AdBlue im Dieseltank. Ab in die Werkstatt. Auspumpen. Ein unbequemes Bett. Ein total überfülltes Nordspanien. Wir überwinden all das und fahren kurzerhand in den Süden und verbringen in aller Ruhe ungeplant fast sieben Wochen mit Freunden, die bereits einige Jahre im Van leben. Wir haben einfach eine traumhafte Zeit in der Natur und genießen das Leben in vollen Zügen. Doch es gibt auch Tränen, ernste Gespräche und Frust. Irgendwann holen einen die aufgeschobenen Gespräche und das „Runterschlucken“ von Problemen ein. Jetzt ist Raum dafür da. Es ist teilweise alles andere als angenehm, aber am Ende heilsam. In vielen Gesprächen merkt Anika, dass sie sich ein Leben im Van schon vorstellen kann, aber sie immer eine Blockade und Angst spürt. Mit der Zeit geht sie dem auf den Grund und beleuchtet den Ursprung der Sorgen und Zweifel. Wir reden viel darüber, auch mit unseren Freunden, und stellen fest, dass die beiden in der gleichen Situation waren, die gleichen Ängste hatten und im Nachhinein nur noch darüber lächeln. Die nächsten 30 oder 40 Jahre so weiter machen wie bisher fühlen wir gar nicht. Uns geht es insgesamt ja nicht schlecht, aber es erfüllt uns auch nicht. Es fühlt sich schon ein wenig so an, als würden wir jeden Tag den gleichen Tag wiederholen. Das kommt uns etwas trist vor. Und langsam fangen wir an, zu überlegen, wie wir uns ein Leben im Van ermöglichen könnten. Wenn wir eins als Paar gelernt haben, dann, dass wir mit genug Zeit und Geduld unsere Träume wahr machen können. Wir merken, dass wir uns als kreative Menschen in Festanstellungen nicht so richtig austoben können. Wir genießen zwar die Menschen, die Projekte und auch das Lösen von Problemen, haben aber das Gefühl, den Fokus verloren zu haben und aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein. Vielleicht ist es wieder Zeit für Selbstständigkeit. Wir sind unschlüssig, ob wir die Wohnung verkaufen oder vermieten würden. Mit groben Ideen verlassen wir Spanien, sind aber irgendwie immer noch tief in uns drin aufgewühlt und haben mehr Fragen als Antworten.

Kataklysmus oder Katalysator?

Kann es noch schlimmer werden? Na Logo. Es ist uns klar, dass wir uns nach zwei Monaten „Urlaub“ erst einmal wieder ins 40-Stunden-Arbeitsleben eingrooven müssen. Nach wenigen Tagen wird uns aber bewusst, dass uns das gar nicht mehr guttut. Wir denken schon lange über unsere persönlichen Werte nach und haben zunehmend ein Problem mit dem gedankenlosen Konsum, den wir selbst betreiben, sich z.B. mit online Bestellungen zu belohnen, am Ende aber einfach immer mehr Krempel kaufen, denn wir nicht wirklich brauchen. Die Wegwerfgesellschaft ist uns irgendwie zu wieder, unser Umgang mit begrenzten Ressourcen auch und wir zweifeln am Kapitalismus und fragen uns, wie nachhaltig unsere aktuellen Lebensumstände sind. Während wir Möglichkeiten abwägen, unser Leben besser nach unseren Werten auszurichten, wird Olli krank und bekommt stetig schlimmer werdende Magenprobleme. Das hat er so noch nicht erlebt. Die Erschöpfung und das Gefühl der Sinnlosigkeit werden immer stärker. Anika ist derweilen in einer neuen Beschäftigung und genießt den Tapetenwechsel und die kreative Arbeit in vollen Zügen. Nach ein paar Monaten gibt es auf Anikas Arbeitsstelle eine unvorhergesehene Umstrukturierung, sodass ihre Position in Gefahr ist. Das war der Moment, an dem wir schlussendlich die Entscheidung getroffen haben und mutig genug wurden, um unseren jahrelangen Traum zu leben. Wir nutzen all unsere Lebens- und Berufserfahrungen, um etwas Wundervolles, Eigenes zu schaffen. Wir haben uns mittlerweile entschieden, die Wohnung zu inserieren und zu schauen, was passiert. Überraschend schnell melden sich potenzielle Interessenten. Nachdem Ollis Arzt von dem Vorhaben erfährt, sagt er mit gruseliger Sicherheit, dass die monatelangen Magenbeschwerden an dem Tag verschwunden sein werden, wenn wir in den Van ziehen. Er sollte damit recht behalten.

Ein Fazit

Wir haben nach vielen Jahren gemerkt, dass wir ein Leben gelebt haben, das gar nicht unbedingt unseres war. Viele Dinge taten wir, weil wir einfach glaubten, es müsse so sein. Dass wir im Grunde nie bewusst eine Wahl getroffen haben, merkten wir erst spät. Irgendwie haben wir im Autopilot gelebt, auch weil wir glaubten, dass irgendjemand das so von uns erwartet. Wenn dieser Zustand länger anhält, dann sollte man vielleicht wirklich, wie wir mit der Auszeit, einen sicheren Abstand ermöglichen, um sich die Chance zu geben, durch Distanz Klarheit zu erlangen. Wir sind dankbar, diesen Schritt nicht schon vor Jahren als Kurzschlusshandlung gemacht zu haben. Wir haben irgendwo die Stärke hergenommen, das alles gemeinsam zu durchleben. Auch wenn wir dadurch Zeugen von viel Leid und Schmerz wurden, so hat das alles für uns Klarheit gebracht. Schließlich haben wir schon einiges zusammen erlebt. Wir waren selbständig, hatten kaum Geld, ein Gehalt und auch zwei ganz gute Gehälter mit dreizehntem Monatsgehalt. Große Wohnung, kleine Wohnung. Ein Auto, drei Autos. Wir haben genug erlebt, um für uns zu wissen, dass die Lebensumstände für uns keine große Rolle spielen. Oder eben nicht die Größte. Natürlich möchten wir nicht in Zwangsarmut leben, aber davon sind wir auch weit entfernt. Körperliche und geistige Gesundheit haben für uns neben Selbstbestimmtheit Priorität, denn ohne dieses Fundament stürzt jedes noch so schöne Haus irgendwann ein. Die wichtigen Dinge in unserem Leben sind wir, jeder für sich selbst und auch als Paar. Wir leben jetzt mehr im Einklang mit unseren Werten wie z.B. Nachhaltigkeit und können die Dinge priorisieren, die für uns wichtig sind. Dadurch, dass wir reduzierter und selbstbestimmter leben und auch nicht zwingend 40 Stunden pro Woche arbeiten müssen, haben wir mehr Raum, um uns über Dinge klar zu werden und an uns zu arbeiten. Dafür braucht man kein Vanlife oder permanentes Reisen. Das wollen wir ganz deutlich klarmachen. Vanlife alleine löst keine Probleme, dazu werden wir aber einen separaten Beitrag veröffentlichen, da wir zunehmend merken, dass Menschen dies scheinbar für die Lösung aller Probleme halten und dann furchtbar enttäuscht sind, dass es nicht so ist. Vanlife ist für uns die Kirsche auf der Sahne. Wir sind ja auch Fotografen und gerne in der Natur und hatten den Van nun mal schon. Wir glauben übrigens nicht, dass wir bis zum Ende unserer Tage im Van leben werden. Aber jetzt gerade fühlt es sich richtig an und tut uns einfach nur gut. Wir müssen auch nicht Entscheidungen für die nächsten 40 Jahre treffen. Wir haben gelernt, immer etwas Raum für Magie zu lassen. Und weil wir nicht so gebunden an Ort und Zeit sind, haben wir viel eher die Chance, spontane Gelegenheiten wahrzunehmen, um einzigartige Abenteuer zu erleben. Wir bereuen keine Sekunde, diesen Schritt gegangen zu sein und fühlen uns lebendiger, wacher und irgendwie erfüllter.

Wir hoffen, dass wir durch diesen Blog und unsere Abenteuer Menschen dazu inspirieren können, ihre eigenen Werte zu finden, bewusstere Entscheidungen zu treffen, um im besten Fall am Ende ein erfüllteres Leben führen zu können.

Frohes Abenteuern,
A&O

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