Unsere Filmpremiere: CALM

CALM der Film? Das war so nicht geplant. Die zweimonatige Auszeit in Spanien 2023 hat unser Leben grundlegend verändert. Und ganz nebenbei haben wir spontan einen Film über einen Gleitschirmflieger mit Höhenangst gedreht, der für uns zu einem Symbol geworden ist. Denn nicht nur die Geschichte ist inspirierend, sondern auch die wunderbaren Menschen darin. Von Gleitschirmfliegen mit Höhenangst, Vollzeit Vanlife, Abenteuern in der Natur und Selbsterkenntnis.

Ein Traum wird wahr – Auszeit vom Alltag

Alles begann damit, dass wir uns in 2023 nach langer Planung eine zweimonatige Auszeit genommen haben. Der Plan war, mal den Norden Spaniens und Portugal zu erkunden. Durchgestresst bis zur Dachkante kommen wir im Norden an. Menschenmassen überall, nirgends ein Parkplatz. Wir fühlen uns überhaupt nicht bereit dafür. Wie konnten wir also ahnen, dass wir bald einen Film namens CALM – About Dreams, Fear and Flying drehen würden. Es dauert einen Tag, da entscheiden wir spontan unsere Pläne zu ändern, fahren schnurstracks zu unseren Freunden Gyuri und Judit nach Südspanien. Denn wir wissen, dass sie dort sind und dass es verhältnismäßig ruhig ist. Außerdem kennen wir die Gegend und können erstmal in gewohntem Ambiente runterkommen. Wir überraschen die beiden zwei Tage später an einem unserer Lieblingsstrände. An dieser Stelle ist der Plan noch, dass wir bald Richtung Portugal aufbrechen. Schließlich wollen wir ja noch etwas erleben in den zwei Monaten.

Abenteuer in der Natur

Wir verbringen viel Zeit miteinander und werden zu einer symbiotischen Einheit. Wir sitzen unzählige Abende und Nächte zusammen unterm Sternenhimmel, fotografieren viel, gehen Schwimmen, Tauchen, Klippenspringen. Chamäleons in allen Größen, fliegende Fische, Bergziegen, Spinnen und Schlangen kreuzen unsere Wege. Wir fühlen uns der Natur so nahe. Wir realisieren wieder mal, wie wenig wir brauchen, um glücklich zu sein.

Gyuris Leidenschaft ist Paragliding oder auf Deutsch: Gleitschirmfliegen. Er übt sich häufig im Groundhandling am Strand. Also das Lenken und Steuern des Gleitschirms, ohne dabei zu fliegen. Nach einigen Tagen fragt Anika, ob Olli nicht mal ein paar Bilder machen möchte. Ohne Erwartungen nimmt sich Olli die Kamera und legt los. Über einige Tage hinweg bekommt er ein Gefühl für Perspektiven und Eigenheiten von Gyuri und seinem Gleitschirm.

Überraschende Wendung – Höhenangst ???

In den vielen abendlichen Gesprächen thematisieren wir häufig Gyuris Hobby und wir sind erstaunt über die Komplexität des Themas und sein beeindruckendes Fachwissen. In einem Nebensatz erwähnt er, dass er im Grunde Höhenangst hat. Er sei nicht paralysiert oder panisch, aber Irgendetwas in ihm hat da so gar keine Lust drauf. Ein Paraglider mit Höhenangst? Zusammen mit der Vanlife Thematik, der ganz persönlichen Geschichte der beiden und dem Thema Angst, welche wir auf dieser Reise häufig thematisieren, ist das eine verdammt geile Story. Olli hat schnell eine sehr deutliche Vision eines Films, der Ästhetik und der Art und Weise des Storytellings im Kopf. Kurzerhand fragt er Gyuri, ob er sich vorstellen könne, dass sie eine Art Doku drehen. In seiner ruhigen Art entgegnet er, dass er schon immer Lust auf sowas hatte. 

Eine ganz besondere Magie

Wir filmen gelegentlich, wann immer der Wind fürs Gleitschirmfliegen passt. Mal mit dem Handy, mal mit unserer Kamera und auch mit der Drohne. Besonders letzteres bedarf enormer Vorsicht, denn während des Fluges ist die Route des Paragliders beim „Beach Soaring“ nicht wirklich vorhersehbar. Die Rotoren der Drohne könnten leicht die Kordeln durchtrennen oder den Gleitschirm beschädigen und somit ein Leben gefährden. Und Jungs und Mädchen, so ein Gleitschirm kostet ein Schweinegeld. Über Wochen hinweg tasten wir uns heran, lernen das Zusammenspiel von Drohne und Gleitschirm. Wir reisen gemeinsam an verschiedene Orte und bleiben jedes Mal länger. Die Zeit verfliegt. Wir haben eine so schöne Zeit beim Dreh und privat und teilen so vieles miteinander, dass wir irgendwann entscheiden, einfach den Moment zu genießen anstatt groß weiterzureisen. Auch wenn wir langsam reisen, wir erleben so viel unfassbar Schönes, dass wir nicht das Gefühl haben, mit Gewalt nach Portugal fahren zu müssen. Obwohl wir fleißig drehen, Interviews machen und viel Arbeit in den Film stecken, fühlt es sich zu keiner Sekunde nach Arbeit an. Alles fließt. Es passiert einfach, wir sind uns mit allen kreativen Entscheidungen sofort einig. Durch unsere Gespräche sehen wir auch eine spirituelle Komponente in dem ganzen Projekt. Sich Ängsten zu stellen, sie zu observieren. Ruhe zu bewahren. Es gibt keine kommerzielle Motivation; es geht uns darum, die Geschichte zu erzählen, diesen Moment einzufangen.

Die Vision wird Realität – Postproduktion

Insgesamt sind wir sieben Wochen zusammen. Zu Hause angekommen, beginnt der vielleicht anstrengendste Teil des Projektes. Das gesamte Material sichten, sortieren, hin und her schieben, um Gyuris Geschichte zu erzählen. Musik finden. Farbkorrektur. Da uns das Arbeitsleben eingeholt hat, alles nebenbei. Alles dauert viel länger als gedacht. Monate vergehen. Zwischendurch fühlt Olli sich von der Größe des Projektes erschlagen und legt eine Pause ein. Ein Projekt solcher Größe hat er noch nie komplett allein realisiert. Irgendwann packt Ihn dann wieder das Feuer und wie aus dem Nichts lösen wir einige hartnäckige Knoten mit Kreativität und stellen den Film fertig. Judit und Gyuri haben den Film bisher nicht gesehen, auch keine Entwurfsphase. Olli ist nervös. Was, wenn Sie den Film nicht mögen oder zu viele Änderungen möchten? Das wäre absolut verständlich, aber das Projekt würde noch weiter verzögert. Zu diesem Zeitpunkt haben wir auch bereits unsere Wohnung verkauft und packen so langsam unsere sieben Sachen, darunter auch die Büroeinrichtung, in Kartons, denn bald heisst es: Vollzeit Vanlife.

Premiere im Team und Auszeichnungen von Filmfestivals

Eines Tages überraschen wir die beiden mit dem Videolink. Das Ganze wird super emotional. Sie können es nicht fassen. Wir können es nicht fassen. Es ist ein wunderschöner Moment und die ein oder andere Träne wird vergossen. Ollis Vision ist nun Realität und andere können sehen, was er damals in Spanien so klar sehen konnte. Und es gibt keine Änderungen. Der Film ist fertig. FERTIG. Wir reichen den Film bei einigen europäischen und internationalen Filmfestivals ein und bekommen sogar zwei Awards, unter anderem für den besten Drohnenshot. Findest Du heraus, welcher Shot das war? Schreib‘ es uns in die Kommentare!
HEI (Heart of European International Monthly Film Festival)
Majorca Atlanteans

Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung

Die Auszeit hat uns verändert. Wir haben uns Ängsten und Sorgen gestellt. Haben in einen Traum hineingeschnuppert. Durch Offenheit, Spontanität und Akzeptanz aller Dinge konnten wir loslassen. Klar sehen. Antworten auf die Fragen, wer wir sind und was wir mit unserer Lebenszeit tun möchten, finden. Was es bedeutet, eine Vision zu haben, die nur in deinem Kopf existiert und dieser Form zu geben, bis sie lebendig ist. Was unsere Werte sind. Mutig zu sein. Nichts davon war irgendwie geplant, und doch hallen diese Momente heute noch nach und bereichern unser Leben. So stellt auch CALM ein kleines Zeugnis dieser Zeit für uns dar und damit einen Wendepunkt in unserem Leben. 

Trailer

Film

Die Filmpremiere findet am Sonntag, den 11.08.2024 um 12:00 Uhr mittags, auf YouTube statt. Nutze diese exklusive Gelegenheit, weitere Fragen im Livechat zu stellen und mit uns zu feiern 🙂 Der Film ist auf Englisch mit optionalen Untertiteln und hat eine Laufzeit von ca. 20 Minuten, wir freuen uns, wenn Du dabei bist!

Als fleissiger Leser weißt Du ja, wie sehr wir den Dialog mit Dir mögen. Uns ist der Austausch hier im Blog und auf Instagram sehr wichtig, und hilft uns andere Perspektiven zu erleben. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Frohes Abenteuern,
A & O

Warum Dich Vanlife nicht glücklich macht

Vanlife macht genauso wenig glücklich wie mehr Geld, eine größere Wohnung, ein Luxusauto oder ein gut aussehender Partner. Die meisten von uns glauben scheinbar immer noch, dass solche Dinge erstrebenswert sind oder uns vollständig machen. Image. Statussymbole. Ego. Aber sobald wir irgendwas davon haben, brauchen wir etwas Besseres oder Größeres, und die Geschichte wiederholt sich endlos. Wir hören nicht auf, da draußen nach dem Glück zu suchen. Doch inwieweit können unsere Lebensumstände überhaupt zu Zufriedenheit und Glück beitragen?

Sorglos, frei, glücklich.

Zugegeben, es ist einfach verlockend. Du wachst morgens auf, aus dem Fenster siehst du einen weißen, einsamen Strand und türkises Wasser. Die Sonne scheint, du springst ins Meer und siehst bunte Fische. Dein Partner drückt dir einen Kaffee in die Hand, als du wieder kommst. Du tickerst ein bisschen auf dem Laptop rum, und dein Kontostand ist wieder um ein paar hundert Euro gewachsen. Dann gibt es tropische Früchte, du erkundest exklusive Orte und isst exotische einheimische Spezialitäten zu Abend. 

Der Alltag sieht anders aus.

Doch neben diesen romantischen Momenten bietet Vanlife sogar noch mehr Potenzial, unglücklich und gestresst zu sein. Man hat wenig bis keine Intimsphäre, man kann nicht einfach weg, man ist ständig auf der Suche nach Versorgung, also auch Wasser. Man muss seinen Müll irgendwo entsorgen, einen Spot mit Internet haben, im Ausland zu unbekannten Ärzten gehen, einen Job finden, der einem dieses Leben bezahlt. Man muss mit viel mehr Unsicherheiten umgehen und hat unter Umständen bedeutend weniger Routinen. Manchmal weiß man nicht, wo man abends schlafen wird. Es gibt aber auch nicht „das“eine Vanlife. Jeder lebt, wie in Wohnungen auch, anders. Wir kennen Leute, die mehrmals täglich im Van duschen und müssen alle 2-3 Tage Wasser besorgen. Wir kommen ca. eine Woche aus. In Dänemark ist das z.B. gar kein Problem, an jeder Tankstelle gibt es kostenlos Wasser in bester Trinkwasserqualität. In Südspanien ist das, unserer Erfahrung nach, ein komplett anderer Film. Nur gechlortes Wasser gegen Geld und auch lange nicht überall. Dafür muss man nicht selten auch mal 30-50 km fahren. Dann hat man noch kein Trinkwasser. Dafür braucht man entweder eine gute Wasserfilteranlage oder man muss sich Trinkwasser im Supermarkt kaufen. Wir könnten dir zum Thema Müllentsorgung und Stellplätzen vergleichbare Beispiele geben. Wir wollen keinem diesen Lebensstil madig machen, wir lieben es. Aber alles hat seinen Preis. Ein wenig Realität kann hier nicht schaden. Die meiste Zeit stehen wir nicht alleine in atemberaubender Natur. Wir sagen nicht, dass das nicht möglich wäre. Es ist aber auch in den beliebten Ländern nicht so einfach. Nur Instagram-Romantik als Entscheidungsgrundlage zu nehmen, um sein Leben auf den Kopf zu stellen, könnte etwas voreilig sein. Man hat eben auch Alltagspflichten und Probleme, nur eben anders und manchmal sehr zeitintensiv. 

Was bedeutet „Glück“ überhaupt?

Ähnlich wie beim Wort „Liebe“ gibt es so viele Definitionen von Glück, wie es Menschen gibt. Und je länger man darüber nachdenkt, desto diffuser wird es.

Glück ist nicht in den Dingen zu suchen, sondern in uns selbst.“ -Johann Wolfgang Goethe

Wir finden, das stimmt. Aber das ist auch ein altkluger Satz, mit dem die meisten wahrscheinlich nichts anfangen können. Deswegen gehen wir gleich mal etwas ins Detail. Für diesen Beitrag setzen wir Glück oder die Empfindung des Glücklich seins mit „Zufriedenheit“ gleich, damit wir alle für einen Moment mit der gleichen Definition arbeiten.

Was Du hier erwarten kannst

Das hier ist kein Leitfaden nach dem Motto „Wie werde ich für immer endlos glücklich“.  Das Thema ist bedeutend größer, als es ein einzelner Blogbeitrag jemals bedienen könnte. Wir möchten aber aus unserer Erfahrung heraus inspirieren, motivieren und zum Reflektieren anregen. Jeder Weg ist anders, wir alle haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und wurden von den verschiedensten Dingen geprägt. Die folgenden Schritte waren und sind für uns wichtig, und wir hoffen einfach, dass diese Erkenntnisse einen Mehrwert für andere darstellen. Das hier ist also keine To-do-Liste zum Glücklichsein, sondern eher eine Inspiration, ein Startpunkt, der Dir vielleicht dabei helfen kann, Deine Reise Richtung mehr Zufriedenheit ein wenig klarer zu gestalten. Dieser Beitrag richtet sich natürlich nicht nur an angehende Vanlifer 😉

Triggerwarnung: Solltest Du Dich in einer Depression befinden oder Dich mental ungewöhnlich schlecht fühlen, empfehlen wir Dir nicht weiterzulesen und mit jemandem, zum Beispiel einem Therapeuten, zu reden, da Teile dieses Beitrages belastend sein könnten.

4 Schritte zu mehr Zufriedenheit

1. In der Ruhe liegt die Kraft

Kennst Du das Gefühl, wenn einem alles zu viel wird? In einem gestressten, reiz überfluteten oder ängstlichen Zustand, indem die meisten von uns sich befinden, ohne es zu merken, sehen wir die Dinge oft nicht klar. Dann wollen wir der Situation einfach nur entkommen und können das größere Bild nicht mehr sehen. Das ist gut erforscht. Wir müssen lernen, Ruhe zu finden und unsere geistige Gesundheit zu priorisieren. Lernen, sich aktiv und vor allem geistig zu entspannen und auf Dauer eine innere Distanz zu den Geschehnissen zu bewahren. Stressmanagementkurse, Meditation, nach innen fokussierte Asanapraxis (Yoga), autogenes Training, MBSR, Tai-Chi oder Chi Gong sind ein guter Start. Irgendwas zum Kontrast unseres permanent reizüberfluteten Verstandes. Warum? Weil wir dadurch in Kontakt mit unserem Körper kommen, auf die Gefühlsebene gehen. Dadurch identifizieren wir uns nicht nur noch mit unseren Gedanken. Eine tägliche, kleine Praxis von ein paar Minuten kann uns dauerhaft dabei helfen, mehr Leichtigkeit im Leben zu haben, mehr zu fühlen und die Gedanken etwas leiser zu drehen, um mehr Raum fürs Leben zu haben. Egal was passiert, immer einen Teil seiner Aufmerksamkeit bei sich selbst zu behalten und sich nicht komplett in Dingen oder Gedanken aufzulösen. Das gibt uns eine Konstante, einen inneren Ruhepol. Nicht jedes Problem als bedrohlich einzustufen, sondern ruhig und besonnen zu handeln. Und wir glauben sogar, dass nicht nur der einzelne davon profitiert, sondern am Ende die ganze Gesellschaft. Denn wie sollen wir globale Entscheidungen für die Zukunft treffen, wenn ein Großteil von uns durch die Gegend rennt wie kopflose Hühnchen? Dieser Vorfall aus unserem Skandinavien Abenteuer ist übrigens ein gutes Beispiel für schlechtes Stressmanagement. 

2. Kenne Dich selbst

Die wohl stärksten Treiber zur Zufriedenheit und moralischer Kompass für all unsere Entscheidungen sind unsere persönlichen Werte. Sich über seine persönlichen Werte klar zu werden und zu überprüfen, ob unsere Handlungen sich damit decken, kann ein langer, aber lohnenswerter Prozess sein. Anhang von Werten können wir einfacher Prioritäten setzen und unser Leben danach ausrichten. Auf irgendetwas wird man immer verzichten müssen, Werte machen es einfacher. Wir finden eine Wohnung auch geil, aber die Kombination unserer persönlichen Werte wie z. B. Nachhaltigkeit, geistige Gesundheit und Minimalismus sind viel stärker und machen uns persönlich den „Verzicht“ auf das Leben in einer Wohnung bedeutend leichter. Geht es mir nicht gut? Woran liegt das? Was sind meine Bedürfnisse? Manchmal muss man tief gehen. Das ist eine Fähigkeit, die man lernen muss. Warum glaube ich, dass ich glücklicher bin, wenn ich im Van lebe? Welches Bedürfnis in mir macht das so attraktiv? Und warum ist mein Bedürfnis danach jetzt nicht befriedigt? Einfach nur im Van zu wohnen, ist selten die Lösung. Es kann, wie in unserem Fall auch, Jahre dauern, bis man wirklich verstanden hat, was einem nicht bekommt und was die eigenen Bedürfnisse sind. Denn in einem total gestressten Zustand können wir nicht klar sehen und geben manchmal den Umständen oder Menschen die Schuld für unser Unwohlsein, obwohl die eigentliche Ursache ganz woanders liegt. 



Noch ein ganz klassisches Beispiel: Familie gründen. Man könnte meinen, das muss man machen und alle fragen einen spätestens nach Vollendung des 30. Lebensjahres mehrmals pro Woche, was denn wohl mal mit Kindern wäre. Viele Menschen stresst der Gedanke, bald Kinder kriegen zu MÜSSEN. Wenn der Gedanke an Nachwuchs dir Angst macht – das ist ok. Es gibt Leute, die werden quasi geboren und wollen Kinder haben, und es gibt eben auch Menschen, die das nicht wollen. Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere; wichtig ist, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse überhaupt erstmal sehen können und diese nicht überschreiben. Erst recht nicht, wenn andere Lebewesen darin verstrickt sind. Und unsere Bedürfnisse können sich im Laufe der Zeit ändern, auch das ist okay.

3. Verantwortung übernehmen

Es spricht absolut nichts gegen einen 9 to 5 Job, richtig Kohle machen, Haus und Kinder, Vanlife, halbtags arbeiten, ein Leben im Kloster, Nippelpiercings. Nichts, was wir tun, ist richtig oder falsch. Solange wir uns bewusst dazu entscheiden und das nicht nur tun, weil wir glauben, eine Rolle spielen zu müssen. Oder weil wir glauben, dass wir nur dann cool sind. Oder wir werden nur dann von anderen akzeptiert oder sogar geliebt. Das ist das Dilemma sozialer Wesen. Externe Bestätigung kann oft trügerisch sein; People Pleasing bringt einen selbst selten weiter, nur andere. Klingt egoistisch? Wer von den Anderen lebt denn dein Leben? Genau. Keiner. Du entscheidest, wie Du diese verhältnismäßig kurze Zeit auf dieser Erde verbringen möchtest. Das ist Selbstbestimmung. Und ja, das ist ein Privileg. Genau wie fließendes Wasser, ein Dach über dem Kopf und der Zugang zu Medikamenten. Wenn einem diese Verantwortung bewusst wird, kann das ziemlich einschüchternd wirken. Aber das ist okay. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, darüber brauchen wir nicht lange zu weinen. Viel spannender ist doch, was machen wir jetzt?  Wir haben immer eine Wahl, keine Entscheidung treffen ist aber nun mal auch eine Entscheidung, wenn auch nicht immer eine sehr bewusste. Wenn man ein Leben im Autopilot führt und irgendwann alles nur noch zum Kotzen findet, ist man trotzdem am Ende selbst dafür verantwortlich. 

4. Gehe deinen Weg

„Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden.“ ~ Marlon Brando

Sich mit anderen zu vergleichen ist fast immer eine dumme Idee. Niemand ist Du, auch wenn wir scheinbar alle ähnliche Leben führen; jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Erfahrungsschatz, Stärken und Schwächen. Und du erinnerst dich: Bedürfnisse. Und zufrieden wird man, wenn man seine Bedürfnisse stillen kann. Wenn dein Wunsch ist, im Van zu leben, taste dich heran und ignoriere alle, die dir das ausreden wollen. Die Leute sagen dir, dass es nicht geht, weil SIE es sich nicht vorstellen können. Wir haben in unserem Leben aufgehört zu zählen, wie oft Leute unseren Vorhaben entgegenwirken wollten. Am Ende muss  keiner verstehen und für gutheißen, was du tust, außer dir selbst. Menschen, die dir nahestehen, meinen es oft nur gut und sind besorgt, daher kommt die Ablehnung. Aber es ist dein Weg und nicht ihrer. Und vielleicht hörst du auch auf, anderen Dinge auszureden und fängst an, Dich zu fragen, wie Du deine Liebsten bei ihren Vorhaben unterstützen kannst. Du musst das noch nicht mal gut finden. Das ist ja auch nicht dein Weg. Wir müssen alle selbst herausfinden, was unser Weg ist und ihn gehen. Dazu gehört auch, sich mal zu verirren. Aber Achtung: Oft wollen wir alles auf einmal, ohne zu wissen, ob das für uns etwas ist. Taste dich ran. Schlaf mal eine Nacht im Auto. Oder eine Woche. Sammle Erfahrungen, die Dich in Richtung deines Ziels bringen, so klein sie auch sein mögen. Vielleicht stellst Du in einer dieser Testphasen fest, dass du dich geirrt hast. Super! Dann ersparst Du dir viel unnötiges Leid.

Zusammenfassung

Also jetzt nochmal in aller Kürze. Ja, ok, Du hast uns erwischt. Sieht doch aus wie ’ne To-do-Liste:

  • Ruhe und geistige Entspannung
    Distanz zum Alltag oder Dingen schaffen, die Dich stressen, um klar zu sehen.
  • Selbstreflexion lernen
    Persönliche Werte, Bedürfnisse und Grenzen erforschen.
  • Bewusste Entscheidungen
    Auf Basis der Werte & Bedürfnisse treffen.
  • Gehe Deinen Weg
    In Deinem Tempo und in kleinen Schritten.

Fazit

Vielleicht kannst Du jetzt nachvollziehen, warum wir nicht glauben, dass Dich Vanlife alleine glücklich macht. Zufrieden zu sein, das beginnt im Inneren und setzt klare Sicht und bewusste Entscheidungen auf Basis unserer persönlichen Werte und Akzeptanz voraus. Besonders, wenn Dir in letzter Zeit alles zu viel wird, musst Du das verstehen: Abstand kann uns manchmal helfen, den Weg zu finden, und es gibt dafür so viele Möglichkeiten und es ist so viel einfacher als Vollzeit im Van zu leben. Ein Sabbatical, unbezahlter Urlaub, Zeit zwischen zwei Jobs. Vielleicht reicht schon ein ganz bewusster, ruhiger Urlaub oder ein Wochenende aus ohne Reizüberflutung durch Menschen, Arbeit, Smartphones, Werbung und Medienkonsum. Das ist für viele sicher merkwürdig und ungewöhnlich, aber meistens unbedingt nötig, um sich selbst mehr Raum zu geben. Niemand kommt und entführt uns in ein besseres Leben und nimmt uns all unsere Sorgen. Und das ist gut so. Denn wir haben die Kraft in uns, Verantwortung für unser eigenes Leben und Handeln zu übernehmen. Das kann erstmal Angst machen. Vielleicht müssen wir manchmal allen Mut zusammennehmen. Doch das ist unsere Superkraft. Das Leben ist eine rumpelige Straße. Je mehr wir das Lenkrad in die Hand nehmen, umso mehr können wir bestimmen, wo wir hinfahren und welches Schlagloch uns am meisten zusagt.

Vergiss nicht: Das sind alles Prozesse, nichts davon ist mal eben erledigt. Also mach Dir keinen Druck. Wir reden hier eher über Jahre, vielleicht ist das auch eine Lebensaufgabe und die vier Punkte verschwimmen nahtlos miteinander. Aber lohnt es sich nicht in jedem Fall, ein wenig Zeit in sich selbst zu investieren, wenn wir dadurch unsere Lebensqualität steigern können? 

Wir selbst möchten mit diesem Beitrag nicht vermitteln, dass wir „es geschafft“ hätten und die glücklichsten Menschen der Welt sind. Wir haben diese paar Dinge erkannt und arbeiten dran, so gut es eben geht.

Hat Dir dieser Beitrag gefallen? Vielleicht sogar geholfen? Würdest Du noch etwas ergänzen? Raus damit 🙂 Wir freuen uns über deine Perspektive, egal ob als Kommentar, Email oder als Instagram DM.

Frohes Abenteuern,

A&O


Weiterführende Buchempfehlungen

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Michael Nehls erklärt mit interessanten Fakten auf wissenschaftlicher Basis, warum unser Verhalten und Lebensstil, der in der westlichen Welt als normal gesehen wird, so gefährlich ist. Denn es scheint eines klar zu sein: Die Kapazität unseres „Hirnakkus“ kann mit dem Alter sogar zunehmen. Die Antworten auf die Fragen, warum er das nicht tut, was wir aktiv für unsere geistige Energie tun können, wie wir einer ganzen Menge Krankheiten vorbeugen können und was das mit der Zukunft unserer Gesellschaft zu tun hat, findest Du in dem Buch.
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Die westliche Interpretation des Wortes Karma klingt oft wie „Tue gutes und dir wird gutes widerfahren“ und umgekehrt. Im Grunde ist das aber eine mehr als schwache Deutung des Begriffes. Unsere Handlungen und Entscheidungen stehen im Mittelpunkt.  Karma funktioniert komplett losgelöst von religiösen Konzepten oder dem Glauben an Wiedergeburt. Sadguru erklärt, wie viele unbewusste Programme in uns ablaufen und unser Handeln bestimmen und wie wir darauf Einfluss nehmen können. Und das nicht nur auf individueller, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. Wie wir durch mehr Bewusstheit Leid für uns selbst und unser Umfeld vermeiden können, erfährst Du in diesem Buch.
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Niemand erklärt so direkt und neutral das Thema Präsenz und Achtsamkeit wie Eckhart Tolle. Er fasst in diesem Buch zusammen, was uns religiöse Schriften vermutlich seit tausenden von Jahren vermitteln wollen – ohne den Schleier von epischen Geschichten, alter Sprache oder zu viel Interpretationsspielraum. Wir identifizieren uns mit den Gedanken, doch der Verstand ist nur ein Werkzeug wie unsere Hände. Kontrollieren wir den Verstand oder der Verstand uns? Ist die Vorstellung des Himmels vielleicht realer und greifbarer, als wir denken? Auch Tolle zeigt praktische Übungen auf, die uns zu mehr Klarheit, Akzeptanz und Bewusst-sein führen.
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#013 Skandinavien Teil 6 – Traumhafte Lofoten

Über die Lofoten braucht man nicht mehr viel zu sagen. Wanderungen, weiße Strände, traumhafte Inseln, Fährenüberfahrten und Übernachten auf einer Landebahn. Dieser Beitrag ist vollgepackt mit Abenteuern, tollen Menschen und sagenhafter Natur. Obwohl die Lofoten aktuell sehr beliebt sind, haben wir es immer wieder geschafft, ein wenig Ruhe zu genießen und konnten viele magische Momente in Bildern festhalten. Gute Unterhaltung mit diesem Vanlife Beitrag aus Norwegen 🙂

Weiße Strände und türkisfarbenes Wasser

Nach dem Vorfall ziehen wir alle weiter. Versorgungstour steht an, mit Einkaufen, Wasser und Müllentsorgung. Relativ schnell können wir alles erledigen, da sich ein Supermarkt und eine Tankstelle gemeinsam in einem Gewerbegebiet befinden. Der Einkauf ist wieder recht teuer, so etwas wie Tofu findet man hier nicht. Mit Christine von thepawfectmix haben wir einen Treffpunkt verabredet und wir kommen fast zeitgleich an. Genug Platz und absolut traumhafte Aussicht auf ein paar Lofoten Hotspots, so zum Beispiel Uttakleiv Beach. Wir sind etwas abseits, daher wird es hier nicht übertrieben voll und selbst wenn die Parkplätze belegt sind, ist an den Stränden wahnsinnig viel Platz. Am zweiten Tag trifft nach und nach die ganze Gang vom Treffen wieder ein, und wir verbringen gemeinsam noch etwas Zeit am Strand, gehen ins Wasser und quatschen. Gegen Abend brechen die meisten wieder auf, denn die Wanderungen in Norwegen sind aufgrund der Mitternachtssonne, der atemberaubenden Aussichten und weniger Tourismusverkehr abends oder „nachts“ am schönsten. Wir werden noch Zeuge vom ersten Sonnenuntergang nach Wochen, aber hell bleibt es trotzdem, da die Sonne nur knapp unterm Horizont verschwindet. Was für eine Mogelpackung.

Wanderung zum Offersøykammen

Christine und Andreas reisen abends ab, wir bleiben noch eine Nacht und machen am nächsten Tag ganz gemütlich. Es ist Montag, also weniger Trubel. So frühstücken wir draußen, Olli kühlt sich nochmal schnell ab. Mittagessen gibt es auch in der Sonne und ab gehts zum Offersøykammen Trailhead, wo wir auf Vanlife_Marti, Tinyhub, Linasreisen und Malilogs treffen. Natürlich quatschen wir etwas und gehen dann alleine nach dem Abendessen auf die Wanderung. Die Aussicht ist, wie scheinbar fast überall auf den Lofoten, nach wenigen Metern beeindruckend. Es sind nicht viele Leute unterwegs und die Wege sind total machbar. Etwas weiter oben sehen wir dann, dass sich ringsum alles zuzieht, auf dem Meer regnet es. Es ist kein Regen angesagt. Dann kommen wir zur steilsten Passage mit viel Geröll und loser Erde. Sicherlich der anstrengendste Teil. Nala hat immer richtig Spaß, wenn wir über Stock und Stein klettern. Auf der Hälfte entscheiden wir, dass wir umkehren, wenn der Regen näher kommt, da wir nicht wissen, ob man noch runterkommt, wenn hier alles nass ist. Nur noch ein paar Meter, dann haben wir den Steilhang geschafft. Dann sehen wir, dass die Inseln, die wir ein paar Minuten zuvor noch sehen konnten, verschwunden sind. Nach kurzem Hin und Her steigen wir ab. Das ist sehr schade, da wir so kurz vor dem Gipfel waren, aber unsere Entscheidung sollte uns recht geben. Es fängt an zu regnen, noch während wir auf dem Steilhang sind und das Ganze wird zur Rutschpartie. Wir navigieren Nala durch andere Menschen, Hunde und Schlamm und setzen uns ein paar Mal auf den Allerwertesten. Sie lässt sich nochmal schnell das Abendessen durch den Kopf gehen, mitten auf einem schmalen Pfad. Man gönnt sich ja sonst nichts. Wir kommen heil unten an und sind doch happy, da wir so tolle Aussichten genossen haben und das kleine Abenteuer mit Nala super viel Spaß gemacht hat. Wir bleiben eine Nacht auf dem Parkplatz, weil es hier relativ leer ist.

Lofoten Beach Camp

Und es ist mal wieder so weit: Die Wäsche ist fällig, und das heißt Campingplatz. So etwas Luxuriöses wie die SB-Waschsalons in Spanien oder Italien sind in Norwegen scheinbar nicht vorhanden. Und die Waschmaschinen auf den Campingplätzen sind heiß begehrt. Uns ist schon zu Ohren gekommen, dass man nicht selten ein paar Stunden anstehen muss. Wir erwarten also das Schlimmste, haben aber Glück und treffen zwei leere Maschinen an. Bei der Dritten kann es eine Frau kaum abwarten und fragt, ob wir den Trockner nicht schon vorher ausmachen könnten. Sobald jemand Neues dazu kommt, macht jeder erstmal belehrend klar, welche Maschine seine oder ihre ist. Absoluter Krieg. Es regnet den ganzen Tag, die großen Bettbezüge werden nicht mehr richtig trocken, aber wir haben natürlich Ersatz. Wir kriegen an diesem Tag arbeitstechnisch noch einiges geschafft und ziehen am nächsten Morgen weiter. Frisch gewaschen und versorgt, fehlt jetzt noch ein kleiner Einkauf. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir im Baumarkt ganz spontan das letzte Mückenabwehrgerät, das funktioniert, ergattern. In Schweden waren die Dinger ausverkauft. Auf Christines Empfehlung hin finden wir doch tatsächlich einen abgelegenen Spot und stehen die Nacht alleine hier. Scheinbar haben wir ähnliche Interessen, was Stellplätze angeht 🙂

Mit der Fähre nach Værøy

Jetzt heißt es Fährenüberfahrt. Obwohl die Überfahrt erst abends ist, fahren wir schon mittags zur Fähre, weil wir den Ansturm nicht einschätzen können und Online-Reservierungen nicht mehr möglich sind. Wir stehen ganz vorne und kommen mit einem Mann ins Gespräch, der schockiert ist, weil wir ja jetzt so lange warten müssen. Wir kochen und arbeiten den ganzen Tag in aller Ruhe, von Warten kann hier keine Rede sein. Marian, Tia und Meilo von Vanlife_Marti kommen auch dazu, uns stehen ein paar Autos weiter hinter uns. Die Fähre wird vollgeladen mit Autos und WoMos; Menschen dürfen eigentlich nicht im Laderaum bleiben, da Hunde aber auch eigentlich außerhalb der Autos unerwünscht sind, bleibt Olli zunächst in geheimer Mission im Van. Wir können Nala nicht alleine lassen, bei all den lauten Geräuschen und dem Seegang. Schnell wird aber klar, dass sich niemand daran hält und das Deck kunterbunt von Hunden besucht wird. Also verbringen wir die Zeit gemeinsam an Deck und genießen die Aussicht. Nala ist total entspannt und bleibt brav an Meilos Seite. Sogar das Bordpersonal ist freundlich und hat scheinbar nichts gegen die Hunde. 

Schlafen auf der Landebahn

Schonmal auf der Landebahn eines Flughafens geschlafen? Links steile Felswände und rechts Meer? Wir auch nicht. Bis jetzt, denn das war für uns ein verlockendes Highlight. Das war eine Empfehlung von Fabienne und Stefan, die wir in Schweden kennengelernt haben. Die beiden haben sogar Orcas sehen können. Nach einer knappen Stunde mit der Fähre kommen wir also auf der kleinen Insel an und begeben uns direkt auf die andere Seite zum stillgelegten Flughafen. Der wurde in den Neunzigern aufgrund der gefährlichen Windverhältnisse geschlossen. Kurz vor unserer Ankunft hat ein neuer Pächter die Landebahn zu einem Campingplatz gemacht. Dementsprechend kostet die Nacht jetzt 18 Euro pro Nacht. Was für bisherige norwegische Verhältnisse recht günstig ist. Wie sich herausstellt, ist der Pächter Deutscher und super umgänglich. Wir verbringen knapp anderthalb Tage mit Marian, Tia und Meilo, gehen spazieren, springen ins Wasser und quatschen viel. Nala und Meilo kommen super klar, nicht zuletzt, weil Meilo ein Rüde ist und sich relativ unbeeindruckt von Nalas aufdringlichem Verhalten ist. Bei dem Vanlifer Treffen haben die beiden sich ja bereits ausgiebig beschnuppert. Am nächsten Abend verlassen die drei die Insel wieder, doch es sollte nicht lange dauern, bis wir den nächsten wunderbaren Menschen treffen.

Wanderung Haen Radarstation

Es wird mal wieder Zeit zum Wandern. Eines Abends gehen wir einkaufen und begeben uns im Anschluss auf die, natürlich steile, Wanderung ca. 438 Meter nach oben zur alten NATO-Radarstation. Warum abends? Na, es wird ja nicht dunkel und der Verkehr ist erfahrungsgemäß etwas geringer. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass es nicht anstrengend ist. Allerdings hat man die Möglichkeit, die alte, gesperrte Straße zu nutzen und dadurch ist der Weg weniger technisch anspruchsvoll. Letzteres kann man aber natürlich links und rechts der Straße immer wieder wählen. Auf dem Weg nach oben tun wir das auch und laufen gefährlich nahe an den nahezu geraden Abgründen entlang. Sind nur drei-vierhundert Meter. Standard in Norwegen. Im türkisen Wasser ankert eine große Luxussegelyacht mutterseelenallein in einer Bucht. Bei dieser Idylle vergessen wir kurz die lähmende Höhenangst. Oben angekommen. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Wir sehen Adler zum ersten Mal von oben und haben das Gefühl, die ganze Insel überblicken zu können. Über den Kamm gehen wir zurück und genießen den Abend.

Abschied & ein neuer Freund

Wir bleiben insgesamt ganze fünf Nächte, weil der Ort uns so verzaubert und wir verglichen zum Rest der Lofoten hier etwas mehr Ruhe haben. Hier wohnen einige Adler und wir sehen sogar eine Robbe (oder einen Seehund). Die unendlich langen Sonnenuntergänge sind hier unbeschreiblich. Olli spricht den Parkplatznachbarn an, nachdem er sieht, wie er mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken Richtung Berge wandert. Ein Paraglider namens Anders. Olli erzählt von dem Film, den wir letztes Jahr gedreht haben, und die beiden kommen so ins Gespräch. Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen und stellen fest, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Besonders die beiden Herren beschäftigen sich mit Gesellschaftswandel, Nachhaltigkeit und Spiritualität. Anders ist ein ganz ruhiger, toller Mensch, lebt seit kurzem auch im Van und führt zusammen mit seinem Bruder ein Unternehmen, das sich auf gesunde Bio Lebensmittel und Superfoods spezialisiert haben. Olli und Anders meditieren gemeinsam an dem kleinen, pittoresken See vor der Felswand, und beide saugen die Schönheit des Ortes in sich auf. Wieder einmal haben wir einen unglaublich herzlichen und intelligenten Menschen getroffen, mit dem wir uns so verbunden fühlen. Unsere Fähre zum Festland geht um 20:45 Uhr, wir sind aber ein paar Stunden vorher da und arbeiten und kochen wie schon bei der Hinfahrt in der Warteschlange. Nala ist diesmal scheinbar der einzige Hund an Board, wir haben aber keine Probleme und die Crew lächelt uns wieder freundlich zu. 

Auf der Fähre zum Festland schauen wir zurück auf die Insel, die wir für immer in unser Herz geschlossen haben. Die schroffen Felswände werden langsam zur schwarzen Silhouette und die Sonne hinter den Bergen der Insel macht für uns diesen Abschied unvergesslich.

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Frohes Abenteuern,
A&O

Auszeit – Das hat für uns alles verändert

Von außen betrachtet sah unser Einzug ins Vollzeit Nomaden Leben vielleicht einfach aus. Das der Weg dorthin über Jahre aber voller Unsicherheiten, Erschöpfung und Schmerz verbunden war, ist vielleicht gar nicht so ersichtlich. In diesem Beitrag nehmen wir Dich also mit auf eine kleine Zeitreise. Was wir durchgemacht haben und welche tragende Rolle unsere zweitmonatige Auszeit in Spanien bei unserer Entscheidung gespielt hat, erfährst Du in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Erster Vanausbau

Aber fangen wir ganz vorne an. Im Jahr 2020 haben wir unsere Wohnung gekauft und zeitgleich einen leeren Van. Nachdem die Wohnung fertig war, haben wir „Harvey“ selbst ausgebaut. Einen detaillierten Beitrag dazu findest Du hier. Wir machen also Urlaube, fahren über Wochenenden weg und genießen das minimalistische Leben so oft es geht. Die Komplettsanierung der Wohnung während der Corona-Pandemie, der Vanausbau in jeder freien Sekunde neben den Vollzeitjobs und die immer wieder verschobene Hochzeit haben ihre Spuren hinterlassen. Irgendwas ist passiert, so richtig wohl fühlen wir uns nicht. Wir beide haben durch ungünstige Verhältnisse innerhalb unserer Beschäftigungen zusätzlichen Stress. Schon komisch, so könnte man meinen, dass man mit zwei Autos, einem Van und einer luxuriösen, modernen 120 m2 Wohnung und doppeltem Einkommen total glücklich sein müsste. Olli hat schon seit Jahren das Gefühl, er müsse mal ausbrechen. Der „normale“ Alltag fühlt sich schon lange nicht mehr richtig an. Die Immobilienpreise steigen, und 2022 schlägt er Anika vor, die Wohnung zu verkaufen, um in Van zu leben. Das versteht Anika, kann sich aber nicht mit dem Gedanken anfreunden, schließlich haben wir so viel Arbeit in die Wohnung gesteckt. Für Olli ist es auch kein einfacher Gedanke, aber anstatt den Verzicht oder Verlust zu sehen, kann er klar sehen, was er dafür bekommt – Eine gewisse Zeit Unabhängigkeit, um die Karten neu zu mischen.

Wir machen es möglich

Wir behalten die Wohnung. Weil wir aber schon seit unserem ersten Spanienurlaub 2021 das Ziel haben, mal länger als drei Wochen unterwegs zu sein und immer nur gesagt haben „irgendwann machen wir das mal“ machen wir jetzt Nägel mit Köpfen. Wir setzen uns zusammen und überlegen, wie wir das realisieren können. Sabbaticals bieten unsere damaligen Arbeitgeber nicht an. Im Laufe der Zeit erfahren wir durch Gespräche und Recherche, dass im Grunde jeder das Recht auf unbezahlten Urlaub hat; natürlich muss das mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden. Olli bekommt das hin, nicht zuletzt wegen einer vorbildlichen Vorgesetzten, und sammelt seinen Jahresurlaub an und verbindet dieses mit knapp einem Monat unbezahlten Urlaub. Anika hat die Möglichkeit, durch lange angesammelte Überstunden freizunehmen und kombiniert das mit dem Jahresurlaub. Mit fast einem Jahr Planung im Vorfeld können wir ganz einfach ein ausgefallenes Gehalt durch Sparen kompensieren.

Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird

Zweiter Vanausbau. Unsere Bedürfnisse an den Van haben sich im Laufe der Zeit geändert. Zwei Monate darin leben ist auch etwas anderes als 2-3 Wochen. Also bauen wir den Van wieder in jeder freien Sekunde um. Das Projekt Umbau wird größer als ursprünglich geplant. Um den großen Wassertank überhaupt einbauen zu können, muss alles raus. Also krempeln wir alles auf links. Spoiler-Alarm: Das hat sich durchaus gelohnt. Wir finden gar keine Ruhe mehr, es kommen viele Dinge zusammen. Allergie, Stress, mangelnde Freizeit, weil wir den Urlaub ja aufgespart haben, die Situation auf der Arbeit. Als wir endlich losfahren, sind wir total fertig und oft nicht besonders nett zueinander. Vielleicht haben wir uns über all die Jahre zu viel zugemutet und die falschen Dinge priorisiert. Wir haben uns als Paar irgendwie voneinander entfernt. Diese Auszeit hat einen hohen Preis.

Ein paar Schritte Richtung Klarheit?

Nach dem ganzen Wahnsinn geht es endlich los. Wir können es kaum glauben. Wir sind jetzt wirklich zwei Monate unterwegs. Einfach mal auf Pause drücken. Aber was wäre ein Abenteuer ohne Startschwierigkeiten? AdBlue im Dieseltank. Ab in die Werkstatt. Auspumpen. Ein unbequemes Bett. Ein total überfülltes Nordspanien. Wir überwinden all das und fahren kurzerhand in den Süden und verbringen in aller Ruhe ungeplant fast sieben Wochen mit Freunden, die bereits einige Jahre im Van leben. Wir haben einfach eine traumhafte Zeit in der Natur und genießen das Leben in vollen Zügen. Doch es gibt auch Tränen, ernste Gespräche und Frust. Irgendwann holen einen die aufgeschobenen Gespräche und das „Runterschlucken“ von Problemen ein. Jetzt ist Raum dafür da. Es ist teilweise alles andere als angenehm, aber am Ende heilsam. In vielen Gesprächen merkt Anika, dass sie sich ein Leben im Van schon vorstellen kann, aber sie immer eine Blockade und Angst spürt. Mit der Zeit geht sie dem auf den Grund und beleuchtet den Ursprung der Sorgen und Zweifel. Wir reden viel darüber, auch mit unseren Freunden, und stellen fest, dass die beiden in der gleichen Situation waren, die gleichen Ängste hatten und im Nachhinein nur noch darüber lächeln. Die nächsten 30 oder 40 Jahre so weiter machen wie bisher fühlen wir gar nicht. Uns geht es insgesamt ja nicht schlecht, aber es erfüllt uns auch nicht. Es fühlt sich schon ein wenig so an, als würden wir jeden Tag den gleichen Tag wiederholen. Das kommt uns etwas trist vor. Und langsam fangen wir an, zu überlegen, wie wir uns ein Leben im Van ermöglichen könnten. Wenn wir eins als Paar gelernt haben, dann, dass wir mit genug Zeit und Geduld unsere Träume wahr machen können. Wir merken, dass wir uns als kreative Menschen in Festanstellungen nicht so richtig austoben können. Wir genießen zwar die Menschen, die Projekte und auch das Lösen von Problemen, haben aber das Gefühl, den Fokus verloren zu haben und aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein. Vielleicht ist es wieder Zeit für Selbstständigkeit. Wir sind unschlüssig, ob wir die Wohnung verkaufen oder vermieten würden. Mit groben Ideen verlassen wir Spanien, sind aber irgendwie immer noch tief in uns drin aufgewühlt und haben mehr Fragen als Antworten.

Kataklysmus oder Katalysator?

Kann es noch schlimmer werden? Na Logo. Es ist uns klar, dass wir uns nach zwei Monaten „Urlaub“ erst einmal wieder ins 40-Stunden-Arbeitsleben eingrooven müssen. Nach wenigen Tagen wird uns aber bewusst, dass uns das gar nicht mehr guttut. Wir denken schon lange über unsere persönlichen Werte nach und haben zunehmend ein Problem mit dem gedankenlosen Konsum, den wir selbst betreiben, sich z.B. mit online Bestellungen zu belohnen, am Ende aber einfach immer mehr Krempel kaufen, denn wir nicht wirklich brauchen. Die Wegwerfgesellschaft ist uns irgendwie zu wieder, unser Umgang mit begrenzten Ressourcen auch und wir zweifeln am Kapitalismus und fragen uns, wie nachhaltig unsere aktuellen Lebensumstände sind. Während wir Möglichkeiten abwägen, unser Leben besser nach unseren Werten auszurichten, wird Olli krank und bekommt stetig schlimmer werdende Magenprobleme. Das hat er so noch nicht erlebt. Die Erschöpfung und das Gefühl der Sinnlosigkeit werden immer stärker. Anika ist derweilen in einer neuen Beschäftigung und genießt den Tapetenwechsel und die kreative Arbeit in vollen Zügen. Nach ein paar Monaten gibt es auf Anikas Arbeitsstelle eine unvorhergesehene Umstrukturierung, sodass ihre Position in Gefahr ist. Das war der Moment, an dem wir schlussendlich die Entscheidung getroffen haben und mutig genug wurden, um unseren jahrelangen Traum zu leben. Wir nutzen all unsere Lebens- und Berufserfahrungen, um etwas Wundervolles, Eigenes zu schaffen. Wir haben uns mittlerweile entschieden, die Wohnung zu inserieren und zu schauen, was passiert. Überraschend schnell melden sich potenzielle Interessenten. Nachdem Ollis Arzt von dem Vorhaben erfährt, sagt er mit gruseliger Sicherheit, dass die monatelangen Magenbeschwerden an dem Tag verschwunden sein werden, wenn wir in den Van ziehen. Er sollte damit recht behalten.

Ein Fazit

Wir haben nach vielen Jahren gemerkt, dass wir ein Leben gelebt haben, das gar nicht unbedingt unseres war. Viele Dinge taten wir, weil wir einfach glaubten, es müsse so sein. Dass wir im Grunde nie bewusst eine Wahl getroffen haben, merkten wir erst spät. Irgendwie haben wir im Autopilot gelebt, auch weil wir glaubten, dass irgendjemand das so von uns erwartet. Wenn dieser Zustand länger anhält, dann sollte man vielleicht wirklich, wie wir mit der Auszeit, einen sicheren Abstand ermöglichen, um sich die Chance zu geben, durch Distanz Klarheit zu erlangen. Wir sind dankbar, diesen Schritt nicht schon vor Jahren als Kurzschlusshandlung gemacht zu haben. Wir haben irgendwo die Stärke hergenommen, das alles gemeinsam zu durchleben. Auch wenn wir dadurch Zeugen von viel Leid und Schmerz wurden, so hat das alles für uns Klarheit gebracht. Schließlich haben wir schon einiges zusammen erlebt. Wir waren selbständig, hatten kaum Geld, ein Gehalt und auch zwei ganz gute Gehälter mit dreizehntem Monatsgehalt. Große Wohnung, kleine Wohnung. Ein Auto, drei Autos. Wir haben genug erlebt, um für uns zu wissen, dass die Lebensumstände für uns keine große Rolle spielen. Oder eben nicht die Größte. Natürlich möchten wir nicht in Zwangsarmut leben, aber davon sind wir auch weit entfernt. Körperliche und geistige Gesundheit haben für uns neben Selbstbestimmtheit Priorität, denn ohne dieses Fundament stürzt jedes noch so schöne Haus irgendwann ein. Die wichtigen Dinge in unserem Leben sind wir, jeder für sich selbst und auch als Paar. Wir leben jetzt mehr im Einklang mit unseren Werten wie z.B. Nachhaltigkeit und können die Dinge priorisieren, die für uns wichtig sind. Dadurch, dass wir reduzierter und selbstbestimmter leben und auch nicht zwingend 40 Stunden pro Woche arbeiten müssen, haben wir mehr Raum, um uns über Dinge klar zu werden und an uns zu arbeiten. Dafür braucht man kein Vanlife oder permanentes Reisen. Das wollen wir ganz deutlich klarmachen. Vanlife alleine löst keine Probleme, dazu werden wir aber einen separaten Beitrag veröffentlichen, da wir zunehmend merken, dass Menschen dies scheinbar für die Lösung aller Probleme halten und dann furchtbar enttäuscht sind, dass es nicht so ist. Vanlife ist für uns die Kirsche auf der Sahne. Wir sind ja auch Fotografen und gerne in der Natur und hatten den Van nun mal schon. Wir glauben übrigens nicht, dass wir bis zum Ende unserer Tage im Van leben werden. Aber jetzt gerade fühlt es sich richtig an und tut uns einfach nur gut. Wir müssen auch nicht Entscheidungen für die nächsten 40 Jahre treffen. Wir haben gelernt, immer etwas Raum für Magie zu lassen. Und weil wir nicht so gebunden an Ort und Zeit sind, haben wir viel eher die Chance, spontane Gelegenheiten wahrzunehmen, um einzigartige Abenteuer zu erleben. Wir bereuen keine Sekunde, diesen Schritt gegangen zu sein und fühlen uns lebendiger, wacher und irgendwie erfüllter.

Wir hoffen, dass wir durch diesen Blog und unsere Abenteuer Menschen dazu inspirieren können, ihre eigenen Werte zu finden, bewusstere Entscheidungen zu treffen, um im besten Fall am Ende ein erfüllteres Leben führen zu können.

Frohes Abenteuern,
A&O

#012 Skandinavien Teil 5 – Lofoten Vanlife

In diesem Lofoten Vanlife Abenteuer lernen wir die atemberaubenden Lofoten kennen und schlittern spontan in ein Vanlifer treffen. Neben dem üblichen Alltag stehen diesmal sogar etwas Sightseeing und eine Wanderung auf dem Programm. Ob die Lebensmittelpreise in Norwegen wirklich so hoch sind und ob wir uns mit den anderen Vanlifern vertragen, erfährst Du in diesem Beitrag. Gute Unterhaltung 🙂

Hochpreisige Versorgungstour

Nachdem wir unsere persönlichen Akkus wieder aufgeladen haben, verlassen wir den schönen Ort, der uns so viel gegeben hat. Dass wir Adler und Nerze sehen konnten, war für uns etwas ganz Besonderes. Es wird wieder Zeit für die übliche Versorgungstour: Einkaufen, Abwasser, Frischwasser. Wir finden ein Gewerbegebiet, in dem sich mehrere Supermärkte befinden. Auch ein geräumiger Parkplatz mit kostenpflichtiger Versorgungsstation ist vorhanden. Nachdem wir die Wassersituation schnell erledigt haben, geht’s ab zum Einkaufen. Scheinbar sind wir in einem Tourismushotspot gelandet, überall Leihwagen, Biker und Wanderer. Alle wuseln herum und versorgen sich für ihre bevorstehenden Abenteuer. Die Preise sind astronomisch und wir finden relativ wenig Veganes. Obst und Gemüse sind auch recht teuer, aber da kommen wir nicht drumherum. Lofoten Vanlife hat seinen Preis. Wir verzichten aber auf unsere heißgeliebte Cola, da die Preise echt schmerzen und das wirklich nicht lebensnotwendig ist. Wer von uns den Cola-Konflikt am Ende überlebt und mit wie vielen gebrochenen Knochen, erfährst du im nächsten Beitrag. Scherz beiseite, wir haben eh zu viel davon getrunken. 

Tagestrip in die Zivilisation

Sightseeing ist für uns ja echt untypisch. Aber es gibt nun mal ein paar Spots, die uns auch wirklich begeistern. Und obwohl wir überhaupt gar keine Lust auf Menschenmengen haben, springen wir hinein ins kalte Abenteuerwasser. Unser erstes Ziel ist Henningsvaer, hier gibt es den berühmten Fußballplatz auf einer Insel. Der Weg dorthin ist wunderschön, die Sonne knallt, es ist warm. Auf der sich durch und über Inseln schlängelnden Straße gibt es immer wieder kleine Parkplätze und Haltebuchten, die alle randvoll geparkt sind. Die Straße verengt sich öfter, aber im Grunde funktioniert die Einigung und trotz der Fülle an Fahrzeugen gelingt das Miteinander auf der Straße. Wir landen auf einem großen Parkplatz, bezahlen wieder per App und gehen nach einer kleinen Brotzeit auf den Stadtbummel. Anders als die Straßen ist der Ort sehr angenehm besucht und wir saugen das Flair des Ortes und der Insel auf. Am Fussballfeld angekommen, müssen wir natürlich den obligatorischen Dronenshot machen. 

Wir schlendern mit Nala noch ein bisschen durch die Gegend und fahren dann weiter zu einer bezaubernden Kirche, direkt am Wasser. Die weiße Kirche mit eigenem Strand wirkt etwas surreal, das türkise Wasser rundet das karibische Flair ab. Allerdings ist das Nordmeerwasser nicht ganz so warm wie in der Karibik, wie Olli später feststellt. Aber erfrischend und vitalisierend ist es in jedem Fall. Wir gehen auf Stellplatzsuche und sind schon nicht mehr überrascht, dass alles voll ist. Aber da die Geduldigen belohnt werden (und die Menschen, die sich nicht nur auf die Stellplatz-Apps verlassen), finden wir einen richtig coolen Parkplatz für die Nacht in der Natur und erleben eine der schönsten Abendstimmungen überhaupt. Durch die nicht vorhandene Dunkelheit sind wir immer länger wach und schlafen auch entsprechend lange. Wir werden am nächsten Morgen durch mangelnden Sauerstoff und drückende Wärme wach. Aber wer wird sich hier beschweren? Wir bekommen langsam Sommer und haben tagsüber regelmäßig 20 Grad.

Wanderung von Strand zu Strand

Wir sparen uns ab jetzt, dir zu beschreiben, wie voll alles ist. Ok, einmal noch: Es ist überall richtig voll. An den ohnehin schon engen Straßen reihen sich die Autos wie an einer Perlenkette auf. Teilweise so weit im Straßengraben geparkt, dass wir stark zweifeln, ob die Besitzer die Fahrzeuge da aus eigener Kraft wieder herausbekommen. Würden wir gerne abwarten und zusehen, aber wir können halt nirgends parken. Wir erreichen einen großen kostenpflichtigen Parkplatz, an dem wir auch übernachten können. Hier gibt es auch Wasser und WCs. Und Schafe. Die sind überall und residieren sofort nach dem Parken an unserem Van. Das aber eigentlich besondere hier: Man kann über ca. 3 km am Fuße des Bergs entlang am Meer, von Strand zu Strand, wandern. Wir warten bis nach dem Abendessen und schlendern gemütlich den Weg entlang. Einfach traumhaft. Wir begegnen unterwegs nur einer Handvoll Menschen, was bizarr ist, da beide Strände auch nachts voller Menschen sind, die hier übernachten.

Spontanes Vanlifer Treffen

Genug Campingplatz Vibes getankt. Nicht weit weg spotten wir einen Stellplatz, der nur teilweise in den Apps verzeichnet ist. Wir parken in einer kleinen Bucht im Gebüsch und sind erst einmal froh, dass wir nicht sofort von 15 Leuten angeglotzt werden, wenn wir das Fahrzeug verlassen. Dann stellen wir fest, dass wir in der Ferne einige Vans sehen, die uns durch Instagram irgendwie bekannt vorkommen. Und es wird noch geiler: Mit einigen sind wir schon seit geraumer Zeit in Kontakt und schreiben hin und her, wo auf den Lofoten wir gerade sind. Wir erholen uns nochmal eine Nacht im Gebüsch und leisten dem Vanlifer Treffen Gesellschaft. Wir gehen direkt mal eine Gassirunde mit Meilo, Marian und Tia von vanlife_marti. Keine Ahnung, ob es an den vielen Gemeinsamkeiten liegt, die man so hat, wenn man im Van lebt. Aber es sind wirklich alle ausnahmslos sympathisch und wir haben auch in dieser Gruppe das Gefühl, als würde man sich schon lange kennen. Es herrscht Akzeptanz für jeden, und wir reden über ernste Themen und sind gelegentlich auch mal total albern. Abends stellen wir unsere Tische zusammen und essen wie eine große Familie zu Abend und unterhalten uns stundenlang. Fast alle haben Hunde, auch das Thema und die Erziehung selbst sind Thema und Mensch und Hund können viel voneinander lernen. 

Mehr Infos zu dem Treffen und den wunderbaren Menschen sowie einem Vorfall mit einer gehörigen Portion Wut und Hass findest Du hier den ausführlichen Beitrag zum Thema „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Vanlife“.

Für noch mehr Eindrücke und tagesaktuelle Stories schau‘ doch mal auf unserem Instagram Profil vorbei 🙂

Frohes Abenteuern,
A&O

Fremdenfeindlichkeit & Rassismus im Vanlife

Dieser Beitrag ist vorgezogen, da uns das Thema Rassismus sehr am Herzen liegt, und findet nach den Ereignissen statt, die Du am 26.07.24 im regulären Reisetagebuch nachlesen kannst. Heute liest Du mal etwas ganz Anderes von uns. Um das von Anfang an klarzustellen: Wir haben bisher mit Menschen im Ausland durchweg positive Erfahrungen gemacht. Der Vorfall aus diesem Artikel stellt bisher eine Ausnahme dar und auch im Rest von Skandinavien haben wir so etwas noch nicht erlebt. Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung. Gute Unterhaltung 🙂

Spontanes Vanlifer Treffen

Dass wir in diesen traumhaften Tagen mit tollen Menschen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus begegnen, hätten wir uns nicht träumen lassen. Wir leisten einem spontanen Vanlifer-Treffen auf den Lofoten Gesellschaft. Da wir noch nicht viele Vollzeit-Vanlifer oder Influencer persönlich kennen, sind wir unsicher, ob wir da reinpassen. Die Sorgen sind aber von der ersten Sekunde wie weggeblasen. Ausnahmslos alle sind freundlich und herzlich, man hat das Gefühl, dass einem auch zugehört wird, und nicht alle schon darauf warten, über sich zu reden. Niemand rennt die ganze Zeit mit dem Smartphone rum – eher im Gegenteil. Wir kannten viele von ihren Instagram-Profilen oder Blogs, weil sie uns sympathisch waren. In Wirklichkeit war das sogar noch viel intensiver. Wenn man so viele tolle Menschen trifft, dann trifft man natürlich zwangsläufig auch mal Menschen, die einen dazu benutzen, um mal so richtig Dampf abzulassen. 

„Ihr scheiß dummen Deutschen habt den Krieg verloren!“

Folgendes Szenario: Wir stehen mit sechs Vans an einem abgelegenen Ort, der durchaus nicht unbedingt einfach zu finden oder zu erreichen ist. Der Platz selbst ist dadurch voll, es gibt aber viele andere Möglichkeiten rings rum um zu parken oder um alleine zu sein. Oft, und so auch hier, werden solche Plätze vorwiegend von Anglern genutzt. Eines Morgens wendet dann ein norwegisches Auto an unseren Vans, die Frau auf dem Beifahrersitz regiert auf Lisis Lächeln mit einem Mittelfinger. Wir, einige von uns, die draußen stehen, sind verblüfft über die nette Geste und dann hält das Auto an. Der Fahrer steigt aus, ein Mann vermutlich um die 60, und fragt uns sehr laut und aufgebracht, ob wir denn eine Genehmigung hätten und erzählt uns, dass die gesamten Lofoten ja Privatbesitz seinen. Wir erwidern, dass wir da alle anders informiert sind, und er sagt „Ihr Deutschen müsst scheiße dämlich sein“. Und das, was wir hier tun, illegal sei. Wir fragen ihn, ob jemandem den Mittelfinger zu zeigen in Norwegen auch eine Straftat ist; in Deutschland wäre das nämlich so. Fand er irgendwie nicht lustig. War natürlich auch nicht besonders deeskalativ von uns, geben wir zu. Aber das mit dem Stinkefinger muss ja nicht sein, wir lassen ja über alles mit uns reden und sehen in Summe auch nicht besonders gefährlich oder abschreckend aus, würden wir behaupten. Er sagt dann, dass wir scheiß Deutschen ja den Krieg verloren hätten. Da klinkt sich Olli Beifall klatschend aus dem Gespräch aus. Spätestens ab hier kann man ja keinen produktiven Dialog mehr unterhalten. Dann steigt seine Frau aus dem Auto. Jetzt denkst Du, dass sie ihn beruhigen will. Dachten wir auch. Aber nein: Mit weit aufgerissenen Augen schreit sie hemmungslos aus tiefster Seele, dass ihr Bruder Polizist sei und nochmal irgendwas mit scheiß Deutschen. Langsam erkennen wir hier ein Muster. Wir haben wirklich Angst, dass ihre Augen aus den Augenhöhlen fallen oder gar platzen. Wir sind kurz selbst geneigt, die Polizei dazu zu holen, müssen diesen Wahnsinn aber auch nicht weiter am Leben erhalten. Wir sollen zur Hölle fahren, sagt der umgängliche Süßbert, steigt in sein Auto und fährt weg.

Das eigentliche Problem

Erschreckend ist die Situation im Gesamtbild schon, denn wir haben niemandem etwas getan und die beiden Schätzchen haben dermaßen die Kontrolle verloren, als hätten wir weiß Gott was getan. Es ist natürlich offensichtlich, dass nicht wir das Problem waren, und die beiden vermutlich einen ganzen Sack an Problemen mit sich trugen, als sie bei uns ankamen. Die vorgefundene Situation hat wahrscheinlich nicht ihren Erwartungen entsprochen und das Fass dann zum Überlaufen gebracht. Lina meinte noch treffend, dass die beiden vielleicht einfach mal eine Umarmung brauchen. Alle von uns haben Verständnis dafür, wenn jemand ein Problem mit parkenden Vans hat. Gerade auf den Lofoten gibt es oft nur kleine Parkbuchten; wenn da drei Vans ungünstig parken, dann nimmt man vielen Einheimischen und Autofahrern die Möglichkeit, die Plätze zu erkunden. Das war an diesem Ort aber nicht der Fall. Deswegen waren wir da. Wir sind uns alle bewusst über die generelle Parksituation und sind immer bemüht, für alle eine Lösung zu finden, und fahren meistens weiter, wenn wir das Gefühl haben, dass irgendwo schon zu viele Vans stehen. Und manchmal geht es eben einfach nicht anders. Wir sind auch nicht die Schuldigen für den Tourismus im Gesamten oder für die mangelnden Parkplätze, die geografisch bedingt nun mal so sind, wie sie sind. Am Ende ist es auch egal, wer da parkt oder wie viele. Wenn der Parkplatz voll ist, ist er voll. Da hilft nur Akzeptanz der Situation, alles andere ist im wahrsten Sinne des Wortes Wahnsinn.

Auflösung der Situation

Irgendwie fühlen wir uns schlecht, unfair behandelt, ungehört und ausgeschlossen. Und so beschäftigt uns dieser unglaublich fremdenfeindliche Akt der Selbstoffenbarung noch ein paar Stunden danach. Denn das Aggressionsniveau und Kontrollverlust der beiden sowie die wiederholten Statements gegen Deutsche waren irgendwie schon schwer zu verdauen. Wir sind froh, dass wir insgesamt eine sehr ruhige und entspannte Truppe waren und dadurch die Grundstimmung während und nach dem Vorfall nicht kippte. Man könnte jetzt sagen, „der Klügere gibt nach“, aber wir glauben nicht, dass Intelligenz hier unbedingt ein entscheidender Faktor ist und möchten auch nicht weiter spalten. Wir waren sowieso im Begriff zu fahren, das heißt, die meistens von uns. Wir, Anika und Olli, wollten eigentlich noch eine Nacht alleine an diesem Ort bleiben. Nach dem vortrefflichen Plausch mit den herzlichen Einheimischen war aber dann ein Platzwechsel plötzlich total attraktiv. 

Was kann man besser machen?

Wir wünschen uns im Nachhinein, wir hätten die Ruhe gefunden, um die Menschen auf ein Getränk einzuladen, um mit Ihnen zu sprechen. Wir hätten so gerne gewusst, was Sie dazu bewegt hat, so auszuflippen. Vielleicht hat es wirklich etwas mit dem Fehlverhalten von Deutschen oder insgesamt Touristen zu tun. Vielleicht war es ja nur ein kultureller Unterschied, eine Kleinigkeit, ein blinder Fleck, durch dessen Erkenntnis wir unser Verhalten hätten ändern können. Ob das für das Paar in diesem Moment möglich gewesen wäre, sich von diesen starken Emotionen zu lösen, wissen wir aber nicht. Keiner von uns ist laut geworden oder hat gebrüllt, während die beiden sich vergessen haben; wir haben also im Grunde durch unser Verhalten vermittelt, dass wir fähig sind, darüber zu reden. Am Ende muss jeder bei sich selbst anfangen, seine Schwächen erkennen, daran arbeiten und lernen, wie man Konflikte miteinander lösen kann.

Ein Licht in der Dunkelheit

Das Ganze ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig offene, respektvolle Kommunikation ist und dass sich durch Aggression und Hass kein Problem lösen lässt. Jeder Einzelne aus der Vanlifer Truppe ist offen und respektvoll zu anderen, und alle geben ihr Bestes, nicht einfach mal schnell über andere Menschen zu urteilen. Es ist schon witzig, wie stark der Kontrast zwischen dem Image der „Im Auto Lebenden Hippie Fake Influencer“ oder „Aussteiger mit gescheitertem Leben“ und der Realität sein kann. In den meisten Fällen treffen wir auf unseren Abenteuern Menschen, die nicht selten bedeutend jünger sind als wir und uns reifer und bewusster erscheinen, als so manche Gleichaltrigen, die wir so kennen. Das gibt uns so viel Kraft und Hoffnung in die Entwicklung unserer Gesellschaft, die man durchaus mal verlieren kann, wenn man blind den Medien folgt oder von fremdenfeindlichen Zuckerschnecken mal so richtig angebrüllt wird. Wir sind unendlich stolz, Teil dieser Gruppe gewesen zu sein und haben in dieser kurzen Zeit echte Freundschaften geschlossen. Wir möchten aber nicht vermitteln, dass alle Menschen, die im Van leben, cooler sind als andere. Im Gegenteil, wir glauben, dass alle Menschen gleich sind. Wie schonmal im Italien Abenteuer mit Tier in Not erwähnt, hilft uns das Internet und die verfluchten sozialen Medien in Kontakt zu bleiben, uns auszutauschen und uns wiederzusehen. Wir sind wieder einmal dankbar für den Segen der Technologie. Aber bitte verantwortungsvoll genießen 🙂

Schlussplädoyer

Können wir damit aufhören, in „Wir“ und „die Anderen“ zu denken? Kein Mensch ist mehr wert als der andere. Kein Geburtsland der Welt gibt einem das Recht, sich über andere zu erheben. Wir sind alle auf der Erde zu Gast. Lasst uns miteinander etwas Schönes schaffen. Gemeinsam Dinge verändern und miteinander reden. Andere Meinungen und Standpunkte akzeptieren und offen bleiben. Nicht darauf warten, dass irgendjemand anders etwas tut. Und wenn die Schritte noch so klein erscheinen, irgendwo müssen wir anfangen. Vielleicht ist es eine Entschuldigung. Vielleicht nehme ich mich selbst im nächsten Gespräch einfach etwas zurück und gebe meinem Partner Raum. Oder ich nehme einfach mal jemanden in den Arm (dabei darauf achten, wie weit die Augen aus den Augenhöhlen getreten sind –  Stilaugen sind oft ein Warnzeichen und ein natürlicher Abstandshalter). Wir möchten mit einem Zitat von Tupoka Ogette abschließen:

Wir alle können nichts für die Welt, in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mitgestalten.

Tupoka Ogette

Tolle Menschen

Wenn Du neugierig bist, kannst Du all die tollen Menschen aus unserem Abenteuer auch auf Instagram besuchen; von den besonders umgänglichen einheimischen Ausnahmetalenten haben wir den Kontakt aber leider nicht bekommen: 

Frohes Abenteuern,
A&O

#011 Skandinavien Teil 4 – Die Magie der Mitternachtssonne

In diesem Skandinavien Vanlife Abenteuer: Nationalpark, Tierarzt, Polarkreis, Mitternachtssonne – Wir reisen durch Nordschweden und überqueren endlich die Grenze nach Norwegen. Wir erleben so viele Eindrücke an verschiedensten Orten und werden Zeugen atemberaubender Naturschauspiele. Wir wünschen gute Unterhaltung 🙂

Fulufjället Nationalpark

Auf dem Weg nach Norwegen möchten wir den Fulufjället Nationalpark besuchen. Anika lässt mal wieder ihrem Talent für Stellplätze freien Lauf und wir übernachten an einem Wendekreis in einem Wald nahe am Nationalpark. Natürlich sind auch hier die netten Kriebelmücken. Mittlerweile juckt es uns überall. Nach einer ansonsten ruhigen Nacht fahren wir morgens in den Nationalpark, um eine kleinere Wanderung zum Wasserfall zu machen. Es gibt hier sogar deklarierte Zonen, an denen Wanderer und Wohnmobile innerhalb des Parks übernachten können. Die Wanderung ist absolut traumhaft, es ist gut besucht, aber nicht überlaufen. Danach gönnen wir uns noch ein Eis und fahren wieder aus dem Park raus, um an einem Fluss in der Nähe zu übernachten. Die bekannten Plätze sind alle recht voll, wir finden aber natürlich wieder einen Platz für die Nacht. Fun Fact: Kriebelmücken sind anders als normale Mücken vorzugsweise an fließenden Gewässern zu finden. Abends entdecken wir dann, dass Nala am ganzen Körper große, rote Flecken hat. Zumindest überall dort, wo ihr Fell etwas dünner ist. Genau. Mückenstiche. Da sie das im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu jucken scheint, sind wir erstmal entspannt. 

Tierarzt & Parkplatzromantik

Da wir für den Besuch in Norwegen eine frische Wurmkur unseres Hundes nachweisen müssen, finden wir eine Bezirkstierklinik, die rund um die Uhr offen hat. Wir sind die Einzigen dort und die Damen und Herren sind unglaublich hilfsbereit, freundlich und nehmen sich richtig Zeit für uns. Wir sprechen die Mückenstiche an, die Ärztin ist unserer Meinung. Wenn der Hund da nicht permanenten Juckreiz hat, dann lassen wir erst einmal die Finger davon. Später bestätigt sich das, da die Stiche schnell verschwunden sind. Wir bekommen für den Notfall noch ein Mückenspray für Mensch, Tier und Textilen, welches innerhalb der Ärzte ausgiebig erprobt und für wirksam empfunden wurde. Wir fahren weiter und stocken unsere Vorräte an einem ICA Max auf. Wie in Kanada kann man hier sogar eine Nacht auf dem Parkplatz verbringen. Dankend nehmen wir das Angebot an, da hier bedeutend weniger Mücken sind. Wer hätte gedacht, dass wir mal gerne auf ’nem Parkplatz stehen? Zum Abendessen gönnen wir uns noch einen Burger mit Pommes einer schwedischen Fastfoodkette und atmen erstmal auf. Der Supermarkt hat täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet, bis dahin drehen auch Jugendliche mit ihren aufgepimpten Autos ihre Runden. Da der Führerschein in Schweden ab 15 zu bekommen ist, sind da natürlich eine ganze Menge Hormone bei der Arbeit. Allerdings dürfen die Fahrzeuge nur auf 30 km/h gedrosselt gefahren werden. Was an Geschwindigkeit fehlt, wird mit Auspuff, Musikanlage und sonstigen „Verschönerungen“ wieder ausgeglichen. Nach 23 Uhr sind dann alle brav im Bettchen und wir können in Ruhe schlafen.

Goodbye Schweden

Alles erinnert uns immer mehr an Kanada. Wir fahren an diesem Tag nur noch durch Wälder, kreuzen vielleicht drei Orte, die aussehen wie Kleinstädte in Alaska. Breite Straßen, großzügige Abstände zwischen den flachen Häusern. Tankstelle, Baumarkt, Fastfood und Supermarkt immer gebündelt irgendwo am Straßenrand. Hier und da ein Wohnmobil oder LKW auf geräumigen Parkplätzen. Was hier wohl los ist, wenn der Winter einbricht? Überall Schilder, die Schneemobile zeigen. Wir können uns nicht vorstellen, wie die ganzen Menschen hier im Outback den Winter verbringen. Sind aber ernsthaft neugierig, wie das wohl so läuft. Die Gegend ist atemberaubend. Warnschilder mit Elchen säumen die Straßen. Stundenlang geradeaus durch die Natur. Wir fahren den ganzen Tag und übernachten an einem traumhaften See. Dieser Stellplatz wird von der Kommune freiwillig gepflegt und man kann eine Spende in einem Briefkasten hinterlassen. Es gibt Toiletten, eine Schutzhütte mit Feuerstelle, ein paar Bücher und Mülleimer. Beim Spazieren finden wir unzählige Hinterlassenschaften von Elchen. Bisher haben sich aber alle vor uns versteckt. Achso, Mücken gibt es natürlich auch in vortrefflicher Vielzahl. 

Halb erfroren & Polarkreiszentrum Norwegen

Am nächsten Morgen springt Olli in den See, empfindet diesen als kalt und hat danach aber das Gefühl, dass es recht warm ist und entscheidet sich, im T-Shirt zu fahren. Kalt ist ihm nicht, aber er stellt irgendwann fest, dass er seine Zehen nicht mehr spüren kann. Das Wasser war wohl doch frischer als gedacht. Also erstmal aufwärmen, Gymnastikprogramm und Gefühl wiederherstellen. Dann sind wir endlich in Norwegen. Die gelbe Fahrbahnmarkierung und die schneebedeckten Bergspitzen lassen noch mehr Kanada-Feeling in uns aufblühen. Welch unfassbare Schönheit der europäische Kontinent bietet. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir frech auf dem Parkplatz am Polarkreiszentrum, um uns von der ganzen Fahrerei etwas zu erholen und um ein wenig Arbeit nachzuholen. Es sind tagsüber 12 Grad. Absolutes Flip-Flop Wetter. Wir vermuten, dass wir sommerliche Temperaturen dieses Jahr kaum noch erleben werden. Lustig, wenn man bedenkt, dass wir zu Beginn unserer Reise eigentlich ins Warme wollten 🙂 

Campingplatz am Fjord und erste Fährfahrt

Die Strecke nach dem Polarkreiszentrum ist der Wahnsinn. Ein Aussichtspunkt auf eindrucksvolle Berge jagt den nächsten. Überall Birkenwälder – das haben wir so auch noch nie gesehen. Wir kaufen unterwegs ein paar Kleinigkeiten in einem absoluten Outback-Supermarkt ein. Wieder totales Alaska bzw. Kanada Feeling. Was machen wir, wenn wir auf einen Campingplatz fahren? Richtig. Als erstes Wäsche waschen und duschen. Wir bleiben eine Nacht und fahren ein paar Stunden weiter. Unsere erste Fährfahrt ist total entspannt, ca. 30 Minuten, wir können im Fahrzeug bleiben. Gegen Nachmittag kommen wir an einem versteckten Platz nahe an einer großen Brücke an und übernachten hier. Natürlich gesellen sich im Laufe des Abends noch zwei andere Vans dazu, mit denen wir aber außer einem freundlichen Lächeln keinen wirklichen Kontakt haben. Es sind überall so viele Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs, dass wir eigentlich auch gar nicht mehr erwarten, irgendwo mal alleine zu sein. 

Gedankenloser Tourismus auf den Lofoten

Wir bekommen durch Instagram und andere Kanäle natürlich mit, wie voll die Gegend der Lofoten aktuell ist. Wir finden aber einen Platz, der hauptsächlich für Fahrradreisende zu sein scheint und bleiben am Ende ganze sechs Nächte. Was uns hier etwas aufwühlt, ist das Verhalten einiger Wohnmobilisten. Jeder, der an diesem Ort wenige Minuten die urige Schutzhütte oder das süße Architektenhaus zum Verweilen begutachtet, müsste anhand diverser Schilder schnallen, dass hier einige Fahrradfahrer ankommen. Leider parken viele ihre WoMos auf der Wiese, um einen tollen Platz am Meer zu haben und lassen den geräumigen Schotterparkplatz links liegen. Das Problem daran ist, dass es sich um eine Zeltwiese handelt, das aber bedauerlicherweise nicht ausgeschildert ist. Wir bekommen diverse Streitigkeiten mit, und ein deutscher Landsmann gibt zum Besten „Das ist ein freier Platz, ich kann parken, wo ich will.“ Das lassen wir einfach mal so wirken. Alles wird gnadenlos und ohne Rücksicht auf andere zugeparkt. Wir haben das schon öfter miterlebt; irgendwann werden diese Plätze aufgrund genau solchen Verhaltens geschlossen oder eben zum Übernachten für Reisende mit Fahrzeug unzugänglich gemacht. Unser Highlight war am Ende ein lustig grinsender, alkoholisierter Mann am Mittag, der uns mitteilte, dass seine Weinflasche schon wieder leer sei und diese prompt in die Schutzhütte gestellt hat, anstatt diese einfach mitzunehmen. Da kann man wirklich nur klatschen. 

Portionierte Ruhe, Wildtiere und Mitternachtssonne

Der Platz ist grundsätzlich voll. Wir sind umso überraschter, dass wir an zwei Morgen dann doch nochmal alleine hier sind. Natürlich genießen wir das so richtig, essen draußen und lassen Nala so richtig herumtoben. So ist es während unseres Aufenthaltes hier mittags ruhig und gegen Nachmittag wiederholt sich der Wahnsinn. Eines Morgens sehen wir in der Ferne zwei riesengroße Adler. Wir können es nicht glauben und uns gelingen sogar ein paar Bilder, allerdings nur aus der Ferne. Während eines Spaziergangs mit Nala entdecken wir dann auch noch sechs quirlige Nerze, die irgendwo zwischen Neugier und Fluchtinstinkt durch die vielen Felsen am Meer klettern. Wieder finden wir Elchbonbons auf einem Pfad, sehen aber keinen einzigen. Ein Einheimischer bestätigt uns, dass hier in der Gegend ca. 7 Elche wohnen und gewissen Routinen nachgehen, also auch regelmäßig diese Wege laufen. Wir überlegen, ob wir das langsam persönlich nehmen. Das mit Abstand krasseste Naturhighlight ist aber vermutlich die Mitternachtsonne. Wir dachten, es wird einfach irgendwie nicht ganz dunkel, dass aber an wolkenfreien Tagen die ganze Nacht die Sonne ballert, hätten wir nicht gedacht. Die Sonne steht tief und taucht alles in goldenen Glanz. Das Meer sieht aus, als würde es aus eigener Kraft leuchten. 

Frohes Abenteuern,
A&O

#010 Skandinavien Teil 3 – Roadtrip Richtung Norwegen

Nach den traumhaften Tagen an der Schärenküste geht das Skandinavien Abenteuer nun weiter. Vermissen werden wir die Abende mit Max und wie sich später herausstellt, auch das draußen sitzen. Welcher Schock uns mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hat, und ob wir wieder einmal Glück hatten und tolle Menschen kennengelernt haben, erfährst Du in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Versorgungstour Richtung Inland

Also feiern wir schnell unser dreimonatiges Jubiläum und weiter geht das Skandinavien Abenteuer. Nochmal Wasser Ver- und Entsorgung, Tanken und ab auf die Straße. Unterwegs steuern wir einen großen Supermarkt mit deutschen Wurzeln an und versorgen uns wieder für ca. eine Woche. Wir sind neugierig und gehen auch in den gigantischen ICA Max nebenan. Hier gibt es eine schier wahnsinnige Menge an Fleischalternativen, Aufschnitt, frischem Tofu, Käse und sogar eine pflanzliche Nuss-Nougat-Creme. Wir sind im siebten Himmel, denn Letztere ist schon seit Wochen leer. Mit ziemlicher Sicherheit gibt es dazu nochmal einen extra Beitrag. Wir fühlen uns wie in Nordamerika. In jedem Hof steht mindestens ein amerikanischer Oldtimer. Alle sehen aus, wie soeben vom Band gerollt. Das scheint in Skandinavien, speziell aber in Schweden, ein absoluter Trend zu sein. Besonders auf dem Land. Wirklich – Man könnte meinen, dass hier mehr Classic Cars stehen als in den USA.

Natur zu schön, um wahr zu sein.

Wir biegen von der Hauptstraße ab. Breite, geschotterte Forstwege führen uns durch endlose Wälder und wir begegnen keiner Menschenseele. Wir fahren an der Grenze eines Nationalparks immer wieder an Seen vorbei, die so schön sind, dass man es kaum in Worte fassen kann. So etwas haben wir noch nie gesehen. Auf den idyllischen Seen sind kleine Inseln, blühende Seerosen schwimmen auf der Wasseroberfläche. Umringt von hohen, dunklen Wäldern und gelegentlich Schilf sieht das Ganze aus wie ein Gemälde. Alles wirkt, als hätte es jemand gestaltet und platziert, so perfekt ist es. Ein See nach dem Anderen. Natürlich machen wir kein einziges Foto, da wir mit Staunen beschäftigt sind. Der von uns anvisierte Platz gefällt uns nicht so sehr, er ist recht klein und wir würden Wanderern hier zwei Parkplätze wegnehmen. Außerdem steht hier schon ein Pärchen mit Dachzelt, und wir beschließen, ihnen die Romantik zu lassen und fahren wieder ein paar Kilometer zurück. Denn in der Gegend gibt es wirklich genug ruhige Orte. Lustigerweise stellen wir fest, dass dieser Parkplatz an einem unserer Lieblingsorte von unserer Wohnwagenreise in 2019 war. Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm.

Buschsafari auf Schwedisch

Nach kurzem Studium der Karte fällt uns etwas Interessantes auf. Wir sind an einer Zufahrt eines Wanderparkplatzes an der Grenze des Naturschutzgebietes vorbeigefahren, dieser ist aber nicht auf der Karte zu sehen. Auf keiner Karte. Die Zufahrt ist etwas verwildert und es sieht aus, als wäre hier schon länger keiner mehr durchgefahren. Also rein ins Abenteuer. Langsam fahren wir über Stock und Stein den buschigen Weg entlang. Links und rechts kratzt gelegentlich ein Ast ein Andenken in den Lack. Das schmerzt etwas, aber wir wissen bereits aus Erfahrung, dass oft die schönsten Abenteuer so beginnen. Hoffentlich können wir im Zweifel wenigstens noch wenden. Am Ende finden wir tatsächlich einen Parkplatz mit improvisierter Feuerstelle, der ebenfalls etwas verwildert ist. Nach einem Rundgang bestätigen uns die Schilder, dass wir tatsächlich zwei Meter neben dem Nationalpark stehen und damit das Übernachten erlaubt ist. Von hier geht ein Wanderweg ab, der auch nicht so aussieht, als wäre in letzter Zeit jemand hier gewesen. Ein bisschen was Gruseliges hat dieser Ort, aber eben auch eine gewisse Schönheit.

Nächtliche Wiederbelebungsversuche durch Geflügel

Wir gönnen uns eine deftige Brotzeit und lassen den Abend mit einer Serie und Chips im Bett ausklingen. Es wird schon seit Dänemark nicht mehr so richtig dunkel, was uns immer noch etwas verstört. Zum Glück lässt sich der Van komplett verdunkeln, also alles kein Problem. Als wir gegen 23:00 Uhr den Schlaf einleiten wollen, starten mehrere Waldkauze ein imposantes Konzert. Es ist, als würden Sie uns anschreien. Als wir uns nach schätzungsweise einer halben Stunde an die Geräuschkulisse gewöhnt haben und so langsam einschlummern, knallt es ohrenbetäubend, als irgendetwas auf unser Fahrzeug kracht. Total perplex schrecken wir hoch; für einen kurzen Moment ziehen wir Verteidigung in Erwägung. Dann wird uns klar, dass ein oder zwei Eulen entweder gekämpft haben und abgestürzt sind, oder tatsächlich nicht mit dem geparkten Fahrzeug einverstanden waren. Es kehrt wieder Ruhe ein. Also jenseits des immer noch stattfindenden Eulen Orchesters in den Bäumen natürlich. Nachdem sich unsere Herzfrequenz wieder von Presslufthammer zum tropfenden Wasserhahn normalisiert hat, können wir wieder einschlafen. Glaubst Du selber nicht. Es rummelt in der Ferne. Gewitter. Durch die Dachluke holt Olli die Antenne rein, den Solarhauptschalter unterm Bett machen wir auch sicherheitshalber aus.  Am Ende also eine ganz normale, ruhige Nacht im Wald.

Erschöpfte Stellplatzsuche

Das Wetter ist kühl mit gelegentlichem Regen. Wie am Vortag auch, machen wir ordentlich Strecke. Leider sind einige kleine Plätze an einem See dermaßen ungünstig mit wenigen Autos beparkt, dass wir uns auch hier nicht mehr dazustellen können oder wollen. Wir bummeln in der Gegend hin und her, bergauf und bergab durch große Wälder. Plätze wären genug hier, aber überall finden wir Markierungen für die Jagd. Wir bekommen nicht wirklich heraus, wann hier gejagt wird, nur dass im Grunde die gesamte Sommerzeit Jagdsaison ist. Da unser Interesse an nächtlicher Unterhaltung erst einmal gedeckt ist, verlassen wir schweren Herzens die Wälder und entscheiden uns, obwohl wir ziemlich erschöpft sind, noch etwas weiterzufahren. Auch das ist Teil eines nomadischen Lebens im Van. Die Frage ist nicht ob, sondern wann es passiert. Während der Fahrt findet Anika spontan ganz in der Nähe einen Ort auf der Karte, der aussieht, als könne man dort stehen. Dieser Spot am See ist nicht in den Apps verzeichnet. Jackpot. Wir verbringen schlussendlich zwei Nächte hier und laden unsere Akkus wieder auf. Eine Handvoll Angler und ein süßes, älteres Pärchen, die im Kofferraum picknicken – Das war’s an Verkehr hier in zwei Tagen. Nala rennt hier auch freudig rum und wir haben Zeit für Trainingseinheiten.

Seelenverwandte & der Mückenwahnsinn beginnt

Da unser nächstes Ziel Norwegen ist, geht also die Reise weiter. Es wird auch mal wieder Zeit für Wäsche. Wir finden einen kleinen Self-Service-Campingplatz, der uns zwar rund 30,00 € pro Nacht kostet, aber dafür einiges zu bieten hat. So ist die Nutzung von Waschmaschine und Trockner inklusive, das haben wir noch nie erlebt. Auch moderne Sanitäranlagen, Strom, Schwimmbad, Sauna, Duschen, Spielplatz, Tennisplatz, Mountainbike Trail und Fitnesspark gehört dazu. Da kann man nicht meckern. An der Waschmaschinen Front lernt Anika Fabienne aus der Schweiz kennen. Es stellt sich heraus, dass sie und Stefan auch seit einiger Zeit Vollzeit im Van leben und reisen und wir so einiges gemeinsam haben. Gegen Abend überfällt uns ein Schwarm von Kriebelmücken. Diese kleinen Biester kommen durch herkömmliche Moskitonetze hindurch, weil sie so winzig sind. Der Biss schmerzt ziemlich und wir sind jedes Mal, nachdem wir rausgehen, damit beschäftigt, hunderte davon wieder loszuwerden. Eine Sekunde Tür auf, direkt ist die Bude voll. Wir haben Vorhänge und geben unser Bestes, eine Taktik auszuarbeiten, um ein zu großes Eindringen der winzigen Monster zu verhindern. Es bleibt aber anstrengend. Als wir am nächsten Tag abreisen, verquatschen wir uns noch mit Fabienne und Stefan und bedauern sehr, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht haben. Wir haben eine ganz ähnliche Vergangenheit, Motivation und Erfahrungshistorie. Wir tauschen Nummern aus und können es kaum abwarten, die beiden wiederzusehen. Hier trennen sich aber unsere Wege vorerst, da wir gegensätzliche Reisepläne haben. 

Schau doch mal auf unserem Instagram Profil vobei, um tagesaktuell mit dabei zu sein 🙂

Frohes Abenteuern,
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#009 Skandinavien Teil 2 -Vanlife & Schweden Romantik

Im zweiten Teil unseres Skandinavien Vanlife Reiseblogs lernen wir einmal mehr, dass man nicht immer viel Reisen muss, um tolle Momente zu erleben. Wir entdecken einen traumhaften Platz an der Schärenküste und verbringen fast eine Woche an einem ruhigen Fjord inklusive Lagerfeuer und Stockbrot. Absolute Schweden Romantik eben 🙂 Wir wünschen gute Unterhaltung!

Goodbye Kopenhagen

Heiß Duschen und Wäschewaschen auf dem Campingplatz in Kopenhagen hat gutgetan. Aber wir sind froh, wieder etwas weniger Menschen um uns herum zu haben. Schließlich suchen wir in Schweden Natur und Ruhe. Der Campingplatz ist wirklich groß. Das Personal war nett und hilfsbereit, so haben wir uns ein Stromkabel leihen können und die nette Dame im Shop hat extra für uns nochmal im Lager nach Eis geschaut und ist fündig geworden. Neben dem Gelände befindet sich eine gigantische Hundewiese mit ein paar Hindernissen. Ein gefundenes Fressen für Nala. Wir waren jedes Mal alleine und Nala konnte so richtig Gas geben. Insgesamt behalten wir den Platz in positiver Erinnerung, wenn auch 45 Euro pro Nacht für uns vollkommen überzogen ist. Das ist allerdings mittlerweile der gängige Kurs, daher keine unmittelbare Kritik am Platz, sondern eher generell.

Ab in die Natur

Wir verlassen also wieder das Luxusleben und fahren ein paar hundert Kilometer in einen Küstenort in Westschweden, den wir aus 2019 kennen. Damals waren wir mit Wohnwagen auf einem Campingplatz direkt am Meer und haben uns in die Schärenkuste verliebt. Freistehen mit dem Van ist hier nicht wirklich möglich, also fahren wir noch eine kurze Strecke und finden unser Glück auf einem versteckten Forstweg nahe einer Autobahn. Wir verbringen den Nachmittag und die Nacht hier und sind mutterseelenallein. Die Autobahn ist kaum hörbar und wir werden mit einem unglaublich schönen und unendlich langen Sonnenuntergang belohnt, der nicht der Letzte seiner Art bleiben sollte.

Paradiesischer Fjord an der Schärenküste

Am nächsten Tag geht es weiter und wir finden nach etwas Suchen eine Tankstelle, an der wir uns mit Frischwasser versorgen können. Das scheint hier in Schweden nicht ganz so einfach wie in Dänemark zu sein, zumindest was die Wasserentsorgung angeht. Wir bummeln ein wenig durchs Land, bis wir einen absolut traumhaften Ort erreichen. Der Ort ist auf einer Landzunge und bietet Platz für wirklich viele Fahrzeuge direkt am Meer. Wir stellen uns etwas abseits zwischen Bäumen an eine der unzähligen Feuerstellen. Wir können es nicht glauben. Es sieht aus, als wären hier einmal mehrere Bootsanleger gewesen. Das Wasser ist aber, den sumpfigen Wiesen in der Umgebung nach zu urteilen, etwas zurückgegangen und damit zu flach zum Boote ins Wasser lassen. Nun bietet der Platz mit urigem Wäldchen und zerklüfteten Steinen einen Abenteuerspielplatz für Jung und Alt. 

Abenteuer mit Max

Am zweiten Tag parkt ein Van neben uns, der so richtig nach Abenteuer aussieht. Ein sympathischer junger Kerl fragt uns, ob es für uns okay sei, wenn er Drohnenaufnahmen macht. Spoiler: Die Drohnenfotos in diesem Beitrag sind  von ihm 🙂 Wir verquatschen uns ein wenig und das Eis ist gebrochen. Wir machen zwei Wanderungen zusammen und entdecken einen uralten Steinbruch mit gigantischen Quadern aus Granit und klettern darin herum. Wir finden Werkzeugspuren und stellen Vermutungen an, wie das wohl alles mal funktioniert hat. Abenteuer pur. Der Weg führt weiter über ein steiniges Plateau mit idyllischer Natur und mündet nach einiger Zeit in einer kleinen Bucht mit Sandstrand, wo zwar das Übernachten verboten ist, aber vorhandene Feuerstellen mit Grillrost zum Grillen einladen. Wir machen hier aber nur Pause und springen ins klare, kalte Wasser. In der Bucht ankern eine Handvoll Segelschiffe, die teilweise mit ihren Beibooten an den Strand gefahren sind. Würden wir auch so machen. 

Lagerfeuer, Stockbrot und Reisepläne

Wir haben seit Tagen überhaupt kein konkretes Reiseziel. Nur Richtung Norwegen soll es gehen. Der Ort ist aber so traumhaft, dass wir insgesamt fast eine Woche bleiben. Das tut mal richtig gut anzukommen und verschafft uns Klarheit. Wir sind immer noch dankbar für unseren Van und die Möglichkeit, tagelang mit allen Annehmlichkeiten autark in der Natur zu verbringen. Weil uns das Brot ausgeht, backen wir einfach selber noch ein leckeres Weißbrot. Max schwärmt in unseren Lagerfeuergesprächen von Mittelschweden und wir profitieren von einigen seiner Erfahrungen. So langsam festigt sich die Route in unseren Köpfen. An Max‘ letztem Abend machen wir zum Abschied gemeinsam Chili sin Carne, Stockbrot am Lagerfeuer und zum Dessert einen Vanillepudding. Max steuert noch neben ein paar Zutaten zum Chili noch richtig gutes Feuerholz zum Abend bei. An dem Abend ist es richtig windstill, sodass wir zum ersten Mal von Mücken belästigt werden, als das Feuer langsam ausgeht. Am nächsten Morgen tritt Max seine Reise Richtung Heimat an. Wir sind wieder einmal sprachlos, welches Glück wir haben, immer wieder auf so tolle Menschen wie Max zu treffen. Für uns wird es Zeit, die Karten zu studieren und so langsam weiter Richtung Norwegen zu fahren. 

Wir merken, dass wir gerade gerne länger an so schönen Orten bleiben wollen, und planen das für die nächsten Wochen mit ein. Ob wir das so hinbekommen, wirst Du dann wohl im nächsten Beitrag erfahren 🙂 Wir freuen uns immer über den Austausch mit Menschen, vielleicht hast Du ja Lust, uns ein paar Zeilen dazulassen oder bei Instagram vorbeizuschauen. Dialog ist immer cooler als Monolog 🙂 

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#008 Skandinavien Teil 1 – Dänemark, der Wüstenplanet

Wir sind erst ein paar Tage in Dänemark und haben schon so viele positive Überraschungen erlebt. Wer hätte Sandwüsten und Palmenstrände erwartet? Wir haben immer noch nicht das Gefühl, dass der Sommer da ist, aber das ist hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit, oder? Tauche mit uns ein in den ersten Teil unserer Skandinavienreise. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Voller Kalender in der Heimat

Die Zeit bei Familie und Freunden ist intensiv und vergeht wie im Flug. Verkehrte Welt. Wenn wir unterwegs sind, haben wir das Gefühl, mehr Zeit zu haben. In Deutschland haben wir Termine, verbringen viel Zeit mit den Liebsten und kommen kaum zum Arbeiten. Wir haben uns die Zeit unter anderem mit einem Hochzeitswochenende, einem Kindergeburtstag, Arztterminen und House- und Catsitting vertrieben. Das war sehr schön, aber wir sind auch irgendwie froh, wieder unterwegs zu sein. Also: Ab geht die Post nach Skandinavien.

Tschüss Deutschland, Hallo Dänemark

Nach ein paar Stunden Fahrt übernachten wir auf einem Parkplatz an einem größeren Waldgebiet. Ursprünglich wollen wir einen anderen Platz anfahren, in unmittelbarer Nähe findet allerdings eine große Hochzeitsfeier statt und wir ahnen, dass wir hier kein Auge zudrücken werden. Auf der Fahrt haben wir kurz vorher einen unscheinbaren Parkplatz hinter einer Hecke entdeckt. Hier stehen wir nicht nur perfekt gerade, sondern schlafen wie die Murmeltiere. Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich und Olli erkundet den Wald mit einer Laufeinheit. Kalte Dusche hinterm Van und ab geht die wilde Fahrt. Bald überqueren wir die Grenze zu Dänemark. Wir haben über eine App einen Übernachtungsplatz an einer Autobahn gefunden. Das hört sich erstmal ungemütlich an. Daher ist die Überraschung umso größer, als wir diesen Ort erreichen. Wir fahren an der Tankstelle vorbei über den großen LKW-Parkplatz und landen an einem kleinen See, an dem, recht abgelegen, für jeden Parkplatz ein Tisch mit Bänken und Mülleimer vorhanden ist. Es hat scheinbar viel geregnet, alles ist recht schlammig. Wir parken mit dem Heck im Schlamm, was mit Frontantrieb aller Wahrscheinlichkeit nach keine Probleme verursacht. Zwei Nächte verbringen wir hier, holen Arbeit nach und genießen die Ruhe.

Palmenstrand und Wüste

Man glaubt es kaum, aber in Dänemark gibt es einen Palmenstrand. Natürlich sind die Palmen hier nicht heimisch, aber eine lustige Atmosphäre entsteht dadurch trotzdem. Uns fällt auf, dass es überall verdammt sauber ist. Insgesamt gibt es sehr viele Mülleimer, anders als in unserem Italien Abenteuer. Theoretisch kann man hier stehen, eine Übernachtungsparkgebühr von 22 € schreckt uns aber ab. Der Platz ist traumhaft, wenn man mal in so schönem Ambiente aufwachen will, das kriegen wir aber auch für Noppes hin, wenn auch vermutlich ohne Palmen. Also fahren wir nach einem Spaziergang weiter Richtung Wanderdüne in der Nähe von Skagen. Alles ist unglaublich sauber und nahezu an jeder Autobahnraststätte finden Ver- und Entsorgungsstationen für Wohnmobile. Ein Traum, wenn man das spanische und italienische Outback gewohnt ist. Alles wirkt sehr gepflegt und lädt zum Verweilen ein. In der Nähe der Wanderdüne finden wir ein tolles Plätzchen und übernachten drei Nächte. Dieser Ort ist magisch und riesig. An einigen Stellen haben wir eine rundum Aussicht auf Sand und bekommen das Gefühl, mitten in der Wüste zu sein. Es ist windig und dadurch recht kalt, aber dieser surreale Wüstenort lässt uns das immer wieder vergessen. Am Parkplatz gibt es sogar sehr gepflegte Toilettenhäuschen, mitten im Naturschutzgebiet. Abends läuft ein quirliger Fuchs durch die Gegend und sucht an den Mülltonnen nach etwas Essbarem.

Vereinigung der Meere in Skagen

Weil es nicht mehr weit ist, fahren wir nach Skagen. Der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes! Hier treffen Nord- und Ostsee spektakulär aufeinander. Auffällig ist, dass es hier nirgends hohe Häuser gibt. Dadurch wirkt alles recht entspannt und man kann auf den ersten Blick Wohngebiet nicht von Gewerbegebiet trennen. Wir parken am Bunkermuseum, zahlen das Parkticket bequem per App und wandern mit Nala zu der berühmten Zunge, wo die Meere sich küssen. Ein Zungenkuss quasi. Natürlich ist es sau windig. Das schreckt die Touristen nicht ab, aber wir vermuten, dass dennoch für gewöhnlich mehr Menschen hier ihr Unwesen treiben. Wir begucken also in Touristenmanier intensivst das Wasser mit Stilaugen und wandern wieder zurück. Diesmal mit ordentlichem Gegenwind, sodass wir den Sand richtig schmecken können. Hach, watt schön. Auf dem Rückweg halten wir noch im Hafen von Skagen und genießen einen unglaublich deliziösen Burger mit Pommes. Die Leute sind unverschämt nett und umgänglich. Auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Es ist überall sehr sauber. Uns fällt auf, dass der Sprit auf den Autobahnen nicht wirklich teurer ist als außerhalb.

Wald, Meer und Campingplatz in Kopenhagen

Wir bummeln durchs Land und die Sonne begleitet uns. Tolle Dörfer, es sieht aus, als hätten sich die Menschen in ganz Dänemark abgestimmt und Rasen gemäht. Natürlich kann das auch an den Midsommar Vorbereitungen liegen. Es sind sehr viele Häuser zu verkaufen. Das ist uns selbst in der Gegend um Skagen direkt am Meer aufgefallen. Wir können uns das nicht erklären, denn die Orte sind teilweise traumhaft schön und idyllisch. Vielleicht weißt Du mehr? Wir finden einen kleinen Parkplatz für WoMos an einem schönen See und wie soll es anders sein? Mülleimer und Trinkwasser gratis. Zum ersten Mal haben wir hier etwas Schwierigkeiten mit dem Satelliteninternet, stehen aber auch komplett unter Bäumen. Am See sind Schutzhütten zum Schlafen, Feuerstellen, Grills und sogar Feuerholz. Alles kostenfrei für alle. Das wirkt schon fast unglaubwürdig auf uns, aber unglaublich schön. Wir entscheiden uns, langsam mal Richtung Schweden und Norwegen zu fahren und finden einen schönen Platz am Meer. Wir waschen etwas Wäsche per Hand,  sind so gut wie allein und bleiben wieder drei Nächte. Olli musiziert in sonnigen Phasen am Strand mit der Handtrommel. Das Wetter ist immer noch durchwachsen, wir machen das Beste daraus. Wir fahren nach Kopenhagen auf einen Campingplatz und nutzen ausgiebig die Waschmaschine, um auch die Bettdecken und größere Sachen zu waschen. Auch Nalas siebter Geburtstag wird hier angemessen mit Festmahl, Massage und Turnübungen gefeiert. Wir haben beide richtig Lust auf Norwegen, könnte also passieren, dass wir da schneller landen als gedacht.

Übrigens: Noch mehr Bilder, Videos und täglichen Content unserer Abenteuer findest du auf unserem Instagram-Profil. Schau doch mal vorbei 🙂

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